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Extremereignisse und Klimaänderungen

Grundlagen und Expertenwissen.
widovnir
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Re: Extremereignisse und Klimaänderungen

Beitrag von widovnir »

Tinu (Männedorf) hat geschrieben: Do 1. Jul 2021, 15:54 Was ich nirgends schlüssig erklärt gefunden habe: Regnet es eigentlich auch aus solchen Pyrocumulonimbi heraus? Oder sind das gänzlich trockene Gewitter? Vielleicht kennt sich da jemand aus.
Hallo Tinu,

da mich das selber auch interessierte, würde ich nach einer kurzen Literatur-Recherche zusammengefasst behaupten: Ja, Pyrocumulonimbus (PyroCb) können Niederschlag produzieren, allerdings nur unter bestimmten Voraussetzungen und nicht vergleichbar mit herkömmlichen Gewitterwolken. Die Mehrheit der PyroCbs dürften "trocken" sein mit sehr starkem Inflow, trockenen Downbursts und Blitzschlag. Jedes Element davon verheerend bei einem Flächenbrand...

Unterdrückung von Niederschlag durch heftige Updrafts in Kombination mit einer sehr kleinen Tröpfchengrösse in PyroCbs: https://acp.copernicus.org/articles/7/645/2007/

Im kompletten Artikel in der oben verlinkten Seite wird an einer Stelle jedoch erwähnt, wie der untersuchte PyroCb vom Mai 2001 in Chisholm (Kanada) zu einem Zeitpunkt Niederschlag produzierte welcher schliesslich half, das Feuer etwas einzudämmen.

PyroCbs sind in der Lage, Niederschlag zu erzeugen: https://ui.adsabs.harvard.edu/abs/2015A ... L/abstract

Die Niederschlagsbildung in PyroCbs wird stark unterdrückt. Rauch bietet viele Kondensationskeime -> grosse Anzahl an kleinen Tropfen gleicher Grösse -> wenig Koaleszenz: https://ui.adsabs.harvard.edu/abs/2003A ... R/abstract
Zuletzt geändert von widovnir am Sa 3. Jul 2021, 15:54, insgesamt 4-mal geändert.

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Bernhard Oker
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Re: Extremereignisse und Klimaänderungen

Beitrag von Bernhard Oker »

Federwolke hat geschrieben: Do 1. Jul 2021, 13:24 Die beiden Wetterstationen (auf demselben Gelände) sind seit 18 Uhr Ortszeit stumm.
Die Wetterstation hat das Feuer anscheinend überlebt: https://twitter.com/junah_b/status/1411342756220309504
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Re: Extremereignisse und Klimaänderungen

Beitrag von Federwolke »

Merci Bernhard

Beide Stationen sind nach wie vor stumm. Wird wohl an der fehlenden Stromversorgung liegen.

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Re: Extremereignisse und Klimaänderungen

Beitrag von Federwolke »

Fast ganz Ostsibirien - über 2 Mio Quadratkilometer - unter einer Rauchglocke: https://worldview.earthdata.nasa.gov/?v ... 3A54%3A59Z

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Re: Extremereignisse und Klimaänderungen

Beitrag von Federwolke »

Wenn den Menschen dann endlich die Augen aufgehen, was für Kettenreaktionen da in Gang gesetzt werden, wird es zu spät sein (ich vertrete ja bereits seit einigen Jahren die Meinung, dass es bereits zu spät ist, aber...):

https://orf.at/stories/3220322/

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Re: Extremereignisse und Klimaänderungen

Beitrag von Federwolke »

Für die Fortsetzung der Diskussion im Nowcasting-Thread zur Schwäche des Jetstreams als Ursache für die aktuellen Unwetter/Hochwasser in Europa:
Westwindwetter hat geschrieben: Fr 16. Jul 2021, 16:20 Dann kam die große und lange Dürre-Phase, unterbrochen von kurzen Starkniederschlagsphasen im Winter. "Ha, das ist das neue Muster, der Jet-Stream! So bleibt es jetzt wohl!"

Für mich steht nach all den langen Jahren und den vielen Großwetterlagenbeobachtungen nur eins fest: Das "neue Normal", so es denn überhaupt eins geben wird und kann, ist jetzt, in dieser Phase des absoluten Umbruchs, der auftauenden Arktis, des Süßwassereintrags in den Golfstrom, etc. auf keinen Fall fix.

Ja, wir beobachten Veränderungen, wir beobachten Phasen, aber wir können nicht sicher sein, dass der aktuelle Trend zu Blockaden, eingefahrenen Wetterlagen, langsam ziehenden Tiefs oder auch nur Gewitterclustern in 5 oder 10 Jahren überhaupt noch gültig ist.
Zumal die Sache mit dem Jetstream ja nicht unbestritten ist (das vergessen die meisten Meteorologen in diesen Interviews zu erwähnen). Nicht die Tatsache, dass er sich in den letzten Jahrzehnten tatsächlich etwas abgeschwächt hat - das zeigt ja auch meine Auswertung zur Veränderung der Grosswetterlagen-Häufigkeit, sondern die Ursache. Wie so vieles in der Klimaforschung ist dies nur ein kleines Puzzleteil in einem komplexen Gefüge. Da muss noch ein bisschen weiter geforscht werden:

https://www.sciencemag.org/news/2021/05 ... ere-winter

Um nur ein paar Dinge rauszupicken, die mir aufgefallen sind:

Die Modellierung des Jetstreams bei schwindendem Arktis-Eis und gleichbleibender Wassertemperatur im Nordatlantik und Nordpazifik hat nur unwesentliche Veränderungen gezeigt. Das erscheint logisch, weil sich der Jetstream ja in 10000 m Höhe befindet. In dieser Höhe ist die Temperaturzunahme über der Arktis - anders als am Boden - gegenüber den Subtropen deutlich geringer, im Gegenteil sogar umgekehrt. Dieser Punkt wird von den Leugnern der Klimaerwärmung gerne hervorgehoben um zu "beweisen", dass die Schwächung des Jetstreams gar nichts mit der Klimaerwärmung zu tun hat.

Erwähnt wird die Möglichkeit, dass die Erhöhung der Tropopause über der Arktis (und somit Abnahme des Gefälles von den Subtropen zu den Polen, das den Jetstream antreibt) als Folge der Ausdehnung der Luftmasse durch die Erwärmung durch Transport von Wärme aus den Tropen in grosser Höhe kommt. Könnte eine Folge stärkerer Aufwinde in Gewittern und vor allem den zunehmenden und stärkeren Tropenstürmen sein. Dieser Punkt wird von den Leugnern der Klimaerwärmung gerne verschwiegen - klar! ;)
Zuletzt geändert von Federwolke am So 18. Jul 2021, 00:51, insgesamt 1-mal geändert.

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Willi
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Re: Extremereignisse und Klimaänderungen

Beitrag von Willi »

Die Kaltwasser-Anomalie im zentralen Nordatlantik ist ja immer wieder Thema in meinen Blogs
Im Zusammenhang mit der Jetstream-Diskussion habe ich auch wiedermal die aktuelle Nordatlantik-Meeresoberflächen-Temperatur-Anomalie (SST anomaly) angeschaut. Und siehe da, südlich der Grönlandspitze ist das Meeresoberflächenwasser momentan markant wärmer als im Klimamittel. Gerade das Gegenteil wie postuliert in diesem weiter unten zitierten Artikel (https://www.pik-potsdam.de/de/aktuelles ... anguage=de)

Irrtum und Gedächtnislücken vorbehalten, gab es das seit Jahren nicht mehr. Ist in Grönland diesen Sommer weniger Eis geschmolzen als sonst in den letzten Jahren? Vor ein paar Tagen wurde in den Medien über eine grosse Eisschmelze in Grönland berichtet. Bin einigermassen verwirrt..., oder "s git nüt wos nid git".

Und was sind die Auswirkungen auf den Jetstream und unser Wetter?

Aktuelle SST-Anomalie (Quelle: https://www.ospo.noaa.gov/Products/ocean/sst/anomaly/)
Bild

Und die Grafik dazu aus dem Potsdam-Artikel (https://www.pik-potsdam.de/de/aktuelles ... anguage=de)

Bild
Gruss Willi
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Federwolke
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Re: Extremereignisse und Klimaänderungen

Beitrag von Federwolke »

Ich stelle mich jetzt mal dumm und frage: Wie will man noch "grün" erreichen, wenn man sich jetzt bereits am obersten Rand von "rot" befindet?


Bild

Quelle: https://www.zamg.ac.at/cms/de/klima/new ... ch-kompakt

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Willi
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Re: Extremereignisse und Klimaänderungen

Beitrag von Willi »

Wie will man noch "grün" erreichen, wenn man sich jetzt bereits am obersten Rand von "rot" befindet?
Diese Frage erschliesst sich mir nicht. "Man" ist ja unser lieber Nachbar im Osten, aber nicht die ganze Welt. Viel eher frage ich mich
- für wen die rot/grünen Bänder gelten: Österreich oder die ganze Welt? Intuitiv würde ich meinen, für die ganze Welt.
- Wenn die farbigen Bänder das globale Mittel darstellen, weshalb dann die schwarz gestrichelte Linie sich am unteren Rand und nicht in der Mitte der beiden Bänder befindet
- was das grüne Band ab ca. 1970 - 2020 zu suchen hat. Wenn das grüne Band ein ab 1970 gerechnetes "grünes" Szenarium ist, dann sollte es sich eigentlich schon jetzt vom roten Band unterscheiden. Tut es aber nicht.

Da komme ich nicht mehr mit. Ist die Grafik ein Intelligenztester, eine ernstzunehmende wissenschaftliche Grafik oder einfach nicht durchdacht? Alle Varianten würde ich reichlich schräg finden, wenn es darum geht, Klimaskeptiker zu überzeugen.
Zuletzt geändert von Willi am Di 10. Aug 2021, 14:33, insgesamt 1-mal geändert.
Gruss Willi
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Microwave
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Re: Extremereignisse und Klimaänderungen

Beitrag von Microwave »

Ich interpretiere es so: Die roten und grünen "Linien" sind die Temperaturprojektionen je nach Situation etc. für alleine Österreich.
Sie sind abhängig bzw. gekoppelt mit der Globalen Temperatur, und sind aber, wegen dem Schnee/Albedoproblem in Alpenländern allgemein, in der Regel höher als die Globaltemperatur.
Die gestrichelte Linie ist die Globaltemperatur im Moment. Drum wäre sie auch nicht weitergezeichnet ab jetzt.

Mithilfe der Globalen Temperatur, wie sie im 1970 gewesen ist, wurden im 2021 wohl Klimaprojektionen für Österreich zurück bis in s 1970 und voraus bis in s 2100 berechnet, welche wohl vielleicht sogar abhängig sind (drum 2 Szenarien) wieviel Treibhausgase Österreich ausstösst (was ich zwar ein bisschen unwahrscheinlich finde).

Offenbar ist aber die wirkliche Messung schon viel schlimmer gewesen als das schlimmste Szenario. Das heisst die Klimaprojektionen für Österreich waren zu wenig scharf gerechnet und kamen zu wenig schlimm heraus.
Für die Zukunft könnte man erwarten, dass die Wirklichkeit noch wärmer sein würde als das Worstcase Szenario, und drum keine Chance wäre, zum die Österreichprojektion für das Parisziel erreichen.

Meiner Meinung nach wäre es noch übersichtlicher, wenn es nur 1 Projektion gäbe, oder die Projektion nicht abhängig gemacht wäre von den Emissionen von Österreich (?).

Ab 2020 würde ich dann 2 Linien erwarten, eine welche die Temperatur Global voraussagt mit 1.5 °C Reduktionen und dann logischerweise auf das Parisziel trifft, und eine welche die Globale Temperatur zeigt mit weiterhin Verbrauch von fossilen Energien.
Passend dazu hätte es dann ja die (logischerweise schon wärmere) grüne Linie für Österreich, gekoppelt mit der Globalen Parisziellinie, und die viel wärmere Linie, gekoppelt mit der fehlenden fossilen Globallinie.

TL;DR: Naiverweise hätte ich angenommen, dass die Klimaprojektionen für Österreich nicht von den Österreich Emissionsszenarios (2-Grad, oder fossil) abhängig sein können, weil diese Emissionen nach meinem Laienverständnis ja gleich sich mal in der ganzen Welt verteilen müssten, und ab dem Punkt wäre es ja wieder erfasst/abgebildet von der Globaltemperatur, welche sich (logischerweise multiplikativ ==> Albedoproblem etc.) dann wieder auf Österreich zurückschlägt.
Drum hätte ich gesagt, dass man die Klimaprojektionen für Österreich in der Vergangenheit (vor 2020) nicht abhängig zeigen sollte von den Emissionen, weil da hat man ja die genauen Messwerte von der Globalen Temperatur, und drum nur 1 (das wahre) Szenario (welches wegen Unsicherheit in Albedowirkung, Wetterlagenänderung etc. auch breitflächig sein kann wie jetzt). Also nur 1 Klimaprojektion in dem Zeitraum.
Ab 2020 dann 2 Linien für Österreich, und dann aber noch die Worstcase Globaltemperatur dazu (weil sich die ja auswirkt auf die Worstcase Österreichprojektion), und in das ganze natürlich noch die echte Österreichmessung einzeichnen (wie ja jetzt schon gemacht).

Ganz fatal wäre es natürlich, wenn der Ausstoss von nur Österreich sich so hart auf die Globaltemperatur auswirken würde, dass Österreich je nach was alleine sie machen mit einer viel extremeren Projektion (rote Linie) geschlagen werden könnten.
So könnte man auch anfangen die Grafik zu interpretieren, was aber für mich nicht ganz vorstellbar wäre (vgl. Österreichemissionen gegen Weltemissionen)

Grüsse - Microwave
Successful corepunches during (GA) "chasing":
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