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Gewitter 30.06.2012
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Re: Gewitter 30.06.2012
Das wäre eine Zelle für "Christian Schlieren" gewesen -> nicht viel Hagel, aber die Körner sind schön:
Feuchtwangen (D):
http://www.youtube.com/watch?v=2AKLQ2_HAV4
Grüsse
Feuchtwangen (D):
http://www.youtube.com/watch?v=2AKLQ2_HAV4
Grüsse
Philippe Heiligenschwendi 1000m (ehemals Zimmerwald 899m)
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Re: Gewitter 30.06.2012
Wow, das nächste Mal fahren wir in die Burgundische Pforte
:
http://keraunos.org/orage-30-juin-2012- ... ations.htm
Gruss, Thies

http://keraunos.org/orage-30-juin-2012- ... ations.htm
Gruss, Thies
Thies Stillahn (Gewitterjagd im Dreiländereck D/CH/F)
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Re: Gewitter 30.06.2012
Hallo zusammen!
Also nur ein kleiner vorab post: Ich war bei Feuchtwangen in Bayern, als der 9cm Hagel fiel und saß im Auto, aus denen die Auffnahmen stammen. Einige Ausschnitte laufen auch bereits im TV (z.B. ntv). Das war eine abartige LP-Superzelle. Meine Berichte von Freitag, Samstag und Sonntag folgen in den kommenden Tagen. Das war ein unfassbares Wochenende....
Greez
Ben
Also nur ein kleiner vorab post: Ich war bei Feuchtwangen in Bayern, als der 9cm Hagel fiel und saß im Auto, aus denen die Auffnahmen stammen. Einige Ausschnitte laufen auch bereits im TV (z.B. ntv). Das war eine abartige LP-Superzelle. Meine Berichte von Freitag, Samstag und Sonntag folgen in den kommenden Tagen. Das war ein unfassbares Wochenende....
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Wetterfotografie in Süddeutschland
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Re: Gewitter 30.06.2012
Hui eine LP-Superzelle, das gibts auch nicht alle TageBen (BaWü) hat geschrieben:Das war eine abartige LP-Superzelle.

Höhe Dübendorf/ZH: 440 m ü. M.
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Wetterstation Dübendorf: https://www.meteo-duebendorf.ch/
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Re: Gewitter 30.06.2012
Hoi zämä
Ich war mit Knight, Philippe Zimmerwald und Säschu auf Tour. Später kamen noch Christian Schlieren dazu und im Rheingraben traffen wir noch auf die deutsche Chaser-Fraktion. War super und es hat Spass gemacht, mit euch allen zu chasen
Von dem Erlebten bin ich jedoch eher enttäuscht. Angesichts der Vielzahl wirklich heftiger Zellen hatte ich mir mehr Action und Fotomaterial erhofft.
Zuerst passten wir eine Zelle in Hildisrieden LU ab. Beim Aufzug blitze es sehr bescheiden, erst während sie uns überrollte, nahm die Frequenz stetig zu. Wenigstens kamen wir kurzzeitig in den Hagelcore (1-2cm). Anschliessend fuhren wir via Zürich in den Rheingraben nach Pfaffenweiler. Auf der Fahrt konnten wir noch einige Blitze "unserer" erstarkten Zelle sehen. Im Rheingraben wurde es dann langsam dunkel und wir konnten ferne Blitze der französichen Zellen sehen und z.T. auch fotografieren. Plötzlich setzte starker Outflow ein und senkte die Temperatur deutlich. Gleichzeitig bemerkten wir die Hagelzelle, die dem Jura entlang schlich und schon bald den Pruntruter Zipfel erreichen würde. Wir waren uns einig, sofort nach Basel zu fahren, um dieses Monster abzufangen. Kurz vor Basel sahen wir schon extremes Geblitze im Westen. Wir dachten, wir hätten noch Zeit uns weiter in den Süden zu verlagern, um optimal positioniert zu sein. In der Schweiz kurvten wir allerdings in Hügeln und Wäldern rum und fanden keinen Spotterplatz. So rauschte die Zelle (zwar etwas abgeschwächt) nördlich von uns durch und wir bekamen davon nichts mit, nicht einmal einen Regentropfen. Etwas später kam noch die Nachricht von Thies, dass es in Pfaffenweiler doch noch zu Hagel, Sturm und vielen Blitzen gereicht hatte. Zumindest bei mir sorgte das für Enttäuschung, gerade auch weil die letzten Wochen (oder gar Monate?) von vielen Flops geprägt waren...
Nachfolgend die Ausbeute an brauchbaren Blitzfotos aus dem Rheingraben:



Gruss, Dävu
Ich war mit Knight, Philippe Zimmerwald und Säschu auf Tour. Später kamen noch Christian Schlieren dazu und im Rheingraben traffen wir noch auf die deutsche Chaser-Fraktion. War super und es hat Spass gemacht, mit euch allen zu chasen

Von dem Erlebten bin ich jedoch eher enttäuscht. Angesichts der Vielzahl wirklich heftiger Zellen hatte ich mir mehr Action und Fotomaterial erhofft.
Zuerst passten wir eine Zelle in Hildisrieden LU ab. Beim Aufzug blitze es sehr bescheiden, erst während sie uns überrollte, nahm die Frequenz stetig zu. Wenigstens kamen wir kurzzeitig in den Hagelcore (1-2cm). Anschliessend fuhren wir via Zürich in den Rheingraben nach Pfaffenweiler. Auf der Fahrt konnten wir noch einige Blitze "unserer" erstarkten Zelle sehen. Im Rheingraben wurde es dann langsam dunkel und wir konnten ferne Blitze der französichen Zellen sehen und z.T. auch fotografieren. Plötzlich setzte starker Outflow ein und senkte die Temperatur deutlich. Gleichzeitig bemerkten wir die Hagelzelle, die dem Jura entlang schlich und schon bald den Pruntruter Zipfel erreichen würde. Wir waren uns einig, sofort nach Basel zu fahren, um dieses Monster abzufangen. Kurz vor Basel sahen wir schon extremes Geblitze im Westen. Wir dachten, wir hätten noch Zeit uns weiter in den Süden zu verlagern, um optimal positioniert zu sein. In der Schweiz kurvten wir allerdings in Hügeln und Wäldern rum und fanden keinen Spotterplatz. So rauschte die Zelle (zwar etwas abgeschwächt) nördlich von uns durch und wir bekamen davon nichts mit, nicht einmal einen Regentropfen. Etwas später kam noch die Nachricht von Thies, dass es in Pfaffenweiler doch noch zu Hagel, Sturm und vielen Blitzen gereicht hatte. Zumindest bei mir sorgte das für Enttäuschung, gerade auch weil die letzten Wochen (oder gar Monate?) von vielen Flops geprägt waren...
Nachfolgend die Ausbeute an brauchbaren Blitzfotos aus dem Rheingraben:



Gruss, Dävu
Zuletzt geändert von Dävu am Mo 2. Jul 2012, 21:58, insgesamt 2-mal geändert.
David in 5018 Erlinsbach
- Cyrill
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Re: Gewitter 30.06.2012
Hoi flowiflowi hat geschrieben:Das Teil hat sich über Süddeutschland zu einem echten Brummer gemausert.
Obwohl die Zellkerne zwischenzeitlich gut 100 km weit entfernt sind, reicht der gigantische Schirm noch bis zu uns ran ...
danke für Deinen Post mit dem Sat-Bild! Ich war in Deutschland mit Bernhard Oker unterwegs. Leider fiel das Internet aus. So hatten wir weder Radar- noch Satellitenunterstützung und waren auf unsere Nowcaster - Bernhard's Bruder, Ralph und Roland Morgenthaler - angewiesen. Bei Ralph schlug in der Nähe der Blitz ein; Stromausfall = für eine gewisse Zeit kein Nowcast möglich. Grösstenteils waren wir also auf unsere visuelle Einschätzung, der Erfahrung und etwas Bauchgefühl angewiesen. In einem Gebiet etwa 2/3 so gross wie die Schweiz zwar eine Herausforderung, aber Spass gemacht hat's alleweil, auch wenn nicht ein aussergewöhnliches Highlight dabei war. Immerhin waren wir rd. 6-7 Stunden lang irgendwo neben, vor, hinter oder unter einer mehr oder weniger blitzaktiven Zelle; teils optisch ansprechend, teils nicht, da im Extremniederschlags-Core (z.B. bei Stuttgart) die Blitze im Sekundentakt einfach die Nacht erhellten.
Ich setzte dieses Mal auf die WRF-Variante, welche teils von HiRLAM unterstützt wurde und entschied mich am frühen Nachmittag für die Region um Pforzheim (auf der Strecke Stuttgart-Karlsruhe), mitten im Level 3-Gebiet von Estofex. Hätte ich dem kleinen Detail in den ThetaE-Karten von GFS mehr Beachtung geschenkt, d.h. generell auf die GFS-Variante eingeschwenkt (obwohl GFS z.B. bei Pforzheim TPs von 24° Grad Celsius rechnete), dann wäre die Region Schwäbische Alp, bzw. nördliches Bodenseegebiet, plausibler gewesen. Mit den WRF-Karten im Fokus, rechnete ich mit den aus Frankreich um ca. 21z ankommenden Linien über die Vogesen, in den nördlichen Rheingraben hinein. Wir waren rechtzeitig in Karlsbad, genau nordöstlich in der Zugbahn, als die dort eher selten auftretenden Leeeffekte bei Strasbourg quasi vor unserer Nase die Zellen bei ihrer Verlagerung nach Nordosten abschwächen liessen. Zeitlich hätte es bei weitem gereicht, danach eine weitere Linie bei Sulz am Neckar abzufangen. Doch auf dem Weg dahin, fuhren wir in der Baustelle bei Sigmaringen einem Räumkommando der Stuttgarter Polizei hinterher, welche Äste, Baumaterial und einen Baum von der Fahrbahn entfernen musste, die der Sturm zuvor auf die Autobahn geworfen hatte. So verloren wir rd. 30 Minuten und die blitzaktive Linie zog vor uns bei Sulz a.N. über die Autobahn......
Da ich kein eigenes Sat-Bild zur Verfügung stellen kann, erlaubte ich mir auf Deinem geposteten Sat-Bild unsere Position bei Pforzheim (grünes Feld) einzuzeichnen, wo wir endlich trockenen Fusses einige Fotos machen konnten. Foto der Superzelle mit Shelf-Strukturen mit Blick in Richtung Osten nach Pforzheim Zentrum (weiter unten).


Etwas ausführlicher der Bericht im Xtreme Weather Tours-Blog
http://lexustec.li/chasing-vom-30-06-01 ... d-schweiz/
Gruss Cyrill
Zuletzt geändert von Cyrill am Di 3. Jul 2012, 23:33, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Gewitter 30.06.2012
Ich war mitten in dem Komplex drin, etwa 5km südlich es Cores. Es gingt brutal zur Sache. Der Downburst hat schlagartig eingesetzt und wie aus dem Nichts hat es dicke Äste von Bäumen gerissen und auf die Straße geschmissen. Gut und gerne hätte man davon getroffen werden können.
Selbst in Ulm in der Innenstadt gab es Böen über 90 km/h. Heute ist in der Lokalpresse ein Bericht, wonach der Sturm eine Schneiße der Verwüstung in den Wald geschlagen haben soll, etwa auf einer Länge von 10km. Der zuständige Forstwirt spricht von angerichteten Schäden wie seinerzeit bei Lothar am 26.12.1999 entstanden sind. Das riecht nach mehr als nur Downburst. Ich schaue mir das Morgen mal- Sollte sich tatsächlich ein Schneiße zeigen, werde ich genauer hinschauer. Es war hier am Ort eines der schadbringendsten Gewitter an das ich mich erinnern kann.
Hier der Bericht aus der Lokalpresse.
http://www.schwaebische.de/region/biber ... 78986.html
Selbst in Ulm in der Innenstadt gab es Böen über 90 km/h. Heute ist in der Lokalpresse ein Bericht, wonach der Sturm eine Schneiße der Verwüstung in den Wald geschlagen haben soll, etwa auf einer Länge von 10km. Der zuständige Forstwirt spricht von angerichteten Schäden wie seinerzeit bei Lothar am 26.12.1999 entstanden sind. Das riecht nach mehr als nur Downburst. Ich schaue mir das Morgen mal- Sollte sich tatsächlich ein Schneiße zeigen, werde ich genauer hinschauer. Es war hier am Ort eines der schadbringendsten Gewitter an das ich mich erinnern kann.
Hier der Bericht aus der Lokalpresse.
http://www.schwaebische.de/region/biber ... 78986.html
Zuletzt geändert von Stefan Hörmann am Di 3. Jul 2012, 23:59, insgesamt 1-mal geändert.
Viele Grüße,
Stefan, Ehingen/Donau, 545NN, Südrand Schwäbische Alb
http://www.gleitsegelwetter.de - Ein Dienst im Auftrag der Piloten
Mein größter Wetterwunsch zu Lebzeiten: Eine komplette Seegfrörne am Bodensee
Stefan, Ehingen/Donau, 545NN, Südrand Schwäbische Alb
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Re: Gewitter 30.06.2012
Hier noch ein interessantes Bild eines SF Meteo Wettermelders:
http://www.wettermelder.sf.tv/benutzer/ ... wolkenbild
Ich denke, dabei könnte es sich um den Leftmover gehandelt haben, welcher kurz nach 19 Uhr westlich an Rohrbachgraben (BE) vorbeigezogen ist:

© meteoradar 2009 (kostenpflichtiges Donnerradar 3D); Datenquelle: MeteoSchweiz
Gruss Chris
http://www.wettermelder.sf.tv/benutzer/ ... wolkenbild
Ich denke, dabei könnte es sich um den Leftmover gehandelt haben, welcher kurz nach 19 Uhr westlich an Rohrbachgraben (BE) vorbeigezogen ist:

© meteoradar 2009 (kostenpflichtiges Donnerradar 3D); Datenquelle: MeteoSchweiz
Gruss Chris
Zuletzt geändert von Severestorms am Do 5. Jul 2012, 16:28, insgesamt 1-mal geändert.
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Follow @SturmarchivCH on Twitter to get accurate information about severe, extreme or unusual weather events in Switzerland - fast and reliable.
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Re: Gewitter 30.06.2012
Hallo zusammen!
Hier nun der Bericht zur Superzelle, welche bei Feuchtwangen den Großhagel bis 9cm produzierte:
Am Samstag, 30.06.12 stand die erste wirklich großflächige Schwergewitterlage für Deutschland an. Die Karten zeigten das große Potential an diesem Tag. Speziell J. Zimmers WRF hatte über zwei Läufe konstant eine sehr interessante Entwicklung in BaWü gerechnet: Eine kräftige, isolierte Zelle etwas nördlich von Stuttgart, welche sogar so etwas wie ein eigenes „Meso-Tief“ besitzen sollte. Da die Scherungswerte und auch die anderen Parameter an diesem Tag eindeutig für Superzellen sprachen, entschlossen wir uns dazu, in diese Region zu fahren.
Wir fuhren schwitzend gegen 13 Uhr in Reutlingen los, zunächst auf die A81 Richtung Leonberg. Bei Ditzingen postierten wir uns direkt neben der Autobahn. Von dort hatte man einen halbwegs guten Blick Richtung Schwarzwald, an dem wir die ersten Entwicklungen vermuteten. Auch bei etwaigen Entwicklungen weiter südlich/nördlich wäre man in nicht all zu langer Zeit gewesen. Im Schatten und tropischen Bedingungen warteten wir nicht lange, als durch den starken Dunst erste nette Cu Richtung Westen zu sehen waren. Gegen 15:45 Uhr entstand ein größerer Cu bei Bad Wildbad, welcher anfangs noch recht unspektakulär aussah. Die Zelle aus diesem Cu erschien um kurz nach 16 Uhr auf dem Radar. Anfangs schien sie durch einen Deckel auf ca. 9000m etwas gehindert zu sein:

Die starke Höhenströmung lies den Eisschirm in wahnsinniger Geschwindigkeit wachsen. Uns war klar, dass es diese Zelle sein musste, welche WRF im Programm hatte (sonst herrschte in BaWü noch die große Ruhe vor dem Sturm). Da wir quasi ideal standen, können wir die Geburt und die folgende Reifung der Zelle wunderbar beobachten:

Nach Durchpeilen der groben Zugrichtung stellten wir fest, dass die Straßenlage Richtung Osten in dieser Region nicht ideal ist. Leider war auch der Großraum Backnang aufgrund der FB-Party an diesem Tag tabu für uns. Da die Zelle erstaunlich viel Nordkomponente drin hatte, beschlossen wir also erst einmal auf der A81 weiter zu fahren. Kurz später zeigte sich, dass die Zelle tatsächlich damit begann, das vorhandene Potential abzurufen:

Es bildete sich rasch eine wall-cloud aus und die typischen und schönen Strukturen einer Superzelle wurden sichtbar. Wir legten einen ersten Zwischenstop für Fotos/Videos und einen Zeitraffer (s. im Video) ein. Gleichzeitig vollzog die Zelle auf Höhe Vaihingen an der Enz einen Split.


Hier sieht man die Abspaltung des leftmovers, welcher jedoch nur kurz lebte:

Trotz dem Einsatz des Hagelfliegers kam die Zelle mit ihrer starken Rotation schnell näher und wir mussten weiter. Als wir auf der Autobahn bei Großbottwar in einen unfallbedingten Stau gerieten, spielten wir mit dem Gedanken abzufahren und über Landstraßen weiter zu fahren. Glücklicherweise taten wir dies nicht, fuhren nach Passage des Staus weiter und ließen den Aufwindbereich erst einmal hinter uns. Dabei kamen wir kurz später in kleinen Hagel (ca. 1-2 cm), welcher aus dem bereits sehr großen Eisschirm fiel. Es war wirklich beeindruckend, wie stark der Höhenwind den Niederschlag verfrachtete. Aufgrund der Zugrichtung fuhren wir am Autobahnkreuz Weinsberg (A81/A6) weiter Richtung Nürnberg. Auf der Fahrt Richtung Osten konnten wir uns dank guter Verkehrsbedingungen wieder vor die Zelle setzen, welche auf ihrem ONO-Kurs gleichzeitig immer näher an die A6 kam. Der schöne Aufwind wurde daher auch wieder deutlicher sichtbar:




Es musste dann ein Ort gefunden werden, um Auf- und Durchzug der Zelle zu verfolgen. Am Autobahnkreuz A6/A7 führen wir auf die A7 Richtung Süden und nahmen gleich die erste Ausfahrt. Ein paar hundert Meter östlich von Bergnerzell (ca. 3-4km NW von Feuchtwangen) postierten wir uns an einem kleinen Hang, von dem die Sicht Richtung Westen sehr gut war. Die Zelle Steuerte mit ihrem Aufwind direkt auf uns zu:





An sich wirkte die Zelle optisch nicht sonderlich bedrohlich: Man sah nur minimale Fallstreifen und konnte damit quasi unter der Zelle durch sehen, es blitzte nur sehr sporadisch und der Aufwind schien seine Struktur während des Aufzugs deutlich zu verändern. Auch eine Spaziergängerin schien aufgrund der Tatsache, dass wir bei diesen Bedingungen wie wild Fotos schossen, zig Stative herumstanden und allgemeine Aufregung herrschte, deutlich irritiert. Sie fragte, ob an diesem Gewitter etwas Besonderes sei. Nachdem wir dies bestätigten, schaute sie nur ungläubig gen Westen und lief Richtung Dorf. Auf dem zweiten Zeitraffer sieht man gut, dass der erste optische Eindruck trügt und sich die Zelle kurz vor uns noch einmal massiv verstärkte und der Aufwind regelrecht explodierte, wobei die Rotation wieder deutlich zunahm. Kurze Zeit später begann es dann zu Hageln. Der Hagel fiel absolut trocken und anfangs mit 2-3cm. Die Hageldichte nahm zu und die Schlossen wurden immer größer. Aus Bergnerzell konnte man das charakteristische Krachen und Scheppern hören, welches nur bei großem Hagel auftritt. Dieser rauschende Lärm kündigte den eigentlichen Hauptniederschlag an: trockenen Großhagel. Die meisten Körner waren zwischen 6 und 8cm. Sie hüpften auf der Wiese bis zu 2m in die Höhe und verursachten beim Aufschlag auf das Auto geradezu groteske Aufprallgeräusche. Der Hagel fiel dann gute 10 Minuten fast senkrecht und (gottseidank) ohne Wind vom Himmel, wobei das Ganze nach etwa 5 Minuten von Sonnenschein begleitet war. Gegen Ende mischten sich ein paar Regentropfen unter den Hagel, dann war der Spuk vorbei. Beim Einsammeln des Hagels konnten wir ganz unterschiedliche Hagelformen finden. Runde, einkernige; Konglomerate aus kleinen Körnern; bikonkave und stachelige Schlossen. Das größte Korn, das wird gefunden haben, hatte ganze 9cm, war jedoch nur ein Bruchstück (ca. 1/3). Es wog nach dem langen Transport und nach einigem Abschmelzen immer noch gut 100g. Man kann also davon ausgehen, dass einzelne Schlossen sicher um 300g schwer waren.





All das Gesagte (Zeitraffer, Hagel etc.) findet sich hier in folgendem Video:
http://www.youtube.com/watch?feature=pl ... yQKw4dM8O4
Weiteres Video/Zeitraffer:
http://www.youtube.com/watch?v=2AKLQ2_HAV4
http://www.youtube.com/watch?v=U7ieKWOW460
Zu den Schäden: Von den umliegenden Bäumen wurden natürlich viele Äste abgeschlagen. Eine Scheune verlor außerdem einige Dachziegel. Bei Passage des Dorfs Bergnerzell konnten wir keine größeren Schäden ausmachen. An unserem Auto ging der Hagelschlag natürlich auch nicht ohne Spuren vorbei. Wundersamerweise wurde keine der Scheiben von einem richtig großen Brocken getroffen. So blieb es bei tiefen Dellen (auch in der A- und B-Säule!!) und einer gerissenen Frontscheibe durch einen Randtreffer.
Nachdem wir die ganze Sache etwas verdaut hatten, ging es weiter nach Süden auf der A7, wo wir dann später dem Aufzug der Gewitterlinie mit einer tollen shelf-cloud und Sturm beiwohnen konnten. Dies dann aber in einem gesonderten Beitrag.
Greez
Ben
Hier nun der Bericht zur Superzelle, welche bei Feuchtwangen den Großhagel bis 9cm produzierte:
Am Samstag, 30.06.12 stand die erste wirklich großflächige Schwergewitterlage für Deutschland an. Die Karten zeigten das große Potential an diesem Tag. Speziell J. Zimmers WRF hatte über zwei Läufe konstant eine sehr interessante Entwicklung in BaWü gerechnet: Eine kräftige, isolierte Zelle etwas nördlich von Stuttgart, welche sogar so etwas wie ein eigenes „Meso-Tief“ besitzen sollte. Da die Scherungswerte und auch die anderen Parameter an diesem Tag eindeutig für Superzellen sprachen, entschlossen wir uns dazu, in diese Region zu fahren.
Wir fuhren schwitzend gegen 13 Uhr in Reutlingen los, zunächst auf die A81 Richtung Leonberg. Bei Ditzingen postierten wir uns direkt neben der Autobahn. Von dort hatte man einen halbwegs guten Blick Richtung Schwarzwald, an dem wir die ersten Entwicklungen vermuteten. Auch bei etwaigen Entwicklungen weiter südlich/nördlich wäre man in nicht all zu langer Zeit gewesen. Im Schatten und tropischen Bedingungen warteten wir nicht lange, als durch den starken Dunst erste nette Cu Richtung Westen zu sehen waren. Gegen 15:45 Uhr entstand ein größerer Cu bei Bad Wildbad, welcher anfangs noch recht unspektakulär aussah. Die Zelle aus diesem Cu erschien um kurz nach 16 Uhr auf dem Radar. Anfangs schien sie durch einen Deckel auf ca. 9000m etwas gehindert zu sein:

Die starke Höhenströmung lies den Eisschirm in wahnsinniger Geschwindigkeit wachsen. Uns war klar, dass es diese Zelle sein musste, welche WRF im Programm hatte (sonst herrschte in BaWü noch die große Ruhe vor dem Sturm). Da wir quasi ideal standen, können wir die Geburt und die folgende Reifung der Zelle wunderbar beobachten:

Nach Durchpeilen der groben Zugrichtung stellten wir fest, dass die Straßenlage Richtung Osten in dieser Region nicht ideal ist. Leider war auch der Großraum Backnang aufgrund der FB-Party an diesem Tag tabu für uns. Da die Zelle erstaunlich viel Nordkomponente drin hatte, beschlossen wir also erst einmal auf der A81 weiter zu fahren. Kurz später zeigte sich, dass die Zelle tatsächlich damit begann, das vorhandene Potential abzurufen:

Es bildete sich rasch eine wall-cloud aus und die typischen und schönen Strukturen einer Superzelle wurden sichtbar. Wir legten einen ersten Zwischenstop für Fotos/Videos und einen Zeitraffer (s. im Video) ein. Gleichzeitig vollzog die Zelle auf Höhe Vaihingen an der Enz einen Split.


Hier sieht man die Abspaltung des leftmovers, welcher jedoch nur kurz lebte:

Trotz dem Einsatz des Hagelfliegers kam die Zelle mit ihrer starken Rotation schnell näher und wir mussten weiter. Als wir auf der Autobahn bei Großbottwar in einen unfallbedingten Stau gerieten, spielten wir mit dem Gedanken abzufahren und über Landstraßen weiter zu fahren. Glücklicherweise taten wir dies nicht, fuhren nach Passage des Staus weiter und ließen den Aufwindbereich erst einmal hinter uns. Dabei kamen wir kurz später in kleinen Hagel (ca. 1-2 cm), welcher aus dem bereits sehr großen Eisschirm fiel. Es war wirklich beeindruckend, wie stark der Höhenwind den Niederschlag verfrachtete. Aufgrund der Zugrichtung fuhren wir am Autobahnkreuz Weinsberg (A81/A6) weiter Richtung Nürnberg. Auf der Fahrt Richtung Osten konnten wir uns dank guter Verkehrsbedingungen wieder vor die Zelle setzen, welche auf ihrem ONO-Kurs gleichzeitig immer näher an die A6 kam. Der schöne Aufwind wurde daher auch wieder deutlicher sichtbar:




Es musste dann ein Ort gefunden werden, um Auf- und Durchzug der Zelle zu verfolgen. Am Autobahnkreuz A6/A7 führen wir auf die A7 Richtung Süden und nahmen gleich die erste Ausfahrt. Ein paar hundert Meter östlich von Bergnerzell (ca. 3-4km NW von Feuchtwangen) postierten wir uns an einem kleinen Hang, von dem die Sicht Richtung Westen sehr gut war. Die Zelle Steuerte mit ihrem Aufwind direkt auf uns zu:





An sich wirkte die Zelle optisch nicht sonderlich bedrohlich: Man sah nur minimale Fallstreifen und konnte damit quasi unter der Zelle durch sehen, es blitzte nur sehr sporadisch und der Aufwind schien seine Struktur während des Aufzugs deutlich zu verändern. Auch eine Spaziergängerin schien aufgrund der Tatsache, dass wir bei diesen Bedingungen wie wild Fotos schossen, zig Stative herumstanden und allgemeine Aufregung herrschte, deutlich irritiert. Sie fragte, ob an diesem Gewitter etwas Besonderes sei. Nachdem wir dies bestätigten, schaute sie nur ungläubig gen Westen und lief Richtung Dorf. Auf dem zweiten Zeitraffer sieht man gut, dass der erste optische Eindruck trügt und sich die Zelle kurz vor uns noch einmal massiv verstärkte und der Aufwind regelrecht explodierte, wobei die Rotation wieder deutlich zunahm. Kurze Zeit später begann es dann zu Hageln. Der Hagel fiel absolut trocken und anfangs mit 2-3cm. Die Hageldichte nahm zu und die Schlossen wurden immer größer. Aus Bergnerzell konnte man das charakteristische Krachen und Scheppern hören, welches nur bei großem Hagel auftritt. Dieser rauschende Lärm kündigte den eigentlichen Hauptniederschlag an: trockenen Großhagel. Die meisten Körner waren zwischen 6 und 8cm. Sie hüpften auf der Wiese bis zu 2m in die Höhe und verursachten beim Aufschlag auf das Auto geradezu groteske Aufprallgeräusche. Der Hagel fiel dann gute 10 Minuten fast senkrecht und (gottseidank) ohne Wind vom Himmel, wobei das Ganze nach etwa 5 Minuten von Sonnenschein begleitet war. Gegen Ende mischten sich ein paar Regentropfen unter den Hagel, dann war der Spuk vorbei. Beim Einsammeln des Hagels konnten wir ganz unterschiedliche Hagelformen finden. Runde, einkernige; Konglomerate aus kleinen Körnern; bikonkave und stachelige Schlossen. Das größte Korn, das wird gefunden haben, hatte ganze 9cm, war jedoch nur ein Bruchstück (ca. 1/3). Es wog nach dem langen Transport und nach einigem Abschmelzen immer noch gut 100g. Man kann also davon ausgehen, dass einzelne Schlossen sicher um 300g schwer waren.





All das Gesagte (Zeitraffer, Hagel etc.) findet sich hier in folgendem Video:
http://www.youtube.com/watch?feature=pl ... yQKw4dM8O4
Weiteres Video/Zeitraffer:
http://www.youtube.com/watch?v=2AKLQ2_HAV4
http://www.youtube.com/watch?v=U7ieKWOW460
Zu den Schäden: Von den umliegenden Bäumen wurden natürlich viele Äste abgeschlagen. Eine Scheune verlor außerdem einige Dachziegel. Bei Passage des Dorfs Bergnerzell konnten wir keine größeren Schäden ausmachen. An unserem Auto ging der Hagelschlag natürlich auch nicht ohne Spuren vorbei. Wundersamerweise wurde keine der Scheiben von einem richtig großen Brocken getroffen. So blieb es bei tiefen Dellen (auch in der A- und B-Säule!!) und einer gerissenen Frontscheibe durch einen Randtreffer.
Nachdem wir die ganze Sache etwas verdaut hatten, ging es weiter nach Süden auf der A7, wo wir dann später dem Aufzug der Gewitterlinie mit einer tollen shelf-cloud und Sturm beiwohnen konnten. Dies dann aber in einem gesonderten Beitrag.
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Zuletzt geändert von Ben (BaWü) am Sa 7. Jul 2012, 13:58, insgesamt 2-mal geändert.
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Re: Gewitter 30.06.2012
@Ben: Toll strukturierte Zelle habt ihr da erwischt, schicke Meso...erinnert mich von der Statur her ein bisschen an die zweite Superzelle bei Freiburg vom 23.06.2008, die ich mit Thies erwischt hatte. Die sah als sie den Tuniberg streifte dieser Zelle recht ähnlich. Ohne groß Kilometer zu machen sieht man sowas hier wohl im Schnitt alle 3-5 Jahre, Glückwunsch für das Erlebte und danke für den klasse Bericht.
Allerdings scheint es mir so als ob ihr den Corepunch bewusst in Kauf genommen habt, freilich ohne zu ahnen das der Hagel die -sagen wir mal- 5cm überschreitet? Jedenfalls wart ihr über längere Zeit vor der Zelle in Position...das wäre mir bei so einem Kaliber zu riskant bzw. teuer geworden.
Teilt ihr euch die Unkosten oder war das ohnehin bereits ein Schwergewitterchasing-gezeichnetes Gefährt?
Bin ziemlich neidisch wegen der fotogenen Zelle, sowas (auch im kleinen Stil) ist diese Saison hier im (Süd-)Westen Mangelware - leider.
Gruss Benni
Allerdings scheint es mir so als ob ihr den Corepunch bewusst in Kauf genommen habt, freilich ohne zu ahnen das der Hagel die -sagen wir mal- 5cm überschreitet? Jedenfalls wart ihr über längere Zeit vor der Zelle in Position...das wäre mir bei so einem Kaliber zu riskant bzw. teuer geworden.

Teilt ihr euch die Unkosten oder war das ohnehin bereits ein Schwergewitterchasing-gezeichnetes Gefährt?
Bin ziemlich neidisch wegen der fotogenen Zelle, sowas (auch im kleinen Stil) ist diese Saison hier im (Süd-)Westen Mangelware - leider.
Gruss Benni
meist rund um Freiburg oder der Umgebung (Oberrheingraben, Schwarzwald, Dreiländereck) unterwegs 
