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Medien: Kachelmann v. Buchli Unwettervorhersagen

Verfasst: Di 14. Aug 2007, 22:48
von Stauffi
Hier das Medienspektakel:

heute-online

Was meint ihr dazu?

Es würde mich auch freuen, wenn Jörg und Thomas sich zu Wort melden, da die Medienberichtserstattung öfter mal was verdreht...



Gruss Werner

Medien: Kachelmann v. Buchli Unwettervorhersagen

Verfasst: Di 14. Aug 2007, 23:23
von Adrian (Dübendorf)
Als Aussenstehender ist es sicher schwierig alle Fakten zu kennen. Umgekehrt ist es sicher nicht umsonst einfach so, dass Meteomedia einiges an Aufträgen reinholt und diese Kunden über längere Zeit halten kann.
Dies hat auf jeden Fall sicher auch mit den staatlichen Wetterdiensten zu tun.
Und das Engagement für meteocentrale.ch finde ich nicht ohne. Da hat es das Schweizer Fernsehen ein Stück weit schon einfacher. Und die Anmerkung von Kachelmann, dass das Wetter nicht nur in Zürich stattfindet ist schon berechtigt. Gut im Interview wird auch klar, dass die Moderation mit Appenzeller Wetter beginnen kann.
Am hilfreichsten wäre es wenn eine neutrale Stelle die Fakten auf den Tisch legen kann. Aber da wird es schwierig. Ich persönlich mag die Moderation am Morgen von Felix Blumer. Die ist noch eher mal von der Norm abweichend, da die Radiomoderatoren auch mal etwas fragen.
Die Abendmeteosendung ist aus meiner Sicht etwas oberflächlich, da in der kurzen Zeit Details entfallen und bei Fehlprognosen selten mal darauf eingegangen wird. Klar, dass dies für die Zukunft niemand mehr interessiert, aber fürs Wetterverständnis kann es helfen. Und wenn man auf das falsche Modell setzt hat man ab und zu mal schlechte Karten.
Interessant zu der ganzen Diskussion finde ich, dass doch mindestens zwei Meteomedia Leute bei SF Meteo arbeiten.

Medien: Kachelmann v. Buchli Unwettervorhersagen

Verfasst: Di 14. Aug 2007, 23:27
von Dominik (Glattbrugg)
Naja, in meinen Augen haben die Damen und Herren von "heute" da irgendwie etwas falsch verstanden.
Es kann sich jeder unter folgendem Link selbst seine Meinung bilden.

http://www.telezueri.ch/index.php?id=32 ... f78fd1b30f

Needs Flashplayer ;-)
- Editiert von Dominik (Glattbrugg) am 15.08.2007, 03:11 -

Medien: Kachelmann v. Buchli Unwettervorhersagen

Verfasst: Mi 15. Aug 2007, 01:40
von Kachelmann
Warum dieses Thema im Offtopic ist, wird immer Euer Geheimnis bleiben. Meine zentrale Botschaft ist, dass mit dem staatlichen Messnetz allenfalls eine Warnung, die diesen Namen verdient (nehmen wir US-Standard) für die Region Zürich möglich ist. Wer Warnungen vor Föhnstürmen in sämtlichen Voralpen- und Alpentälern erwartet, hat Pech gehabt, ausser, es steht gerade zufällig eine der wenigen Stationen da. Auf Mittelland wird vor 40 km/h (!) gewarnt, Stürme mit 100 und mehr anderswo laufen unter "in den Alpentälern zum Teil Föhn". In der Schweizer Illustrierte steht folgendes Interview:

Nach 2005 nun schon wieder ein Unwetter mit bedrohlichen Regenfällen und grossen Schäden. Wie lief Ihrer Meinung nach die Alarmierung?
Nicht optimal, die Pegel-Prognosen der bedauernswerten Hydrologen können natürlich immer nur so gut oder schlecht sein wie die zugrunde liegenden Regenprognosen, und die stammen unglücklicherweise von Meteo Schweiz.
Wie meinen Sie das?
Sehen Sie: der offizielle, Steuergeld-unterstützte Schweizer Wetterwarndienst verfügt in diesem Land über lächerliche 70 Messstationen, die gleichzeitig Temperatur, Feuchte, Sonne, Niederschlag und Wind nach internationalem Standard messen- vier davon allein in der Grossregion Zürich. Damit kann man nicht arbeiten, nicht warnen, über 90 % der Schweizer Naturräume, vor allem weitere Teile der Voralpen und Alpen, wo die Hochwasser meistens herkommen, sind ohne wissenschaftliche Messung. Wie soll man mit einem dermassen untauglichen Messnetz vernünftig warnen? Wer lokal vorhersagen will, sei es Hochwasser oder Sturm, muss lokal messen. Die Dichte des Messnetzes in unserem topographisch anspruchsvollen Land würde selbst ein Drittweltland beschämen! Und die Leute, die sich ihr Geld gar nicht verdienen müssen, wie Meteo Schweiz und SF Meteo mit ihren Steuer- und Konzessionsmillionen ändern diesen Zustand seit Jahren nicht und geben vor, mit einer solchen Basis die Schweiz angemessen warnen zu können. Das ist vollkommen grotesk und eine Irreführung der Bevölkerung.
Wetterprognosen und Wetterwarndienst könnten also verbessert werden?
Was heisst hier «könnten» – müssen! Was soll man denn mit Prognosen oder Warnungen wie «in den Alpentälern zum Teil Föhn» anfangen? Soll man sich selber aussuchen, ob man nun zu einem Föhn-betroffenen Alpental gehört oder nicht? Das kanns doch nicht sein! Stellen Sie sich mal vor, in den USA würde es bei einer Warnung für Florida „zum Teil Hurrikan“ heissen. Vielen haben sich anscheinend in der Schweiz daran gewöhnt, dass man vor Unwettern nicht warnen kann – man könnte, damals in Gondo, in Sachseln, beim Hochwasser vor zwei Jahren, kürzlich in Einsiedeln. Was wir haben, ist ein Warnsystem, das für Zürich und Umgebung funktionieren mag, wo Blinkliechtli am See vor 40 km/h Wind warnen. Droht im Entlebuch, im Emmental oder im Haslital aber ein Föhnsturm mit 120 Stundenkilometern, warnt keiner, weil niemand weiss, was dort passiert. Unsere staatliche Meteorologie in diesem Zustand ist als warnbeauftragte Einheit eher eine Gefahr für die Bevölkerung und sie lügt den Bundesrat immer wieder an: Damals, als sie behauptet hat, man hätte Lothar nicht voraussehen können und immer wieder, wenn sie so tut, als ob man heute Dinge wie das sogenannte Nowcasting erst erfinden und einführen müsste, obwohl das anderswo und bei uns schon lange Standard ist.
Dann könnten Sie das ja übernehmen.
Wir sind dran. Mit dem Wetterportal www.meteocentrale.ch bauen wir unser Messstationen-Netz in der Schweiz derzeit massiv aus. Bis Ende dieses Jahres werden wir zusätzlich weit über 100 Online-Wetterstationen haben, bis Ende 08 kommen nochmals 100 dazu. Dann wird dieses Land endlich über ein professionelles Messsystem verfügen, das professionelle Warnungen erlaubt. Dazu kommt ein vier mal vier Kilometer enges Computermodell, was wir mit dem englischen Wetterdienst für die Schweiz entwickelt haben, das wir den Hydrologen gerne gratis zur Verfügung stellen, das hilft sicher bei der Hochwasserprognose.
Was kostet dieser Ausbau?
Rund zwei Millionen Franken. Wir finanzieren ihn selbst und mit Hilfe der Schweizer Energie-Technologiefirma Weishaupt. Ein nächster Schritt wird sein, der Bevölkerung die Warnungen kostenlos via SMS oder E-Mail zugänglich zu machen. Es darf die Schweizer nichts kosten müssen, in der Schweiz Unwetter überleben zu wollen.
Jörg Kachelmann, 49, ist VR-Präsident des privaten Schweizer Wetterdienstes Meteomedia AG mit Sitz in Gais AR (insgesamt 120 Mitarbeiter)

Und das ist das, was Meteo Schweiz bei konvektiven

Verfasst: Mi 15. Aug 2007, 01:59
von Kachelmann
Lagen eine "Warnung" nennt:

Montag, 13.08.2007

Gewitter Flash von MeteoSchweiz, Zuerich 1:32 h

Gewitter Flash von MeteoSchweiz: heftige Gewitter begleitet von Hagel und/oder Böen von mehr als 75 km/h befinden sich zur Zeit über der Region Zürich und Zürichsee und werden die Region Pfannenstiel, Zürcher Oberland (erste Warnung beinhaltete einen Fehler) innert einer halben Stunde erfassen


Bitte sofort verbreiten und nicht später verlesen als: 2:02 h


Zitat Ende. Und wisst Ihr was? Alle Warnungen dieses Sommers lauten genauso. Geändert wird nur der Name der Regionen und je nach Dämmerzustand dauert es genau eine halbe oder eine ganze Zustand, bis der Warnzustand eintreten soll. Alle Gewitter haben entweder nur Hagel oder nur Böen, oder auch Böen und Hagel. Muss sich halt der Gewarnte selbst aussuchen. Und die Böen haben immer mehr als 75 km/h auf der nach oben offenen Skala. Sind es mal 130 wie in Jona? Volltreffer! Meteo Schweiz hat ja gesagt über 75!

Und dann gibt es ja noch die Sache mit der Warnkarte. Leider etwas grosse Regionen, aber dafür klare Kriterien, die der Normalbürger versteht und die Warnungen sind auch leicht zu verifizieren dadurch:

Grün Keine Gefahrenhinweise vorhanden
Die Wetterentwicklung bleibt innerhalb des für die Jahreszeit üblichen Rahmens. Auch wenn kein Gefahrenhinweis vorliegt, können lokal trotzdem gefährliche Wettersituationen auftreten.
Gelbgrün Ereignis tritt häufig auf
Es wird eine gefährliche Wetterentwicklung erwartet mit Wettererscheinungen, die aber innerhalb des für die Jahreszeit üblichen Intensitätsbereiches liegen.
Gelb Ereignis tritt 2 - 10 Mal pro Jahr auf (pro Region)
Es wird eine gefährliche Wetterentwicklung erwartet mit Wettererscheinungen, die am Rand des für die Jahreszeit üblichen Intensitätsbereiches liegen.
Orange Ereignis tritt einmal in 1 - 3 Jahren auf
Es wird eine gefährliche Wetterentwicklung erwartet mit Wettererscheinungen von ungewöhnlicher Stärke.
Rot Ereignis tritt seltener als einmal in 3 Jahren auf
Es wird eine gefährliche Wetterentwicklung erwartet mit Wettererscheinungen von ausserordentlich grosser Intensität.


Wow. Da merkt Schneidermeister Muggli auf: Mamemüeti, es chunt es Ereignis, wo au 1-3 Johr vorchunt. Weisch Du was das isch? Nei, Vater.

Ob Meteo Schweiz oder Meteo SF: Aufgrund des gegenwärtigen staatlichen Stationsnetzes sind für etwa 90% der Landesfläche keine Warnungen möglich, die diesen Namen verdienen. Die Konsequenz für die Leute, die nicht mal ihr Geld selbst verdienen müssen und entsprechend keinen Leistungsdruck haben ist nicht, daraus Konsequenzen zu ziehen und ihre kleinen Werklein aufs Mittelland zu beschränken oder nach 25 Jahren etwas am Messnetz zu machen. ie tun nichts, lassen die Menschen in Bündner, Walliser, Zentralschweizer Bergtälern, im Emmen-, Simmental, im Entlebuch etc. alleine mit Wind und Wetter und sind auch noch zu faul zu begründen, warum alle diese Menschen weder eine Messstation noch eine lokalspezifische Warnung brauchen:

http://persoenlich.com/news/show_news.cfm?newsid=69664

Alles nur Polemik. Nochmal die zentrale Botschaft: Die Schweizer Topographie lässt sich nicht mit dem Modell alleine bearbeiten, zumal alMo auch noch eines der schwächeren ist durch die Einbettung uns deutsche Modell. Um Föhnstürme oder Starkregen in den Voralpen und Alpen zu bewarnen, sind die in der Peripherie gelegenen Radar-Standorte und das Modell alleine ungeeignet. Deswegen bauen wir ein Messnetz von über 200 Stationen, ohen das es nicht geht. Die Daten dieser Stationen werden immer frei zur Verfügung stehen, ebenso die Warnungen.

Medien: Kachelmann v. Buchli Unwettervorhersagen

Verfasst: Mi 15. Aug 2007, 06:41
von Alfred
Sali zäme
vier davon allein in der Grossregion Zürich
Was manchmal schon zu einer gewissen Unruhe führt ;-) !

Grüess, Alfred
[hr]

Medien: Kachelmann v. Buchli Unwettervorhersagen

Verfasst: Mi 15. Aug 2007, 07:09
von Uwe/Eschlikon
Hallo

Nun ja, Messen ist das eine, Warnen das andere ;-) Allein auf x-hundert Messstationen kommt es nicht an.
Aber die Diskussion, wann und wie und wo gewarnt werden müsste...sollte...könnte, darüber wurde hier und anderorts schon oft hitzig diskutiert.
Und, viele Schadensereignisse sind sehr lokal und nicht wie letzte Woche flächendeckend. Grossräumige Extreme sind einfacher zu erfassen, einfacher vorherzusehen und einfacher zu warnen! Aber Ereignisse wie zb. Brig im Sept. 1993, wo ein einziger Bach (Saltina) eine Stadt meterhoch mit Schutt zudeckt, davor wird auch in Zukunft kaum gewarnt werden können. Und meist sind es auch diese Schadensereignisse, die Menschenleben fordern, weil sie unvorhergesehen und überraschend kommen!

Uwe

Medien: Kachelmann v. Buchli Unwettervorhersagen

Verfasst: Mi 15. Aug 2007, 09:21
von Kachelmann

Medien: Kachelmann v. Buchli Unwettervorhersagen

Verfasst: Mi 15. Aug 2007, 10:16
von Skywatcher
Hallo

Ich begrüsse die von Meteomedia eingeleitete Schweiz-Offensive in Sachen Messstationen und Unwetterwarnungen. Das gibt einem Thema, welches Nachholbedarf nötig hat, neuen Schub. Auch die Warnkarte der Meteocentrale hat bei mir bisher einen guten Eindruck hinterlassen.

Nur: der Warndienst der Meteocentrale ist in der breiten Öffentlichkeit (noch) relativ unbekannt. Wenn man sich über die Warnlage informieren will, muss man aktiv auf dem Internet nachschauen. Entsprechend klein ist Öffentlichkeitsdruck und die Verantwortung; Fehlwarnungen oder unterlassene Warnungen finden ein bescheidenes Echo. Der eigentliche Härtetest für das Warnsystem folgt wohl erst, wenn die Meteocentrale (vielleicht künftig) einen SMS- oder Email-Service anbietet und mehr Beachtung erhält. Erst dann wird man die Leistung der verschiedenen Dienste richtig vergleichen können: welcher Dienst warnt um welche Zeit für welche Region vor welchem Unwetter? Wann entscheidet sich der Wetterdienst, es nicht bei einer gelben Warnkarte zu belassen, sondern "in die Offensive zu gehen" und aktiv zu warnen? Ich kann mir vorstellen, dass gerade letztere Frage nicht immer leicht zu beantworten ist. Der Grat zwischen unterlassener Warnung und Fehlalarm ist schmal; das Frustpotential bei den Kunden gross.

Ich bin gespannt auf die künftige Entwicklung. Als "Konsumenten" werden wir auf alle Fälle profitieren von der verstärkten Konkurrenz.

Bedauerlich finde ich, dass die Diskussionen nicht sachlich bleiben, sondern unter die Gürtellinie abgleiten. In einer solchen Diskussion Personen in der Öffentlichkeit als faul zu taxieren, ist unanständig und tut nichts zur Sache.

Grüsse
Olivier
- Editiert von Skywatcher am 15.08.2007, 10:26 -

Medien: Kachelmann v. Buchli Unwettervorhersagen

Verfasst: Do 16. Aug 2007, 11:25
von Christoph
Sälü zäme

Ich finde es gut, dass Bewegung ins "Warnwesen" in der Schweiz kommt und begrüsse natürlich die zusätzlichen Wetterstationen und auch die Initiative von Meteomedia.

Was mir bei der Unwetterzentrale allerdings auffällt, ist das häufige Auftreten der höchsten Wanrstufe. Ich gehe mal davon aus, dass die (nachvollziehbaren) Kriterien nicht aus "Aufmerksamkeitsgründen" so gewählt sind. Ich befürchte allerdings, dass es auf die Bevölkerung in Bezug auf die Unwettergefahr "einschläfernd" wirkt, wenn bei jeder zweiten Gewitter- oder Unwetterlage die höchste Alarmstufe gilt. Natürlich sehe ich schon, dass ein Einzelgewitter - wie oft geschehen - grosse Schäden verursacht. Ausserordentliche, nicht alljährlich auftrendete Ereignisse sollten meiner Meinung nach trotzdem zusätzlich ersichtlich sein.
Aus diesem Grunde würde ich mir bei der ansonsten sehr guten Übersicht bei Meteo- bzw. Unwetterzentrale ein oder zwei zusätzliche Stufen wünschen, die - zum Glück - nur selten erreicht werden, dann aber wirklich zu raschen Massnahmen führen müssen.
Momentan kann ich bei violett, zumindest dort wo ich wohne (nicht durch Überschwemmungen gefährdetes Quartier in Bern), getrost davon ausgehen, dass es nicht allzu schlimm wird, das zeigt die bisherige Erfahrung. Ein aussergewöhnlich starkes Ereignis, für mich heisst das nicht alljährlich oder gar nur einmal im Jahrzehnt auftretend, wird dann auch violett sein und daher zu rasch auf die leichte Schulter genommen werden, möglichwerise mit fatalen Folgen.
Im Hochwasserschutz wir ja u.a. auch 10, 50 oder 100 jähriger Auftretenswahrscheinlichkeit gesprochen (auch wenn die 50- und 100 jährigen Hochwasser inzwischen inflationär sind ;-)

Grüsse Christoph