Seite 1 von 1

Bilder des Starkschneefallereignisses am Hochrhein

Verfasst: Mo 7. Mär 2005, 11:54
von Thies (Wiesental)
Hallo zusammen,

gestern (06.03.2005) wurde ja bereits über das lokale Starkschneefallereigniss am Hochrhein berichtet. Nachmittags habe ich mich dann in den Zug gesetzt um zu meinen Eltern nach Bad Säckingen zu fahren, damit ich mir selbst ein Bild von der Situation vor Ort machen konnte. Während es in Freiburg immerhin gut 5cm Neuschnee gab, stellte ich auf der Fahrt fest, dass im Rheingraben selbst so gut wie kein Schnee gefallen war bzw. der Restschnee der vergangenen Wochen schon grösstenteils abgetaut ist. Das ist insofern interessant, als dass dieser Zustand schon wenige Kilometer ausserhalb Freiburgs, wo nun auch immerhin noch insg. knapp 20cm Schnee liegen, aufzutreffen war. Erst wenig nördlich von Basel verdunkelte sich der Himmel rasch und es setzte leichter Schneefall ein. Zwischen Basel und Weil am Rhein schienen 1 bis 3cm Neuschnee gefallen zu sein. Also nicht wirklich viel...

Das änderte sich auf der Fahrt von Basel nach Bad Säckingen rasch: bei Grenzach (wenige Kilometer östl.) gab es ca. 5cm Neuschnee und ab Wyhlen (nochmals wenige Kilometer östlich) ging es Schlag auf Schlag, so dass 15km östlich von Basel in Rheinfelden am Hochrhein schon 10 bis 15cm anzutreffen waren. Dabei fiel mässiger bis starker Schneefall. Nochmals wenige Kilometer weiter schätzte ich die Schneehöhe in Schwörstadt (gegenüber liegt die schweizer Ortschaft Möhlin) auf ca. 20cm - der Schneefall liess jedoch wieder nach und somit konnte ich den intensiven Schneefall selbst nicht mehr sehen. Doch was er in Bad Säckingen hinterliess war absolut beachtlich: 25 bis 30cm Neuschnee! Nun, es geht mir hier eigentlich weniger um die Schneehöhe, denn das kommt eigentlich jedes Jahr vor. Das für die Region Aussergewöhnliche war, dass diese Schneehöhe zusammengefasst ohne Niederschlagspausen erstens innerhalb von drei Stunden erreicht wurde und dass zweitens nur 4km weiter östlich von Bad Säckingen nichts (!) fiel, bzw. einfach zu viel wenig, als dass es ansetzen konnte. Andi hatte ja gestern schon berichtet, wie sehr er sich auf den Schnee freute - und auf einer scharfen Linie hörte alles auf... für Schneefreaks eine recht harte Sache :-)

Ich habe die Schneelage auf dem folgenden Bild auf Basis des ETH-Radar Niederschlags und meiner eigenen Beobachtung zusammengefasst. Verzeiht mir bitte die Schneehöhen im Jura und nördlich des Rheins. Das sind absolut grobe und sicherlich falsche Schätzwerte ohne Recherche. Wichtig und von Bedeutung ist hier nur die Schneehöhe am Hochrhein:

lila = bis 30cm Neuschnee, rot = 10 bis 20cm, gelb = 0 bis 10cm, aussen 0 bis 5cm

Bild

Doch nun zu den Bildern:

Bild

starker Schneeschauer über Freiburg am Vormittag, so sah es über Bad Säckingen wohl die ganze Zeit aus. Aus diesem Grund musste erstmals seit 17 die regional bekannte Fridolinsprozession in der Innenstadt abgesagt werden

Bild

ein Blick in unseren Garten mit knapp über 25cm Neuschnee

Bild

Blick auf unser Haus mit recht schön verschneitem Dach und Vorgarten

Bild

auch hinten im Garten ist gut zu erkennen, wieviel Neuschnee gefallen ist. Nochmals der Hinweis, dass vorher ausser einer stark durchbrochenen dünnen Altschneedecke nichts lag. Für 300m/NN recht viel Schnee :-)

Bild

Auf einem Spaziergang durch die Nachbarschaft gab's etwas weiter westlich scheinbar noch mehr Schnee als in unserem Garten (Handmessung über 30cm)

Bild

und nochmals ein Nachweis der hohen Neuschneedecke. Winterwunderland am Hochrhein und eine Entschädigung dafür, dass es in den vergangenen Wochen zumindest dort recht wenig geschneit hat.

Die Entstehung des Schneefallgebietes ist wohl einer Konvergenz zu verdanken, die sich bei NO-Lagen am Hochrhein recht häufig bildet, wenn bei labiler Schichtung Ostwind (Rheinkanalisierungseffekt) auf NO-Wind vom Schwzw her trifft. Durch die dann günstige orografische Lage und der gestern zusätzlich vorhandenen PVA und etwas Divergenz in der Höhe kann es, wenn alle Faktoren zusammentreffen eben solche Schneefälle und im Sommer auch regelmässig kräftige Gewitter geben, die dann perlschnurartig und schmal vom Schwzw. kommend über den Hochrhein hinweg in den Schweizer Jura ziehen. Die Lage dieser Bänder variiert je nach Situation zwischen Waldshut und Basel. Am häufigsten beobachtet man diese Schauer entweder zwischen Laufenburg und Murg oder zwischen Bad Säckingen und Rheinfelden. Gestern war diesbezüglich ein recht extremer Fall :-).

Das ist zumindest meine auf Beobachtungen basierende Theorie. Falls jemand andere Erklärungen dafür hat, bitte einfach schreiben.

Viele Grüsse,

Thies

Bilder des Starkschneefallereignisses am Hochrhein

Verfasst: Mo 7. Mär 2005, 12:24
von An.Di.
Hoi Thies,

warst Du auch ein paar Kilometer Richtung Osten (also Murg oder so)? Da war die Grenze wirklich sehr scharf. Ich denke man konnte zwischen Murg und Säckingen an einer Stelle entweder im Schneefall oder im Trockenen stehen. Ich hatte mir auch über die Ursache Gedanken gemacht. Da ich mich in Sachen wetter kaum auskenne (Gründe usw.) habe ich vielleicht eine recht naive Überlegung/Begründung : ich hatte erkannt, dass die Strömung laut Radaranimation aus nördlicher Richtung kam. Ich dachte mir, dass wir damit eigentlich wieder im Lee des Schwarzwaldes seien und nichts abbekommen dürften. Über Bad Säckingen wurde die feuchte Luft aber ständig reanimiert. Da kam mir die Idee, dass dieser Effekt evtl. so sein könnte wie bei einem Wasserfall, der durch das herunterfallen des Wassers (hier der Luft) einen Strudel entstehen lässt, der die Feuchtigkeit ständig wiederkehren ließ (oder so irgendwie ;-)) wie beim Wasser, das ein Stück Holz hinter einem Wasserfall erst vortreibt, dann aber wieder zurückzieht und erneut runterdrückt. Ist damit vielleicht auch die Orographie gemeint, die diesen Effekt bewirkte?

Bilder des Starkschneefallereignisses am Hochrhein

Verfasst: Mo 7. Mär 2005, 13:54
von Dwalin (Muttenz)
Hoi Thies!

:O Echt krass!!!
Starkschneefall habe ich in diesem Winter noch nicht erlebt. Das muss ja
echt getan haben (!)
Vielen Dank! :-)

Gruss Norman

Bilder des Starkschneefallereignisses am Hochrhein

Verfasst: Mo 7. Mär 2005, 15:16
von Andreas -Winterthur-
Hoi Thies

Ein Super Bericht, danke. So macht das Forum Spass: man sieht etwas interessantes auf dem Radar und am nächsten Tag erscheint schon eine detaillierte Analyse des Ereigniss! Natürlich ist so etwas nur möglich dank dem Herzblut für das Wetter, welches einen wahren Wetterfreak auszeichnet! Noch eine Frage: ist die Konvergenz nicht auch durch einen mögliche NW bis W Strömung (als Verlängerung vom nördlichen Rheintal) von Basel her möglich? Resp. kommt da bodennah vom Schwarzwald überhaupt noch NE-Wind herunter, ist das nicht alles abgeschirmt gegen NE?

Gestern Vormittag ist mir nämlich aufgefallen, dass die Kaltluft einerseits vom Bodensee hinein drückte und andererseits eben auch via Rheintal von Basel her. Das war gestern wohl das prägende Element für die Starkschneefall Situationen im Zürcher Oberland (sogar Zürich erhielt bis 09.00 morgens ca. 10 cm Neuschnee...) sowie die stationäre Linie in der Region um Safenwil z.B.

Gruss Andreas

Bilder des Starkschneefallereignisses am Hochrhein

Verfasst: Mo 7. Mär 2005, 17:13
von Kaiko (Döttingen)
Sali Thies

Schöne Bilder :O. So eine Ladung Schnee in kurzer Zeit möchte ich auch wiedermal erleben.
Zur Ergänzung noch die Niederschlagsmenge der Messstation Bad Säckingen von
der Hochwasser-Vorhersage-Zentrale Landesanstalt für Umweltschutz
Baden-Württemberg:
Bild
Quelle: http://www.hvz.baden-wuerttemberg.de
Man sieht auf deinen Bildern gut wie locker und grossflockig der Schnee fiel.

Gruss Kaiko

Bilder des Starkschneefallereignisses am Hochrhein

Verfasst: Mo 7. Mär 2005, 20:05
von Thies (Wiesental)
Merci für's Lesen! Freut mich natürlich wenn's gefällt :-). Mir fallen da jeweils noch folgende Dinge ein:

@Kaiko: stimmt, war in der Tat absolut lockerer Schnee, der sehr dickflockig gefallen ist. Mir kam es eher vor, als ob ich durch einen gigantischen Haufen Watte renne - so lufthaltig war das Zeug. Inzwischen ist die Neuschneeauflage dementsprechend fast auf die Hälfte zusammengesackt.

@Andi: ich war selbst nicht in Murg, aber ein Freund aus Freiburg musste gestern nach Murg unf freute sich natürlich auch auf den Schnee, als er durch Säckingen fuhr. Na ja, den bekam er in Murg nicht zu Gesicht ;-). Zur Theorie: hm, schwierig - denke schon eher an Konvergenz, denn der Lee des Schwarzwaldes wirkt bei dieser Lage nicht bei uns, sondern wirkt sich eher positiv auf die Hebung aus. Es kommt einfach darauf an, wo die Konvergenz auftritt. (siehe Andreas)

@Andreas: du schreibst da in der Tat etwas, was ich total vergessen hab und was auch auf einer Karte in der WZ, die von Joachim gepostet wurde, gut zu erkennen ist.

Bild

Die Konvergenz hat in der Tat viel mit "Westdrücken" zu tun. Die Bodenwinde kommen in der Grafik am Hochrhein leider nicht so gut rüber, denn das gestaltet sich bei bodennah windschwachen Verhältnissen durch die Lage der vielen Täler mit dem Haupttal "Hochrhein" sehr schwierig. Wenn ich mal mehr Zeit habe, werde ich in den kommenden Tagen dazu eine detaillierte Grafik mit Windpfeilen zusammenstellen - zumindest wie diese Situation bei NO am Hochrhein aussieht.

Wenn die Strömung aus NO kommt, werden die Winde am Oberrhein ebenfalls umgelenkt - zu einem Nordwind. Der drückt dann in Richtung Hochrheintal und biegt sich dort widerum in Westwind um, jedoch kaum wahrnehmbar (muss man schon nach Rauchsäulen Ausschau halten). Interessant war, dass es bei uns in Freiburg durch den böigen Nordwind zu einzelnen Schneeverwehungen kam. Wenn der auch noch kalte Luft mitsich führt, bewirkt das wohl zusätzliche Hebung - gleiches gilt für den Wind, der von Bodensee/Schaffhausen her kommt und schon eher der "mittelländischen" Bise gleicht. Der ist meist wuchtiger und kommt, während er auf dem Hotzenwaldplateau als NO-Wind weht und gleichzeitig gehoben wird, als Ostwind im Tal daher. Bei Bad Säckingen wird dieser durch einen weiteren Wind (diesmal bodennah SO) aus dem Fricktal kommend gefüttert. Passend nennt man ihn in Säckingen "Fricktäler"; der kann wirklich eisig sein, war gestern aber auch sehr schwach. Wenn sich nun der Hochrheinostwind und der Fricktäler treffen, kommt der sogn. und hier auch schon mal präsentierte "Möhlin-Jet" auf. Und zu guter letzt kommt aus dem Wiesental nordwestlich von Bad Säckingen durch Leeeffekte des Schwarzwaldes noch Nordwind hinzu. Na ja, wenn die alle zusammentreffen und die Bedingungen stimmen... recht kompliziert. Ich konnte das Zusammentreffen bzw. das Auftreten dieser Wind bei dominierender nordöstlicher Höhenströmung schon sehr häufig beobachten. Gestern waren die Winde bodennah eben sehr schwach - evtl. auch eine Möglichkeit, dass sich die Strömungen bie Bad Säckingen daher lokal gegenseitig blockierten und somit das NS-Gebiet ständig regenerierten bis zumindest das Feuchtepotential und die Labilitätsbedingungen ausgeschöpft waren. Ich probier's mit ner Grafik nächste Woche, da ich gerade den Überblck verliere und sicher noch einiges vergessen habe ;-)

Viele Grüsse,

Thies

PS: Arrgh, registriere gerade fürchterliches Deutsch von mir, sorry - musste schnell gehen

- Editiert von Thies (Fr (D)/Basel) am 07.03.2005, 20:17 -