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Wettertendenzen für die kalte Jahreszeit...

Verfasst: Di 23. Sep 2008, 11:24
von wick
Hallo in die Runde

Das Strömungsmuster ist aktuell so ziemlich verkachelt und der September gestaltet sich schon sehr herbstlich, da kitzelt es einem schon, einen kalten Winter herbeizureden... ;-) . Wollte mal die Frage in die Runde werfen, was Wetterbauchgefühl zum kommenden Winter (Temperatur und Wetterentwicklung) meint...?

Liebe Grüsse
Peter

Wettertendenzen für die kalte Jahreszeit...

Verfasst: Di 23. Sep 2008, 11:31
von Tinu (Männedorf)
Interessant, das du das jetzt ansprichst. Ich habe angesichts der hartnäckigen Ostlage auch schon mal darüber nachgedacht.

Natürlich kann man aus einem kühlen September nicht auf den Winter schliessen. Aber in den letzten Jahren konnten wir eigentlich immer wieder beobachten, dass sich "festgefahrene" Wetterlagen über einen sehr langen Zeitraum halten konnten. Der vergangene Winter war geprägt durch hohes Geopotenzial über Südwesteuropa und überwiegend milde Luftmassen im Alpenraum. Dazu haben wir auch schon in einem Thread diskutiert. Der vergangene Sommer mit seinen vielen Südwest- und Westlagen kann mit Abstrichen ebenfalls dazu gezählt werden.

Es ist also nicht unwahrscheinlich, dass sich die aktuelle Grosswetterlage (Hoch Skandinavien/Nordeuropa mit zufällig herumeiernden KLTs) zum Dauerbrenner entwickeln könnte. Aber letzten Endes ist das alles Kaffeesatzleserei.
- Editiert von Tinu (Männedorf) am 23.09.2008, 11:42 -

Wettertendenzen für die kalte Jahreszeit...

Verfasst: Di 23. Sep 2008, 11:51
von Uwe/Eschlikon
Hallo

Angesichts der 2. niedrigsten Eis-Negativ-Anomalie in der Arktis (nach 2007) seit Messbeginn und der hohen Wassertemps (SST-Anomalien) tendiere ich auf einen feuchtmilden Herbst und Winterbeginn.

SST-Anomaly: http://weather.unisys.com/surface/sst_anom.html
Arctic-Ice: http://arctic.atmos.uiuc.edu/cryosphere ... t.anom.jpg

Gruss, Uwe

Wettertendenzen für die kalte Jahreszeit...

Verfasst: Di 23. Sep 2008, 22:08
von Michi, Uster, 455 m
Immer wieder spannend die alljährliche Herbstdiskussion über die Wintertrends.

Nimmt man, sagen wir mal, die 20 kältesten September (seit 1865 Zürich), findet man keine Tendenz für einen zu kalten Winter. Bereits die Oktober waren nicht mehr häufig zu kalt, kaum Erhaltungsneigung.

Schaut man nur die Neuzeit an (seit 1980), so folgt auf einen zu kalten September auffallend häufig ein zu warmer Oktober! Für den Winter gibts dann aber wieder keine Tendenz.

Also der warme Oktober wird wohl kommen...

Falls jemand selber damit rumspielen möchte, hier können die Monatswerte von verschiedenen Stationen seit 1865 runtergeladen werden:
http://www.meteoschweiz.admin.ch/web/de ... eihen.html

Wettertendenzen für die kalte Jahreszeit...

Verfasst: Di 23. Sep 2008, 22:21
von Stefan im Kandertal
Jawohl.

Der September macht was er will. Dass der Monat für den Winter praktisch nichts bedeutet liegt wohl daran, dass sich dann die Zirkulation langsam umstellt. Es wird sich also bis Ende Oktober auf jeden Fall noch was ändern. Allenfalls im November kann man dann eine kleine Vorahnung bekommen. Wobei November 2007 vs. Winter 07/08 hm ;-).

So wie auch der April alles Mögliche bieten kann ohne dass das für den Sommer eine Bedeutung hat.

Wettertendenzen für die kalte Jahreszeit...

Verfasst: Di 23. Sep 2008, 22:38
von Alfred
Sali zäme

Dürfen wir überhaupt die Temperaturwerte für den Versuch einer längerfristige Vorhersage,
aus unserem Raum heranziehen? Ich beschreibe den Wasserverlauf des Rheins ja auch nicht
aus Sicht unmittelbar unter dem Rheinfall, wo es brodelt wie in einer Pfanne kochenden Was-
sers. Eine etwas weniger turbulente Gegend (natürlich nur auf die Temperatur bezogen) wä-
re z.B. Glasgow, wo es meiner Ansicht nach, nicht so wilde Sprünge gibt, wie im Alpenraum.

Gruss, Alfred
[hr]

Wettertendenzen für die kalte Jahreszeit...

Verfasst: Mi 24. Sep 2008, 09:18
von Tinu (Männedorf)
Original von Alfred
Dürfen wir überhaupt die Temperaturwerte für den Versuch einer längerfristige Vorhersage,
aus unserem Raum heranziehen?
[hr]
Naja, dürfen schon. Nur zweifle ich genauso wie du daran, dass man anhand solcher Werte die Wetterentwicklung kommender Monate vorhersagen kann. Dafür ist dieses System viel zu chaotisch.

Ich denke aber durchaus, dass sich beim Wetter gewisse langfristige Tendenzen feststellen lassen, vor allem was die Grosswetterlagen über einen bestimmten Zeitraum angeht. Man liest dann ja oft den Begriff "festgefahren". Wobei das eigentlich der falsche Begriff ist, denn in einem fixen Rahmen definiert ist das Wetter auch in solchen Situationen nicht. Oftmals lässt sich aber ein Muster von sich häufig wiederholenden Wetterlagen erkennen.

Beispiel: Im Sommer hatten wir es heuer oft mit einem sehr ausgepägten Langwellentrog über den Britischen Inseln zu tun, der sich mal mehr und mal weniger in unsere Richtung verschob. Langwellentröge sind sehr hartnäckig und neigen zur ständigen Regeneration, oftmals über dem selben Gebiet. Das hat zur Folge, dass der Wettercharackter unbeständig ausfällt (Keilachse, Trogvorderseite, Trogrückseite und wieder von vorn...). Weil die Grosswetterlage, die dieses Karussell steuert aber stets in etwa die gleiche ist, kann man trotz der unbeständigen Wetterverhältnisse eigentlich von einer "festgefahrenen" Situation sprechen; dies vor allem bezogen auf die Herkunft der Luftmassen, die sich kaum stark verändert.

Ich habe es in den letzten paar Jahren eigentlich selten erlebt, dass es in einer Jahreszeit zu extremen Sprüngen zwischen den vorherrschenden Grosswetterlagen gekommen ist. Oftmals liess sich eine ganz bestimmte, dominante GWL ausmachen, die immer wieder Einfluss auf unser Wetter nahm (mal stärker, mal schwächer). In der Klimatologie ist das ja eigentlich meines Wissens nichts sensationelles. Die ständig wechselnden Zyklen, denen unser Wetter unterworfen ist, sind hinlänglich bekannt. Auf kältere folgen wärmere, auf trockenere folgen nässere Perioden, etc.

Lange Rede kurzer Sinn: Zu bestimmen, wie ein Winter ausfallen wird, nur indem man den September als Anhaltspunkt nimmt, ist sicher unmöglich. Sehr sinnvoll ist meines Erachtens aber eine aufmerksame und beständige Beobachtung der grossräumigen Strömungslagen über Europa und dem Atlantik. Daraus kann man zwar ebenfalls nicht das exakte Wetter der kommenden Monate erkennen. Es lässt sich aber ausmachen, in welche Richtung es ungefähr gehen könnte. Sobald man dann sieht, dass sich als "Wiederholungstäter" berüchtigte Lagen etablieren (Langwellentröge, Skandinavienhoch, etc.) kann man dann durchaus Rückschlüsse auf die Wetterentwicklung kommender Wochen ziehen.

Wettertendenzen für die kalte Jahreszeit...

Verfasst: Mi 24. Sep 2008, 09:42
von Marco (Oberfrick)
Hallo

Stelle mal die These auf.

Letztes Jahr war ja das Problem im Herbst/ Spätherbst das die Kalte Luft vom Norden gar nicht oder zu schwach zu uns (Mitteleuropa) vordringen konnte. Was ist aber wenn die Kalte Luft schon im September da ist ist die Chance auch grösser das sie über den Winter hier mehr oder weniger bleibt. Oder kann man da kein Rückschluss darauf ziehen?

Wettertendenzen für die kalte Jahreszeit...

Verfasst: Mi 24. Sep 2008, 10:00
von Uwe/Eschlikon
@Marco

Was, wenn es, wie im letzten Winter übrigens häufig, im N oder O gar nicht soooo kalt ist. Ich erinnere, dass es um Weihnachten herum selbst in Moskau positive Temperaturen gab. Es hängt also auch davon ab, wie gut sich die Kaltluft im Norden/Osten von uns ansammeln kann, und ob sie dort auch bleibt.
Und wenn es zu Kaltluftausbrüchen von Norden her kam, gingen die oft weit im Osten in Richtung Östl. Mittelmeer/Schwarzes Meer nieder.

Es sind so viele Faktoren, die passen müssen. Aber jetzt ist zum Glück erst September. Und so schlecht ist das Wetter gar nicht. Letzten Samstag im Wallis lief ich den ganzen Tag im T-Shirt und mit Shorts herum :L

Uwe

Wettertendenzen für die kalte Jahreszeit...

Verfasst: Mi 24. Sep 2008, 10:57
von Michi, Uster, 455 m
@Marco: hab ja oben geschrieben, dass auf einen zu kalten September keine Tendenz für den Winter zu finden ist.
Für die sog. Neuzeit gibts sogar für den Herbst kein Trend.
Gut man müsste auch die Strömungsverhältnisse berücksichtigen, vor allem weil ja der September ein Übergangsmonat ist. Deshalb sind vom Oktober schon eher Rückschlüsse auf Folgewinter möglich...