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Hagelforschung: Entstehung der Hagelform

Grundlagen und Expertenwissen.
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Alfred
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Re: NOWCAST: Gewitterlage 09.06.2009

Beitrag von Alfred »

Sali zäme
Sie waren kegel-/tropfenförmig
Könnte es damit zu tun haben, dass die Wolkentops nicht allzu hoch waren
und damit auch die Kälte weit von den sonst üblichen minus Werten blieb?

@Chrigi, hast du keines aufgeschnitten?

Gruss, Alfred
Zuletzt geändert von Alfred am Mi 10. Jun 2009, 08:49, insgesamt 1-mal geändert.

Severestorms
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Hagelforschung: Entstehung der Hagelform

Beitrag von Severestorms »

Ich nehme Bezug auf die spezielle Hagelform, welche letzten Dienstag im Zuge der stärkeren Gewitter und Superzellen beobachtet werden konnte und möchte den Schwerpunkt dieses Threads darauf setzen, welche Faktoren die Form eines Hagelkorns beeinflussen.

Nach etwas Googeln bin ich auf folgende (mehr oder minder) allgemein bekannte Fakten gestossen:

- Unterkühltes Wasser innerhalb einer Gewitterwolke gefriert an Kristallisationskeimen (Staub-/Pollenkorn, Eiskristall, Insekten, gefrorene Regentropfen) zu Eis

- Durch unterschiedliche Stärken im Aufwind durchfährt ein Hagelkorn einen Kreislauf und gewinnt dabei ständig an Grösse, solange bis es zu schwer wird (sprich durch den Aufwind nicht mehr in der Höhe gehalten werden kann) und zu Boden fällt

- Helle (durchsichtige) Schichten im Hagelkorn deuten auf eine wasserreiche Umgebung (viele unterkühlte Wassertropfen) mit dementsprechend schnellem Gefrieren hin, während trübe (weisse) Bereiche auf niedrigere Wassergehalte (wenige unterkühlte Wassertropfen) mit dementsprechend häufigeren Lufteinschlüssen zurückzuführen sind

- Je grösser ein Hagelkorn, desto unregelmässiger (klumpiger) seine Form. Dies hat damit zu tun, dass ein grösseres Korn auch in der Lage ist, andere kleinere Körner an sich zu binden

Soweit so gut und verständlich.. Aber wieso Hagelkörner kegelförmig werden (siehe Foto) und wieso dabei vor allem der Spitz in einem Bereich niedrigeren Wassergehaltes entstanden sein muss, bleibt mir nach wie vor ein Rätsel.

Bild

Daher meine Frage:
Weiss jemand mehr über diesen Sonderfall "kegelförmige Hagelkörner"? Oder kennt ihr andere aussergewöhnliche Hagelformen (ovale, zackige oder klumpige Hagelkörner ausgenommen)?

Eine weitere Frage, welche mich beschäftigt: Hängen die Bereiche unterschiedlichen Wassergehaltes vorwiegend vom Stadium der Gewitterzelle oder von der Lokation (i.e. Höhe) ab?

Hier noch zwei interessante Links über die Entstehung von Hagel:
http://www.ncar.ucar.edu/research/meteo ... s/hail.php
http://www.weatherimagery.com/blog/how-hail-forms/

Gruss Chrigi

PS: Ich habe obige Fragen auch im Forum des Hagel Informationszentrums gestellt. Evtl. gibt es dort auch ein paar aufschlussreiche Antworten darauf => http://www.hagelforschung.de/forum/view ... p?f=5&t=41
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Willi
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Re: Hagelforschung: Entstehung der Hagelform

Beitrag von Willi »

Hallo Chrigi

Der Schweizer Prof. Roland List, jetzt schon länger emeritiert, hat das Wachstum und Fallverhalten von Hagelkörnern in extra gebauten Hagelkanälen untersucht. Leider kenne ich seine Resultate zu wenig, vielleicht hilft Googeln etwas...

Gruss Willi
Gruss Willi
Immer da wenn's wettert

URBI

Re: Hagelforschung: Entstehung der Hagelform

Beitrag von URBI »

............................
Zuletzt geändert von URBI am Mi 8. Jul 2009, 11:51, insgesamt 7-mal geändert.

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c2j2
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Re: Hagelforschung: Entstehung der Hagelform

Beitrag von c2j2 »

Weiss jemand mehr über diesen Sonderfall "kegelförmige Hagelkörner"?
Wissen: nein. Vermuten: ja.

Auf der Lee-Seite von Ästen bildet sich bei Nebel um 0 Grad auch immer Reif. Warum: Weil dort ein leichter Unterdruck herrscht, wobei eine etwas niedrigere Temperatur entsteht, und damit die Luftfeuchtigkeit eher kondensiert. So zumindest stelle ich's mir vor.

Wenn jetzt ein Hagelkorn nicht dauernd gedreht wird, könnte damit das gleiche passieren. Startke Bewegung in relativ trockener Luft erzeugen hinter dem Hagelkorn genau den Unterdruck, der ausreicht, damit ein bisschen "ansetzen" kann. Das Wasser dazu könnte auch von "vorne" kommen, wo es leicht abschmilzt (hoher Druck -> Wärme).

Zumal auch die "Seitenstreifen" für eine feste Ausrichtung des Korns sprechen. Das wäre dann für mich ein Hagelkorn, das aus einem Cluster (Klumpen zusammengeklebter) kleinerer Körner entstanden ist, der dann während des Falls (oder Aufstieg?) vorne angeschmolzen wurde, und bei dem sich das flüssige Material hinten abgesetzt hat. Turbulenzen sorgen für Lufteinschlüse. Würde für trockene Luft beim Fall sprechen, weil sich keine zusätzliche Flüssigkeit angelagert hat.

-> Aufbau kleinerer Hagelkörner, die danach in trockenere Luft kommen, also nicht größer werden, sich dann aneinander lagern und dann als Cluster den Weg nach unten antreten, wobei sie vorne abbauen und das Verlorene hinten ansetzen.

Aber vielleicht bin ich auf dem Holzweg... Hagel-Laie :warm:

Christian
Zuletzt geändert von c2j2 am Fr 12. Jun 2009, 14:39, insgesamt 1-mal geändert.
Wieso Hagelraketen und andere Unwetter-Schadensverminderer... man kann auch mich buchen. Wo ich bin, sind keine Unwetter :roll:

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Kaiko (Döttingen)
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Re: Hagelforschung: Entstehung der Hagelform

Beitrag von Kaiko (Döttingen) »

In der Zeitung 'Die Tat, 6. August 1961' bin ich auf einen sehr interessanten Artikel von F. Schär-Eberhart mit dem Titel:
Die Gewitter- und Hagelforschung der meteorologischen Zentralanstalt Zürich (MZA) gestossen.

Es werden einige schon längst vergessene Ereignisse geschildert, welche später auch noch ins Sturmarchiv übernommen werden.

Sehr interessant ist die Schilderung vom Riesenhagel in Biglen (BE) , gefallen am 13. Juli 1932 mit einem Gewicht von ca. 1kg :shock:


Bild


Quelle: https://www.e-newspaperarchives.ch/

Gruss Kaiko
Mitbetreiber des Sturmarchivs Schweiz und Wetterforscher aus Leidenschaft: http://www.sturmarchiv.ch/

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