Guten Morgen,
jetzt reiche ich noch einige Bilder von meinem Chasing am 17.05. nach, mit denen die wunderbare erste aktive Gewitterperiode erst einmal abgeschlossen wird. Aus meiner Sicht dürfte dieser Tag auch den Höhepunkt dieser Phase darstellen, zogen doch 2 aktive, teils sehr kräftige Gewitter über die Region Freiburg hinweg, von denen mindestens 1 Zelle definitiv eine Superzelle war und gar einen verhältnismäßig großen Funnel produzierte.
Gewitter 1
Das erste Gewitter entstand am frühen Nachmittag mehr oder weniger direkt über der Stadt Basel und zog mit der Höhenströmung nach N/NO. Etwas nördlich von Basel verstärkte sich die Zelle rasch und zeigte alsbald höchste Radarintensitäten. Meine Frau und ich überlegten zuerst, ob wir das Gewitter unspektakulär von Freiburg aus beobachten oder ob wir ein wenig in das Dreisamtal nach Osten fahren sollten, um möglichst viel von der Gewittervorderseite mitzubekommen. Wir entschieden uns für Letzteres - eine gute Wahl, wie sich zeigen sollte

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Schon während der kurzen Fahrt stellte sich heraus, dass wir spät dran waren und das Gewitter drauf und dran war uns zu überqueren. Ein Zwischenstopp für einige Aufnahmen war kaum möglich, also fuhren wir erst einmal bis in den Raum Kirchzarten, um dort das Gewitter über uns hinwegziehen zu lassen. Dort angekommen, hatten wir einen perfekten Blick auf das Geschehen:
Das Gewitter hatte eine wunderbar ausgeprägte, dynamische Basis sowie einen gut vom Abwind separierten Aufwindbereich. Zur gleichen Zeit realisierten wir vor Ort und zum anderen später auf dem Radar, dass das Gewitter zu diesem Zeitpunkt nach rechts ausscherte. Zumindest zeitweise hatten wir es hier also mit einem Right Mover zu tun.
Das Gewitter entwickelte eine Absenkung. Ich überlegte zunächst, ob es sich hier um eine Böenfront handelte. Doch da hier keine erkennbare Outflowdominanz vorlag, gehe ich von einer schön strukturierten Absenkung des "Basisblocks" aus. Auch auf der nächsten Aufnahme wird die Dynamik der kräftigen, recht blitzaktiven Einzelzelle deutlich:
Es wurden deutlich, dass der Hauptkern des Niederschlags mit Hagel bis zu 3 cm im Raum Himmelreich, wie mir berichtet wurde, etwas südlich von uns vorbeiziehen sollte. Wir verzichteten natürlich aufgrund des unwegsamen Geländes darauf, nochmals vor die Zelle bzw. gar an ihren Südrand zu gelangen und schauten dem Schauspiel einfach nur zu. So zeigt das folgende Bild den Feldberg im Hintergrund (immmer noch einiges an Schnee), darüber die dynamische Basis sowie den hereinschwenkenden Niederschlag.
Laut Radar wurden zu diesem Zeitpunkt höchste Intensitäten erreicht. Aus unserem Blickwinkel vor Ort hätten wir Ähnliches vermutet:
Es wurde vorübergehend ziemlich duster und starker Regen setzte ein, der auch an unserem Standort mit einigen Hagelkörnern (ca. 1 cm) durchsetzt war:
Die Kamera gab die Situation nur wenig dunkler wieder, als es tatsächlich war.
Der Wind frischte während des Niederschlag kurzzeitig stark auf und könnte lokal auch Sturmstärke erreicht haben. Doch von einem signifikanten Windereignis zu sprechen, wäre übertrieben.
Kurz darauf zeigte das Gewitter seine sehenswerte Rückseite und zog über den Schwarzwaldhauptkam nach Nordosten ab. Auf- und Abwindbereich waren nach wie vor schön getrennt voneinander.
Nachdem diese erste Zelle abgezogen war, rechneten wir eigentlich damit wieder nach Hause fahren zu können.
Gewitter 2
Als wir uns auf den Heimweg begeben wollten, viel uns im SW ein Wolkenschirm auf, der sich rasch näherte. Sehr bald wurde auch ein aktiver Aufwindbereich sichtbar. Natürlich richtete sich unser Interesse auf diese weitere Entwicklung, die augenscheinlich recht "gesund" war. Es war zudem weiterhin schwül, so dass es einem neuen Gewitter nicht an Nachschub mangeln sollte. Das erste Bild zeigt das Gewitter, dass sich noch im Rheingraben aufhielt mit Blick in Richtung SW:
Und jetzt ging's erst richtig los. Man beachte den linken Bereich des Aufwinds aus der oberen Aufnahme. Bereits aus dieser noch großen Entfernung war eine erhebliche Dynamik unverkennbar. Der Aufwind, dessen Basis noch verdeckt war, rotierte. Und plötzlich löste sich ein Funnel aus dem unteren Bereich, bei dem es sich sehr wahrscheinlich um eine Wall Cloud handelte. Ich hatte erst gar nicht darauf geachtet - meine Frau musste mich darauf hinweisen. Der Funnel reichte zudem recht weit nach unten - dennoch würde ich einen Bodenkontakt bezweifeln. Ort des Geschehens müsste übrigens die Region Stauffen sein.
Anbei noch einige Nahaufnahmen des Geschehens. Ein Video gibt es übrigens auch. Doch fehlt mir die MOtivation, dass Riesending jetzt schon online zu stellen. Ich denke die Bilder sprechen schon eine eindeutige Sprache.
Der Funnel war über einen Zeitraum von 3 Minuten zu sehen und schlängelte gemütlich vor sich hin, ehe er sich abschwächte und in den Aufwind zurückzog.
Dass Interessante an dieser Beobachtung war zudem, dass wir es hier offensichtlich mit einem Funnel bei einer LP-Superzelle zu tun hatten. Das folgende Bild spricht auch hierfür:
Allerdings schwächelte das schöne Gewitter für eine kurze Zeit, war dennoch sehenswert und zeigte weiterhin Anzeichen persistenter Rotation:
die LP Superzelle zog rasch weiter und überquerte nun den Freiburger Osten:
Die Rotation war nun etwas langsamer geworden, aber nach wie vor vorhanden. Gleichzeitig begann sich die Basis zu diesem Zeitpunkt wieder besser zu organisieren:
Die Rückseite des Gewitters zeigte einen kleinen RFD und gab nun auch den Blick auf den Aufwindbereich der Meso frei:
Die Rotation nahm wieder an Stärke zu und war nun auch optisch wieder ein Hingucker:
Die Donnerfrequenz nahm nun wieder stark zu. Offensichtlich hatte der Kontakt mit dem Schwarzwaldwesthang am nördlichen Ende des Freiburger Beckens eine Verstärkung der Zelle verursacht:
Wunderbar waren nun, kurz bevor das Gewitter endgültig abzog, klassische Superzellenstrukturen zu erkennen. Rechts gab es einen schönen Inflow (quasi kleine Warmfront) und der RFD mitsamt kleiner "Kaltfront" wurden sichtbar.
Damit hatte ein weiterer sehr sehenswerter Gewittertag sein fotografisches Ende gefunden. Es gab zwar noch mindestens 3 Gewitter am Abend mit tollen Lightshows, doch da stand einfach nur Hingucken und Genießen im Fokus.
Beste Grüße, Thies