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2009: Starke Temperaturanomalie im Nordatlantik

Alles zu (Un)wetter relevant für die Schweiz
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Tinu (Männedorf)
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Re: Starke Temperaturanomalie im Nordatlantik

Beitrag von Tinu (Männedorf) »

spn hat geschrieben:Die Anomalie ist mittlerweile schon sehr lange dort aktiv. In den zurückliegenden Jahren war sie schon ein paar mal aufgetreten, aber nie länger als 3 Wochen und nicht in dieser Ausbreitung.
Was mich noch mehr beunruhigt ist die ständige Ausbreitung (und vor allem das schon sehr sehr grosse Gebiet).
Klar, das stimmt schon. Aber wir kennen die weiter zurück liegenden Datenreihen nicht. Dass eine solche Abkühlung in den letzten 10 Jahren nicht vorgekommen ist, bedeutet aus klimatologischer Sicht weniger als gar nichts. Man müsste schon dutzende, hunderte und tausende Jahre zurückgehen und darauf basierend Vergleiche anstellen, um diese aktuelle Abkühlungstendenz einigermassen seriös einordnen zu können.
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Dani Freund
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Re: Starke Temperaturanomalie im Nordatlantik

Beitrag von Dani Freund »

Hallo zusammen

Sehr interessant! Wenn diese Anomalie schon seit Mai besteht, könnte dies u.a. ein Grund für unseren feuchten Sommer haben? ... oder steht das Ganze irgendwie mit dem bevorstehendem El Nino in Verbindung? Reine Spekulation - aber dennoch spannend, evt. kann sonst jemand was dazu sagen. ;)

Gruess
Dani


spn
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Re: Starke Temperaturanomalie im Nordatlantik

Beitrag von spn »

Tinu (Männedorf) hat geschrieben:
spn hat geschrieben:Die Anomalie ist mittlerweile schon sehr lange dort aktiv. In den zurückliegenden Jahren war sie schon ein paar mal aufgetreten, aber nie länger als 3 Wochen und nicht in dieser Ausbreitung.
Was mich noch mehr beunruhigt ist die ständige Ausbreitung (und vor allem das schon sehr sehr grosse Gebiet).
Klar, das stimmt schon. Aber wir kennen die weiter zurück liegenden Datenreihen nicht. Dass eine solche Abkühlung in den letzten 10 Jahren nicht vorgekommen ist, bedeutet aus klimatologischer Sicht weniger als gar nichts. Man müsste schon dutzende, hunderte und tausende Jahre zurückgehen und darauf basierend Vergleiche anstellen, um diese aktuelle Abkühlungstendenz einigermassen seriös einordnen zu können.
Da hast du völlig recht. Einordnen kann man das sicher nur schwer. Es bleibt einfach abzuwarten wie sich das ganze in den nächsten Wochen entwickelt.
Bei der Vorstellung das so eine Wassermasse eigentlich für derartige Abkühlungen sehr sehr lange braucht (Stichwort Trägheit) ist die Abweichung von -3 °C an der Oberfläche schon gewaltig.
Die Frage ist ob sich durch starke Umwälzungen Tiefenwasser an die Oberfläche transportiert hat. Wenn ja müsste dies relativ schnell geschehen sein, da sich ja sonst das Wasser zumindest so weit erwärmt das eine derartige Abweichung nicht möglich wären.

Wie das aber gehen soll ist mir ehr nicht so ganz klar. Vor allem warum genau nur da das Wasser so stark abkühlt.

spn
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Re: Starke Temperaturanomalie im Nordatlantik

Beitrag von spn »

Doppelpost
Zuletzt geändert von spn am Di 4. Aug 2009, 21:51, insgesamt 2-mal geändert.

URBI

Re: Starke Temperaturanomalie im Nordatlantik

Beitrag von URBI »

Eine Animation.

Differenz zu einer durchschnittlichen Meeresoberflächentemperatur

Bild

http://ghrsst-pp.metoffice.com/pages/la ... index.html

Grüsse
Zuletzt geändert von URBI am Di 4. Aug 2009, 13:45, insgesamt 1-mal geändert.

Martin (Steinhausen)
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Re: Starke Temperaturanomalie im Nordatlantik

Beitrag von Martin (Steinhausen) »

spn hat geschrieben:Vor allem warum genau nur da das Wasser so stark abkühlt.
Es muss ja gar nicht sein, dass sich das Wasser in besagtem Bereich abkühlt. Ich bin vielmehr der Auffassung, dass es sich dieses Jahr einfach weniger stark erwärmt hat, als es das im Vergleich zur klimatologischen Zeitreihe gemeinhin tut.

Aktuell ist der Bereich ja so +/- zwischen 15 und 20 Grad warm, was ja doch einiges wärmer ist als im Frühjahr.

Gruss
Martin

joel schalunen
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Re: Starke Temperaturanomalie im Nordatlantik

Beitrag von joel schalunen »

sieht in dieser Animation so aus als käme es von Grönland.


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Tinu (Männedorf)
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Re: Starke Temperaturanomalie im Nordatlantik

Beitrag von Tinu (Männedorf) »

Interessant ist auch, ob ein Zusammenhang besteht zwischen dieser Anomalie und der markanten Erhöhung des Meeresspiegels an der US-Ostküste. Im Gegensatz zur Temperatur-Anomalie im Atlantik sorgt diese Gezeiten-Störung bei den NOAA-Wissenschaftlern nämlich tatsächlich für ziemliche Aufregung. Zitat aus dem Warnbericht:
It is not unusual for smaller regions and estuaries along the U.S. East Coast to experience this type of anomalous event at this time of year, however the fact that the geographic extent of this event that includes the entire East Coast event is anomalous.
Will heissen: Derart hohe Wasserstände sind zwar für einzelne Abschnitte der US-Ostküste nichts aussergewöhnliches – allerdings ist von diesem Phänomen aktuell die gesamte US-Ostküste von Maine bis Florida betroffen! Das wiederum ist sehr wohl aussergewöhnlich.

Irgendwas scheint da schon im Gange zu sein in unserem guten alten Atlantik. Nur wissen wir nichts so genau was...
Zuletzt geändert von Tinu (Männedorf) am Di 4. Aug 2009, 13:59, insgesamt 1-mal geändert.
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Federwolke
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Re: Starke Temperaturanomalie im Nordatlantik

Beitrag von Federwolke »

Alle paar Jahre wieder... :-)
Bevor wir uns jetzt erneut die Finger wund tippen, ein Blick ins Archiv (hach, das waren noch Zeiten...):
http://www.sturmforum.ch/viewtopic.php?t=3415

Dass bei schwacher Westwindzirkulation das Wasser im Nordatlantik weniger nach Osten gedrückt wird und somit der Meeresspiegel an der amerikanischen Ostküste ansteigt, sollte nicht verwundern. Möglicherweise ist das aktuelle Ereignis etwas heftiger als im Schnitt. Dem widerspricht, dass der NAO-Index seit Anfang Juni zwar negativ ist, aber nicht wirklich extrem. Also wohl doch eher eine Anomalie der Meeresströmung, die nicht unbedingt mit dem Wetter zusammenhängen muss. Jedenfalls eine spannende Sache.

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Tinu (Männedorf)
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Re: Starke Temperaturanomalie im Nordatlantik

Beitrag von Tinu (Männedorf) »

@Federwolke

Das korrespondiert mit den Aussagen von Richard Edwing, Deputy-Director NOAA Tides and Currents Department in einem Artikel der East Hampten-News http://www.27east.com/story_detail.cfm? ... s%20rising:
...
Mr. Edwing said that from basic research his NOAA department has done so far, there seemed to be two contributing factors occurring simultaneously to cause the anomalous high tide along the entire East Coast. First, a weather pattern that typically happens in the Northeast in the fall—sustained easterly winds blowing to the southwest, pushing water to the coast—happened in June.

Second, the Gulf Stream seemed to slow down. “I can’t tell you why, but it slowed down,” said Mr. Edwing.

Usually where the Gulf Stream flows, the surface elevation of the ocean is higher because it sucks up water from between the coast and the stream. But when the Gulf Stream slows down, it needs less water.

“That’s what was happening along the Southeast coast, it was pulling less water away from coast,” Mr. Edwing said. “But toward the northern end, it was more the wind.” The mid-Atlantic states were hit with both factors.

To top it off, there was a perigean tide in June, which occurs when the moon is closest to the Earth, causing the tides to be their highest and lowest because the moon’s gravitational pull is at its strongest.

Mr. Edwing said there was a good chance the combination of factors causing the high waters could be a part of normal variability. “There is nothing that suggests that it’s a product of global warming,” Mr. Edwing said. He said NOAA scientists were working on a more detailed report on the possible causes for the unusual winds in June and for the slowing Gulf Stream. They will also continue to monitor the tides much closer.
...
Edwing vermutet also eine Kombination aus schwacher Westwindzirkulation und schwächelndem Golfstrom als Ursache für die Gezeiten-Störung. Es bestehe jedoch eine gute Chance, dass das Ganze nichts mit dem Klimawandel zu tun habe (was immer man unter dieser Aussage verstehen will... :?: ). Dennoch halten die NOAA-Leute das offenbar für interessant und aussergewöhnlich genug, dass sie dazu eine wissenschaftliche Untersuchung gestartet haben.
Zuletzt geändert von Tinu (Männedorf) am Di 4. Aug 2009, 14:17, insgesamt 1-mal geändert.
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