FCST Kaltfront/Gewitter 22./23. Juli 2015
Verfasst: Di 21. Jul 2015, 11:50
Hoi zäme
Morgen Mittwoch und am Donnerstag bekommt die Alpennordseite es mit einem meteorologischen Phänomen zu tun, an das sich der Eine oder Andere hier im Forum unter Umständen noch vage aus früheren Zeiten erinnern kann: Eine Kaltfront!
Kurz die Ausgangslage: Zum Zeitpunkt Mittwoch 12 UTC liegt der Alpenraum auf der Vorderseite des Langwellentroges mit Kern nordwestlich von Schottland (blauer Pfeil). Im Vorfeld dieses Troges stellt sich der Höhenrücken über Mitteleuropa nochmals eindrücklich auf und heisse Luftmassen subtropischen Ursprungs werden herangeführt. Im Prinzip ist das also das selbe Spielchen, das wir bereits in den letzten Wochen zur Genüge hatten. Der Unterschied ist aber, dass die Position des Troges sich fast unmerklich nach Osten verschoben hat. Oder anders ausgedrückt: Wir liegen nun einfach "näher dran" als jeweils in der jüngeren Vergangenheit. Das führt dazu, dass ein an den Trog gekoppeltes Frontensystem nicht wie gewohnt in diesem Juli kurz vor dem Alpenraum vertrocknet und als Gebrösel bei uns die verdorrten Wiesen mit Tau benetzt, sondern tatsächlich bis an den Alpenraum vordringen kann und verbreitet Niederschlag auslöst.

Aber ich greife vor. Ein näherer Blick zeigt, dass sich der wesentliche atmosphärische "Change" im Zeitraum zwischen Mittwoch 12 UTC und Donnerstag 06 UTC abspielen dürfte.
Zum Zeitpunkt Mittwoch 12 UTC liegen wir noch stramm auf der Vorderseite des Troges, das Druckfeld ist antizyklonal geprägt (keine Dellen nach "unten" im Druckfeld), die Warmluftadvektion wirkt tendenziell noch stabilisierend. GFS macht zwar bereits zu diesem Zeitpunkt NS-Signale über dem Relief, ich denke aber, dass man diese Signale nicht für bare Münze nehmen sollte.

Die Kaltfront liegt bereits über Westeuropa und dürfte für einmal für Jedermann auf der Theta E-Karte klar erkennbar sein (hier etwa auf der Linie Vogesen-Saarland-Sachsen):

In der Folge drückt der Trog herein, aus stabil wird zunehmend instabil. So wie es GFS darstellt, erreicht die Front zum Zeitpunkt 18 UTC bereits die Schweiz, resp. quert unser Land. Das zeigt einerseits die Theta-E-Karte. Dort ist der Windwechsel, resp. die Zyklonalisierung im Bodendruckfeld zu erkennen. Ebenfalls gut angezeigt wird der Luftmassenwechsel im 850hpa-Windfeld (Sprung von Südwest auf West/Nordwest). Die heissen Luftmassen werden nach und nach von West nach Ost abgedrängt:


Die Indices für Gewitter spare ich mir hier. Sie sind soweit ich es überblicke alle vorhanden (Feuchte im 700 hpa-Bereich gut, Cape gut, KO-Index und Verikalbewegung gut, etc., etc.).
Auch bei dieser Lage dürfte aber die Frage auftauchen, ob sich mit dem Windsprung von Südwest auf West/Nordwest durch das Herabstürzen der kühleren Luft über den Jura nicht wieder ein Joran-Effekt einstellen wird (der viel diskutierte Blast durchs Mittelland). Dann hätten wir wieder die unangenehme Situation, dass die Trockengebiete im Juraschatten und weite Teiles des Mittellandes übersprungen werden, bevor es im Osten erneut zündet. Die NS-Signale von GFS deuten rein von der geografischen Verteilung her sogar darauf hin.
Für Spannung ist gesorgt. Die Kaltfront kommt, das Pozential für Unwetter und auch für kräftige Niederschläge ist gegeben. Die Aufgabe für die Meteorologen ist aber keine einfache. Das ist eine Lage, an der man sich angesichts der Vorgeschichte und der Trockenheit prognostisch gewaltig die Finger verbrennen kann. Ich rate zur Zurückhaltung in der Prognose - wenn ich mir diesen Ratschlag erlauben darf!
Morgen Mittwoch und am Donnerstag bekommt die Alpennordseite es mit einem meteorologischen Phänomen zu tun, an das sich der Eine oder Andere hier im Forum unter Umständen noch vage aus früheren Zeiten erinnern kann: Eine Kaltfront!

Kurz die Ausgangslage: Zum Zeitpunkt Mittwoch 12 UTC liegt der Alpenraum auf der Vorderseite des Langwellentroges mit Kern nordwestlich von Schottland (blauer Pfeil). Im Vorfeld dieses Troges stellt sich der Höhenrücken über Mitteleuropa nochmals eindrücklich auf und heisse Luftmassen subtropischen Ursprungs werden herangeführt. Im Prinzip ist das also das selbe Spielchen, das wir bereits in den letzten Wochen zur Genüge hatten. Der Unterschied ist aber, dass die Position des Troges sich fast unmerklich nach Osten verschoben hat. Oder anders ausgedrückt: Wir liegen nun einfach "näher dran" als jeweils in der jüngeren Vergangenheit. Das führt dazu, dass ein an den Trog gekoppeltes Frontensystem nicht wie gewohnt in diesem Juli kurz vor dem Alpenraum vertrocknet und als Gebrösel bei uns die verdorrten Wiesen mit Tau benetzt, sondern tatsächlich bis an den Alpenraum vordringen kann und verbreitet Niederschlag auslöst.

Aber ich greife vor. Ein näherer Blick zeigt, dass sich der wesentliche atmosphärische "Change" im Zeitraum zwischen Mittwoch 12 UTC und Donnerstag 06 UTC abspielen dürfte.
Zum Zeitpunkt Mittwoch 12 UTC liegen wir noch stramm auf der Vorderseite des Troges, das Druckfeld ist antizyklonal geprägt (keine Dellen nach "unten" im Druckfeld), die Warmluftadvektion wirkt tendenziell noch stabilisierend. GFS macht zwar bereits zu diesem Zeitpunkt NS-Signale über dem Relief, ich denke aber, dass man diese Signale nicht für bare Münze nehmen sollte.

Die Kaltfront liegt bereits über Westeuropa und dürfte für einmal für Jedermann auf der Theta E-Karte klar erkennbar sein (hier etwa auf der Linie Vogesen-Saarland-Sachsen):

In der Folge drückt der Trog herein, aus stabil wird zunehmend instabil. So wie es GFS darstellt, erreicht die Front zum Zeitpunkt 18 UTC bereits die Schweiz, resp. quert unser Land. Das zeigt einerseits die Theta-E-Karte. Dort ist der Windwechsel, resp. die Zyklonalisierung im Bodendruckfeld zu erkennen. Ebenfalls gut angezeigt wird der Luftmassenwechsel im 850hpa-Windfeld (Sprung von Südwest auf West/Nordwest). Die heissen Luftmassen werden nach und nach von West nach Ost abgedrängt:


Die Indices für Gewitter spare ich mir hier. Sie sind soweit ich es überblicke alle vorhanden (Feuchte im 700 hpa-Bereich gut, Cape gut, KO-Index und Verikalbewegung gut, etc., etc.).
Auch bei dieser Lage dürfte aber die Frage auftauchen, ob sich mit dem Windsprung von Südwest auf West/Nordwest durch das Herabstürzen der kühleren Luft über den Jura nicht wieder ein Joran-Effekt einstellen wird (der viel diskutierte Blast durchs Mittelland). Dann hätten wir wieder die unangenehme Situation, dass die Trockengebiete im Juraschatten und weite Teiles des Mittellandes übersprungen werden, bevor es im Osten erneut zündet. Die NS-Signale von GFS deuten rein von der geografischen Verteilung her sogar darauf hin.
Für Spannung ist gesorgt. Die Kaltfront kommt, das Pozential für Unwetter und auch für kräftige Niederschläge ist gegeben. Die Aufgabe für die Meteorologen ist aber keine einfache. Das ist eine Lage, an der man sich angesichts der Vorgeschichte und der Trockenheit prognostisch gewaltig die Finger verbrennen kann. Ich rate zur Zurückhaltung in der Prognose - wenn ich mir diesen Ratschlag erlauben darf!