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Sturm am 11./12/13. Januar in der Schweiz

Alles zu (Un)wetter relevant für die Schweiz
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Federwolke
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Sturm am 11./12/13. Januar in der Schweiz

Beitrag von Federwolke »

Hoi Dani

Markus hat während meiner Abwesenheit ja schon mal eine sehr brauchbare Erklärung abgegeben. Ich möchte noch folgende Ergänzungen anbringen, um deine Frage nach der Windbezeichnung zu beantworten:

Wie schon Markus geschrieben hat, wird die Beaufort-Skala normalerweise für den 10-Minuten-Mittelwind verwendet. Eine Spitzenböe von 9 BF macht somit genau genommen noch keinen Sturm. Hier die Beaufort-Bezeichnungen ab Windstärke 7:

07: 050 - 061 km/h ¦ 13.9 - 17.1 m/s ¦ 28 - 33 Kn ¦ sehr starker Wind, ganze Bäume in Bewegung
08: 062 - 074 km/h ¦ 17.2 - 20.7 m/s ¦ 34 - 40 Kn ¦ stürmischer Wind, Brechen von Zweigen
09: 075 - 088 km/h ¦ 20.8 - 24.4 m/s ¦ 41 - 47 Kn ¦ Sturm, Brechen unbelaubter grösserer Äste
10: 089 - 102 km/h ¦ 24.5 - 28.4 m/s ¦ 48 - 55 Kn ¦ starker Sturm, Brechen oder Entwurzeln ganzer Bäume
11: 103 - 117 km/h ¦ 28.5 - 32.6 m/s ¦ 56 - 63 Kn ¦ heftiger Sturm, zahlreiche Zerstörungen
12: > 117 km/h ......¦ > 32.6 m/s .......¦ > 63 Kn .....¦ Orkan, Verbreitete Verwüstungen

Setzt man nun diese Skala in die Praxis um, so sollte man die Mittelwinde im Flachland heranziehen. Selbst Lothar hat somit mit dem höchsten 10-min-Wert von knapp 90 km/h auf dem Üetliberg knapp BF 10 erreicht. Mittelwerte von anderen Stationen liegen mir leider nicht vor, doch werden sie im Flachland in den meisten Gebieten etwa um diesem Wert herum gelegen haben, wie ein Vergleich der Windspitzen zeigt. Vergleicht man nun die Schadensbeschreibung der Windskala bei BF 10 mit den tatsächlich eingetroffenen Schäden, so haben wir eine ziemlich gute Übereinstimmung.

Nun ist für die Schäden natürlich nicht alleine der Mittelwind verantwortlich, sondern die Böigkeit macht es aus. Sprich: Die Frequenz und Dauer der Böen sowie der Windrichtungswechsel sind ausschlaggebend für Schäden an Gebäuden oder Bäumen. Je nachdem, wie diese Faktoren zusammenspielen, kann eine gemessene Böe von 120 km/h den grösseren Schaden anrichten als eine von 150 km/h. Und genau dies war die Besonderheit von Lothar. Doch damit verlassen wir das eigentliche Thema ;-)

Es hat sich immer mehr durchgesetzt, dass man bei einer 90 km/h-Böe von einem Sturm spricht, bei einer 120 km/h-Böe von einem Orkan. Im Sinne von Admiral Beaufort dürfte das kaum gewesen sein, doch ist sie für uns Binnenländer aus meiner persönlichen Sicht durchaus vertretbar, solange man explizit erwähnt, dass es sich um die Spitzenwerte handelt, also um "Sturmböen" oder "Orkanböen".

Wer sich in die Diskussion um Windmessungen, Skalen und den Sinn der Anwendung der Beaufort-Skala an Land vertiefen möchte, dem kann ich noch diesen Thread im WZ-Vertiefungsforum ans Herz legen:

http://www.wetter-zentrale.com/cgi-bin/ ... s;read=275

Liebe Grüsse aus dem Windkanal :-O

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Michi (Neuenkirch)
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Sturm am 11./12/13. Januar in der Schweiz

Beitrag von Michi (Neuenkirch) »

@ Fabienne: die Meilen pro Stunde m.p.h und
den Staudruck in kg/m2 hast Du noch vergessen...:-O:-O
Grüssli aus dem windigen Kriens mit angenehmen 5-6 Grad auf der Beaufort-Skala "frische Brise - starker Wind" (Mittelwind hier);Takt 11.3°
Nachtrag: hier die aktuellen Winde vom Kanton Luzern:
Bild

Windtendenz letzte h gleichbleibend bis eher abnehmend!! ; Hoffe das war's nicht schon !?!
- Editiert von Michi (Obernau LU) am 12.01.2004, 21:17 -
Michi - Neuenkirch LU, genau 341° und 14 km nördlich vom Pilatus


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Andreas -Winterthur-
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Sturm am 11./12/13. Januar in der Schweiz

Beitrag von Andreas -Winterthur- »

Hallo

Unter so einem roten ETH-Radar Echo war ich gerade hier in Winterthur. Netter Schauer und kräftige Böen wird wohl die Kaltfront oder evtl. ein präfrontaler Vorläufer sein. Der Druck auf meinem billig Barometer ist auch recht angestiegen, Temp. etwas im Abwärtstrend aber immer noch auf 9.7°C.

Könnte mir vorstellen, dass es Richtung Voralpen -Zentralschweiz- noch recht abgehen könnte, wenn sich dort die Warmluft allenfalls noch länger hält, könnte es zu einem Sandwicheffekt kommen; bei Viviane ist das passiert, allerdings war dort die Kaltfront glaube ich stärker.

Um die wirklich kräftigen Sturmböen bis ins Flachland runter zu mischen fehlt diesmal die kräftige Kalftront resp. die Höhenkaltluft (mind. nach meinem Informationsstand ohne exakte Unterlagen zu Hause). Letzte Nacht war ein klassischer Fall dazu. Aber wer weiss, die Lage ist auf alle Fälle dynamisch. Jetzt haben wir hier doch recht starke Windböen; klappt jetzt besser mit dem runtergreifen des Windes...

Grüsse in die Sturmnacht

Andreas
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Beitrag von Kaiko (Döttingen) »

Jetzt hat sich der Sturm zum Glück etwas beruhigt.
Die schnelle Entwicklung der Schauerzelle im Zürcher Unterland, wie oben von Christian beschrieben, könnte einen Zusammenhang mit dem starken Sturm hier haben.
Zeitlich passen diese Ereignisse genau zusammen.
Wäre noch interessant gewesen diese Wolkenformation bei Tag zu sehen.
Mitbetreiber des Sturmarchivs Schweiz und Wetterforscher aus Leidenschaft: http://www.sturmarchiv.ch/

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Bernhard Oker
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Sturm am 11./12/13. Januar in der Schweiz

Beitrag von Bernhard Oker »

Es hat aufgeklart und der Wind wird immer stärker (bis 90 km/h)! Kommt da noch was nach?

Gruss Bernhard
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thorsten
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Beitrag von thorsten »

hallo michi

die einheiten für die windgeschw. vom kanton luzern, sind die in meilen oder was angegeben?? oder ganz normal in km/h. dann wärs ja ziemlich lau bei euch..

gruss
thorsten

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Michi (Neuenkirch)
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Sturm am 11./12/13. Januar in der Schweiz

Beitrag von Michi (Neuenkirch) »

Blitze im Jura... dasselbe Regenband zieht nun gegen die Zentralschweiz, vielleicht krachts hier ja noch :O

@ thorsten: in kph !! hab mich da auch schon gefragt, denke aber dass dies kmh sind. lasse mich aber gerne belehren...
siehe Stationswerte zB. von Schwarzenberg

Messwerte Kt. Luzern
- Editiert von Michi (Obernau LU) am 12.01.2004, 21:36 -
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Andreas -Winterthur-
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Sturm am 11./12/13. Januar in der Schweiz

Beitrag von Andreas -Winterthur- »

Jetzt geht hier in Winti wirklich die Post ab! In der offensichtlich labileren Kaltluft greift der Sturm nun bis runter durch..., kein Vergleich mit den Abenstunden. Schöne zu sehen auch Cu med oder fast congestus Türme!

Gruss Andreas
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Beitrag von Marco (Oberfrick) »

Hi Andres super dann geht gleich hier die Post ab :-O:-O

Gruss Marco
Aus dem Schönen WINTERthur-Seen 480m.ü.M.
Seit 2017 im Frickital Zuhause ;-)

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Dani (Niederurnen)
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Beitrag von Dani (Niederurnen) »

Hoi Fabienne,

Danke für deine Erklärungen. Hab im WZ Forum mal begonnen den Thread zu lesen. Nun, das von Mittelwind und dem Faktor 1.5 habe ich hoffentlich verstanden (Böe von 180 km/h = Mittelwind von 120km/h??).

In Bezug auf Schäden würden mich der Faktor Mittelwind interessieren. Schadet ein konstant starker Mittelwind von sagen wir mal 90 km/h einem Baum mehr? So das danach auch eine Böe von nur wenig mehr als dem konstanten Mittelwind den Baum umwirft?

Nun ich möchte mal ein Beispiel heranziehen wie es wohl in der Realität nicht vorkommt (oder mir ist keines bekannt).
Sturm A: Sehr böig, Böenspitze bei 120 Km/h, jedoch schwache Mittelwindwerte.
Sturm B: Konstant starker Mittelwind (90km/h) über einen gewissen Zeitraum (??), dann ein paar heftige Böen, die jedoch auch nicht über 120 km/h kommen.

Bei welchem Sturm wären nun die grösseren Schäden zu verzeichnen?

Na ja wohl alles ein wenig an den Haaren herbeigezogen, hoffe jedoch es ist verständlich was ich fragen möchte.

Gruss aus dem windigen Uster mit den wackelnden Strassenlampen
Dani
Neu nicht mehr in der Nebelsuppe von Uster sondern in im sonnigen Glarnerland

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