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FCST, Gewitter 07.07.2011

Verfasst: Di 5. Jul 2011, 12:48
von Cyrill
Hallo zusammen

Sehr interessante, aber auch knifflige Lage am kommenden Donnerstag 07.07.2011....
Kurz nachdem ich vor ca. 30 min. die GFS-Karten auf wetter3.de analysierte und einige zur Erklärung herunterladen wollte, kam das "Karte folgt in Kürze..."-Update-Zeichen.... naja.

So versuche ich es anhand der lightning-wizard- und wetterzentrale-Karten zu erklären.

Über den Britischen Inseln nistet sich ein fast stationäres Höhentief ein, welches sich gg. ende Woche in Richtung NNO langsam bewegen wird. Die damit verbundene LW-Austrogung nach Süden ist sehr flach und in der Animation ist kaum eine Achse erkennbar. So kommen wir nicht im klassischen Sinne auf eine Trogvorderseite; dennoch ist dieser Trog der hauptsächliche Antriebsfaktor am Donnerstag, denn er stellt sich auf. Damit wird an dessen südöstlichen Flanke feuchtwarme Mittelmeerluft advehiert, was sehr gut in den RF 700 hPa-Karten erkennbar ist.
Für sich alleine wäre diese Lage noch nicht so spannend, doch im Verlauf des Abends bildet sich im süddeutschen Raum, bzw. Bayern ein zunehmend markantes Bodentief (Teiltief), welches vorerst noch etwas trockene Kontinentalluft aus Osteuropa gegen die nördlichen Voralpen transportiert.
Im Bodenseeraum und weiter östlich entsteht dadurch eine entsprechend markante Bodenkonvergenzzone, mit guten Scherungsbedingungen; sowohl die 700 hPa-Vertikalbewegung, als auch die 850er-thetae-Werte dürften dieses "Forcing" dokumentieren. Sodann spielen die etwas mageren ML50 CAPE-Werte von wenigen hundert J/kg eine eher marginale Rolle. Es reicht, um im Zusammenhang mit der Feuchte Taupunkte von rd. 18-20° Grad zu erreichen.
Was mir z.Z. noch nicht ganz klar ist, wie die ankommende KF einzuschätzen ist. Ich rechne mit einer ausgedehnten Okklusion über Skandinavien, welche an das Höhentief gekoppelt ist, wobei im Anschluss, weiter südwestlich, die KF durch einen Warmfrontabschnitt unterbrochen sein könnte. Jedenfalls sieht es danach aus, dass im Tailend-Bereich schon am frühen Nachmittag, bzw. spätestens ab 15z entlang des Juras erhebliche konvektive Niederschläge zu erwarten sind, was aus dem Thomson-Index, aber auch aus den 6h-NS-Parametern ersichtlich ist. WRF bis jetzt mit einem ähnlichen Szenario.
Mit tmax-Werten von gg. 28° Grad Celsius in der Nordostschweiz und unter Berücksichtigung der dort zunächst noch vorherrschenden 925-er, bzw. SFC-Winde aus NW, dürfte dort die Sonneneinstrahlung noch nicht so behindert werden, wie z.B. in der Westschweiz.

Vorhersage:
Bereits um die Mittagszeit zunehmende Quellbewölkung von Westen her, vorallem entlang des gesamten Jura's, mit z.T. sehr kräftigen gewittrigen Schauern. Gegen Abend in der Zentralschweiz und im Mittelland, später in der Ostschweiz teils kräftige Gewitter, welche sich bis gg. Mitternacht zeitlich erstrecken. Vorallem im Rheintal und an der österreichischen Grenze, sowie in Lichtenstein, Tendenz zu Extremniederschlägen.

Kärtchen:
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Theta-E
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Bodenkonvergenz und max. Vertikalbewegung:
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Dürfte allenfalls für eine Superzelle mit dem einen oder anderen Funnelchen reichen.....
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Gruss Cyrill

Re: FCST, Gewitter 07.07.2011

Verfasst: Di 5. Jul 2011, 13:21
von Cyrill
Sodele... und jetzt gibt's gleich noch ein (GFS)-Update, weil seit kurzem die wetter3-Karten aktualisiert wurden (massiv geändert).
Demnach dürfte an der erwähnten Okklusion lediglich eine ziemlich aktive KF hängen, die nur sehr langsam nach Osten vorankommt, also schleifend ist. Die Auslöse in der Schweiz, forciert vom aufgestellten Trog, findet hauptsächlich präfrontal statt (17-18z ff.), wobei die Action weiter westlich neu modelliert wurde; also Zentral-CH / Mittelland /Basel-Schaffh. und Bodenseeraum / Schwarzwald. Vermutlich ist die vorerst in der Ostschweiz noch fehlende Feuchte, die vom lokalen Bodentief über Bayern herangeführte Bise allenfalls für eine eingedämmte Version (der oben beschriebenen) verantwortlich.... CIN -75 J/kg; könnte eng werden!
Die massiven NS im Jura sind nun in der Nacht auf den 08.07.2011 modelliert.

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Mal sehen, was morgen Cosmo 2 zu dem Event meint....
Gruss Cyrill

Re: FCST, Gewitter 07.07.2011

Verfasst: Di 5. Jul 2011, 13:41
von Alfred
Sali zäme

Ich für mich mach es einfacher. ;)

Sehe bis heute z. B. Zürich in Sachen Gewitter eher schwarz (Capewerte ~50 bis ~900 (J/kg)),
je nach Member (Estofex 7. auf den 8. dürfte aber sehr wohl einen roten Kringel zeigen.), aber
für die Zentralalpen ganz erhebliche Niederschläge nach ECMWF. Cosmo-Leps vom 4. Juli deutet
auch, abgeschwächt, so etwas an.

Gruss, Alfred

Re: FCST, Gewitter 07.07.2011

Verfasst: Di 5. Jul 2011, 15:39
von Tinu (Männedorf)
@Cyrill

Schöne Zusammenfassung! Danke dafür.

Wobei ich bei diesem Satz...
So kommen wir nicht im klassischen Sinne auf eine Trogvorderseite
...nicht ganz einverstanden bin. Meines Erachtens zeichnet sich die Grosswetterlage von Mittwoch bis Freitag – aus Schweizer Sicht - eben gerade dadurch aus, dass wir in einer beständigen, sich kaum vom Fleck bewegenden Trogvorderseite liegen! Das Höhentief über den Britischen Inseln ist während des besagten Zeitraumes nahezu stationär und greift – wie du schreibst – tatsächlich nicht sehr weit nach Süden aus. Trotzdem würde ich angesichts solcher Karten doch von einer ziemlich deutlichen Trogvorderseite sprechen:
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Auch bei der "Front" bin ich eher skeptisch. Wenn man sich die Theta-E-Karten von Mittwoch bis Freitag anschaut, dann stellt man fest, dass ein eigentlicher Luftmassenwechsel mit Windsprung und dem Heranführen von kälterer Höhenluft – was eben eine klassische KF-Passage ausmachen würde – gar nicht stattfindet. Vielmehr liegen wir beständig im Bereich der Trogvorderseite und bekommen es tagtäglich mit Gewittern und Schauern zu tun, die präfrontal in der immer wieder herangeführten feucht-warmen Luftmasse entstehen:
Mittwoch:
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Donnerstag:
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Freitag:
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Die 500hpa-Karten zeigen ein ähnliches Bild (bezogen auf die Luftmasse über unseren Köpfen).

Also: Meines Erachtens darf man derzeit nicht von einer Kaltfrontpassage am Do/Fr sprechen. Vielmehr nähert sich uns eine Front von Westen her, die jedoch aufgrund des stationären Charakters des Troges, des raschen Aufbaus von hohem Geopotenzial von Südwest her sowie der Bodentiefbildung über Deutschland einen wellenden, ja sogar rückläufigen (retrograden) Charakter bekommt. Der "Action" tut dies aber meines Erachtens keinen Abbruch, weil die herangeführte Luftmasse durchwegs energiereich und feucht ist und durch die Nähe zum Trog (eben der "günstigen" Lage auf der Trogvorderseite) auch die nötige atmosphärische Destabilisierung erfolgt.

Gute Chancen auf fotogene Gewitterzellen, die sich nicht hinter einem Wolkenwulst verstecken!

Re: FCST, Gewitter 07.07.2011

Verfasst: Di 5. Jul 2011, 21:29
von Cyrill
Tinu (Männedorf) hat geschrieben:@Cyrill

Schöne Zusammenfassung! Danke dafür.

Wobei ich bei diesem Satz...
So kommen wir nicht im klassischen Sinne auf eine Trogvorderseite
...nicht ganz einverstanden bin. Meines Erachtens zeichnet sich die Grosswetterlage von Mittwoch bis Freitag – aus Schweizer Sicht - eben gerade dadurch aus, dass wir in einer beständigen, sich kaum vom Fleck bewegenden Trogvorderseite liegen!

Trotzdem würde ich angesichts solcher Karten doch von einer ziemlich deutlichen Trogvorderseite sprechen:

Vielmehr nähert sich uns eine Front von Westen her, die jedoch aufgrund des stationären Charakters des Troges, des raschen Aufbaus von hohem Geopotenzial von Südwest her sowie der Bodentiefbildung über Deutschland einen wellenden, ja sogar rückläufigen (retrograden) Charakter bekommt.
Hoi Tinu
Vielen Dank für Deine Antwort, Dein Feedback und die Kritik.
Natürlich bin ich grundsätzlich mit Dir einverstanden; habe mich vermutlich auch etwas unpräzise geäussert - und müsste mich noch mehr in die meteorologische Terminologie einlesen *räusper*....
So meinte ich natürlich auch, dass wir auf die (beinahe stationäre) Trogvorderseite zu liegen kommen. Mit "im klassischen Sinne" meine ich den eher häufiger anzutreffenden, durchschwenkenden Trog, was hier nicht der Fall ist.
In diesem Zusammenhang ging/geht meine Überlegung vorallem in die Richtung: "Welche dynamisierenden Aspekte hat der Trogrand / die Trogvorderseite, wenn er quasistationär ist und von sich aus wenig bis gar kein Impuls ausgeht?" Vergleichbar z.B. mit dem Cut-off-low vor rd. 2 Jahren, welches tagelang über Wien und Ostösterreich verweilte, kaum auspendelte, nahm gegen den (vorallem) westlichen Rand des abgeschlossenen Höhentiefs die Wetteraktivität rapid ab, weil es vermutlich an der etwa gleich bleibenden Amplitude lag.

Nach meiner Interpretation geht aber am kommenden Donnerstag vom Trog - trotz stationärem Charakter - ein entscheidender Impuls aus, welchen man in den 500 hPa-Karten erkennen kann und den ich "Aufstellen des Troges" bzw. Verkürzung der Amplitude nenne (vielleicht gibt's einen Fachausdruck...).
Der 572-er Gradient ist am Mittwoch noch "offen", schliesst sich aber binnen 24 Std. an den Trogrand an, was (nach meiner Vorstellung, d.h. vertikal gesehen) zu einer Aufwölbung und in der Folge zu einer steileren Achse und verkürzten Amplitude führen muss. Diese Dynamik erachte ich als entscheidenden Impuls in den Hebungsprozessen, als Grund für das höhere Geopotential, sowie als Bedingung des von Dir angesprochenen retrograden Charakters.

Wäre dies nach Deiner Meinung auch ein plausibles Szenario, eine plausible Begründung?

Kärtchen:
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Gruss Cyrill

Re: FCST, Gewitter 07.07.2011

Verfasst: Di 5. Jul 2011, 23:22
von Tinu (Männedorf)
Cyrill hat geschrieben:
Tinu (Männedorf) hat geschrieben: Nach meiner Interpretation geht aber am kommenden Donnerstag vom Trog - trotz stationärem Charakter - ein entscheidender Impuls aus, welchen man in den 500 hPa-Karten erkennen kann und den ich "Aufstellen des Troges" bzw. Verkürzung der Amplitude nenne (vielleicht gibt's einen Fachausdruck...).
Der 572-er Gradient ist am Mittwoch noch "offen", schliesst sich aber binnen 24 Std. an den Trogrand an, was (nach meiner Vorstellung, d.h. vertikal gesehen) zu einer Aufwölbung und in der Folge zu einer steileren Achse und verkürzten Amplitude führen muss. Diese Dynamik erachte ich als entscheidenden Impuls in den Hebungsprozessen, als Grund für das höhere Geopotential, sowie als Bedingung des von Dir angesprochenen retrograden Charakters.
Wäre dies nach Deiner Meinung auch ein plausibles Szenario, eine plausible Begründung?
Hmh. Klingt sehr komplex. Vieles davon verstehe ich gar nicht. Ich würds einfacher formulieren (aber ich denke wir meinen das Gleiche). Die erhöhte Aktivität am Donnerstag ist schlichtweg dem Näherrücken des Höhentroges geschuldet. Am Donnerstag liegen wir ideal im Wirkungsbereich der Trogvorderseite, die Destabilisierung durch den Trog kommt auch in unseren Breiten verbreitet zum Tragen. In den Folgetagen schwächt sich der Trogeinflusss dann sogar eher wieder ab, resp. das Tief über den Britischen Inseln füllt sich auf und verliert seine Wetterwirksamkeit zusehends.

Einen Aspekt haben wir im Zusammenhang mit der bevor stehenden Lage noch nicht angesprochen, der mich aber nicht ganz unwichtig dünkt: Die Bildung von Konvergenzlinien im Vorfeld der eigentlichen Kaltfront, resp. in unserem Falle im "Plänkelbereich" der Trogvorderseite.

Als Konvergenz wird das Zusammenströmen von Luftmassen bezeichnet. Wenn Winde aus unterschiedlichen Richtungen am Boden zusammentreffen, spricht man von einer Bodenkonvergenz. Im Bereich der Konvergenz werden Luftmassen zum Aufsteigen gezwungen. D.h. es findet dort also verstärkte Konvektion statt. Besonders im Sommerhalbjahr können bei warmen Wetter vor Kaltfronten Konvergenzlinien vorgelagert sein. Diese entstehen meist, wenn Winde aus unterschiedlichen Richtungen zusammenströmen. Solche Konvergenzlinien sind meist mit heftigen oder unwetterartigen Gewittern verbunden während die eigentliche Kaltfront oft nur harmlos ist.

Genau solche Konvergenzlinien zeichnen sich in den kommenden Tagen als Gewitterproduzenten ab.

Am Mittwoch ist eine erste solche Konvergenzlinie sehr schön auf der 10M-Windkarte zwischen Norddeutschland und Bayern zu sehen (roter Strich):
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Und da auch die Wettermodelle "wissen", das solche Bodenkonvergenzen Gewitter produzieren, spuckt das Computermodell prompt die dazu passenden Symbole aus:
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Du ahnst, auf was die Sache am Donnerstag rausläuft...

Da zeigt sich nämlich über dem Alpenraum eine wunderbare Bodenkonvergenz im Vorfeld des Troges, resp. der Kaltfront:
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Und was macht der Computer in der Folge? Genau, Gewitter:
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Vielleicht habe ich etwas gar salopp formuliert, aber die Bodenkonvergenzen sind in dieser Konstellation m.E. schöne Indikatoren dafür, wo es Gewitter geben wird. Die am Trog wabernde Kaltfront löst das Ganze zwar indirekt aus, bleibt aber aus unserer Sicht harmlos. Davor spielt die Musik. Synoptisch sehr spannende Lage, wie ich finde. Und äusserst schwer, um exakte Prognosen und Unwettereinschätzungen auf kleinem Raum zu erstellen! Viel Glück, liebe Mets!

Re: FCST, Gewitter 07.07.2011

Verfasst: Di 5. Jul 2011, 23:40
von Andreas -Winterthur-
Mal eine spannende Diskussion!

Kurz vor der Heia, noch mein Senf dazu. @Tinu: deine Konvergenzlinie am Donnerstag geht mir aber etwas zu weit westlich in die Schweiz. Bei uns sehe ich primär NW-Wind und keine Konvergenz mehr. Bleibt noch zu sagen, dass von Do auf Fr tatsächlich ein Frontdurchgang statt zu finden scheint. Dementsprechend vorübergehende Abkühlung auf 850. Auf Freitag wird die Frontalzone dann aber schon wieder rückläufig und das frontogenetische Spiel scheint sich bei uns von neuem zu wiederholen. Ein Schlüsselpunkt für Gewitter während der ganzen Phase scheint mir die Frage der Besonnung zu sein; da wir ja meistens in unmittelbarer Nähe der Frontalzone sind. Was mir vor allem gefällt, fast das erste Mal heuer bei frontalen Lagen fehlt der vorstossende Boden-Hochdruckkeil westlich von uns. Das heisst meist flache Bodendruckverteilung (aber rechte Dynamik in der Höhe - insbesondere Donnerstag *Jet*) und damit auch weniger Gefahr des präfrontalen Einsickerns der seichten Kaltluft aus West-Nordwest. Bleibt noch zu sagen, dass EZ während der ganzen, langanhaltenden Phase (bis Montag) ziemlich viel Niederschlag produziert. Insbesondere in unserer Sonnenstube ;)

Gruss Andreas

Re: FCST, Gewitter 07.07.2011

Verfasst: Mi 6. Jul 2011, 09:12
von Tinu (Männedorf)
Andreas -Winterthur- hat geschrieben:Mal eine spannende Diskussion!
@Tinu: deine Konvergenzlinie am Donnerstag geht mir aber etwas zu weit westlich in die Schweiz. Bei uns sehe ich primär NW-Wind und keine Konvergenz mehr. Bleibt noch zu sagen, dass von Do auf Fr tatsächlich ein Frontdurchgang statt zu finden scheint.
Bezogen auf die 12 UTC-Karte gebe ich dir recht. Im Verlauf des Abends und der Nacht zu Freitag verschiebt sich die Konvergenz dann aber zusehends Richtung Alpen:
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Die Konvergenz wird also m.E. durchaus ein Wörtchen mitreden, sprich, es wird bis in die Nacht zu Freitag hinein zu Hebungsprozessen in diesem Bereich kommen. GFS macht entsprechend bis am Freitagmorgen teils sehr grosse Regenmengen im Bereich dieser Konvergenz!

Und was die Kaltfront angeht. Naja, mag sein dass es im Verlauf der Freitagnacht zu einer kurzzeitigen Abkühlung im 850er Niveau kommt. Aber am Boden wird man davon wohl wenig merken, resp. bis Freitagmittag ist das alte Luftmassenregime wieder hergestellt. Sowas würde ich jetzt nicht unbedingt als Kaltfront bezeichnen. Aber du bist der Meteorologe :-D

PS: Tatsächlich eine spannende Diskussion. @Cyrill, deine Einschätzung unter Berücksichtigung des neuen Kartenmaterials würde mich interessieren, vor allem was die Gewitter-Indizien angeht (da bist du stärker als ich)!

Re: FCST, Gewitter 07.07.2011

Verfasst: Mi 6. Jul 2011, 10:17
von Michi, Uster, 455 m
Merci für die ausführliche Diskussion zur kommenden trogvorderseitigen SW-Lage.

Kurz und bündig von meiner Seite:
Spannende Wetterlage mit Ueberraschungspotential. Damit meine ich, dass die Modelle (insbesondere Cosmo) Mühe haben mit dem Niederschlag. Ein Ablauf von Donnerstag-Sonntag zu geben ist heikel. Am besten achtet man (wie schon oben von Tinu erwähnt) auf Konvergenzen oder eben auf den 500 hPa-Karten die Teiltröge (siehe unten, Nacht auf Freitag).
Ich denke die heftigen Gewitter sind weniger ein Thema. Interessant sind wohl schnellaufende Gewitterfronten im Mittelland in der Nacht mit guter Blitzaktivität. Vieles spielt sich aus mittlerem Niveau ab, also 700 hPa und höher anschauen.

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Re: FCST, Gewitter 07.07.2011

Verfasst: Mi 6. Jul 2011, 11:17
von Andreas -Winterthur-
@Tinu:
Die Konvergenz wird also m.E. durchaus ein Wörtchen mitreden, sprich, es wird bis in die Nacht zu Freitag hinein zu Hebungsprozessen in diesem Bereich kommen. GFS macht entsprechend bis am Freitagmorgen teils sehr grosse Regenmengen im Bereich dieser Konvergenz!
Also m.E. ist das bei uns keine Konvergenz im Sinne einer der Hauptfront vorlaufenden (wie z.B am Donnerstagnachmittag im präfrontalen Bereich des Hitze-Föhntiefs über Oberbayern), sondern die Front selbst. Ist auch gut zu sehen in den aktuellsten 850er Windkarten/Theta-E/ 700er Feuchte im GFS; oder auch bei den Bodenprevis (DWD/UKMO via wetter3.de). Gerade der DWD lässt die Front in der Nacht auf Freitag praktisch reinlaufen (ist auf der Karte schlecht zu sehen, da die Grenzen fehlen) und sie dann als Warmfront am Freitag wieder rückläufig werden.

PS: bin übrigens kein Meteorologe im klassischen Sinn, sondern Meteorologischer Assistent (kein Studium!) ;)

Soll überhaupt keine Kritik sein, ich finde es toll, dass auch mal etwas fachgesimpelt wird. Das liebe ich am meisten beim ganzen Wetterbusiness: das spielerische rangehen an eine komplexe Wetterlage. Fehlinterpretationen- und Prognosen (meinerseits) sind da natürlich inbegriffen. Aber was soll's, dazu ist ja ein Wetterforum prädestiniert. Das im Gegensatz zur "statischen, offiziellen Wetterprognose".

Gruss Andreas