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Atlantik-Blockade, Januar bis Juni 2010

Grundlagen und Expertenwissen.
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Tinu (Männedorf)
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Atlantik-Blockade, Januar bis Juni 2010

Beitrag von Tinu (Männedorf) »

Hoi zäme

Im Thread über die bisherige Mai-Witterung kam die auffällige Erhaltungsneigung zur Sprache, welche unser Wetter im Prinzip seit Jahresbeginn prägt. Vor allem eines sticht ins Auge: Die atlantische Westzirkulation, auch "Westrutsche" genannt, bei der Mitteleuropa grossflächig und lang anhaltend unter einer zonalen Strömung (also einer Westwindströmung) liegt, hat sich seit Januar mehr oder weniger aus unseren Breitengraden verabschiedet. Ich möchte dies zunächst anhand einer Analyse der Grosswetterlage seit Januar aufzeigen. Anschliessend können wir hoffentlich gemeinsam über die möglichen Ursachen (von NOA-Index bis El Nino) und die mögliche künftige Entwicklung diskutieren.

Drehen wir das Rad der Zeit etwas zurück.

Beim Blick auf die Grosswetterlage vom 1. Januar 2010 fällt auf, dass Mitteleuropa unter einem massiven Höhentrog liegt. Diese Ausbuchtung mit tiefem Geopotenzial wird in der 500hpa-Karte vor allem anhand der Färbung erkennbar: Je dunkler und kühler die Farbtöne desto tiefer das Geopotenzial. Ein guter Ansatz zur Trennung der zirkulierenden Luftmassen ist die Polarfront. Sie trennt einfach gesagt die kühl-trockenen Polaren Luftmassen von den warm-feuchten Subtropischen Luftmassen. In der Karte ist die Polarfront durch die dicke schwarze Linie gekennzeichnet (552er Linie).

Über Sibieren und dem Nordatlantik liegen Gebiete hohen Luftdrucks, am südlichen Rand des Höhentroges über Mitteleuropa drehen sich im Übergangsbereich der beiden erwähnten Primärluftmassen typischerweise Bodentiefs ein.
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Wenn wir nun das Rad der Zeit vorwärts drehen merken wir, dass sich an dieser Ausgangslage in den kommenden Tagen mehr oder weniger gar nichts ändert. Die Konstellation nuanciert zwar, sie bleibt in den groben Zügen aber erhalten: Austrogung über Mitteleuropa, hoher Luftdruck über Nordatlantik und Sibieren, Tiefdruckbildung am Südrand des Troges:
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Auf Mitte Januar ändert sich die Konstellation insofern, dass sich über Nordeuropa hoher Luftdruck breit macht. Gleichzeitig kommt die Westwindzirkulation über dem Atlantik etwas stärker in Fahrt.
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An der Blockade-Situation über Mitteleuropa ändert sich deswegen aber wenig. Das mächtige Hochdruckgebiet über Nordeuropa verhindert ein Ausgreifen der westlichen Strömung auf unsere Breitengrade.
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Erst nach Monatsmitte wird der Block ansatzweise durchbrochen. Auch hier würde ich aber eher von einem Streifschuss reden, weil sich in der Folge rasch wieder hoher Luftdruck über unseren Köpfen etabliert.

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Dieses Spiel wiederholt sich in der Folge grob betrachtet fast im Copy-Paste-Stil. Natürlich gibt es Nuancen: So liegt der Trog nun bsp. etwas weiter östlich. Vergleicht man aber die Situation auf der 500er Karte am 25. Januar mit jener am 1. Januar mit leicht zugekniffenen Augen, dann wird man unschwer feststellen, dass sich an der Ausgangslage eigentlich relativ wenig geändert hat: Trog in der Mitte, flache Hochdruckrinne über dem Atlantik, Hochdruck über Sibirien.
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Gegen Ende des Monats erscheint es dann so, als ob die grossräumige Zirkulation entgültig wieder in ihren Zustand vom Monatsbeginn zurückkehren wollte: Klassischer Höhentrog Mitteleuropa, der Atlantik ist blockiert. Ein Schachspieler würde sich angesichts dieser Konstellation wohl verwundert die Augen reiben: Sämtliche Figuren sind wieder auf ihre anfänglichen Felder zurückgekehrt.
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Und wie es danach weiterging? Ich denke dass könnt ihr euch vorstellen. Die Austrogung über Mitteleuropa, resp. die weitgehende atlantische Blockade war auch im Februar DAS dominierende Element. Gegen Ende Februar sah es kurzzeitig danach aus, als ob sich die Westwinddrift würde durchsetzen können. Bereits Anfang März kehrte die Grosswetterlage aber wieder in den bekannten Zustand zurück:
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Wobei man ehrlicherweise zugeben muss, dass der März bezüglich dieses Themas noch jener Monat war, der die grössten Ausreisser hinlegte. Man darf sagen, dass es etwa ab dem 18. März erstmals seit langem wieder eine schöne WLA über Mitteleuropa gab und sich danach für gewisse Zeit einige Tiefdruckgebiete die Klinke in die Hand gaben.
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Bereits im April wars dann aber wieder vorbei mit der Herrlichkeit. Wieder etablierte sich das bereits bekannte Spiel: Austrogung über Mitteleuropa, hoher Luftdruck über dem Nordatlantik, hoher Luftdruck über Sibirien. Zu diesem Zeitpunkt durfte man sich bereits berechtigterweise Fragen, wo denn in diesem Winter eigentlich die berüchtigten "Winterstürme" geblieben waren. Die Antwort zeigt stellvertretend das Bild vom 10. April. Die "Stürme" taten das, was sie mehr oder weniger bereits seit Januar getan hatten: Ferien machen hinter dem atlantischen Hochdruckwall...
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In der weiteren Phase sah es kurzzeitig erneut so aus, als ob sich einmal eine Westzirkulation einstellen könnte. Allerdings wurde um die Monatsmitte schnell klar, dass es erneut nur ein Streifschuss werden würde. Auf Anfang Mai besannen sich die Figuren auf dem Schachbrett wieder ihrer Anfänge und kehrten mehr oder weniger an den Start zurück...
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Und wo stehen wir heute? Nun, in den kommenden Tagen bricht wohl (endlich) der Frühling aus. Von Westen her stösst ein Keil nach Mitteleuropa vor, gestützt durch die WLA eines atlantischen Langwellentroges. Bevor jetzt aber der Jubel ausbricht würde ich mir nochmals die Situationen der vergangenen paar Monate vor Augen führen. Der Atlantik dürfte nämlich auch bei dieser Entwicklung früher oder später auf der Strecke bleiben, weil sich wohl erneut eine Hochdruckbrücke quer über den Nordatlantik legen wird und somit das Potenzial für neuerliche Kaltluftvorstösse aus nördlicher oder nordöstlicher Richtung eröffnet. Ob und wie das so passieren wird sei mal dahingestellt.
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Eines ist aber weit und breit nirgendwo zu erkennen: Die "Westrutsche"...

Die Frage ist nun: Was sind die Gründe für diese permanente Aussparung der Westwindzirkulation aus unseren Breitengraden? Wieso regenerierte sich diese Wetterlage in den letzten vier bis fünf Monaten derart hartnäckig immer und immer wieder? Und was bedeutet das für unseren Sommer?
Zuletzt geändert von Tinu (Männedorf) am Mo 14. Jun 2010, 10:28, insgesamt 1-mal geändert.
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Willi
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Re: Atlantik-Blockade, Januar bis Mai 2010

Beitrag von Willi »

weil sich wohl erneut eine Hochdruckbrücke quer über den Nordatlantik legen wird und somit das Potenzial für neuerliche Kaltluftvorstösse aus nördlicher oder nordöstlicher Richtung eröffnet.
Danke Tinu für den spannenden Rückblick. Deine Fragen sind bestimmt hochinteressant, aber nicht einfach zu beantworten. Was deine zitierte Aussage angeht, reicht es, einen Blick auf die aktuellen längerfristigen Vorhersagekarten zu werfen, was du wohl auch schon getan hast. Es wird wirklich langsam langweilig, genauso wie die zähe Wolkendecke, die seit Tagen über uns hockt (aber wenigstens nicht mehr tröpfelt). Da kann man nur hoffen, dass die Modelle mal gründlich danebenliegen.

Gruss Willi
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Tinu (Männedorf)
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Re: Atlantik-Blockade, Januar bis Mai 2010

Beitrag von Tinu (Männedorf) »

Willi hat geschrieben: Deine Fragen sind bestimmt hochinteressant, aber nicht einfach zu beantworten.
Ciao Willi. Danke für deine Antwort. Ganz offensichtlich scheint sich auf diese monatelange Blockadesituation tatsächlich niemand einen Reim machen zu können. Das interpretiere ich jetzt mal anhand der Flut von Antworten hier (*hüstel*). Naja, wills niemandem verdenken. Ich kanns mir ja auch nicht richtig erklären.

Die Erklärungsversuche anhand der seit längerem stark im negativen verweilenden Oszillationssysteme (arktisch wie nordatlantisch) sind zwar auf den ersten Blick logisch. Allerdings bieten sie aus meiner Sicht letztlich auch keine zufriedenstellenden Antworten, vor allem nicht bezüglich der enormen Dauer dieser atlantischen Blockade-Situation. Aber auch deshalb, weil ich mich bsp. an negative AO oder NAO-Phasen erinnern kann, in denen das Wetter absolut nicht dem lehrbuchhaft zu erwartenden Muster entsprach.

Was ich mir aber vorstellen könnte, wäre ein Zusammenspiel zweier Kräfte: Nämlich von El Nino und negativem NAO, resp AO. Rein theoretisch wäre es doch denkbar, dass El Nino eine negative Oszillationsphase, wie sie sich zu Beginn dieses Winters einstellte, schlicht und ergreifend gestützt und damit massiv verlängert hat. Ich weiss, das fundiert nicht auf wissenschaftlichen Untersuchungen. Ausserdem wird El Nino gemäss gängiger Ansicht ja nur ein geringfügiger Einfluss auf das Europäische Wetter zugeschrieben.
Zuletzt geändert von Tinu (Männedorf) am Fr 21. Mai 2010, 10:01, insgesamt 1-mal geändert.
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URBI

Re: Atlantik-Blockade, Januar bis Mai 2010

Beitrag von URBI »

Zitat Tinu
Ausserdem wird El Nino gemäss gängiger Ansicht ja nur ein geringfügiger Einfluss auf das Europäische Wetter zugeschrieben.
Salü Tinu,
Diese gängige Meinung wird hinterfragt:


http://www.sturmforum.ch/viewtopic.php? ... no#p113935
Link zu El Niño Thema (Joachim)
_________________________________________




:)

Es ist ein Wechselspiel der Systeme. Dazu braucht es eine Weltkarte.


Verschiedene von mir erstellte Beiträge zusammengefasst. ( Aus dem Forum )
____________________________________________________________





NAO
http://nat-meer.ifm-geomar.de/OzeanOnli ... AO/nao.htm

Atlantische_Multidekaden-Oszillation
http://de.wikipedia.org/wiki/Atlantisch ... szillation


Arktik

Ich habe noch etwas gestöbert.


http://www.iap-kborn.de/Die-Arktische-O ... 272.0.html

http://www.planeterde.de/presse/ArktischeOszillation/

http://www.scinexx.de/wissen-aktuell-79 ... 03-10.html

http://www.uni-protokolle.de/nachrichten/id/105044/

http://www.cpc.ncep.noaa.gov/products/p ... x/ao.shtml

http://www.cpc.ncep.noaa.gov/products/p ... index.html

http://www.newx-forecasts.com/ao_2.html

http://www.arctic.noaa.gov/detect/climate-ao.shtml

http://jisao.washington.edu/ao/

Das Thema ist sehr Interessant.


___________________________________________________________


Zitat: uni-protokolle.de
Die "Arktische Oszillation" beeinflusst das Auf und Ab der Temperaturen in der Arktis. Dabei handelt es sich um eine großräumige Schwingung der Atmosphäre, die durch entgegengesetzte Luftdruckanomalien in der zentralen Arktis und Teilen der mittleren Breiten gekennzeichnet ist. Die Jahrzehnte dauernden Schwingungen sind unterschiedlich stark ausgeprägt. In der positiven Phase, die seit etwa 1970 vorherrscht, treiben starke Westwinde im Winter warme Atlantikluft nach Nordeuropa und Sibirien. In der negativen Phase der Arktischen Oszillation kann die kalte Polarluft weiter nach Süden vordringen und beschert den Europäern strenge Winter, wie zuletzt von 1940 bis 1970. Durch Einbeziehung dieser Schwingungen in Computermodellierungen soll die Vorhersage der künftigen Klimaentwicklung deutlich verbessert werden.



______________________________________________________





Zitat: scinexx.de
Neue Erkenntnisse durch neues Modul
Bislang werden in komplexen, globalen, gekoppelten Atmosphären-Ozean-Klimamodellen die gegenseitigen Wechselwirkungen zwischen chemischen Prozessen in der Stratosphäre und der Zirkulation in der Tropo- und Stratosphäre - null bis zehn Kilometer Höhe beziehungsweise zehn bis circa 50 Kilometer Höhe - nicht berücksichtigt.

Die Wissenschaftler des Alfred-Wegener-Institutes haben nun erstmals in ein Atmosphären-Ozean-Klimamodell ein Modul der stratosphärischen Ozonchemie eingefügt. Durch einen Vergleich von Simulationen des Standardmodells und des um die Ozonchemie ergänzten neuen Modells konnten die Wissenschaftler zeigen, dass die Ozonchemie einen deutlichen Einfluss auf die Arktische Oszillation hat. Änderungen der atmosphärischen Strömung und der Temperaturverteilung führen zu einer Verstärkung der winterlichen negativen Phase der Arktischen Oszillation.

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Tropopause

Ozonbilder vom 08.01.2010
passend zu http://www.sturmforum.ch/viewtopic.php?f=2&t=6743


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Aus dem Forum 2005
Golfstrom hat sich stark abgeschwächt
Eine Diskussion zu Meerestemperatur und NAO ( Nordatlantische Oszillation)


Zwei aktuelle Grafiken
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http://www.cpc.ncep.noaa.gov/data/teled ... ents.shtml

Zum Verständnis der NAO-Dynamik
hamburger-bildungsserver.de


bildungsserver.de

sfb.uni-hamburg.de

ifm-geomar.de

http://www.giub.unibe.ch/klimet/docs/cl ... _et_al.pdf
Historische Entwicklung der NAO-Forschung


http://www.climate.unibe.ch/~casty/Wanner_etal.pdf]
Variabilität von Temperatur und
Niederschlag in den europäischen Alpen
seit 1500



http://www.iac.ethz.ch/en/research/soco ... stefan.pdf
Klimaauswirkung nach dem
Ausbruch des Katmai 1912




_________________________________________


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Die Modelle sehen den Höhepunkt für Januar/Februar 2010

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http://portal.iri.columbia.edu/climate/enso





Zitat:
Der Niño-3-Index gibt den Mittelwert über die Temperaturen der Wasseroberfläche in einem bestimmten Gebiet an, eines ziemlich grossen Gebietes vom 5.Breitengrad Nord bis zum 5. Breitengrad im Süden und vom 150. bis zum 90. Grad westlicher Länge. Das ist ein an die 8000 km langes Band um den Äquator. Niño-3 heisst er nur deshalb weil es noch andere Gebiete (Niño 1 und 2 nahe Peru, Niño 4 westlich der Datumsgrenze) gibt, die für manche Messungen als Vergleich herangezogen werden.
http://www.espere.net/Enso/ensofrequencyde.html


Nino 3
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Nino 3.4
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Nino 4
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Nino plumes
ecmwf.int

Voraussage:
ENSO Prediction Plume
iri.columbia.edu

Bleibt Aktuell
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weatherzone.com.au




Hier ein Interessanter Artikel von Nature aus scinexx.de

Klimaphänomen im Indischen Ozean warnt vor El Niño

Langfristigere Vorhersage dank „Indian Ocean Dipole“ möglich
Ein Klimaphänomen im Indischen Ozean zeigt an, wann der nächste El Niño im Pazifik droht. Ein jetzt von japanischen Forschern in „Nature Geoscience“ vorgestelltes Modell nutzt diesen neu entdeckten Zusammenhang und ermöglicht so eine langfristigere und sicherere El Niño-Vorhersage als bisher. Die betroffenen Regionen hätten dadurch mehr Zeit, um sich auf die Wetterextreme vorzubereiten, die während dieser Periode gehäuft auftreten.


Alle paar Jahre kommt „El Niño“ – das „Christkind“. Bei diesem Klimaphänomen bildet sich eine Zunge anormal warmen Wassers im Ostpazifik, die nicht nur lokal, sondern auch weltweit klimatische Veränderungen wie häufigere Regenfälle und Stürme oder aber stärkere Trockenheit nach sich zieht. Für die von diesen Wetterextremen betroffenen Regionen ist es enorm wichtig, möglichst früh zu erfahren, wenn ein El Niño oder seine kalte „Schwester“, die La Niña, droht. Bisher allerdings erlauben die gängigen Modelle nur eine Vorhersage mehrere Monate im Voraus. Prognosen länger als ein Jahr in die Zukunft sind sehr unzuverlässig. Das könnte sich nun aber ändern.


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Klima-Dipol im Indischen Ozean
Takeshi Izumo und seine Kollegen vom japanischen Forschungszentrum JAMSTEC entwickelten ein einfaches Vorhersagemodell, das nicht Meeresspiegelveränderungen und Wassertemperaturen im Pazifik als Grundlage nimmt, sondern weiter nach Westen schaut, in den Indischen Ozean. Hier existiert ebenfalls ein zyklisch wiederkehrendes Klimaphänomen, der so genannte „Indian Ocean Dipole“. Ist dieser Dipol in einer positiven Phase, liegen Wassertemperaturen und Niederschläge im Westen des Indischen Ozeans höher und im Osten niedriger als normal. Umgekehrt beschert die negative Phase den Küsten von Indonesien bis Australien warmes Wasser und feuchtes Klima, der afrikanischen Ostküste dagegen Trockenheit.


Negativer Dipol geht El Niño voraus
Die japanischen Forscher haben nun festgestellt, dass die Klimaphänomene im Indischen Ozean und im Pazifik miteinander verknüpft zu sein scheinen: Immer, wenn es im Indischen Ozean einen negativen Dipol gibt, folgt ein gutes Jahr später im Pazifik ein El Niño. Nach einem positiven Dipol dagegen folgt eine La Niña. Dieser Zusammenhang beider Phänomene kann mit Hilfe des neuen Modells ausgenutzt werden, um einen bevorstehenden El Niño mehr als ein Jahr im Voraus und sicherer als bisher vorauszusagen.

Verbindung über atmosphärische Zirkulation
Verantwortlich für die Verbindung könnte nach Ansicht der Wissenschaftler ein atmosphärisches Zirkulationsmuster sein, das durch das Klima über dem Indischen Ozean beeinflusst wird und seinerseits auf die Luftströmungen und Windrichtungen über dem Pazifik einwirkt.

In einem begleitenden Kommentar zieht Klimaforscher Peter Webster vom Georgia Institute of Technology in Atlanta folgenden Schluss: „Wenn der Vorhersagehorizont von El Niño und La Niña ausgeweitet wird, dann müssen sowohl die Indischen als auch die Pazifischen Ozeanbecken in die empirischen und dynamischen Vorhersagemodelle mit einbezogen werden.“
(Nature , 23.02.2010 - NPO)


http://www.scinexx.de/wissen-aktuell-11 ... 02-23.html
.
Temperatur Meereshöhe und Anomalien
http://bulletin.mercator-ocean.fr/html/ ... ome_fr.jsp


_________________________________________




Ein Artikel von Frank Abel zur Pazifischen Dekaden-Oszillation,
auswirkungen auf das US-kontinentale Wetter
und
geschwächten El Nino

http://www.scienceblogs.de/weatherlog/2 ... wetter.php


Pazifische_Dekaden-Oszillation
http://de.wikipedia.org/wiki/Pazifische ... szillation

http://cses.washington.edu/cig/pnwc/aboutpdo.shtml



_________________________________________

Gruss
Urbi
Zuletzt geändert von URBI am Fr 21. Mai 2010, 11:18, insgesamt 2-mal geändert.

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Re: Atlantik-Blockade, Januar bis Mai 2010

Beitrag von Willi »

Hallo Tinu

Es ist auch deshalb kompliziert, weil mit dem steigenden Sonnenstand die Atmosphäre gründlich durchmischt wird, mind. über den Kontinenten. Die Lehrbuchgleichung schlechter Frühling=schöner Sommer und umgekehrt (Monsuneffekt) hat wohl etwas (wenn auch nicht sehr viel) für sich. So kann man das Frühlingswetter dieses Jahr durchaus auch von seiner positiven Seite sehen. Ich glaube nicht, dass sich die Atlantik-Blockade durch den ganzen Sommer durchzieht. Es muss nicht ein Supersommer werden, aber mind. ein durchschnittlicher, in welchem auch (nördliche und für uns recht freundliche) Westlagen wieder vermehrt zum Zuge kommen.

Sollte es aber wirklich noch lange im Blockade-Stil weitergehen, müsste wohl auch diese Sicht gründlich revidiert werden...

@Urbi, vielen Dank für die Links.

Gruss Willi
Zuletzt geändert von Willi am Fr 21. Mai 2010, 12:28, insgesamt 2-mal geändert.
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Re: Atlantik-Blockade, Januar bis Mai 2010

Beitrag von Tinu (Männedorf) »

Der Komplettheit halber: Der Mai ist so zu Ende gegangen, wie das Jahr begonnen hat: Austrogung über Mitteleuropa:

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Re: Atlantik-Blockade, Januar bis Mai 2010

Beitrag von Alfred »

 
Das musste ja so kommen! Der vorläufige Sommer auf 40 hPa (grün) hat sich dort
oben, ab dem 21. Mai auf etwas anderes besonnen. (gelb 1 hPa, blau 5 hPa; 360 h back)

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Gruss, Alfred
Zuletzt geändert von Alfred am Mo 31. Mai 2010, 11:48, insgesamt 1-mal geändert.


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Re: Atlantik-Blockade, Januar bis Mai 2010

Beitrag von Willi »

Leider scheint die Atlantik-Blockade nun bis weit in den Sommer weiterzugehen. Der Titel des Threads könnte durchaus mit der Zeit entsprechend angepasst werden :-(. Die Karten der kommenden Woche sind ein Alptraum. Exemplarisch die Karte ECMWF für den nächsten Sonntag. Da scheint sich wirklich die Gleichung Meer = Hoch, Land = Tief durchzusetzen. Auch wenn's nicht genau so kommt, sind die Anzeichen für eine durchgreifende Wetterumstellung zur Zeit wieder fast auf den Nullpunkt gesunken.

Gruss Willi

Quelle: ECMWF
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Re: Atlantik-Blockade, Januar bis Juni 2010

Beitrag von Tinu (Männedorf) »

@Willi

Ich habe den Titel angepasst. Ich hoffe zum letzte Mal... :cry:

Du hast schon recht. Zwar hat sich der Trog etwas nach Westen verschoben (eher mit Schwerpunkt Spanien, Frankreich), allerdings ändert das nichts an der Tatsache, dass die atlantische Blockadesituation nach wie vor aufrecht erhalten bleibt.
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Re: Atlantik-Blockade, Januar bis Juni 2010

Beitrag von Willi »

Dieser Thread verdient doch nochmals ein Abschluss-Statement. Von einer Atlantik-Blockade ist nun schon seit einigen Tagen nichts mehr zu sehen, und prompt hat das Sommerwetter bei uns auf auf schön und stabil geschaltet. Stellvertretend für die aktuelle Lage sei folgende Prognosekarte ECMWF gezeigt. Der nordatlantische Kältepool sieht gesund aus, und das Azorenhoch und Islandtief sind an ihren Stammplätzen. Dazwischen eine lebhafte Westströmung mit eingelagerten Kurzwellentrögen, welche wohl vermehrt für gewittrige Einschübe sorgen könnten. Bekanntermassen bleibt eine solche Lage nicht auf ewig bestehen. Aber geniessen wir die schönen Tage, und ein hübsches Gewitterchen zwischendurch ist auch nicht zu verachten.

Gruss Willi

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Zuletzt geändert von Willi am Fr 2. Jul 2010, 08:34, insgesamt 2-mal geändert.
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