Starkniederschläge Schweiz 06.09.08 - 07.09.08
http://www.sturmforum.ch/showthread.php ... eintrag=80
Mich interessiert vorallem die lokale, quasistationäre Gewitterauslöse im Raum Varese (Norditalien) mit Blitzaktivitäten bis in's Südtessin hinein und die Meinungen (Analyse) zum Thema V-Shape, was ebenfalls kürzlich im Thread Système en forme de V über Südfrankreich diskutiert wurde.
http://www.sturmforum.ch/showthread.php?id=5920
So denke ich, dass dieses Fallbeispiel einen eigenen Thread verdient.
Am 05.09.08 und 06.09.08 überquert eine KF Mitteleuropa und bringt vorallem in den alpinen Tälern Extremniederschläge mit sich. Gegen Abend des 06.09.08 konnte man südlich des Genfersees sehr schön (bei Sat24 und Blids) beobachten, wie über einige Stunden hinweg immer wieder von neuem - fast an der selben Stelle - sehr blitzaktive Gewitter generiert wurden, die diesen typischen V-Shape-Charakter hatten. Einige Blitze verirrten sich nach Monthey im Unterwallis, aber die Hauptaktivität blieb quasistationär im voralpinen Gebiet.
Als Chaser habe ich dies in den letzten Jahren manchmal beobachtet, wüsste aber zu gern, welche Bedingungen vorherrschen müssen. Die Posts im Thread über V-Shape (siehe oben) habe ich aufmerksam gelesen und während ich am Nachmittag des 07.09.08 die Sat.- und Radarbilder beobachtete, sah ich im Raum Varese um ca. 13 30 - 14 00 UTC eine ähnliche Entwicklung.
Also wollte ich eine "Probe auf Exempel" machen, wie man so schön sagt und um einigermassen sicher zu gehen, beobachtete ich die Sat-Bilder noch bis ca. 16 00 UTC (18 00 Uhr Ortszeit) und fuhr um 18 30 Uhr von Winterthur los.
Wie man auf dem Sat-Bild von 14 00 UTC erkennen kann, war das Gewitterchen äusserst lokal begrenzt und unter normalen Bedingungen würde ich so weit weg (3 1/2 - 4 Std. Fahrzeit bei wenig Verkehr) kein Chasing wagen. Doch ich war von der quasistationären Auslöse und der allenfalls über Stunden hinweg immer wieder auslösenden Gewitter ziemlich überzeugt - und da reichen auch 3-4 Std.
Der kleine "Pfupfi" (roter Kreis) war die beginnende Quellbewölkung, die ca. 30 Min später bereits die ersten Blitze produzierte. Die Spur führte bis südlich von Locarno.
Bei Sonnenschein und einem Takt von 19,5° Grad Celsius fuhr ich um 18 30 Uhr von Winterthur weg und war um 19 00 Uhr bei Uster, als sich das Gewitter in Norditalien um 17 00 UTC verstärkte.
Es wurde immer kälter, in den Zonen in denen es regnete ca. 11,5 ° Grad Celsius. Als ich um ca. 21 00 noch einige Kilometer vor dem Nordportal des San-Bernardino war (ohne Laptop) und die Temperatur auf 6,5° Grad sank, kamen mir erste Zweifel. Dann plötzlich ein Blitz, auf der Tessiner Seite nochmals zwei Blitze und endlich vor Bellinzona um 21 20 Uhr am Horizont noch zaghaftes Wetterleuchten. Gegen 22 15 Uhr verstärkte es sich, Welle um Welle, und um ca. 22 35 Uhr gab es eine unvergleichliche Blitzshow.
Um ca. 01 15 Uhr war finito.

Eine fatale Fehlentscheidung traf ich nach Lugano. Ich wartete in der Nähe von Morcote von 21 40 - ca. 22 30 Uhr auf die Gewitter (zwei alternierend aktive Zellen), sah die Blitzshow aber nur aus der Ferne und verpasste das meiste


So fuhr ich in Richtung des Auslösepunktes in der Nähe von Varese und hatte Glück. Erneut löste es am fast gleichen Ort aus, wie bereits vor Stunden.


Dann die letzte Auslöse, wieder ca. 30-40 Min später, am selben Ort - diesmal mit der Videokamera gefilmt.


Und dann der Hammer-Blitz


Poseidon, der Gott der Meere und des Wassers, wie Neptun in der griechischen Mythologie, wird immer mit einem Dreizack dargestellt.....
War einer der günstigen Bedingungen der Höhentrog? Hielten die Alpen die einfliessende Kaltluft aus NW ab und vom Mittelmeer her entstand eine lokale Konvergenz bei feuchtwarmer Südwestströmung?
Was denkt ihr?
Gruss Cyrill