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Ist der Föhn ein Fallwind?

Verfasst: Mi 3. Dez 2008, 21:10
von Nordkette
Hallo,
die Frage ist nicht trivial, da ein Fallwind gewöhnlich über die Schwerkraft definiert ist. Kalte Luft fällt, da sie dichter als warme Luft ist. Wenn eine wärmere Föhnströmung ein Kaltluftreservoir auf der Leeseite ausräumt, stellt sich die Frage, ob hier kältere Luft wärmere Luft verdrängt bzw. ob der Föhn "von sich aus" abwärts steigt.

Diskutiert wurde das (unsachlich) bereits hier:

http://brotschi-wettert.ch/?p=332
http://brotschi-wettert.ch/?p=368

sowie im Wetterzentraleforum:

http://www.wzforum.de/forum2/read.php?7,1470817

Wenn man nach der aktuellen WMO-Definition für Föhn geht, dann ist dort von Fallwind keine Rede mehr:

Föhn ist ein Wind, der auf der Leeseite von Gebirgen durch Absinken wärmer und relativ trockener wird."

Die in vielen Lexika und Lehrbüchern gängige Definition des Föhnwinds als "warmen Fallwind" wird von Petra Seibert (Föhnforscherin in Innsbruck und Wien)

kritisiert:

"Kritik an einer zu allgemeinen Definition (Seibert: 1993):
Fallen suggeriert Abwärtsbewegung aufgrund von Schwerkraft
Meteorologie: Fallwind = katabatischer Wind ≠ Föhn
Böigkeit bleibt unbeachtet"

Quelle: http://www.mountain-goats.de/PDF%20Dateien/foehn.pdf

Fazit:

Nur, weil der Wind vom Berg zum Tal strebt, ist er nicht zwangsläufig ein Fallwind. Bei katabatischen Winden, bei denen Kaltluft abfließt oder herabströmt, z.B. bei Downbursts, Hangabwinden, Gletscherwinden, Bora erscheint es logisch, von Fallwinden zu sprechen. Bei Föhn würde sich entweder anbieten, zusätzlich zwischen warmen und kalten Fallwinden zu unterscheiden, oder den "hydraulischen Aspekt" der Föhnströmung, die erzwungen wird, zu betonen.

Wie sieht man das in der Schweiz?

Gruß,Felix

Ist der Föhn ein Fallwind?

Verfasst: Do 4. Dez 2008, 00:03
von HB-EDY
...und es bestehen doch noch Unterschiede....

http://www.stupidedia.org/stupi/F%C3%B6n

salve
Edy ;-)

Ist der Föhn ein Fallwind?

Verfasst: Do 4. Dez 2008, 00:18
von Federwolke
Man kann die Frage auch anders stellen: Stösst der hohe Druck aus Süden den Wind über die Alpen oder saugt das Tief im Norden? Je nachdem, wo man anfängt zu denken und die Verkettung der Umstände (nennt sie von mir aus physikalische Gesetze) verfolgt, kommt man zu unterschiedlichen Antworten. Eine alles entscheidende Frage, die meiner Meinung nach viel zu wenig gestellt wird: Welcher Faktor ist bei der aktuell herrschenden Wetterlage der Trigger für ein bestimmtes Phänomen? Eines der schönsten Beispiele meiner noch jungen Laufbahn war das Tief "Paula", das zwar in aller Blätter und Moderatoren Munde war, aber eigentlich gar nicht existierte. Die nachhaltigsten Lernprozesse finden eben immer noch in der Praxis statt :-)

Ist der Föhn ein Fallwind?

Verfasst: Do 4. Dez 2008, 10:18
von meteo
Wie sieht man das in der Schweiz?
Gruß,Felix
Hallo Felix

Nun, ich würde mir keinesfalls anmassen, die Schweiz zu repräsentieren. Und meine Meinung über "Flachlandföhnkenner" wirst du ja jetzt nach Deinem Gastspiel in meinem Blog auch intus haben ;-)

Ich möchte hier einfach nochmals aufführen, wie hirnverbrannt und unsinnig es ist, die "sich abwärts bewegende Luft" nur deshalb nicht als Abwind akzeptieren zu wollen, weil in einigen Kreisen Abwinde nur über andere Faktoren definiert werden.

Das ist in etwa so hirnverbrannt, wie wenn Autounfälle in Lehrbüchern generell nur als solche definiert würden, wenn mindestens 2 Autos beteiligt sind. Demnach wären dann Selbstunfälle keine Autounfälle.... weils halt so in den Lehrbüchern steht.

Ich frage mich echt, wie verbohrt und wissenschaftsgläubig (blind Lehrbuchgläubig) man sein muss, um so einem Irrsinn zu verfalllen! Ich kann jedem nur empfehlen, sich in Grindelwald mal selber in den Guggiföhn zu stellen. Oder in Wasserauen in die Föhnströmung, die da den Hang herunterstürmt - in Orkanstärke.

Grüsse Markus

(P.S.: Jawoll, ich bin selber schon schräg im Föhn gestanden, darum weiss ich von was ich schreibe)
- Editiert von meteo am 04.12.2008, 13:00 -

Ist der Föhn ein Fallwind?

Verfasst: Do 4. Dez 2008, 10:51
von Nordkette
Hallo Markus,

und ich frage mich, wie man so engstirnig, borniert, etc. sein kann, um so eine WISSENSCHAFTLICHE Diskussion überhaupt nicht zulassen zu wollen. Die Föhnforscher, die sich ernsthaft mit dieser Frage auseinandersetzen, sind keineswegs Flachlandföhnindianer, sondern sind in Föhntälern geboren bzw. dort aufgewachsen bzw. haben über viele Jahre dort gelebt und studiert. Sie beziehen ihre Ansichten nicht aus Lehrbüchern, denn es GIBT KEINE LEHRBÜCHER über die Fragestellung, ob Föhn ein Fallwind ist oder nicht, sondern aus wissenschaftlichen Artikeln, Simulationen bzw. allgemein Fragestellungen.

Dass der Föhn eine hangabwärts gerichtete Strömung ist, steht hier außer Frage! Das ist auch den Forschern klar, die in den zahlreichen Feldkampagnen in situ Messungen gemacht haben und sich vom Föhn haben umblasen lassen. Es ist einzig eine Frage der Definition und der möglichen Verwechslungsgefahr eines Föhnwindes mit einer Strömung, die durch herabfallende Kaltluft induziert wird.

Und wenn Du noch zehnmal sagst, wie sich der Guggiföhn oder irgendein anderer Föhn anfühlt, erklär mir bitte, was die Henne und was das Ei ist. Stürzt bei Föhn Kaltluft den Berg herunter, die die wärmerer Luft am Boden verdrängt oder wird die Kaltluft im Tal zuerst abgesaugt und die wärmerer Luft ersetzt die Kaltluft? Der Mechanismus WÄRE nicht derselbe (ich sage bewusst wäre, denn diese Frage ist gegenwärtig immer noch nicht restlos geklärt in der Föhnforschung, es gibt unzählige Ansätze, aber noch keine finale Lösung). Also stellt sich die Frage, ob man ein unterschiedliches Phänomen - Feuchte Downbursts, Gletscherwinde und Föhn - mit dem selben Fachbegriff bezeichnen soll.

Diese Frage sollte man stellen dürfen, ohne gleich als bescheuert zu gelten.

@Fabienne - Paula war ein Kampf gegen Windmühlen (siehe http://www.wetteran.de/analysen/27-01-08.html ), auch wenn man die Argumente teilweise nachvollziehen kann, dass sich die Bevölkerung bzw. Medien mit namenlosen Randtiefs und Wellen nicht zufrieden geben wollen. Bei Emma und Fee übrigens dasselbe.

Gruß,Felix

Ist der Föhn ein Fallwind?

Verfasst: Do 4. Dez 2008, 22:01
von Alfred
Hoi zäme

Bis jetzt hatte ich immer Freude am Föhn, b.z.w. wenn es hier in der
Region Zürich föhnig war. Ich fühlte mich immer so auf eine Weise, sehr
aufgestellt! Vielleicht lag es an der trockenen Luft?

Aber jetzt — wo ich mir noch überlegen soll, ob er gezogen, oder ge-
schupst wird — könnte das durchaus zu Kopfzerbrechen/weh führen :=( !

Grüess, Alfred[hr]

Ist der Föhn ein Fallwind?

Verfasst: Fr 5. Dez 2008, 11:08
von meteo
Hallo Felix

Soeben wurde hier eine interessante Vergleichsfrage von mir rausgelöscht - nur weil die Überschrift scheinbar "provokativ" war.

Ich werde die Frage, die ich Dir stellen wollte in meinem Blog reinstellen. Dann können wir dort ungestört (und ungelöscht) weiterdiskutieren.

Grüsse

Markus

Ist der Föhn ein Fallwind?

Verfasst: Fr 5. Dez 2008, 16:25
von Nordkette
Schade,

dass hier kaum eine sachbezogene Diskussion möglich ist, danke an Fabienne zumindest für das
nachdenkenswerte Feedback.

Ich klinke mich jetzt hier wieder aus.

Ciao,
Felix

Ist der Föhn ein Fallwind?

Verfasst: Fr 5. Dez 2008, 20:30
von Alfred
Off Topic
Markus
Soeben wurde hier eine interessante Vergleichsfrage von mir rausgelöscht
shocking :( !
 
Alfred[hr]

Ist der Föhn ein Fallwind?

Verfasst: So 7. Dez 2008, 02:23
von Urbi
Ich denke, das Ganze Thema wird unweigerlich ein Fall für Kommissar Wind. Oder für Fräulein Liebig der Kindergärtnerin mit Ihrem Schulpsychologenteam.

Na ja.

Hennen werfen Eier im Kampf gegen Windmühlen als Provokation und Rauslöschung der Fragen und Bescheuertheit in Hirnverbranntheit und Unsinnigkeit mit Lehrbuchmässigen Autounfällen wegen Verbohrter lehrbuchmässiger Wissenschaftsgläubigkeit. :(

Ich hoffe doch, es nimmt hier niemand den Fön in die Hand und setzt die eigene Strömung durch. Das könnte für einige der letze Fallwind sein.
:O

PS:
Würde gerne noch mehr zum Thema erfahren.



- Editiert von Urbi am 07.12.2008, 02:47 -