Schweizer Sturmforum

Ja, ist denn schon wieder Sommer? Laut Klimakalender ja, die Velofahrt zum Einkaufen heute Morgen liess mich jedoch keinen grossen Unterschied zum Februar spüren: Tränende Augen, laufende Nase und klamme Finger wie eh und je.

Neuer Monat, neues Wetter? Nicht wirklich: Es bleibt "abwechslungreich", um es positiv zu formulieren Nur der Sonnenstand sorgt dafür, dass das Temperaturniveau etwas angehoben wird. Zu den Details geht es wie gewohnt hier: https://www.orniwetter.info/monatsprognose-juni-2024/

Die Monatsmittelkarte zeigt die Komplexität:

Ein bisschen Hochdruckeinfluss aus Westen, ein bisschen Trogeinfluss aus Norden - langweilig wird's wohl eher nicht. Riecht nach einem ziemlich "normalen" Juni. Die Schafskälte haben wir ja jetzt schon (fast) durch...

Das mit der Niederschlagsverteilung im Alpenraum wird eine Lotterie: Ungefähr "normal" in der Fläche, wie das aber lokal aussehen wird, weiss natürlich noch niemand:


Und dann noch ein weiteres Kapitel in Sachen "neues Klima":

Als wir vor drei Jahren die neuen CFS-Karten entwickelten, ging ich davon aus, dass die Skala mit 40 Grad im Monatsmittel reichen sollte. Nun guckt mal in die untere rechte Ecke. Und nein, das ist nicht das durchschnittliche Tagesmaximum

Nach der Siebenschläfer-Orakelei jetzt also etwas "seriösere", d.h. auf den numerischen Modellen beruhende Einschätzung vorerst mal für den Juli: https://www.orniwetter.info/monatsprognose-juli-2024/

Zwei Unterschiede fallen zu den letzten Sommern auf:


Zum Einen ist der Grünanteil im Norden deutlich grösser, was eine lebendigere Westdrift verspricht, zum Anderen fehlt der in den letzten Jahren stets vorhandene Geopotenzial-Buckel des Subtropenhochs über den Alpen. Die Hochdruckbrücke im Bodendruckfeld sorgt aber dafür, dass der Juli nicht komplett versenkt wird. Es dürfte also für jeden Geschmack etwas dabei sein

Kernsatz zur heurigen Juni-Analyse:

Von 1951 bis 1999 gab es nur einen Juni (1976), der wärmer war als 2024, seit 2000 aber deren 13.

Welche Kuriositäten dieser Monat nicht nur bei uns, sondern in Europa und darüber hinaus lieferte und die Gründe dafür kann man hier nachlesen:
https://www.fotometeo.ch/es-gibt-sie-do ... juni-2024/

August-Prognose leicht gemacht: Moderne Siebenschläfer-Regel beachten, Ensemble-Mittel von EZ und CFS stimmen überein. Wenn das schief läuft, verstehe ich die Welt nicht mehr
https://www.orniwetter.info/monatsprognose-august-2024/

Eine "normalere" Hochsommer-Konstellation kann es eigentlich gar nicht geben:



Hier wird deutlich, wie gross die Temperaturdifferenzen zwischen Grönland und Nordmeer tatsächlich sind, sodass es dem Tief dort so richtig wohl ist:


Noch deutlicher wird es, wenn man die Abweichungen der Oberflächen-Temperatur zum langjährigen Mittel in der kommenden Woche betrachtet. Sowohl in West-Ost wie auch in Nord-Süd-Ausrichtung bestehen gewaltige Temperaturdifferenzen, welche die Tiefdruckaktivität im Nordatlantik vorerst am Leben halten:


Der Westlagen-Sommer soll also noch etwa drei Wochen andauern (blaue Balken). Im letzten Augustdrittel wird eine Nordostverlagerung des jetzt schon etwas zu nördlich liegenden Azorenhochs gerechnet, dann soll das Regime in Block kippen (Hochzentrum dann irgendwo um Britische Inseln, Nordsee bis nördliches Mitteleuropa herum, was in eine Bisenlage münden würde):

Dann mach ich hier mal weiter mit meinen Selbstgesprächen

MeteoSchweiz verortet den Juli 2024 auf Rang 8 der wärmsten Julimonate seit Messbeginn. Ein solcher Murks kommt dabei raus, wenn man zu viele unterschiedliche Naturräume in einen Topf wirft (als ob die Basler etwas davon spüren würden, wenn es in Locarno und auf dem Grossen St. Bernhard viel zu warm ist...). Jedenfalls reicht es in den Niederungen der Deutsch- und Westschweiz (also da, wo der grösste Teil der Schweizer Bevölkerung lebt) nicht in die Top 10, denn hier lag die Abweichung zu 1991-2020 nicht wie kolportiert bei +1.6, sondern bei +1.0 (Westen) bzw. +1.1 (Osten), und da lagen eben in den letzten Jahren viele Julimonate genau dazwischen.

Unter Anderem weil ich in meinen Analysen mit genauerer regionaler Differenzierung arbeiten möchte, habe ich alle homogenen Messreihen mit Beginn 1864 in eigene Tabellen erfasst und sinnvoll regional zusammengefasst.

Wie immer darf aber auch die gesamteuropäische Sicht nicht fehlen, denn nur wer das Grosse und Ganze im Auge hat, versteht auch, wie und warum etwas bei uns passiert: https://www.fotometeo.ch/ein-sommermona ... juli-2024/

Rückblickend begann der Siebenschläferzeitraum in diesem Jahr am 4. Juli, mit dem heutigen Tag sind die sieben Wochen voll. Zeit, um Bilanz zu ziehen und gleichzeitig auch etwas auf den Spätsommer zu schielen:
https://www.fotometeo.ch/bilanz-zur-sie ... -ausblick/

Die Bilanz des letzten Sommermonats 2024: krass

Wenn perfekt die Wetterlagen-Verteilung, die Position der Hochs und Tiefs und der Niederschlagsanomalien prognostiziert wird und es trotzdem deutlich wärmer wird als erwartet, dann läuft etwas gewaltig aus dem Ruder. Zudem wurde der Extrem-August 2003 im Gebirge und im Süden entthront, verbreitet war 2024 bei uns der zweitwärmste, in Österreich der wärmste seit Beginn der modernen Messungen.

Noch mehr Details: https://www.fotometeo.ch/der-retro-somm ... gust-2024/