Ich persönlich denke auch nicht, dass man dem USGS oder der NOAA (WC&ATWC) ein Fehlverhalten vorwerfen kann. Ok, die Warnung vor einem möglichen Tsunami im Indik kam erst über eine Stunde nach dem Beben, aber erstens muss das WC&ATWC (West Coast & Alaska Tsunami Warning Center) erst einmal die Gefahr für pazifische Anrainerstaaten abschätzen (Hauptaufgabe) und zweitens sind umfangreiche Informationen über seismische Aktititäten auf dem gesamten Planeten praktisch in Echtzeit via Internet einsehbar und es gibt garantiert in jedem (an das Internet angeschlossene) Land entsprechende Experten oder Interessierte, welche die Gefahr eines Tsunamis in etwa abschätzen können.Epizentrum
Anscheinend wäre das Epizentrum rechtzeitig lokalisiert worden. Dienste wie das Geoforschungszentrum Potsdam und der Amerikanische Erdbebendienst hätten rechtzeitig eine Warnung auf ihrer Website publiziert. Anscheinend wusste man nicht, an welche Stellen man gelangen musste, um entsprechende Massnahmen treffen zu können.
Ich sehe das grösste Problem einerseits beim Fehlen eines festgelegten Kommunikationsablaufs und Evakuierungsplans in den Ländern um den indischen Ozean und andererseits bei der Unterschätzung der Gefahr (Kompetenz?), gepaart mit der Angst vor einer Fehlwarnung inkl. daraus möglicherweise(!) resultierender negativer Folgen auf den Tourismus. Besonders letzteres scheint in Thailand der Fall gewesen zu sein. Dort wurde der thailändische Wetterdienst nach früheren Fehlwarnungen offenbar von der Tourismusbehörde zurückgepfiffen:
[Auszug aus einem Artikel der FAZ]:
Ein weiteres Problem läßt sich jedoch auch mit dem besten Warnnetzwerk nicht lösen, wie die Vorgänge in Thailand zeigten. Aus Angst vor negativen Folgen für den Tourismus - eine der wichtigsten Einnahmequellen des Landes - werden Warnungen möglicherweise nicht vollständig und rechtzeitig weitergegeben. „Vor fünf Jahren hat das staatliche Wetteramt eine Warnung vor einer möglichen Flutwelle herausgegeben, nachdem sich ein Erdbeben bei Papua-Neuguinea ereignet hatte. Danach gab es massive Beschwerden der Tourismusbehörde, daß eine solche Warnung dem Tourismus schade”, sagte Sumalee Prachuab, der das nationale Seismologische Institut leitet. Seitdem sei das Wetteramt zur Zurückhaltung bei solchen Meldungen angehalten.
Der thailändische Minister für Information und Kommunikationstechnik, Surapong Suebwonglee, kündigte an, daß eine unabhängige Kommission in Kürze ihre Arbeit aufnehmen werde. Sie soll überprüfen, ob das Wetteramt es tatsächlich versäumt hat, die Öffentlichkeit rechtzeitig zu warnen.
Quelle: http://www.faz.net/s/RubCD175863466D41B ... ntent.html
Der Chef dieses Wetteramtes ist ja nun entlassen worden.
Ja, dies ist sehr interessant und hat damit zu tun, dass Wellen gedreht werden, wenn sie schräg auf eine Küste fallen (einseitige Abbremsung aufgrund niedrigerer Wassertiefe). Aus diesem Grund treffen Wellen auch immer (bzw. im Normalfall) parallel zur Küste an Land.Westküste von Sri Lanka
Auch das ist ein interessanter Punkt: Die Westküste Sri Lankas wurde ebenfalls getroffen, obwohl das Epizentrum östlich lag. Dies ist so, weil sich Verwirbelungen gebildet haben (siehe Fluiddynamik), und die Welle hat sich so fast um die ganze Insel geschlungen.
Diese um eine Landzunge oder Insel wandern der Wellen braucht aber seine Zeit. Sehr gut ist das in den diversen Tsunanmi Simulationen zu sehen, wie lange die Wellen brauchten um um die Nordwestspitze Sumatras Richtung Malaysia zu wandern, wohingegen die Wellen gegen Westen sehr bald die Ostküste Sri Lankas erreichten.
Sehe ich genauso. Ist mir vor ein paar Tagen schon sauer aufgestossen, als Bush meinte, sein Land müsse die leading role in der Hilfe übernehmen. Da dachte ich gleich, wieso kommt der jetzt, Tage nach dem Disaster, Tage nachdem Europa bereits Dutzende NGO's, Experten, Ärzte und Psychologen in die Krisenregionen geschickt hat, und meint er müsse die Führung übernehmen. Wieso nicht die UNO? Das stinkt mir auch gewaltig nach Profilierungsgehabe.Profillierungsmöglichkeit
Auch interessant ist der "Wettkampf" zwischen gewissen Nationen (z.B. Frankreich / USA) bezüglich der Unterstützung der betroffenen Regionen. Die USA hat nun eine einmalige Gelegenheit, ihr Image zu verbessern (z.B. in Indonesien: hier ist der orthodoxe (sunnitische) Islam seit dem 13. Jahrhundert die vorherrschende Religion - 88% der Bevölkerung).
Hier noch ein Bild eines durch den Tsunami verwüsteten Dorfes an der Küste Sumatras:

In höherer Auflösung: http://www.news.navy.mil/management/pho ... 3M-040.jpg
Quelle: http://www.news.navy.mil/view_single.asp?id=19968
Die Moschee von Aceh:
http://www.news.navy.mil/management/pho ... 3K-499.jpg