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Nasser Juni 2007

Alles zu (Un)wetter relevant für die Schweiz
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Chrigu Riggisberg
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Nasser Juni 2007

Beitrag von Chrigu Riggisberg »

Hallo zusammen

Die erste Hälfte des Juni's liegt bereits hinter uns. Diese stand primär unter dem Zeichen einer andauernden Flachdruckwetterlage. Zuerst wurde gewitterträchtige Luft aus Osten herantransportiert, danach aus Südwesten. Eine derart lange Gewitterperiode ist mit grosser Sicherheit einmalig.

Dementsprechend präsentieren sich auch die Niederschlagsmengen: Trotz den grossen lokalen Unterschieden - üblich bei konvektiv geprägten Wetterlagen - lässt sich festhalten, dass es in zahlreichen Gebieten bisher ein sehr nasser Monat war. In den Regionen um Genf, Basel, Emmental-Entlebuch, Schaffhausen und auch auf der Alpensüdseite könnte es einer der feuchtesten Monate überhaupt werden. Zumal es in der kommenden Woche wie gehabt weitergehen wird. Praktisch jeden Tag muss mit stärkeren Gewittern gerechnet werden, und zwar in der gesamten CH. Ein beständiges Hochdruckgebiet ist weit und breit nicht in Sicht. Daher erstaunt es nicht, dass GFS bis zum kommenden Donnerstag mit einigen mm an Niederschlag rechnet:

Bild

Da der Mai ebenfalls schon ziemlich feucht war, kann der Juni ruhig als Gegenstück zum trockenen Frühling 2007 angesehen werden. Von einem Extrem ins andere... (was auch sonst)

Gruss Chrigu

PS: Sollte diese nasse Periode noch über den Juni hinaus andauern, werde ich den Threadtitel entsprechend anpassen.
Riggisberg BE (800 m.ü.M.), zwischen Schwarzenburg und Thun am Fusse des Gurnigels gelegen

Matt (Thalwil)

Nasser Juni 2007

Beitrag von Matt (Thalwil) »

Das Wallis wächst allmählich ein inneralpiner Regenwald (schon der Mai war sehr nass). Die armen Föhren und Lärchen geraten allmählich unter Druck ... ;-)

Relative Mengen im Juni bisher:
Bild

Mat


Stefan, Wichtrach

Nasser Juni 2007

Beitrag von Stefan, Wichtrach »

Sieht man schön was gelaufen ist. Bern bis Thun und Bern West bis freiburger Mittelland knapp am Durchschnitt. Aber am Zürichsee frage ich mich jetzt schon wo denn der ganze NS. da hin ist ;-). Vorstellen kann ich mir jedoch die Trockenzone im ZH Tiefland. Auf wie vielen Stationen beruht die Karte?

zum Thema Regenwald: Der wächst im nördlichen Emmental auch bald wo die Jahresmenge schon gegen 700mm geht. Das Feuchtgebiet 2007 liegt also seit Anfang Jahr an den gleichen Orten.

Chrigu: Die Prognosekarte geht von kaum 20mm im berner Mittelland aus. Damit würden wir weiter am Durchschnitt entlangschrammen. Es ist schon extrem, wir können uns im Juni gar keine Hochdruckperiode leisten, sonst ist es an vielen Orten am Ende trotz aller Flachdrucklagen zu trocken ausserhalb von Jura und Alpen.


Kurz: Typisches Muster für eine extrem langanhaltende Lage wo der Tagesgang und nicht Fronten den Niederschlag bestimmt hat.
- Editiert von Stefan, Wichtrach am 16.06.2007, 10:11 -

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Nasser Juni 2007

Beitrag von Tinu (Männedorf) »

Doch, doch, das stimmt schon mit der Zürichseeregion. Die durchschnittlichen Juni NS-Mengen im südlichen Zürichseeraum betragen so zwischen 150 bis 170 mm. Je näher Richtung Alpen, desto höher werden die Mengen. Momentan sind wir hier etwa bei Mengen zwischen 60 und 70 mm. 40 Prozent kommt also hin.
Tinu (Männedorf ZH, 422 m ü. M)
Gewitter und Sturm = erhöhter Pulsschlag
Föhn-fasziniert

Matt (Thalwil)

Nasser Juni 2007

Beitrag von Matt (Thalwil) »

@Stefan

nur von den eingezeichneten ANETZ-Stationen. Das Ganze ist also nur ein grober Überblick. Dein (trocken)-heissgeliebtes Wichtrach fällt da natürlich durch die Maschen... :L

Mat

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Chrigu Riggisberg
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Nasser Juni 2007

Beitrag von Chrigu Riggisberg »

Wegen dem Mittelland oben auf der Summenkarte: Das ist nicht aussergewöhnlich bei konvektiven Wetterlagen: Der meiste Niederschlag wird durch das Modell entlang der orographischen Erhebungen (Jura, Voralpen) gerechnet. Da fallen einzelne Zellen, welche von den Voralpen ins Mittelland hinaus ziehen, glatt durch die Maschen. Wir brauchen hier in der Region Riggisberg nur ein kräftigeres Gewitter, um auch in unserer Region einen Überschuss zu generieren. Und die Chance für eine solche Zelle ist nächste Woche praktisch immer erfüllt. Es würde mich wirklich erstaunen, wenn es im Mittelland bis kommenden Donnerstag weitverbreitet nur 20 mm Niederschlag geben würde.

Zu guter Letzt: Die Summenkarte zeigt doch schön, dass besonders jene Regionen viel Wasser erhalten werden, welche bereits jetzt am versaufen sind. Ich bin sicher, dass dieser Juni niederschlagsmässig noch einiges zu reden geben wird....

Gruss Chrigu
Riggisberg BE (800 m.ü.M.), zwischen Schwarzenburg und Thun am Fusse des Gurnigels gelegen

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Nasser Juni 2007

Beitrag von Dani (Niederurnen) »

Hoi zäme,

Mal ne Frage: Ist die Verteilung wie sie auf der Karte von Mat gezeigt wird so etwa der "Durchschnitt" d.h. sahen die Gewitterlagen der letzten Jahre auch so aus? Würde sich mit meiner Empfindung von 2006 decken das ich hier als eher gewitterarm in Erinnerung habe.

Gruss Dani
Neu nicht mehr in der Nebelsuppe von Uster sondern in im sonnigen Glarnerland


Markus Pfister
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Nasser Juni 2007

Beitrag von Markus Pfister »

@Dani: Die Verteilung sagt vor allem etwas über die Niederschlagsmenge aus. Gewitterhäufigkeit
ist da doch heikler. Das beste, was man bekommen kann sind wohl Bernhards Blitz-Summenkarten.
Oder die Niederschlagskarten des Atlas der Schweiz. Hier die mittlere für den Juni (hoffe, ich komme
wegen dem Posten der copyright-geschützten Grafik nicht ins Gefängnis, wird ja rein wissenschaftlich
und nicht kommerziell verwendet):

Quelle: http://www.atlasderschweiz.ch/ (kauft bitte diesen Atlas)

http://www.sturmforum.ch/forum_uploads/ ... r_frei.jpg

Mittlere Gewitterverteilung:

Quelle: http://www.atlasderschweiz.ch/ (ja, bitte kaufen)

http://www.sturmforum.ch/forum_uploads/ ... r_frei.jpg

Gruss

Markus

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Dani (Niederurnen)
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Nasser Juni 2007

Beitrag von Dani (Niederurnen) »

@Markus: Danke für die Karten, sind sehr aufschlussreich. Da müsste man nun wohl den Atlas haben um herauszufinden welche Distanzen für ein "nahes" und ein "fernes" Gewitter herangezogen werden. Des öfteren ziehen die Gewitter über Wetzikon oder Aathal, demzufolge bleibts hier dann trocken und gewitterfrei. Die meteocentrale Station in Seegräben ist da ein guter Anhaltspunkt für mich.
Ich hab die Karte von Mat eigentlich nur herangezogen weil der Juni bisher vor allem von konvektiven Ereignissen bestimmt war, d.h. die Niederschlagsverteilung ev. auch ein wenig die Gewitterverteilung anzeigt. War aber so gesehen auch falsch überlegt da Schaffhausen viel Niederschlag, aber nicht viele Gewitter hatte.

Gruss Dani
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Chrigu Riggisberg
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Nasser Juni 2007

Beitrag von Chrigu Riggisberg »

@ Dani: Deine Überlegung fand ich gut. Trotzdem muss natürlich beachtet werden, wie stark ein Gewitter ausgefallen ist. Von hier aus konnte ich jeden Tag irgendwo ein Gewitter sehen und hören (das spricht für eine hohe Gewitterhäufigkeit). Nur Riggisberg selber wurde bisher nie direkt getroffen, weshalb die aktuelle Juni-Niederschlagsmenge im Schnitt (und nicht darüber) liegt.


Die Gewitterverteilungskarte aus dem Atlas oben ist recht speziell: Ich hätte nicht damit gerechnet, dass das durchschnittliche Gewittermaximum an den nördlichen Voralpen in den Waadtländer Voralpen liegt. Jedenfalls in den letzten paar Jahren ist mir diese Region nie als besonders "gewitterlastig" aufgefallen. Überhaupt ist es fragwürdig, wie sich die Gewitterverteilung von Jahr(zehnt) zu Jahr(zehnt) verändert und wie sinnvoll/repräsentativ demnach eine solch gemittelte Karte ist. Dasselbe trifft übrigens auch auf die Verteilungskarten für Hagelgewitter zu. Zum Schluss denke ich, dass bei einer Analyse der Gewitterverteilung auch zwischen Nah- und Ferngewittern unterschieden werden sollte. Wie definiert man z.B. ein Ferngewitter?

Gruss Chrigu
Riggisberg BE (800 m.ü.M.), zwischen Schwarzenburg und Thun am Fusse des Gurnigels gelegen

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