[Aus
http://www.wetter-zentrale.de/cgi-bin/w ... ead=208207]
[Associated Press]
Donnerstag 11. Juli 2002
Mindestens sieben Tote bei Unwettern in Berlin und Brandenburg - Erste Zusammenfassung
Berlin (AP) Bei schweren Unwettern in Berlin und Brandenburg sind in der Nacht zum Donnerstag mindestens sieben Menschen ums Leben gekommen. Allein in der Hauptstadt gab es vier Todesopfer, darunter zwei Jugendliche aus einem Zeltlager auf der Wannsee-Insel Schwanenwerder. Zwei Menschen wurden im Raum Frankfurt/Oder getötet, ein weiterer bei Potsdam. Bei der wetterbedingten Notlandung einer Swiss-Maschine bei Bernau kamen die 20 Insassen mit dem Schrecken davon.
Wie Polizei und Feuerwehr in Berlin mitteilten, wurden die beiden Jungen in dem Zeltlager von Bäumen erschlagen. Es handele sich um einen 15-Jährigen aus Frankfurt am Main und einen Zwölfjährigen aus Müggelheim bei Berlin. Beiden seien Angehörige der freiwilligen Feuerwehr gewesen. Die anderen rund hundert Kinder und Jugendlichen in dem Zeltlager hätten sich zu dem Zeitpunkt bereits zum oberen ungefährdeten Teil der Insel begeben. Von insgesamt 13 Verletzten schwebe keiner in Lebensgefahr.
Wie es weiter hieß, wurde außerdem in Berlin-Reinickendorf ein 6o-Jähriger von einem Baum erschlagen. In Pankow wurde ein weiterer Mann von einem Ast tödlich getroffen. Die Berliner Feuerwehr hatte wegen des Unwetters den Ausnahmezustand ausgerufen. Auch Polizei, Bundesgrenzschutz und Technisches Hilfswerk befanden sich im Einsatz. Feuerwehrsprecher Jens-Peter Wilke bezifferte die Einsätze auf allein 2.076 bis Mitternacht. Mehr als 1.100 Bäume seien entwurzelt worden. Ein Gebäude sei eingestürzt, auch Teile der Stadtautobahn seien gesperrt worden.
In Mühlenbeck bei Oranienburg wurde ein 18-Jähriger vom Dach einer einstürzenden Laube erschlagen, wie die Polizei in Potsdam mitteilte. In Seelow bei Frankfurt/Oder fiel ein Baum auf ein Auto. Dabei wurden die 25-jährige Fahrerin getötet und ihre drei Mitfahrer verletzt. In der Nähe von Storkow wurde ein 45-jähriger Mann von einem herabfallenden Ast erschlagen, nachdem er mit seinem Fahrrad im Bereich einer Bushaltestelle Schutz gesucht hatte.
Wie die Schweizer Fluggesellschaft Swiss mitteilte, befand sich eine Saab 2000 mit 20 Personen an Bord am Mittwochabend auf dem Flug von Basel nach Hamburg. Der Zielflughafen war jedoch wegen schlechten Wetters ebenso geschlossen wie die Flughäfen Hannover und Berlin. Auch ein Ausweichen nach Bremen war den Angaben zufolge nicht möglich.
Die Maschine war schließlich zur Notlandung auf dem Militärflugplatz Werneuchen bei Bernau gezwungen. Beim Ausrollen auf der Piste wurde das zweimotorige Flugzeug von umherliegenden Hindernissen am Boden beschädigt, wie Swiss weiter mitteilte. Propeller und Fahrwerk seien schwer in Mitleidenschaft gezogen worden. Die 16 Passagiere und vier Besatzungsmitglieder seien jedoch unverletzt geblieben.
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[Mitteilung der dpa]
Sieben Tote bei Unwetter
Berlin/Mühlenbeck (dpa) - In Berlin und Brandenburg sind Mittwochabend bei einem der schwersten Unwetter seit Jahrzehnten sieben Menschen ums Leben gekommen. Das tragischste Unglück ereignete sich auf einem Jugendzeltplatz auf der Berliner Wannsee-Insel Schwanenwerder. Zwei Jungen wurden von umgestürzten Bäumen erschlagen.
13 Kinder, Jugendliche und Erwachsene wurden verletzt, aber nicht lebensgefährlich. Bei den Toten handelt es sich um einen 12-Jährigen aus Berlin-Müggelheim und einen 15-Jährigen aus Frankfurt (Main), teilte Landesbranddirektor Andreas Broemme am frühen Donnerstagmorgen der Presse mit. Beide waren Mitglieder der Jugendfeuerwehr.
In Berlin-Pankow wurde laut Polizei ein Mann von einem Ast erschlagen, in Reinickendorf ein 60-Jähriger von einem umgestürzten Baum getötet. Im Land Brandenburg starb ein 18-Jähriger unter einem eingestürzten Laubendach. Bei Seelow und bei Storkow wurden eine 25 Jahre alte Autofahrerin und ein 45 Jahre alter Mann von Bäumen erschlagen. Wegen umgestürzter Bäume, blockierter Fahrwege und Schienen sowie Überflutungen waren Polizei, Feuerwehr und andere Rettungskräfte im Großeinsatz.
Die beiden Jungen hatten mit noch etwa 120 Kindern und Jugendlichen in einem Zeltlager der Feuerwehr, des Technischen Hilfswerkes und des Roten Kreuzes eine Ferienwoche verlebt. Nach verschiedenen Unwetterwarnungen waren die Zelte überprüft und die Kinder in vermeintliche Sicherheit auf der Insel gebracht worden. Die zwei Jungen waren aus derzeit unbekannten Gründen noch in den Zelten, erklärte Landesbranddirektor Albrecht Broemme vor der Presse.
Schon vor Beginn des Zeltlagers waren die Bäume laut Broemme vom Gartenbauamt inspiziert worden. Der schwere Sturm stürzte jedoch acht von ihnen um. Die Rettungsarbeiten wurden durch quer liegende Bäume auf der Zufahrtstraße zu der Insel erschwert. Hilfskräfte konnten nur mit Booten übersetzen, um die Verletzten zu bergen. Erst nach Mitternacht war die Zufahrt passierbar. Broemme sprach von «den widrigsten Umständen, die man sich nur vorstellen kann». Rettungshunde waren zur Sicherheit noch in der Nacht auf der Suche nach eventuellen Opfern im Einsatz, obwohl laut Feuerwehr niemand vermisst wurde.
Nach 20.15 Uhr hatte die Feuerwehr in Berlin den Ausnahmezustand verhängt. Sämtliche 18 Notrufleitungen waren besetzt. Auch Polizei, Technisches Hilfswerk, Freiwillige Feuerwehren und der Bundesgrenzschutz waren im Einsatz, insgesamt laut Broemme etwa 1500 Helfer. Nach einer ersten Bilanz stürzten in Berlin bis Mitternacht fast 1150 Bäume um. Die Feuerwehr registrierte bis dahin 2076 Einsätze. Vier Personen waren von Bäumen eingeklemmt worden und mussten befreit werden. Wegen loser Bauteile rückte die Feuerwehr 127 Mal aus. Ein Gebäude, zu dem ein Feuerwehsprecher keine genaueren Angaben machen wollte, stürzte ein. Autos wurden demoliert.
Der Bahn- und der S-Bahnverkehr wurden durch umgestürzte Baumstämme, herabfallende Äste und Oberleitungen beeinträchtigt. Auch bei der U-Bahn kam es zu Ausfällen. Abschnitte der Stadtautobahn konnten wegen umgestürzter Bäume zeitweilig nicht befahren werden. Gegen 20.30 Uhr wurde der Flugverkehr auf dem Airport Tegel für eine halbe Stunde eingestellt. Auch in Schönefeld kam es zu Verspätungen.
Im Bereich des Bahnhofs Zoo und an der Fischerinsel berichteten Augenzeugen von einer Windhose. «Der Sturm hat Abfall und Äste in einer grauen Wolke durch Straßen der Innenstadt geblasen», berichtete ein Passant. Ein anderer Zeuge sagte: «Auf dem Bahnhof Zoo mussten sich Reisende an Beleuchtungsmasten festhalten, weil der Sturm so stark war.»
Ein Konzert auf dem Berliner Gendarmenmarkt zum 50-jährigen Bestehen des Berliner Sinfonie-Orchesters (BSO) musste abgebrochen werden. Wegen der Behinderungen im Schienenverkehr «müssen Reisende teils mit größeren Verspäterungen rechnen», sagte ein Bahnsprecher. Die Aufräumungsarbeiten dürften bis in die Morgenstunden dauern.
Allein im Bereich Brandenburg an der Havel seien nach 19.30 Uhr innerhalb von einer guten halben Stunde 40 Sturmschäden gemeldet worden, sagte ein Sprecher des Lagedienstes im Innenministerium. Im Bereich des Polizeipräsidiums Potsdam waren es etwa eine Stunde später etwa 150 Schadensfälle. Meistens stürzten Bäume auf Häuser und Straßen. Die Feuerwehr sei auch hier zeitweise an die Grenzen ihrer Kapazität gekommen.