Ich weiss, es ist noch etwas früh, um bereits einen Forecast-Thread für die Lage vom 30.04./01.05. zu eröffnen. Aber ich denke die Lage ist interessant genug. Ausserdem werde ich mich bemühen, vorderhand nur mit den "groben Strichen", d.h. mit der Darstellung der Grosswetterlage zu arbeiten. Was die grundlegende Konstellation über Europa angeht, herrscht bezüglich Donnerstag/Freitag in den Modellen nämlich bereits weitgehend Einigkeit. Der Teufel liegt – wie so immer – im Detail.
Zur Ausgangslage:
In den nächsten Tagen übernimmt allmählich ein Hochdruckkeil das Zepter über Europa. Das Hoch wird mit seinem Zentrum am Mittwoch wohl irgendwo über Ostdeutschland zu liegen kommen. Zusätzlich gestützt wird dieses Hoch durch massive Warmluftadvektion aus Südwesten. Die Schweiz steckt sozusagen "mitten drin". Es dominiert Absinken, Gewitter und Schauer dürften bis und mit Donnerstag die grosse Ausnahme bleiben.
Im Verlauf des Donnerstags wandert das Hoch dann allmählich nach Osten ab. Gleichzeitig nähert sich aus Westen ein Langwellentrog mit Zentrum über den Britischen Inseln. Der Alpenraum gerät also zusehends vom Bereich der (Konvektion verhindernden) Keilachse in den Bereich der (Konvektion begünstigenden) Vorderseite des Langwellentroges.
Donnerstag 12 UTC präsentiert sich die Lage folgendermassen:
GFS:

Der Langwellentrog über den Britischen Inseln (blauer Pfeil) advehiert auf seiner Vorderseite sehr warme Luft aus dem Mittelmeerraum nach Zentraleuropa (roter Pfeil). Zu diesem Zeitpunkt dürfte es aber noch eher obsolet sein, über allfällige Gewitter zu spekulieren (fehlende Feuchtigkeit, fehlender dynamischer Hebungsantrieb, noch zu nahe an der Keilachse, etc,). Dafür dürfte der Donnerstag zu einem wunderbaren Frühsommertag werden (verbreitet Temperaturen um oder sogar über 25°C halte ich für durchaus möglich).
ECMWF zeigt die Situation in den groben Strichen nahezu identisch:

Man kann also von einer in beiden Modellen sehr ähnlichen Ausgangslage sprechen, was die Sache meines Erachtens schon mal deutlich vereinfacht.
Im Verlauf des Freitags schiebt sich der Langwellentrog dann allmählich näher an den Alpenraum. Zum Zeitpunkt Freitag 12 UTC kann man dann wohl von einer ausgeprägten Trogvorderseite reden, in welcher wir uns befinden. Auffallend ist, dass sich die zum Trog gehörende Kaltfront wohl wie so oft nach Süden hin verwellen wird, was die Vorhersage der weiteren Entwicklung bezüglich Konvektion nicht unbedingt vereinfacht. Zudem dürften rund um den Langwellentrog einmal mehr Kurzwellentröge mäandrieren, die sich je nach Lage und Ausprägung beidseitig (hinderlich oder förderlich) auf die Entstehung von Gewittern auswirken können.
GFS zum Zeitpunkt Freitag 12 UTC:

ECMWF zum Zeitpunkt Freitag 12 UTC:

Erneut gleichen sich die Modelle also sehr stark in ihrer Abbildung der zu erwartenden Grosswetterkonstellation. Beide Modelle sind sich auch bei der räumlichen Positionierung der zum Langwellentrog gehörenden Kaltfront relativ einig: Freitag 12 UTC (also um 14 Uhr) liegt diese in etwa auf einer Linie Bretage-Belgien-Rügen:
GFS:

ECMWF:

Wann und ob diese Front den Alpenraum erreichen wird, mag ich derzeit noch nicht definieren. So wie es aussieht werden wir wohl über den Grossteil des Wochenendes hinweg eher im Bereich der Trogvorderseite verbleiben.
Die Gretchenfrage ist nun: Was passiert vorderseitig dieser Front? Bekanntlich treten die stärksten konvektiven Ereignisse in unseren Breitengraden oftmals nicht direkt an den Fronten, sondern im präfrontalen Bereich auf. Rein theoretisch sind bei so einer Konstellation (massive WLA im Vorfeld einer Kaltfront aus Westen) heftige Gewitter mit Starkregen und/oder Sturmböen klar mit einzuberechnen. Wo, wann und ob es aber dazu kommen wird ist schwer zu definieren.
Wie bereits erwähnt demonstrieren zwar GFS und ECMWF in den groben Strichen Einigkeit. Schaut man aber ab Freitag ins Detail, tauchen bereits die Unterschiede auf. Zum Beispiel "flutet" ECMWF den Alpenraum bereits am Freitagnachmittag mit sehr feuchten Luftmassen im 700 hpa-Bereich:

GFS hingegen modelliert zum gleichen Zeitpunkt den Einschub von relativ trockenen Luftmassen aus Südwesten:

Ein Grund dürfte sein, dass GFS die Bildung von Bodentiefs im Einhergang mit Kurzwellentrögen simuliert, auf deren "falscher Seite" wir dann am Freitag zu liegen kämen. ECMWF zeigt sich hingegen bereits am Freitag wesentlich gewitterfreudiger.
Soweit so gut. Ich hoffe wir können die Entwicklung dieser Lage in diesem Thread in den kommenden Tagen weiter verfolgen.
Wie immer ist Kritik und Berichtigung sehr erwünscht!