Hallo
Hier noch meine Gedanken zu der spannenden Wetterentwicklung der letzten Nacht (ursprünglich im WZ-Forum veröffentlicht unter -
War es gar Pyrenäen Föhnluft?
(Als Antwort auf die Analyse von Nordwest/Varel "
Kurze Nachtanalyse")
Ich habe mich seit letzter Nacht ebenfalls intensiver mit den extremen Nachttemperaturen beschäftigt. In etwas weiterem geographischem Rahmen betrachtet, fällt auf, dass auch im Schweizer Mittelland sowie natürlich auch dem Juranordfuss entlang, die Temperaturen zwischen Mitternacht und bis rund 5 Uhr morgens teils massiv angestiegen sind. In diesem Rahmen, zu dieser Nachtzeit (Basel Binningen 29.3°C - 00.50 MESZ, Luzern 26.9°C - 04.10 MESZ) tatsächlich eine Sensation!
Der starke Temperaturanstieg in der Schweiz war meiner Meinung nach aber durchaus nicht nur lokal föhnbedingt (obwohl insbesondere Luzern tatsächlich auch noch einen - bei Westwind üblichen- orographischen Föhneffekt erfahren hat), sondern auf der Rückseite des kleinräumigen "Hitzetiefs" mit Winddrehung auf West, ab Mitternacht ganz einfach auch das Runtermischen der Extremtemperaturen welche über der Grundschicht schon im Laufe des Nachmittags aus Südwesten eingeflossen sind.
So sind im Grossraum Zürich/Thurgau (Tänikon/Aadorf 25°C - 00.50 MESZ) mit auffrischendem Westwind nach Mitternacht die Temperaturen schlagartig um rund 5°C angestiegen; dies bei recht hoher Luftfeuchte, also ohne Föhneffekt. Das Ambiente war nach den schwachen Gewitterschauern um 02 Uhr auf dem Balkon extrem tropisch; sowas habe ich hierzulande noch selten erlebt.
Ich stelle dazu mal meine These in den Raum, dass es sich dabei ursprünglich um Pyrenäen-Föhnluft, welche durch die stürmische SW-Strömung überaus rasch gegen die Nordschweiz und Süddeutschland transportiert wurde, handelte. Auf folgendem 4er Karten Set von wetter3.de 850 hPa Temperaturen), ist der Verlauf die Warmluftblase welche von den Pyrenäen kommend in der Nacht besagte Gebiete überquerte:
Quelle: wetter3.de
Dazu passend machte ich eine interessante Beobachtung auf dem Gempenturm (750 M.ü.M) bei Basel: mit meiner handheld Kestrel Wetterstation mass ich auf dem Aussichtsturm um 19.50 Uhr 28.1°C bei 31% rel. Feuchte, dies bei einem konstant starken SSW-Wind. Ein paar hundert Meter tiefer in Basel wurde an der Station Binningen bei 70% relativer Luftfeuchte nur 25.6°C gemessen.
Durch den trockenheissen Einschub über der Grundschicht entwickelte sich dementsprechend eine markante bodennahe Inversion. Diese verhinderte schlussendlich auch die Bildung von Konvektion aus der Grundschicht heraus, sodass die "elevated" Zellen über dem nördlichen und nordöstlichen Mittelland harmlos geblieben sind.
Grüsse Andreas