Hallo zusammen.
Letzte Woche haben wir uns zu dritt auf den Weg nach Island gemacht.
Und es wurde eine zuerst ungewisse, anstrengende, aber dann wunderbare Zeit.
Ich bin schon am Montag zurückgekehrt (diverse Verpflichtungen)
Meine 2 Begleiter werden noch mehr zu erzählen haben.
Ich danke euch, dass ihr geholfen habt, dies zu ermöglichen.
Nun mein erster Beitrag mit einem best of von Bildern von mir.
Falls jemand die Personen auf den Bildern kennen sollte, kann das nur Zufall sein .
http://youtu.be/XsITBnlzqj0
Filme mit Dynamik folgen noch. Spätestens beim nächsten Forumstreffen werdet Ihr die Begeisterungsrufe meiner Begleiter mithören können.
Gruss Sacha
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Holuhraun Besuch Island 17.-24.2014
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Re: Holuhraun Besuch Island 17.-24.2014
Hallo!
Hier ein erstes Bilder der spannenden und erlebnisreichen "Expedition" zur aktiven Spalteneruption Holuhraun mit Sacha (Bösingen) und Dr. Funnel.
Auf der Hinfahrt zum Vulkan (in der 1. Nacht) konnten wir eine kleine Polarlicht-Show geniessen.
Das Bild ist mit 16mm Brennweite aufgenommen (deshalb die schiefen Winkel):
Hier ein erstes Bilder der spannenden und erlebnisreichen "Expedition" zur aktiven Spalteneruption Holuhraun mit Sacha (Bösingen) und Dr. Funnel.
Auf der Hinfahrt zum Vulkan (in der 1. Nacht) konnten wir eine kleine Polarlicht-Show geniessen.
Das Bild ist mit 16mm Brennweite aufgenommen (deshalb die schiefen Winkel):
Philippe Heiligenschwendi 1000m (ehemals Zimmerwald 899m)
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Re: Holuhraun Besuch Island 17.-24.2014
Hallo!
Hier (endlich) mein Bildbericht der "Expedition" zur aktiven Spalteneruption Holuhraun mit Sacha (Bösingen) und Dr. Funnel.
(Im Beitrag sind 2 Videos verlinkt, siehe Tag2 Ende und Ende des Berichtes )
Den Hinflug buchen wir kurzfristig, erst 24 Stunden vor Abflug. Wir erfahren erst ein paar Stunden vor Abflug, dass wir das Permit für das Betreten des Sperrgebietes erhalten werden. Die Isländischen Behörden stellen solch zeitlich beschränkte Bewilligungen aus.
Zudem werden die Wetterkarten regelmässig analysiert. Das Wetter während unseres Aufenthaltes sollte „gut“ sein. „Suboptimal“ ist Südwind, da die Eruptionswolke mit hoher Schwefelkonzentration dann über die Zufahrtsstrasse zieht und so der Vulkan nicht erreichbar ist. Starker Wind ist generell ungünstig, da sich im Inland regelrechte Sandstürme ausbreiten können, was für Mensch und Technik unangenehm ist.
„Gutes“ Wetter heisst also: kein Nebel, kein Dauerregen, kein Starkschneefall, kein Südwind und generell kein Sturm.
Eine Übersichtskarte unserer Anreise in Island:
Vom internationalen Flughafen Keflavik mieten wir ein 4x4 Fahrzeug und fahren entlang der Westküste gegen Norden bis nach Hvammstangi, wo wir die erste Nacht verbringen. Am zweiten Tag geht die Fahrt weiter über den Polizeiposten in Husavik (Permit abholen) bis nach Myvaten, wo wir die das Hochtemperaturgebiet Hverarönd besuchen. In der folgenden Nacht können wir ein kleines Polarlichtereignis geniessen.
Das Bild ist mit 16mm Brennweite aufgenommen (deshalb die schiefen Winkel).
Am dritten Tag fahren wir per Superjeep zur Holuhraun Eruption mit unserem Guide Ragnar Baldvinsson von Geotravel.is. Der Zugang wird kontrolliert. Im über 2000 km2 grossen Sperrgebiet befinden sich nur rund 20 Personen (meist Wissenschaftler und Polizeibeamte):
1. Feldtag
An diesem Tag ist der Wind zu Beginn schwach. Über Lavafeld und Vulkan herrscht eine ausgeprägte Thermik.
Über dem heissen Lavafeld (Um den 20. September rund 40 km2 gross) bilden sich immer wieder Staubteufel, bzw. Lavateufel.
Der Wind ist schwach und die Windrichtung ideal (aus Südwest). So zieht die Eruptionswolke über das Lavafeld, was eine stationäre Schauerzelle verursacht.
Der Vulkan: Als Grössenvergleich ein Kleinflugzeug (oben links). Die aktive Spalte ist ca. 300 Meter lang, der Krater rund 50 bis 100 Meter hoch. Die Lavafontänen reichen 50 bis 70 Meter über den Kraterrand. Rechts ist noch ein kleiner Nebenkrater aktiv.
Die Eruptionssäule steigt in den Himmel, der Schwefel sinkt nach unten.
Manchmal bilden sich regelrechte Schwefelmammati.
Unter dem Lavafeld gibt es grosse Grundwasserströme (rund 40m3/s). Am Rande des Lavafeldes wird Grundwasser durch die Hitze verdunstet. Aufgrund der windschwachen Lage können sich immer wieder Dampfteufel bilden.
Wiederholt zeigen sich auch Regenbogen.
In der Abendsonne heben sich die dunklen (schmutzigen) Schwefelwolken deutlich von den hellen (relativ sauberen) Dampfwolken ab.
Am Abend zieht die Trogachse durch. In der mittleren Atmosphäre herrscht ordentlich CAPE.
In der Dämmerung werden die Farben intensiver.
In der Nacht erhellt der Vulkan die Umgebung. Auf dem Bild der Vulkan mit unserem Superjeep.
In einem Umkreis von 20 Kilometer wird alles erhellt. Holuhraun - der Leuchtturm des Nordens.
Mit dem Superjeep fahren wir 3 Stunden zurück nach Möðrudalur, wo wir übernachten.
2. Feldtag
Am 2. Tag herrscht sonniges Wetter mit viel Flugbetrieb.
Als Grössenvergleich ist eine Personengruppe zu erkennen (unten rechts). Die Personen stehen am Rande des Lavafeldes (rund 2 km vom Lavakessel entfernt).
In der Nacht erscheint die Umgebung des Vulkans wie eine Marslandschaft.
Gegen Mitternacht zieht die Keilachse durch. Der Wind schläft ein, so dass die Eruptionswolke senkrecht in die Höhe wächst. Aufgrund der hyperlabilen Bedingungen in den unteren Luftschichten beginnt die Eruptionswolken zu rotieren.
Ein Video der rotierenden Eruptionswolke (4:48 Min) mit Echtzeit- und Zeitrafferaufnahmen:
https://www.youtube.com/watch?v=I7HnnW8HbyQ
Nach Mitternacht müssen wir Holuhraun verlassen und fahren wieder zurück nach Möðrudalur (Luftlinie 70 km Entfernung zum Vulkan). Im Vordergrund ist die Kapelle von Möðrudalur zu sehen: Heaven meets Hell.
Helikopterflug
Am nächsten Tag fliegen wir per Helikopter (http://www.volcanoheli.is) rund um den Vulkan.
Da wir nur knapp unterhalb der Schwefelwolke fliegen schlägt der Gasmesser Alarm. Blick nach Süden zum Dyngjujökull, einem Gletscherarm des Vatnajökull. Davor ist die Sanderfläche mit dem Fluss Jökulsá á Fjöllum zu erkennen. Vor diesem Fluss warnen die Behörden, da ein gewaltiger Gletscherlauf nicht ausgeschlossen werden kann. Der Fluss Jökulsá á Fjöllum bringt beim Dettifoss – dem grössten Wasserfall Europas – im Sommer eine mittlere Wassermenge von knapp 200 m3/s. Ab 3000 m3/s kommt es zu Überschwemmungen. Bei einem neuen Ausbruch unterhalb des Gletschers wird das maximale Abflussvolumen des Jökulsá á Fjöllum auf 175 000 m3/s geschätzt. Sollte gar der Zentralvulkan Bardarbunga aktiv werden, sind bis zu 900 000 m3/s Abfluss möglich. Dies übertrifft das Volumen des Amazonas im Mündungsbereich bei einem Hochwasser um fast das 3-fache.
Blick in die aktive Lavaspalte. Die Dimensionen: Länge ca. 300 m, Breite ca. 100 m. Höhe der sichtbaren Fontäne ca. 100 m.
Es brodelt gewaltig. Lava tritt mit grossem Druck an die Oberfläche.
Zwei Lavaströme treten aus dem Höllenkessel. Sie führen ein Volumen von etwa 200 m3/s.
Auch der Gasaustritt ist stark. Pro Sekunde werden ca. 600 kg Schwefeldioxid emittiert.
Im Vordergrund ist ein Teil des heissen Lavafeldes zu erkennen. Aufgrund der labilen Schichtung bilden sich immer wieder Staubteufel.
Die Staubteufel bilden sich rasch und können sich bis zu einer Minute halten, bevor sie sich wieder auflösen. Im Vordergrund ein Lavastrom. Am linken Bildrand ist eine Geländestufe. Die Lava fliesst schneller und scheint heller.
Blick zurück zum Vulkan. Die grosse Eruptionswolke mit einem kleinen Staubteufel über dem Lavafeld.
Ein Staubteufel verlässt das Lavafeld und zieht weiter über den Fluss.
Das damals 40 km2 grosse Lavafeld führt zu einem eigenen Mikroklima. Die Dampfwolken weisen darauf hin, dass das Bodenwindfeld modifiziert wird.
3. Feldtag
Ein letztes Mal treten wir die rund 100km lange Anreise von Möðrudalur zur Holuhraun Eruption an. Der Weg führt an der Königin der Berge Islands vorbei, der Herðubreið (1682 m).
Die Herðubreið mit Blick über die karge Wüstenlandschaft.
Über dem Lavafeld hält sich eine Quellwolke. Darunter wird der Himmel durch die Schwefelfahne des Vulkans leicht getrübt.
An diesem Tag war das Hitzeflimmern stark ausgeprägt. Der Dyngjujökull im Hintergrund ist nur schemenhaft zu erkennen.
Der gleiche Blickwinkel mit geringerer Brennweite. Das Gebiet rund um den Vulkan ist eine regelrechte Wüste: kaum Vegetation und nur wenig Niederschlag (500-600 mm/Jahr). Die niederschlagsreichen Südlagen bringen hier keinen Regen. Im Lee des 2000m hohen Eispanzers (Vatnajölukull) herrscht dann jeweils Föhn.
Die schwachen Schauer lösen sich über der Ebene sehr rasch auf. Einmal fällt der Regen „aus heiterem Himmel“. Die Wolke löste sich in etwas mit der Fallgeschwindigkeit der Schneeflocken/Regentropfen auf. So dass effektiv der Eindruck entsteht es regne vom blauen Himmel. Auf diesem Bild sind die Reste der Schauerzelle noch sichtbar.
Sonne und Wolken wechseln sich ab, dazu weht ein starker Wind, in Böen mit Treibsand, was für Mensch und Technik suboptimal ist.
Südlich des Vulkans gib es weitere ca. 50 Meter hohe Krater. Sie sind erloschen, aber noch sehr heiss. Angeblich wolle ein Fotograf das Innere eines solchen ruhenden Kraters fotografieren und verbrannte sich wegen der immer noch enormen Hitzestrahlung den Unterarm.
Direkt auf dem mittelatlantischen Rücken. Mit einem Bein auf der Amerikanischen Kontinentalplatte mit dem anderen auf der Eurasischen.
Der Vulkan im Abendlicht mit Regenbogen, Schwefelwolke und dem 1933m hohen Kverkfjöll, dem 3. höchsten Berg Islands, im Hintergrund.
Regenbogen, Schwefel und Kverkfjöll
Schwefel und Kverkfjöll
An den ersten zwei Feldtagen erreichten die Lavaströme nur den unerreichbaren südlichen Rand des Lavafeldes. Am Nordrand war es ruhig. Anders am 3. Feldtag zwei Ströme erreichen nun auch den nördlichen Rand. Im Hintergrund der Lavafeldcumulus.
Zwei Versuche die Hitze ins Bild zu setzten. Die vorstossende Lava im Vordergrund verursacht starkes Hitzeflimmern, so dass der Vulkan im Hintergrund flimmert.
Der Vulkan während der blauen Stunde. Auch die Lavaströme leuchten.
Einige Meter vor der aktiven, vorstossenden Lavafront, im Hintergrund die Eruptionswolke.
Andreas (Hallwil) steht vor der Lavafront. Dahinter türmt sich die Eruptionswolke auf.
Bei der Rückfahrt begleitet uns intensives Polarlicht.
Schliesslich zeigte sich auch die Kapelle von Möðrudalur mit Polarlicht.
Und ein Versuch die Kapelle mit Vulkan, mit der Herðubreið und dem Polarlicht auf ein Foto zu bringen.
Schliesslich ein Video mit ein paar Impressionen der Holuhraun Eruption (8:18 Min):
https://www.youtube.com/watch?v=2iEx-ZaIm-M
Ein Überblick zur bisherigen Eruption
Quelle: http://en.vedur.is/media/jar/Factsheet_ ... 141203.pdf
- Die Eruption dauert an und ist immer noch gross, hat sich aber seit August / September leicht abgeschwächt.
- Erdbebenaktivität: Die Aktivität ist seit Mitte August sehr hoch. Die Dauer der seismischen Unruhe ist mittlerweile ausserordentlich lang.
- Calderaabsenkung: Im Zentrum ist die Caldera mittlerweile um rund 50 Meter abgesunken (Rate zu Beginn: -80cm/Tag, Rate aktuell: -25cm/Tag)
- Erdoberflächendeformation: Im August war die Deformation massiv, rund 0.5 km3 Magma drang in den Eruptivgang. Seit dem Vulkanausbruch sind die Verschiebungen gering.
- Vulkaneruption: Sie hält mittlerweile ununterbrochen seit dem 31. August an. Die Lava scheint direkt aus 9-20 km aufzusteigen. Das Lavafeld ist auf 76 km2 angewachsen. Das Volumen beträgt rund 1 km3. Der Lavafluss verringerte sich von 200 m3/s auf unter 100 m3/s. Das Lavafeld ist das grösste in Island seit der Laki Eruption 1783/84. Es handelt sich wahrscheinlich um das 3. grösste Lavafeld weltweit der letzten 200 Jahre.
- Erstmals seit 150 Jahren war der Gasausstoss bei einem Vulkanausbruch für Island problematisch. Zeitweise wurden bis 1.3 Tonnen SO2 pro Sekunde ausgestossen, im Mittel um 400 kg/s. In Island wurden mehrmals rekordhohe SO2 Konzentrationen gemessen.
Weitere Entwicklung:
- Falls sich keine grösseren (unvorhersehbaren) Änderungen ergeben wird die Eruption mindestens noch ein paar Monate andauern. Allerdings kann die Situation ändern und ein subglazialer Ausbruch ist möglich.
- Weiterhin gelten folgende 3 Szenarien als am wahrscheinlichsten:
1. Die Absenkung der Bardarbunga Caldera stoppt und die Eruption im Holuhraun Lavafeld ebbt allmählich ab.
2. Eine große Absenkung der Caldera, die die Eruption im Holuhraun Lavafeld verstärkt oder verlängert. In diesem Fall ist es wahrscheinlich, dass die Ausbruchsspalte Richtung Dyngjujökull weiter aufreißt, was zu einem Gletscherlauf und zu einer Ascheeruption führen würde. Es ist außerdem möglich, dass eruptive Risse unter anderen Stellen am Gletscher entstehen.
3. Eine große Absenkung der Caldera, die zu einem Ausbruch der Caldera führt. Infolgedessen würden große Mengen an Eis schmelzen. Es würde ein gewaltiger Gletscherlauf entstehen und viel Asche produziert werden.
Hier noch ein paar Links:
Webcams:
http://www.livefromiceland.is/webcams/bardarbunga-2
http://www.livefromiceland.is/webcams/bardarbunga
http://mynd1.mogt.is/mobile1/images/right
http://mynd1.mogt.is/mobile1/images/left
Lageeinschätzungen:
http://en.vedur.is/earthquakes-and-volc ... es/nr/2947
http://www.jonfr.com/volcano
Erdbebenübersicht und GPS:
http://en.vedur.is/earthquakes-and-volc ... atnajokull
Wetterprognose Holuhraun:
https://www.meteoblue.com/de/island/wet ... 2%B0-17423
https://www.meteoblue.com/de/island/wet ... 3/allinone
Viele Grüsse aus der Schweiz
Philippe
Hier (endlich) mein Bildbericht der "Expedition" zur aktiven Spalteneruption Holuhraun mit Sacha (Bösingen) und Dr. Funnel.
(Im Beitrag sind 2 Videos verlinkt, siehe Tag2 Ende und Ende des Berichtes )
Den Hinflug buchen wir kurzfristig, erst 24 Stunden vor Abflug. Wir erfahren erst ein paar Stunden vor Abflug, dass wir das Permit für das Betreten des Sperrgebietes erhalten werden. Die Isländischen Behörden stellen solch zeitlich beschränkte Bewilligungen aus.
Zudem werden die Wetterkarten regelmässig analysiert. Das Wetter während unseres Aufenthaltes sollte „gut“ sein. „Suboptimal“ ist Südwind, da die Eruptionswolke mit hoher Schwefelkonzentration dann über die Zufahrtsstrasse zieht und so der Vulkan nicht erreichbar ist. Starker Wind ist generell ungünstig, da sich im Inland regelrechte Sandstürme ausbreiten können, was für Mensch und Technik unangenehm ist.
„Gutes“ Wetter heisst also: kein Nebel, kein Dauerregen, kein Starkschneefall, kein Südwind und generell kein Sturm.
Eine Übersichtskarte unserer Anreise in Island:
Vom internationalen Flughafen Keflavik mieten wir ein 4x4 Fahrzeug und fahren entlang der Westküste gegen Norden bis nach Hvammstangi, wo wir die erste Nacht verbringen. Am zweiten Tag geht die Fahrt weiter über den Polizeiposten in Husavik (Permit abholen) bis nach Myvaten, wo wir die das Hochtemperaturgebiet Hverarönd besuchen. In der folgenden Nacht können wir ein kleines Polarlichtereignis geniessen.
Das Bild ist mit 16mm Brennweite aufgenommen (deshalb die schiefen Winkel).
Am dritten Tag fahren wir per Superjeep zur Holuhraun Eruption mit unserem Guide Ragnar Baldvinsson von Geotravel.is. Der Zugang wird kontrolliert. Im über 2000 km2 grossen Sperrgebiet befinden sich nur rund 20 Personen (meist Wissenschaftler und Polizeibeamte):
1. Feldtag
An diesem Tag ist der Wind zu Beginn schwach. Über Lavafeld und Vulkan herrscht eine ausgeprägte Thermik.
Über dem heissen Lavafeld (Um den 20. September rund 40 km2 gross) bilden sich immer wieder Staubteufel, bzw. Lavateufel.
Der Wind ist schwach und die Windrichtung ideal (aus Südwest). So zieht die Eruptionswolke über das Lavafeld, was eine stationäre Schauerzelle verursacht.
Der Vulkan: Als Grössenvergleich ein Kleinflugzeug (oben links). Die aktive Spalte ist ca. 300 Meter lang, der Krater rund 50 bis 100 Meter hoch. Die Lavafontänen reichen 50 bis 70 Meter über den Kraterrand. Rechts ist noch ein kleiner Nebenkrater aktiv.
Die Eruptionssäule steigt in den Himmel, der Schwefel sinkt nach unten.
Manchmal bilden sich regelrechte Schwefelmammati.
Unter dem Lavafeld gibt es grosse Grundwasserströme (rund 40m3/s). Am Rande des Lavafeldes wird Grundwasser durch die Hitze verdunstet. Aufgrund der windschwachen Lage können sich immer wieder Dampfteufel bilden.
Wiederholt zeigen sich auch Regenbogen.
In der Abendsonne heben sich die dunklen (schmutzigen) Schwefelwolken deutlich von den hellen (relativ sauberen) Dampfwolken ab.
Am Abend zieht die Trogachse durch. In der mittleren Atmosphäre herrscht ordentlich CAPE.
In der Dämmerung werden die Farben intensiver.
In der Nacht erhellt der Vulkan die Umgebung. Auf dem Bild der Vulkan mit unserem Superjeep.
In einem Umkreis von 20 Kilometer wird alles erhellt. Holuhraun - der Leuchtturm des Nordens.
Mit dem Superjeep fahren wir 3 Stunden zurück nach Möðrudalur, wo wir übernachten.
2. Feldtag
Am 2. Tag herrscht sonniges Wetter mit viel Flugbetrieb.
Als Grössenvergleich ist eine Personengruppe zu erkennen (unten rechts). Die Personen stehen am Rande des Lavafeldes (rund 2 km vom Lavakessel entfernt).
In der Nacht erscheint die Umgebung des Vulkans wie eine Marslandschaft.
Gegen Mitternacht zieht die Keilachse durch. Der Wind schläft ein, so dass die Eruptionswolke senkrecht in die Höhe wächst. Aufgrund der hyperlabilen Bedingungen in den unteren Luftschichten beginnt die Eruptionswolken zu rotieren.
Ein Video der rotierenden Eruptionswolke (4:48 Min) mit Echtzeit- und Zeitrafferaufnahmen:
https://www.youtube.com/watch?v=I7HnnW8HbyQ
Nach Mitternacht müssen wir Holuhraun verlassen und fahren wieder zurück nach Möðrudalur (Luftlinie 70 km Entfernung zum Vulkan). Im Vordergrund ist die Kapelle von Möðrudalur zu sehen: Heaven meets Hell.
Helikopterflug
Am nächsten Tag fliegen wir per Helikopter (http://www.volcanoheli.is) rund um den Vulkan.
Da wir nur knapp unterhalb der Schwefelwolke fliegen schlägt der Gasmesser Alarm. Blick nach Süden zum Dyngjujökull, einem Gletscherarm des Vatnajökull. Davor ist die Sanderfläche mit dem Fluss Jökulsá á Fjöllum zu erkennen. Vor diesem Fluss warnen die Behörden, da ein gewaltiger Gletscherlauf nicht ausgeschlossen werden kann. Der Fluss Jökulsá á Fjöllum bringt beim Dettifoss – dem grössten Wasserfall Europas – im Sommer eine mittlere Wassermenge von knapp 200 m3/s. Ab 3000 m3/s kommt es zu Überschwemmungen. Bei einem neuen Ausbruch unterhalb des Gletschers wird das maximale Abflussvolumen des Jökulsá á Fjöllum auf 175 000 m3/s geschätzt. Sollte gar der Zentralvulkan Bardarbunga aktiv werden, sind bis zu 900 000 m3/s Abfluss möglich. Dies übertrifft das Volumen des Amazonas im Mündungsbereich bei einem Hochwasser um fast das 3-fache.
Blick in die aktive Lavaspalte. Die Dimensionen: Länge ca. 300 m, Breite ca. 100 m. Höhe der sichtbaren Fontäne ca. 100 m.
Es brodelt gewaltig. Lava tritt mit grossem Druck an die Oberfläche.
Zwei Lavaströme treten aus dem Höllenkessel. Sie führen ein Volumen von etwa 200 m3/s.
Auch der Gasaustritt ist stark. Pro Sekunde werden ca. 600 kg Schwefeldioxid emittiert.
Im Vordergrund ist ein Teil des heissen Lavafeldes zu erkennen. Aufgrund der labilen Schichtung bilden sich immer wieder Staubteufel.
Die Staubteufel bilden sich rasch und können sich bis zu einer Minute halten, bevor sie sich wieder auflösen. Im Vordergrund ein Lavastrom. Am linken Bildrand ist eine Geländestufe. Die Lava fliesst schneller und scheint heller.
Blick zurück zum Vulkan. Die grosse Eruptionswolke mit einem kleinen Staubteufel über dem Lavafeld.
Ein Staubteufel verlässt das Lavafeld und zieht weiter über den Fluss.
Das damals 40 km2 grosse Lavafeld führt zu einem eigenen Mikroklima. Die Dampfwolken weisen darauf hin, dass das Bodenwindfeld modifiziert wird.
3. Feldtag
Ein letztes Mal treten wir die rund 100km lange Anreise von Möðrudalur zur Holuhraun Eruption an. Der Weg führt an der Königin der Berge Islands vorbei, der Herðubreið (1682 m).
Die Herðubreið mit Blick über die karge Wüstenlandschaft.
Über dem Lavafeld hält sich eine Quellwolke. Darunter wird der Himmel durch die Schwefelfahne des Vulkans leicht getrübt.
An diesem Tag war das Hitzeflimmern stark ausgeprägt. Der Dyngjujökull im Hintergrund ist nur schemenhaft zu erkennen.
Der gleiche Blickwinkel mit geringerer Brennweite. Das Gebiet rund um den Vulkan ist eine regelrechte Wüste: kaum Vegetation und nur wenig Niederschlag (500-600 mm/Jahr). Die niederschlagsreichen Südlagen bringen hier keinen Regen. Im Lee des 2000m hohen Eispanzers (Vatnajölukull) herrscht dann jeweils Föhn.
Die schwachen Schauer lösen sich über der Ebene sehr rasch auf. Einmal fällt der Regen „aus heiterem Himmel“. Die Wolke löste sich in etwas mit der Fallgeschwindigkeit der Schneeflocken/Regentropfen auf. So dass effektiv der Eindruck entsteht es regne vom blauen Himmel. Auf diesem Bild sind die Reste der Schauerzelle noch sichtbar.
Sonne und Wolken wechseln sich ab, dazu weht ein starker Wind, in Böen mit Treibsand, was für Mensch und Technik suboptimal ist.
Südlich des Vulkans gib es weitere ca. 50 Meter hohe Krater. Sie sind erloschen, aber noch sehr heiss. Angeblich wolle ein Fotograf das Innere eines solchen ruhenden Kraters fotografieren und verbrannte sich wegen der immer noch enormen Hitzestrahlung den Unterarm.
Direkt auf dem mittelatlantischen Rücken. Mit einem Bein auf der Amerikanischen Kontinentalplatte mit dem anderen auf der Eurasischen.
Der Vulkan im Abendlicht mit Regenbogen, Schwefelwolke und dem 1933m hohen Kverkfjöll, dem 3. höchsten Berg Islands, im Hintergrund.
Regenbogen, Schwefel und Kverkfjöll
Schwefel und Kverkfjöll
An den ersten zwei Feldtagen erreichten die Lavaströme nur den unerreichbaren südlichen Rand des Lavafeldes. Am Nordrand war es ruhig. Anders am 3. Feldtag zwei Ströme erreichen nun auch den nördlichen Rand. Im Hintergrund der Lavafeldcumulus.
Zwei Versuche die Hitze ins Bild zu setzten. Die vorstossende Lava im Vordergrund verursacht starkes Hitzeflimmern, so dass der Vulkan im Hintergrund flimmert.
Der Vulkan während der blauen Stunde. Auch die Lavaströme leuchten.
Einige Meter vor der aktiven, vorstossenden Lavafront, im Hintergrund die Eruptionswolke.
Andreas (Hallwil) steht vor der Lavafront. Dahinter türmt sich die Eruptionswolke auf.
Bei der Rückfahrt begleitet uns intensives Polarlicht.
Schliesslich zeigte sich auch die Kapelle von Möðrudalur mit Polarlicht.
Und ein Versuch die Kapelle mit Vulkan, mit der Herðubreið und dem Polarlicht auf ein Foto zu bringen.
Schliesslich ein Video mit ein paar Impressionen der Holuhraun Eruption (8:18 Min):
https://www.youtube.com/watch?v=2iEx-ZaIm-M
Ein Überblick zur bisherigen Eruption
Quelle: http://en.vedur.is/media/jar/Factsheet_ ... 141203.pdf
- Die Eruption dauert an und ist immer noch gross, hat sich aber seit August / September leicht abgeschwächt.
- Erdbebenaktivität: Die Aktivität ist seit Mitte August sehr hoch. Die Dauer der seismischen Unruhe ist mittlerweile ausserordentlich lang.
- Calderaabsenkung: Im Zentrum ist die Caldera mittlerweile um rund 50 Meter abgesunken (Rate zu Beginn: -80cm/Tag, Rate aktuell: -25cm/Tag)
- Erdoberflächendeformation: Im August war die Deformation massiv, rund 0.5 km3 Magma drang in den Eruptivgang. Seit dem Vulkanausbruch sind die Verschiebungen gering.
- Vulkaneruption: Sie hält mittlerweile ununterbrochen seit dem 31. August an. Die Lava scheint direkt aus 9-20 km aufzusteigen. Das Lavafeld ist auf 76 km2 angewachsen. Das Volumen beträgt rund 1 km3. Der Lavafluss verringerte sich von 200 m3/s auf unter 100 m3/s. Das Lavafeld ist das grösste in Island seit der Laki Eruption 1783/84. Es handelt sich wahrscheinlich um das 3. grösste Lavafeld weltweit der letzten 200 Jahre.
- Erstmals seit 150 Jahren war der Gasausstoss bei einem Vulkanausbruch für Island problematisch. Zeitweise wurden bis 1.3 Tonnen SO2 pro Sekunde ausgestossen, im Mittel um 400 kg/s. In Island wurden mehrmals rekordhohe SO2 Konzentrationen gemessen.
Weitere Entwicklung:
- Falls sich keine grösseren (unvorhersehbaren) Änderungen ergeben wird die Eruption mindestens noch ein paar Monate andauern. Allerdings kann die Situation ändern und ein subglazialer Ausbruch ist möglich.
- Weiterhin gelten folgende 3 Szenarien als am wahrscheinlichsten:
1. Die Absenkung der Bardarbunga Caldera stoppt und die Eruption im Holuhraun Lavafeld ebbt allmählich ab.
2. Eine große Absenkung der Caldera, die die Eruption im Holuhraun Lavafeld verstärkt oder verlängert. In diesem Fall ist es wahrscheinlich, dass die Ausbruchsspalte Richtung Dyngjujökull weiter aufreißt, was zu einem Gletscherlauf und zu einer Ascheeruption führen würde. Es ist außerdem möglich, dass eruptive Risse unter anderen Stellen am Gletscher entstehen.
3. Eine große Absenkung der Caldera, die zu einem Ausbruch der Caldera führt. Infolgedessen würden große Mengen an Eis schmelzen. Es würde ein gewaltiger Gletscherlauf entstehen und viel Asche produziert werden.
Hier noch ein paar Links:
Webcams:
http://www.livefromiceland.is/webcams/bardarbunga-2
http://www.livefromiceland.is/webcams/bardarbunga
http://mynd1.mogt.is/mobile1/images/right
http://mynd1.mogt.is/mobile1/images/left
Lageeinschätzungen:
http://en.vedur.is/earthquakes-and-volc ... es/nr/2947
http://www.jonfr.com/volcano
Erdbebenübersicht und GPS:
http://en.vedur.is/earthquakes-and-volc ... atnajokull
Wetterprognose Holuhraun:
https://www.meteoblue.com/de/island/wet ... 2%B0-17423
https://www.meteoblue.com/de/island/wet ... 3/allinone
Viele Grüsse aus der Schweiz
Philippe
Philippe Heiligenschwendi 1000m (ehemals Zimmerwald 899m)