Die Schweiz liegt seit Montag im Bereich eines mitteleuropäischen Trogsystems. Eine Nordwestströmung sorgt für kühles und phasenweise regnerisches Sommerwetter. Auf Donnerstag hin zeichnet sich nun eine meines Erachtens spannende Wetterlage ab. GFS modelliert einen für die Jahreszeit durchaus markanten Höhenkaltluft-Ausbruch nach Mitteleuropa und in der Folge direkt zum Alpenraum.
Zum Zeitpunkt Mittwoch 06 UTC präsentiert sich die Ausgangslage folgendermassen: Der Höhentrog hat ganz Mitteleuropa fest im Griff. Es handelt sich um ein besonders „schönes Exemplar“, wie ich finde. Der Trog wird lehrbuchmässig flankiert von zwei Hochdruckgebieten; eines mit Zentrum über dem Atlantik, das andere liegt über Russland. Dazwischen eingeklemmt befindet sich der Batzen Höhenkaltluft (in der Nordsee zwischen den Britischen Inseln und Norwegen), der in der Folge bis in den Alpenraum schwenken dürfte. Ich habe das entsprechende Gebiet mit einem blauen Pfeil markiert:

Bis zum Zeitpunkt Mittwoch 18 UTC schnürt sich ein Gebiet tiefen Geopotenzials vom „Mutterschiff“ über dem Nordmeer ab. Unser Kaltluft-Ausbruch nimmt zusehends Gestalt an:

Der Kaltluftausbruch ist nun auch auf der Mitteleuropa-Karte schön zu erkennen:

Bis Donnerstag 12 UTC schiebt sich der kalte Geselle weiter Richtung Alpenraum. Zu diesem Zeitpunkt befindet sich das Gebiet mit der kältesten Höhenluft im Raum Benelux. Zu erkennen ist das an der dunkelgrünen Färbung und an der grau gestrichelten Isotherme: In 500 hpa Höhe befindet sich dort also ein Luftpaket, in dem Temperaturen von unter -25 Grad herrschen:

Typisch für einen Ausbruch von Höhenkaltluft ist, dass dieser sich im Bodendruckfeld wie auch in der Frontenanalyse nicht im klassischen Sinne bemerkbar macht. Eine eigentliche Frontendynamik wie man sie von anderen Tiefdruckpassagen kennt, ist zumindest für das Laienauge nicht auszumachen. Das zeigt anschaulich die Theta-E-Karte für Donnerstag 12 UTC:

Bis Freitagnacht rauscht die Höhenkaltluft dann weiter bis in den Alpenraum:

Auffällig ist bei derartigen Höhenkaltluft-Ausbrüchen stets die markante Temperaturabnahme in der Höhe. Im 850hpa-Niveau (ca. 1500 Meter über Meer) liegt die Temperatur am Donnerstag im Kernbereich des „Batzens“ bei 3 bis 4 Grad:

Im 700hpa-Niveau (ca. 3000 Meter über Meer) sinken die Temperaturen bereits gegen die -10 Grad-Marke:

Im 500hpa-Niveau schliesslich (ca. 5000 Meter über Meer) kommen wir dann in den Bereich der bereits erwähnten -25 Grad und weniger:

Nicht zuletzt wegen dieser markanten Temperaturabnahme in der Höhe sind derartige Kaltluftausbrüche in unseren Breiten jeweils – trotz „langweiligem“ Bodendruckfeld und nicht vorhandener Frontendynamik – durchaus wetteraktiv. Dies wird auch bei diesem Exemplar der Fall sein. Einfach gesagt: Je intensiver die Temperaturabnahme mit der Höhe ist, desto grösser ist die Labilität in der Atmosphäre. Dies wiederum sorgt speziell im Bereich der höhenkältesten Luftmassen jeweils für erhöhte Schauer- und sogar Gewitteraktivität.
Die Modelle reagieren übrigens auch bei diesem Kaltluftausbruch mit Konvektion, v.a. von Donnerstagnachmittag bis Donnerstagabend. Speziell im Süddeutschen Raum und evt. auch in der Nordschweiz (Bodensee => Wasserhosen?) könnte ich mir das eine oder andere fotogene Kaltluftgewitter durchaus vorstellen.
Ich bin wie immer froh um Anregungen, Kritik und/oder Lob.
























