Willi hat geschrieben:... mir scheint es, dass die Herbstfarben heuer besonders prächtig sind. Vermutlich fehlen bislang die Herbstlüfte, welche jeweils den Blättern den Garaus machen.
Meine Beobachtungen über die Jahre haben gezeigt, dass nebst dem Wind auch fehlende Niederschäge die Herbstfarben konservieren. Am besten ist ein trockener, sonniger Herbst mit kalten Nächten und milden Tagen, um die Farben förmlich explodieren zu lassen. Das schlimmste Gift ist Schneefall oder starker Regen in die gelben Blätter, dann liegt gleich alles am Boden. Ebenso sinnlos ist es, in den typischen Föhntälern Herbstfotos machen zu wollen, das habe ich soeben wieder am 12. Oktober im füdliblutten Reusstal zwischen Hospental und Andermatt erfahren müssen, während in gleicher Höhe im Goms und im Tujetsch noch alles in prächtigsten Farben erstrahlte.
Eindrücke aus dem Wallis habe ich ja bereits im Felssturz-Thread gezeigt, hier ist die Verfärbung der Lärchen etwa gleich spät dran wie letztes und vorletztes Jahr (welche beide extrem spät waren). Der Regen bzw. Schneefall in der Nacht von Mittwoch auf Donnerstag dürfte oberhalb von 2000 m abräumen, weiter unten steht der Höhepunkt der Verfärbung aber erst bevor. Mit etwas Glück findet man hier noch bis weit ins erste Novemberdrittel hinein farbige Wälder.
Auf den Jurahöhen hat die ewige Bise der letzten Wochen ganze Arbeit geleistet. Ich war heute an der Hochnebel-Obergrenze unterwegs und fand die schönsten Bäume (vor allem Ahorn, Buche und Eiche) in einer Höhe von 800-1000 m. Ich war froh, hatte ich den ursprünglichen Plan nach Les Près d'Orvin auf 1200 bis 1300 m hochzufahren verworfen, denn der Blick nach dort oben zeigte vollständig kahle Wälder.

Zwischen Magglingen und Lamboing auf 1050 m

Apropos Trockenheit: Ich mag mich nicht erinnern, jemals so ein klägliches Rinnsal in der Twannbachschlucht vorgefunden zu haben.

Die gewaltigste Farborgie bekommt man am Rebenweg vom Bielersee serviert, hier in Twann. Sofern man denn Glück mit der Hochnebel-Lotterie hat...
