Die Situation wurde schon im Thread Prognose für 30.5.10 beschrieben. Angesichts der spannenden Entwicklung, hat die Lage trotzdem einen "eigenen" Thread verdient.
Dieser Ausbruch aus NW hat bekanntlich schon eine lange Modellgeschichte. Schon vor einer Woche wurde grossräumig ein Trog Mitteleuropa für diese Tage markiert. Stärke, Timing wechselten jedoch von Lauf zu Lauf ausserordentlich stark; ja zeitweise wurde schon für dieses Wochenende (EZ) ein kräftiges Sommerhoch gerechnet. Nix da: pünktlich zum meteorologischen Sommeranfang gibt es noch mal eine Art "flashback" zu dem altbekannten Winter- und Frühlingsmuster; kurz Trog ME.
In den vergangenen rund 24-36 Stunden haben die globalen Modelle insbesondere das Höhentief und damit verbunden den Jet wieder sukzessive gegen Westen verlagert. Der aktuellste EZ Lauf (Freitag, 28.5.10, 12Z) zeigt für Sonntag/Montag eine geradezu optimale synoptische Lage, die viel Action verspricht:
Der ausserordentlich kräftige Jet ist beim EZ im Laufe der Nacht auf Montag direkt auf die Alpen gerichtet:

Die Kaltfront erreicht im Laufe des Abends das Mittelland (Theta-E 850 hPa, Sonntag 18Z) zu beachten sind die zuvor noch relativ hohen Theta-E Werte den Voralpen entlang:

850 hPa-Winde, als Indikator für die zu erwartenden Böenspitzen im Flachland; bis 45 Kt. in der N-NE CH:

Hier der Bodendruck, mit knapp 6 hPa Genf-Güttingen ziemlich windig, dies übrigens auch schon vor der Kaltfront am Nachmittag:

An der Labilität sollte es jedenfalls nicht liegen, postfrontal erreicht hochreichende Kaltluft den Alpenraum mit bis zu -28°C im Osten; das eine oder andere Graupelgewitter (Typ "April") wäre damit wohl programmiert:

Die Schneefallgrenz sinkt gemäss EZ in der Nacht auf Montag vorübergehend gegen 1200 Meter (!), wohlverstanden ohne Niederschlagsabkühlung in den Alpentälern...
Beachtlich auch der weitere Verlauf. Das Höhentief zentriert sich in der Folge über der Adria und zumindest der östliche Alpenraum würde bis Dienstag mit kräftigen Stauniederschläge bedient (allerdings bei wieder etwas ansteigender Schneefallgrenze):

Sicher eine extreme Variante und angesichts der dynamischen Lage ist die genaue Entwicklung weiterhin noch unsicher, deshalb gilt wie immer: ohne Gewähr

Gruss Andreas