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Schlammlawine in Todtmoos/Südschwarzwald

Verfasst: Fr 8. Nov 2002, 10:11
von Krys
Hallo Leute,

Soeben bei SWR3 gehört:

In Todtmoos bedeckt eine 7 Meter hohe Schlammschicht die Strasse. Felsen so gross wie Garagen seien heruntergekommen. Es werde mehrere Tage dauern, bis die Strasse wieder offen sei.

Menschen seien nach bisherigen Infos keine zu Schaden gekommen.

Hat jemand mehr Infos? Gab es in der Umgebung speziell starke Niederschläge?

Grüsse,

CHris.
- Editiert von Krys am 08.11.2002, 12:52 -

Schlammlawine in Todtmoos/Südschwarzwald

Verfasst: Fr 8. Nov 2002, 18:54
von Thies (Wiesental)
Hi Krys,

davon habe ich gestern Abend auch schon etwas mitbekommen, nur wurde das Ausmaß erst heute früh richtig deutlich. Dabei muss ich hinzufügen, dass es sich nicht um den Ort Todtmoos handelt, sondern um das Wehratal (besser gesagt Wehratalschlucht), welches die Orte Wehr und Todtmoos miteinander verbindet.

Dieses Tal ist ein sogn. V-Tal, teils gar eine Klammschlucht und an der untersten Stelle an einigen Bereichen keine 20m breit, zugleich reichen die umgebenden Hotzenwaldzüge (oberhalb davon liegt beispielsweise das Hornbergbecken mit 1009m, während die Straße unten auf ca. 450m liegt) sehr steil mehrere hundert Meter in die Höhe. Und genau dort unten verläuft die verschüttete Straße. Diese Strecke befahre ich sehr häufig, um in den Hotzenwald zu kommen oder boarden zu gehen - etwas unangenehm ist es schon dort zu fahren. Die Straße ist sehr eng und gleich darunter fließt die bei Regenfällen sehr zu sprungartigen Wasseranstiegen neigende Wehra, welche zwischen Bad Säckingen und Schwörstadt in den Rhein mündet. Dass dort Fels- bzw. Schlammlawinenabgänge geschehen , ist somit keine Überraschung, nur erstaunt mich das Ausmaß. Die Straße ist i.d. Tat auf einer Länge von 50m bis zu 9m hoch verschüttet und den Rettungskräften war es bis heute Vormittag mit den Hundestaffeln nicht möglich, nach Verschütteten zu suchen, da die Wehre von den Schlammassen teils erheblich gestaut wurde, dort ein Durchbruch ernormer Wassermassen befüchtet werden konnte (hatten es jedoch in den Griff bekommen) und aufgrund weiterer starker Regen- und (zum Glück) Schneeschauer etwas weiter oben weitere Gerölllawinen befürchtet werden mussten. Glücklicherweise wurde niemand verletzt, außer der zerstörten Straße gibt es keinen weiteren Schaden (Abgang war 17:30 Uhr - Straße recht stark befahren zu jener Zeit).

Einer der Gründe für den Abgang ist sicherlich der viele Regen der vergangenen Tage mit eigentlich nur wenigen Tagen Pause zwischendurch, zudem liegt das Tal insg. betrachtet in der SW-Ausrichtung des Schwz.waldes, was hier zu hohen topographisch bedingten Hebungsniederschlagssummen bei einer SW-NO Zugrichtung der Niederschlagsgebiete führt. Hinzu kommt, dass der Grundwasserspiegel sehr hoch liegt, Wiesen und Felder seit Tagen teils unter Wasser stehen und die Böden kaum noch hohe Regenmengen kompensieren können. Somit ist Todtmoos nicht umsonst einer der niederschlagreichsten Orte des Südschwarzwaldes - selbst bei mir führt der Schwzw. gelegentlich zu Stauniederschlägen, selbst wenn in Basel und Lörrach schon längere Zeit besseres Wetter herrscht.

Viele Grüße, Thies
- Editiert von Thies (Hochrhein) am 08.11.2002, 19:03 -