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Tornado Südschwarzwald 13.05.2015

Alles zu (Un)wetter relevant für die Schweiz
flowi
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Re: [NCST] Gewitter 12./13.05.2015

Beitrag von flowi »

Auf die "Luftaufklärung" bin ich auch schon gespannt.
Die ersten Fotos sind jedenfalls mehr als beeindruckend.

Hier noch mal schematisch insgesamt der track, den ich vom Boden aus lokalisieren konnte:
Bild

Da hat es natürlich noch Lücken, die es zu füllen gilt.

Beispielsweise Bereich Wutachschlucht (Schadensschneise wahrscheinlich, Wanderwege in den Wutachflühen teilw. blockiert).
Oder natürlich auch der Bereich nw der Schneise Bonnndorf Sportplatz. Da sollte die Flugerkundung was dazu her geben.
Auch auf Höhe Schluchsee - Lenzkirch bin ich nicht überall durch gefahren bzw. gekommen, dort sollte die Lücke noch zu füllen sein.

Luftlinie Feldberg bis Landesgrenze bei Fützen: ziemlich genau 40 km.
Am Boden der track geschätzt 5 km. länger, macht eine Zugbahn von total ca. 45 km. +/-
Das ist schon :shock: , oder ?

Zeitliche Einordnung:
Feldberg, Menzenschwander Hütte (laut Hüttenwirtin) ca. 21.00 Uhr
Bonndorf 21.30 Uhr (siehe oben)
Fützen, das "Finale" an der Landesgrenze dürfte lt. Radarauswertung (danke Marco !) dann so ca. 21.45 Uhr + ein paar Minuten gewesen sein.

Fazit:
45 km. in 45 Minuten, im Schnitt ist er also mit einer Verlagerungsgeschwindigkeit von 60 kmh über den Schwarzwald gepflügt.
Sollte sich das eigentlich auch aufs Schadensbild am Boden auswirken, oder ist das angesichts der weit höheren Rotationsgeschwindigkeiten zu vernachlässigen ?

So weit mal das Ergebnis von Samstag-Nachmittags-Familien- bzw. Vatertragsausflug und nächtlicher Nachbearbeitung (gähn ...).
Vielleicht kann man so was ja auch irgendwie therapieren :lol:
Besonderer Gruß in diesem Sinne auch an unser neustes Forums-Mitglied !

Viele Grüße
Flower
Zuletzt geändert von flowi am So 17. Mai 2015, 19:03, insgesamt 2-mal geändert.

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Ben (BaWü)
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Re: [NCST] Gewitter 12./13.05.2015

Beitrag von Ben (BaWü) »

@Benni:Das deckt sich ganz gut mit dem, was wir gesehen bzw. nicht gesehen haben. Weder in Bad Krozingen, noch im Münstertal konnten wir trotz mehrmaligem kreisen Schäden ausmachen. D.h. die Schäden sollten in der Tat recht kleinräumig sein. Wobei "kleinräumig" hier relativ ist... aus der Luft sind die Maßstäbe dann doch etwas anders.

Zur Kartierung unserer Daten: Trotz GPS-tracking sind wir daten- und informationstechnisch etwas überflutet derzeit. Ich weiß nicht, bis wann wir das hinbekommen werden.

@flowi: Diese "Leiden"schaf(f)t ist nicht therapierbar - zumindest bei mir ^^

So long... LG,
Ben
Zuletzt geändert von Ben (BaWü) am So 17. Mai 2015, 18:42, insgesamt 1-mal geändert.
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Wetterfotografie in Süddeutschland


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Badnerland
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Re: [NCST] Gewitter 12./13.05.2015

Beitrag von Badnerland »

@Ben: Kann ich mir vorstellen, überhaupt genial das ihr das so schnell umgesetzt habt! Kann mich nur an wenige Bilder aus Deutschland erinnern, wo eine Tornadoschneise aus der Luft dokumentiert wurde. Alleine die zwei "sneak peaks" sind schon sehr beeindruckend. Lasst euch mal nicht unter Druck setzen von uns, wir sind nur sehr gespannt auf was auch immer da kommt. :-D

Die Schäden im Münstertal waren vermutlich selbst aus der Luft nur schwer zu entdecken, dank dem teils fast alpinen Reliefs. Ich würde die "Schneise" auf ca. 250m Länge und 50-100 Breite (von grob Süd nach Nord) schätzen. Habe mal eben die Stelle (an der K4957 zwischen Münstertal und Schauinsland) auf Googlemaps markiert:
Bild

Bin wohl zu doof, um einen Punkt auf Googlemaps zu markieren oder Koordinaten zu finden. Sucht auf Googlemaps einfach nach K4957 und man landet direkt nördl. der markierten Stelle. :lol:

Grüße

p.s.: aus meiner Flugconnection wird so schnell nichts, sie befindet sich seit gestern im Urlaub. Da aber Ben und co. schon soweit westlich mit ihrem Flug begonnen hatte, ist das wohl auch nicht mehr so wild. Was wurde eigentlich aus dem Schweizer Flug rund um Philipp Maurer? Wetter war heute ja gut dafür...
meist rund um Freiburg oder der Umgebung (Oberrheingraben, Schwarzwald, Dreiländereck) unterwegs ;-)

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Alfred
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Re: [NCST] Gewitter 12./13.05.2015

Beitrag von Alfred »

flowi hat geschrieben:Luftlinie Feldberg bis Landesgrenze bei Fützen: ziemlich genau 40 km.

Fützen, das "Finale" an der Landesgrenze dürfte lt. Radarauswertung (danke Marco !) dann so ca. 21.45 Uhr + ein paar Minuten gewesen sein.
Wir hätten ja in ca 7 km Entfernung von Fützen einen Seismometer bei Schleitheim!

Gruss, Alfred

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Dani (Niederurnen)
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Re: [NCST] Gewitter 12./13.05.2015

Beitrag von Dani (Niederurnen) »

Badnerland hat geschrieben: p.s.: aus meiner Flugconnection wird so schnell nichts, sie befindet sich seit gestern im Urlaub. Da aber Ben und co. schon soweit westlich mit ihrem Flug begonnen hatte, ist das wohl auch nicht mehr so wild. Was wurde eigentlich aus dem Schweizer Flug rund um Philipp Maurer? Wetter war heute ja gut dafür...
Die waren, so wie ich von Cyrill mitbekommen habe, heute in der Luft. Bildmaterial folgt sicher noch.

Gruss Dani
Neu nicht mehr in der Nebelsuppe von Uster sondern in im sonnigen Glarnerland

Philipp Maurer
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Re: [NCST] Gewitter 12./13.05.2015

Beitrag von Philipp Maurer »

Hallo Zusammen!

Also der Flug hat stattgefunden! War sehr eindrücklich und interessant und auch nicht ganz trivial, die Schadstellen der Reihe nach abzufliegen, da der Tornado offenbar längst nicht durchgehend Bodenkontakt hatte und auch zT überraschende Richtungswechsel vollzogen hat. Wir sind vor allem zwischen Feldberg und Blumberg hin und her geflogen v.a. nach Cyrills Kommando bis Einem übel wurde! :-? :neinei: :lol:
Westlich vom Feldberg sind wir nicht mehr allzu weit weitergeflogen, da wir auch keine Schadstellen mehr zu Gesicht bekamen. Hätte zu Viel (Flug)Zeit gekostet die ganze Gegend abzufliegen.
Analysen der Schadenbilder Photos/Videos überlasse ich Cyrill und Sims, die beide mitgeflogen sind. Ich war anderweitig beschäftigt. ;)
LG! Philipp

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Domi S.
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Re: [NCST] Gewitter 12./13.05.2015

Beitrag von Domi S. »

Großes Lob an alle für die tollen Berichterstattungen und Analysen! Einfach klasse. Bin auch sehr gespannt auf die weiteren Luftbilder!!
Ich hab mir die Sache beim Feldberg vorhin auch etwas aus der Nähe angeschaut. Weil ich ja eh auf dem Heimweg von meiner Freundin war. Hier war der Tornado wohl definitiv auch am Werk. Zum Teil chaotische Fallrichtungen. Auch sehr beeindruckend, wie kleinräumig diese Naturgewalt zuschlägt. Neben der Schneise vollkommen intakter Wald, als wär nix gewesen.
Bilder davon und von den Gewittern am Mi gibts morgen.
Zuletzt geändert von Domi S. am So 17. Mai 2015, 22:26, insgesamt 1-mal geändert.
Gruß aus Steinen-Hofen (D, Landkreis Lörrach, ca.450 - 500müNN) (Südschwarzwald)


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Cyrill
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Re: [NCST] Gewitter 12./13.05.2015

Beitrag von Cyrill »

@ Domi S.

Fühle mich angesprochen..."räusper".... :oops: Vielen Dank für das Lob :unschuldig: Luftbilder kommen.... Bin ja gespannt auf Deine Fotos; sind ja sicher wieder spitze, wie Deine Blitzbilder :up:

@ Philipp Maurer

Diesen unvergesslichen Aufklärungsflug nach Bonndorf, im Zusammenhang mit der Evaluation einer grob geschätzten Schadensbilanz des Tornados aus der Luft, sowie dessen Wurfmuster innerhalb der in bewaldeten Gebieten gezogenen Schneisen, ist (war gestern) eines meiner bisherigen Highlights während den 18 Jahren in denen ich als Sturmjäger unterwegs bin :up: Wie Du bereits angedeutet hast (und Flowi auch schon erwähnte), gibt es Strecken, auf denen der Tornado nur geringen, oder keinen Bodenkontakt hatte (genau genommen "nur" eine Funnelcloud war). Aber auf dem von Flowi auf rd. 40 km geschätzten Track, vom Feldberg bis an den Randen (CH-Grenze), hinterliess der Vortex auf über 90% der Gesamtstrecke deutlich sichtbare Schäden auf Feldern, bei der Vegetation allgemein und bei Gebäuden usw. Z.T. parallel verlaufende Schneisen, oder das Wurfmuster um diese faszinierende "Insel" (auf die ich noch zu sprechen komme), sind vage Hinweise auf einen Multivortex-Tornado, wie ich ja Dir gegenüber gestern diese Vermutung geäussert hatte. Wie Crosley dies in seinem Video vom El Reno-Tornado (2013) sehr schön festgehalten hatte, verursachen die Satelliten-Tornados um den Haupt-Vortex herum unterschiedlich starke Zerstörungsmuster. Wie mir Tim Samaras am Extremwetterkongress in Bremerhaven erklärte, war er an der Erforschung dieser sonderbaren "Inseln", die ein Tornado manchmal hinterlässt und eigenartigerweise einzelne Häuser mitten in einer Schneise fast unbeschädigt stehen lässt (vgl. Bild weiter unten). Diese Multivortex-Tornados sind berüchtigt für ihre abrupten Richtungswechsel und beim Beobachten scheinen die Satelliten-Tornados um den Haupt-Vortex zu "tanzen".
Ja, wir haben beim Abfliegen des Tracks einige Richtungswechsel vornehmen müssen, auf mein Kommando ("turn left, right"....); nehme dies auf meine Kappe. Nächstes Mal lassen wir die Loopings aus :lol: :help: Der bereits in meiner geposteten Grafik eingezeichnete und vermutete Richtungswechsel bei Blumegg war einem Magen dann doch zuviel ! Beim Segeln sagt man "Fische füttern"! Gibt's beim Fliegen einen Ausdruck dafür; so etwa "Vögel füttern" oder so :?: :lol: :warm:

Nun, Spass beiseite: Du bist ein sehr guter Pilot und hast wirklich das Zeug zum Hagel-Flieger :up: War eine tolle Erfahrung. Danke. Hier noch ein Bild von euch mit der Cessna:

Bild

@ Dani (Uster) / @ Badnerland / @ Ben(BaWü) / @ Flowi

Danke für die Beiträge....! U.a. @ all...

Ben ich bin gespannt auf Deine Auswertungen und Analysen, Bilder usw. Dies ist eine einmalige Chance, so viele Daten und Material wie möglich zusammenzutragen!

Gruss Cyrill

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Cyrill
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Re: [NCST] Gewitter 12./13.05.2015

Beitrag von Cyrill »

flowi hat geschrieben:Auf die "Luftaufklärung" bin ich auch schon gespannt.
Die ersten Fotos sind jedenfalls mehr als beeindruckend.

Hier noch mal schematisch insgesamt der track, den ich vom Boden aus lokalisieren konnte:
Bild

Da hat es natürlich noch Lücken, die es zu füllen gilt.

Beispielsweise Bereich Wutachschlucht (Schadensschneise wahrscheinlich, Wanderwege in den Wutachflühen teilw. blockiert).
Oder natürlich auch der Bereich nw der Schneise Bonnndorf Sportplatz. Da sollte die Flugerkundung was dazu her geben.
Auch auf Höhe Schluchsee - Lenzkirch bin ich nicht überall durch gefahren bzw. gekommen, dort sollte die Lücke noch zu füllen sein.

Viele Grüße
Flower
Hoi Flower

Also eine der Hauptfragen ist bei diesem Tornadoereignis: Hat er sich einmal für längere Zeit zurückgezogen, bzw. hat er als Funnelcloud (ohne Bodenkontakt) weiter gelebt, oder nicht ? Aus unserer Erkundung geht eindeutig hervor, dass im Bereich des Sportplatzes im Südwesten von Bonndorf, westlich der Neubausiedlung und der Garage Probst, der Bodenkontakt durch Schäden an Bäumen wieder verifiziert werden kann. Die Bäume im Wald und die Strommasten südlich des Umspannwerkes sind eindeutig intakt!

Bild

Dieses Bild liefert den Beweis. Im Hintergrund ist Bonndorf in östlicher Richtung zu sehen. Beim roten Rechteck berührte der Rüssel beim Sportplatz erstmals wieder den Boden. Mit einem Winkel (rot) ist der weitere Verlauf des Tornados grob eingezeichnet, der am Randen am Horizont endet (Sichtweite rd. 23 km).
Die weisse Linie in der Bildmitte markiert die breiteste Schneise zwischen Feldberg und Bonndorf, die unvermittelt endet. Der Unterbruch dürfte etwa 1,8 - 2,0 km sein, da die Schneise auf einer Anhöhe endet, die sich südlich einer Kreuzung befindet, die bei der Waldstrasse entlang des Flusses Steina nach Norden zu einem Gehöft abzweigt.

Bild

Von der Seite (Blickrichtung Süden) ist das östliche Ende der Schneise gut sichtbar. Am linken unteren Bildrand die Strasse im Steina-Tal.

Bild

Beeindruckend die grüne "Insel" am Ende der Schneise, die im Moment entstand, als sich der Tornado auflöste, bzw. zurückzog.

Bild

Blickrichtung von Osten nach Westen. Die "Insel" erstrahlt wie eine grüne Oase, mitten in einem kreisförmigen Wurfmuster, das ohne den geringsten Zweifel der "Fingerabdruck" eines Tornados ist, den ich in dieser Phase, bzw. in diesem Sektor des Gesamttracks auf F3 einschätze.

Bild

Wie bereits erwähnt wurde, gibt es ganz kleine, schmale Schneisen (ich nenne sie "sit down's"), Orte, an denen der Tornado seine Spuren hinterlassen hatte. Sie sind in dem dichten und grossflächigen Gebiet des Südschwarzwaldes sowohl vom Boden aus, als auch aus der Luft z.T. schwer zu lokalisieren.... Mein "Kommentar", bevor diese Aufnahme entstand: "Da, hier links unten geht's wieder weiter; turn left..." Uff! Gerade noch rechtzeitig für das Foto! :warm: Topmanöver vom Piloten. Danke Philipp!

Mein Vorschlag ist deshalb, den gesamten Track in Sektoren zu unterteilen. Sektor A wäre dann der Abschnitt vom Feldberg bis zum Höhengasthof "Glashütte", den wir hier gerade überfliegen und am linken, unteren Bildrand die östlich in Richtung Bonndorf gelegenen Gehöfte (rotes Dach) sichtbar sind.
Da würde dann der Sektor B beginnen, in dem zunächst entlang der K6592 wieder mehr oder weniger deutliche Schneisen erkennbar sind, welche auf besagter Anhöhe im Steimatal enden (müssten...; wenn es sich um einen Tornado handelt). Hier beginnt aber eines der grössten Rätsel, denn in der folgenden Grafik müsste eine Verbindung zwischen dem Höhengasthof "Glashütte" (weisses Rechteck oben links) und der Mega-Schneise (weisses Rechteck, Mitte am unteren Bildrand) bestehen (was anhand der blauen, gestrichelten Linie angezeigt ist). Dies ist schlicht und ergreifend beinahe unmöglich; es sei denn dieser (eine) Tornado habe extrem nach Südwesten abgedreht. Ich vermute hier eher zwei Tornados, entweder zeitgleich, oder zeitversetzt.... Diese Behauptung ist ziemlich gewagt, aber vorerst noch in die Abklärungen mit einzubeziehen. Am rechten Bildrand der Sportplatz bei Bonndorf (weisses Rechteck), mit Beginn des Sektors C (rote Linie).

Bild

Die Niederschlags-Radarbilder (bei Infocliat) zeigen zwei parallele RR-Maxima im Bereich des Feldberges (21 15 Uhr MESZ)....
(quelle: http://www.infoclimat.fr/cartes-meteo-t ... r-nord_est )

Bild

.... also weniger als 15 Min. bevor "Sergio73" die bekannten Aufnahmen des Tornados machte. Gemäss Radar schwächelt die nördliche Zelle und die südliche geht in ein Bow-Echo über (bis 21 30 Uhr MESZ).

Zwei Tornados ? Ist der nördliche "Zwilling" noch vor 21 30 Uhr MESZ "eingegangen" ? Möglich wäre es...

Gruss Cyrill
Zuletzt geändert von Cyrill am Mo 18. Mai 2015, 02:44, insgesamt 4-mal geändert.

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Cyrill
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Re: [NCST] Gewitter 12./13.05.2015

Beitrag von Cyrill »

Cyrill hat geschrieben:
Aufgrund der Schadensmuster, die im offenen Gelände schwieriger zu finden waren, als in bewaldeten, oder besiedelten Gebieten, ist es mir gelungen, auf die geschätzte Distanz von rd. 18 km zwischen Bonndorf und der Schweizer Grenze bei Fützen / Beggingen den Verlauf des Pfades zu rekonstruieren. Im fraglichen Teil bei Blumegg war die Strasse K6511 gesperrt. So konnten wir einen Teil von wenigen hundert Metern nicht genau verifizieren, wo die Schneise verläuft. Jedenfalls macht der Tornadotrack dort einen Knick nach rechts, d.h. er richtet sich nach Ostsüdost (s. Grafik):

Bild

Östlich von Bonndorf sind die Schneisen breiter, oder auch schmaler, wobei auch die Schadensmuster mehr oder weniger gravierend sind. Vermutlich hatte der Tornado nicht immer Bodenkontakt; das ist sehr schwer zu beurteilen. Diese Strecke ist nun gut dokumentiert; westlich von Bonndorf (rote gestrichelte Linie) fehlt aber die gesamte Strecke bis Schluchsee......

Hier einige neue Bilder von gestern:

Bild

Das "Toi-Toi"-WC-Häuschen (blau) liegt rd. 150 Meter weiter östlich der Baustelle in der Wiese.....

Gruss Cyrill
Sektor C... Update: Das erwähnte "Toi-Toi"-WC-Häuschen steht wieder am angestammten Platz :up: :lol: Jetzt hat das Aufräumen begonnen....

Gemäss der obigen Grafik beginnt der Sektor C beim Sportplatz und der Tornadotrack führt nach Osten.

Bild

Im Vordergrund dieses Bildes aus der Luft, sieht man die Strasse (Schaffhauserstrasse) nach Wellendingen, die nach Süden verläuft. Im rechten, oberen Bildbereich sieht man das kleine Waldstück und die nach rechts abzweigende Strasse, wo Sergio73 stand und den Tornado fotografierte. Die weisse Linie markiert den Verlauf des Tornados von West (rechts) nach Ost (links). Sie ist grob der Topographie angepasst. Unter der weissen Linie in der rechten Bildhälfte sieht man, weshalb ich gleich nach dem Ereignis begann alles zu dokumentieren, denn die helle Zone im Gras ist nicht lange zu sehen. Diese wird in den nächsten Tagen verschwinden. Sie zeigt zeitweilig den Pfad des Tornados im hinuntergedrückten Gras, auch ohne nennenswerte Schadensmuster.
Bei kleinen, doch nennenswerten Schäden, ist es enorm schwierig aus der Luft Bilanz zu ziehen, bzw. diese überhaupt zu lokalisieren. Auf dem unteren Parkplatz, rechts an der Schaffhauserstrasse, ist folgendes Bild anzutreffen:

Bild

Dort steht ein völlig zerfetzter und vor allem entrindeter Baum :shock:

Bild

Auf der ebenfalls nach Süden führenden, schmalen Strasse, die vom oberen Parkplatz ausgeht, liegen kreuz und quer massive Bäume (aus der Luft kaum auszumachen). Bei dieser Baumgruppe entdeckte ich dieses für Tornados typische Astbruchmuster, Verdrehungen der Äste, welche durch die Torsion im erdnahen Vortexbereich verursacht werden, in welchem die höchsten Windgeschwindigkeiten und die grössten kinetischen Energien freigesetzt werden.

Bild

Im nächsten Luftbild ist von rechts nach links die Fortsetzung des Tornadotracks zu sehen (weisse Linie), die immer noch zum Sektor C gehört. Am unteren Bildrand ist ein Teil von Bonndorf zu sehen und am rechten Bildrand die südlich gelegene Ortschaft Wellendingen. Am linken Bildrand, im weissen Rechteck, kann man die eng begrenzte Schneise erkennen, die ich in einem Bild bereits dokumentierte. In dieser Senke wurde ein Schafstall getroffen und völlig zerstört. Die Besitzer waren zu diesem Zeitpunkt zum Glück in Bonndorf; und die Besitzerin verriet mir, dass alle Schafe überlebt hätten. Nur eine Schwalbe sei in einer bis zum Rand gefüllten Regentonne ertrunken.

Bild

Es wäre nun noch zu entscheiden, wo der Sektor D beginnt. Ich schlage vor, dass er beim südlich gelegenen Wald bei Lausheim anzusetzen wäre, da dort wieder breitere Schneisen erkennbar sind UND der spätere Rechtsknick nach OSO eingeleitet wird. Zudem sind in diesem Bereich (Lindenberg) erhebliche Schäden an Häusern (u.a. abgerissene Photovoltaikanlagen) entstanden. Der Abschnitt (Sektor D) Lindenberg-Wutachtal werde ich noch separat behandeln. Vorweggenommen ist der letzte Abschnitt vom Wutachtal bis zum Randen an der Schweizer Grenze:

Bild

Die Blickrichtung ist genau gegen Süden an den Randen. Die weisse Linie markiert wieder den Tornadotrack, wobei erneut die Topografie berücksichtigt ist. Im Mühlbachtal im Vordergrund verläuft die Hauptstrasse zwischen Grimmelshofen und Fützen. Es ist ein schmaler Einschnitt in die Landschaft, bei dem ein Parkplatz auch LKW-Fahrern ihre Ruhezeit ermöglicht. Wäre diese Stelle flach gewesen, hätten diese beiden LKW-Fahrer, die laut Zeitungsberichten aus dem Schlaf gerissen wurden, praktisch keine Überlebenschancen gehabt.

Parkplatz (im V der weissen Linie; bei der Luftaufnahme nicht sichtbar): ein Bild der Zerstörung; und das ist lediglich der Südhang:

Bild

Nur rd. 160-180 Meter weiter, knickte dieser Strommast:

Bild

Bei der Luftaufnahme sieht man den gelben Pneukran, der (Bildmitte) im Einsatz steht, um den Masten zu entfernen.

Das weisse Rechteck am oberen Bildrand, mit den gekreuzten Diagonalen, markiert den Endpunkt des Tornados am Randen. Kurz zuvor (unter dem Rechteck in der Ferne schwach sichtbar) zerstörte er noch einen Bauernhof:

Bild

Gruss Cyrill

PS: auf dem Xtreme Weather-Tours Blog wird dann die gesamte Analyse erscheinen.... Ich warte einmal die Berichte ab, die noch eintreffen.
Zuletzt geändert von Cyrill am Mo 18. Mai 2015, 04:42, insgesamt 3-mal geändert.

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