Hoi Oli
Ich hab jetzt mal abgewartet, weil es mich wunder nahm, ob sich jemand diesen nicht ganz einfachen Fragen annehmen und sich aus dem Fenster lehnen möchte. Das scheint nicht der Fall zu sein, und so möchte ich dich nicht weiter zappeln lassen, sonst geht dir der Eindruck eines Forums voller kompetenter Leute bald ab
Zu den Gewittern: Hier stellt sich vorab die Frage, was du dir unter schweren Gewittern vorstellst. Wenn ich die Meldungen der vergangenen Wochen in diesem Forum sehe, so kanns mit den Gewittern im Allgemeinen doch nicht allzu schlecht bestellt sein. Auch die Ortsbezeichnung "Basel" ist recht ungenau. Meinst du die Stadt oder auch die Landschaft? Falls zweites gemeint ist, so spricht die Statistik der Hagelschäden eine andere Sprache. Der nördliche Jura, also auch ein grosser Teil des Basellandes gehört zu den hagelgefährdetsten Gebieten der Alpennordseite.
Also nehme ich an, du meinst vor allem die Stadt Basel. Hier ist es in der Tat so, dass Basel genau zwischen zwei klassischen Zugbahnen liegt. Die südliche Juraschiene verläuft vom Chasseral über das Laufental und Baselland zum nördlichen Aargau. Basel liegt da meist zu weit nördlich. Die nördliche Juraschiene zieht hingegen über die Ajoie und den Sundgau in Richtung Müllheim, Basel wird dabei rechts liegen gelassen oder nur gestreift. Das hat damit zu tun, dass bei den meisten Gewitterlagen die Höhenströmung aus Südwest kommt, und die Entstehungsgebiete der Zellen in etwa immer die gleichen sind. Nun wäre es natürlich interessant zu untersuchen, warum kein Quellgebiet so liegt, dass die klassische Zugbahn dann genau über die Stadt ziehen müsste, hier muss ich allerdings passen...
Andere Strömungsrichtungen sind eher seltener und teilen sich auf in Nordwest von den Vogesen her, aber meist mit kühleren Luftmassen verbunden und daher harmloser; und Nordost vom Schwarzwald her, eigentlich die beste Lage für Gewitter in Basel, aber halt häufig mit trockenen Luftmassen verbunden. Ausnahmen gibt es, wie bei der Lage vor 10 Tagen, auch nicht gerade häufig. Alle anderen Zugrichtungen sind sehr selten und daher schwer einzuschätzen.
Nun zu den Temperaturen. Hier kann ich nur ein paar klimatologische Fakten aufzählen, ohne Gewähr auf Vollständigkeit. Das mit dem Sandboden habe ich noch nie gehört, ausschliessen möchte ich es aber nicht.
- Basel liegt im Vergleich zu den übrigen Mittellandstädten 100 bis 200 Meter tiefer. Das kann bereits einen Unterschied von bis zu 2° ausmachen.
- Basel liegt vom Jura abgeschirmt von kalten Ausflüssen aus den Alpen. In Bern und Zürich hast du bei stabilen sommerlichen Lagen immer einen nächtlichen Bergwind, der kühle Luft aus den Alpentälern runterträgt. Ich habe zwar nie speziell darauf geachtet, aber ich nehme an, dass alleine aufgrund des Fehlens solcher nächtlicher Frischluftzufuhr die Minimumtemperatur am Morgen einiges höher liegt als bei uns. Somit hat Basel schon in der Früh einen Temperaturvorsprung, den es bei ganztägiger Sonneneinstrahlung natürlich locker halten kann.
- Bei südlichem Wind kann ich mir zusätzlich einen schwachen Föhneffekt durch den Jura vorstellen. Dasselbe gilt bei Nordostwind für den Schwarzwald-Lee. Beim Kanalisierungseffekt am Hochrhein (Ostwind) dürfte in Basel eine Divergenz entstehen, der Absinken von höheren Luftschichten und somit Erwärmung bewirkt. Ist nicht genau das mit ein Grund dafür, dass Basel viel weniger Nebel hat als noch Laufenburg?
So weit meine Thesen. Vielleicht wagt sich ja jetzt doch noch jemand (auch aus der Region!), Ergänzungen oder Korrekturen anzubringen
Grüessli