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So, 18.09.2005, Bergtour aufs Bättlihorn 2951m

Verfasst: Di 20. Sep 2005, 08:19
von Uwe/Eschlikon
Hoi zäme

Am letzten Wochenende war ich im Wallis.
Trotz nicht sehr optimistischer Prognose zeigte sich das Wetter im Tal des Rotten (=Rhone) wie so oft besser als vorhergesagt ;-)

Am Sonntag morgen früh um 05:45 startete ich eine Trainigstour aufs Bättlihorn, 2951m.
Ausgangspunkt dafür war Heiligkreuz im Binntal, 1470m.

Das Bättlihorn liegt in den penninischen Alpen, zwischen dem Saflischtal, einem Seitental des Längtals, welches wiederum ein Seitental des Binntals ist, und dem Rhonetal, südlich von Mörel, an der Grenze zum Goms.

Das Bättlihorn von unserem Ferienhaus aus gesehen, am Sa, 17.09.2005
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Das Binntal ist geologisch gesehen eine der interessantesten Gegenden der Schweiz, in
mineralogischer Hinsicht sogar weltweit einzigartig. Kommen doch über 15 Mineralien nur hier und sonst
nirgends auf der Welt vor. Nicht umsonst schmückt sich die Gemeinde Binn auf dem Poststempel mit dem Text: Tal der Mineralien. Die Mineraliengrube Lengenbach und die Region Wannigletscher-Scherbadung geniessen unter Mineralienliebhabern Weltruhm, die daraus entstandenen Sammlungen zieren Museen und Universitäten weltweit!

Die ersten 400 Höhenmeter durch den Chelliwald stieg ich im Schein der Taschenlampe hoch.
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Die aufgelockerte Bewölkung über dem Saflischtal versprach doch, dass der Tag so schlecht nicht werden konnte.
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Das Binntal ist aber auch ein Tal der Täler. In verschiedene Richtungen zweigen vom Hauptal Seitentäler ab, welche sich wieder in Seitentäler aufteilen. Nur eine Strasse, die über Binn (Postauto) bis nach Fäld (Imfeld) führt und eine Abzweigung nach Heiligkreuz erschliessen das Tal öffentlich. Sonst gibt es keinen Skilift und auch keine Bergbahn. Man(n)/frau fusst also weit und hoch, um alle Winkel und Gipfel erreichen und geniessen zu können. Und das ist auch gut so! Schliesslich steht das ganze Tal unter Naturschutz, und es gibt wohl kaum noch Gegegenden in den Alpen, wo man so eine Stille und Abgeschiedenheit wie hier erwandern kann. Einzig die Binntalhütte des SAC ettappiert den Wanderern und Bergsteigern (speziell für das Ofenhorn) die langen Routen. Sonst gilt, wer einen der wilden 3000er besteigen möchte, muss für mindestens je 1600-1800 Höhenmeter Auf- und Abstieg fit sein. Förderlich zur ganzen Schönheit ist zudem, dass südlich an das Binntal die beiden italienischen Nationalparks Parco dell Alpe Devero und Parco dell Alpe Veglia angrenzen.

Die Südflanke des Bättlihorns in der Morgensonne. Die braune Färbung ist typisch für den Bündner Schiefer, einem ursprünglich kalkhaltigen Sediment, welches durch die alpine Metamorphose in feinplattigen Schiefer umgewandelt wurde.
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Blick in Richtung Saflischpass. Das Saflischtal entstand an einer geologischen Grenzzone, welche die Bündner Schiefer im Norden und die Gneise der Monte-Leone-Decke im Süden trennt.
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Kurz vor dem Saflischpass steigt man auf spärlichen Wegspuren in die Karmulde Öügstchumma. Vom ehemals grossen Firnfeld in diesem Kessel auf 2700m ist nur noch ein kärglicher Rest übrig geblieben.
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Das Gipfelkreuz ist nicht mehr allzu fern :-)
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Blick zum Hillehorn 3181m (links) und Bortelhorn 3195m (rechts).
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Klimatisch profitiert das Binntal einerseits von der inneralpinen Lage, welche für das ganzen Rohnetal gilt, anderseits liegt es aber auch an der Klimascheide des Hauptalpenkamms. Bekommt das Haupttal (Rhonetal) besonders bei West-Lagen in den Genuss von oft dringend gebrauchtem Niederschlag, so trifft dies beim rundum geschützten Binntal häufig nicht zu. Es sind die über den Hauptkamm übergreifenden Südstaulagen, die dem Binntal den Hauptniederschlag bringen, und das können oft recht hohe Mengen sein.

Kurz unterhalb des Gipfels: Blick ins Goms bis hoch zum Galenstock (Bildmitte) und Dammstock (links davon), welche das Nährgebiet des Rhonegletschers bilden, dessen unterer Teil auch zu sehen ist.
Herrlich sind die Hochnebel zu sehen, welche wie ein überlaufender See über Furka und Grimsel schwappen.
Hier wird deutlich, warum das Klima im Rhonetal ein ganz anderes ist ;-)
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Geschafft! Um 09:30 bin ich oben.
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An der Grenze zu Italien haben sich in der SW-Strömung doch vermehrt Wolkenfelder angestaut.
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Das untere Goms mit Fieschergletscher und Aletschgletscher (ganz links) vom Gipfel aus gesehen.
Die Wolkenunterseite schneidet auf ca. 3300m den Berner-Oberländer-Bergen die Spitzen ab :-)
Unten rechts liegt Fiesch.
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Der Blick über die gerundeten Buckel des Breithorns hinweg ins hintere Binntal.
Hinten in der Bildmitte das Ofenhorn, das Wahrzeichen des Binntals.
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Aussicht nach Westen und in die Tiefe: unten Naters und Brig, dahinter Visp.
Der helle, in der Sonne glänzende Einschnitt im Hintergrund ist der sagenhafte Illgraben südl. von Leuk.
Hier endet das deutschsprachige Wallis.
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Der Herbst hat oberhalb von rund 2000m zaghaft begonnen und zaubert erste Farben in die Wiesen.
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So, hier endet mein naturkundlicher Streifzug durchs Binntal und seine Umgebung ;-)

Gruss, Uwe

So, 18.09.2005, Bergtour aufs Bättlihorn 2951m

Verfasst: Di 20. Sep 2005, 08:31
von Adrian (Dübendorf)
Danke für deinen fotografischen Beitrag den wir in die Höhe mitgehen durften :-D
Eindrückliche Landschaft. Im Graubünden, glaube irgendwo im Engadin oder Puschlav gibt es eine Hochebene die auch recht toll aussieht und durch diese ein Bach durchfliesst. Leider weiss ich nicht mehr genau welche es ist, ich sah sie im Swiss View. Hoffe dass ich den Weg dorthin mal schaffe.

So, 18.09.2005, Bergtour aufs Bättlihorn 2951m

Verfasst: Di 20. Sep 2005, 12:44
von fredi (Einsiedeln)
Tolle Fotos, Uwe!
Da kriege ich selbst gleich Lust, die Tour zu machen ;-)

So, 18.09.2005, Bergtour aufs Bättlihorn 2951m

Verfasst: Di 20. Sep 2005, 19:12
von Andreas (Langnau)
Danke Uwe für die schönen Fotos und den interessanten Bericht!
Andreas

So, 18.09.2005, Bergtour aufs Bättlihorn 2951m

Verfasst: Di 20. Sep 2005, 22:40
von Manuela
Wow, echt "beneidenswerte" Fotos! Teilweise fühlte ich mich in andere Länder versetzt. Es sieht wirklich so aus, als ob du diese Fotos in Amerika, im Himalaya- Gebirge oder sonst wo geknipst hast- wusste gar nicht, was die Schweiz so alles zu bieten hat :O

Gruss, Manu

So, 18.09.2005, Bergtour aufs Bättlihorn 2951m

Verfasst: Di 20. Sep 2005, 22:53
von grafur Rifferswil
Hallo Uwe

Ich war diesen Sommer ebenfalls im Binntal unterwegs. Vom Breithorn aus (2599m, nordöstlich vom Bättlihorn) versuchte ich ein Panoramabild zu erstellen und für s'erste ist es nicht mal schlecht gelungen.
Das Panorama reicht ungefähr von Nordosten (links) bis ungefähr Süden (rechts). Das Binntal befindet sich links im Bild mit dem Ofenhorn (3031m) im Hintergrund.

Hier das Bild:

http://www.sturmforum.ch/forum_uploads/ ... 224628.jpg

Gruss Urs

So, 18.09.2005, Bergtour aufs Bättlihorn 2951m

Verfasst: Di 20. Sep 2005, 23:10
von Markus (Horw)
Und hier ein Bild vom Gipfelkreuz in der Nacht:

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und am Tag:

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So, 18.09.2005, Bergtour aufs Bättlihorn 2951m

Verfasst: Di 20. Sep 2005, 23:17
von Alfred
@Markus, sali

Das Sonnenbild - einfach toll!

Grüsse, Alfred
[hr]

So, 18.09.2005, Bergtour aufs Bättlihorn 2951m

Verfasst: Di 20. Sep 2005, 23:46
von David(Goms)
Super Bilderbericht (aus meiner Heimat)!

Ich wusste gar nicht, dass es beim Bättlihorn noch ewigen Schnee gibt. Leider war ich noch nie oben, ich wollte es aber schon immer mal machen.

Am selben Tag war ich auf dem Furkapass. Hier sah man die Nebelfront von ganz nahem:

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So, 18.09.2005, Bergtour aufs Bättlihorn 2951m

Verfasst: Mi 21. Sep 2005, 07:06
von Uwe/Eschlikon
@Urs/grafur: gut gelungenes Panoramabild! Bist Du öfters im Binntal?

@Markus (Horw): Von wo aus hast Du denn diese Bilder gemacht...? :O

@David: das untere Goms und auch das Binntal sind für mich und meine Familie quasi die 2.Heimat geworden ;-)
Ich kenne das Binntal wie mein Hosensack und war schon mind. 1x auf allen Berggipfeln rundum, auf dem Bättli-, Breit- und Eggerhorn schon etwa 15x :-)

Gruss, Uwe