Gewitter 28.06.2022

[Willi]

Heute Abend und in der Nacht meist stark bewölkt und vor allem in den Alpen verbreitet und zum Teil intensive Schauer und Gewitter. Im Flachland längere trockene Abschnitte. (Quelle: Meteoswiss "Wetterprognose für die Deutschschweiz, Nord- und Mittelbünden", Internet 22 Uhr)

Wenn ich das lese, den schön aufgerissenen Abendhimmel sehe und das aktuelle Radarbild konsultiere, dann frage ich mich, ob ich nicht irgendwo auf einem fremden Planeten gelandet bin. Mindestens was das "heute Abend" angeht. Ich will ja nicht ausschliessen, dass die so arg vermissten "Schauer und Gewitter" sich in der 2. Nachthälfte doch noch über die Deutschschweiz, Nord- und Mittelbünden ausbreiten.

Was lief da "meteorologisch" anders als gedacht?

Quelle: 3D-Radar

[Federwolke]

Was lief da "meteorologisch" anders als gedacht?

Dazu müsste man wissen, zu welcher Zeit auf welcher Grundlage die Prognose erstellt wurde. Ich kann mir keinen Reim drauf machen. Nach den mir vorliegenden Modellen vom Nachmittag hätte man zumindest auf die Ostalpen beschränken müssen, jetzt ist es eben noch weiter östlich.

Wobei, diese Variante hier war auch - ich nenne es mal: kreativ.

[Willi]

Dazu müsste man wissen, zu welcher Zeit auf welcher Grundlage die Prognose erstellt wurde.

Der Prognosetext, den ich ca. um 22 Uhr sah, wurde um 17 Uhr erstellt. Es gab dann um 22:10 Uhr einen Update, aber der Text blieb der Gleiche. Vielleicht wurde der später noch geändert. Gemäss dem Radar gab es in der Nacht im Graubünden Schauer, die übrige Deutschschweiz blieb niederschlagsfrei.

[Severestorms]

Die Hagelspur mit >2, oft sogar >3 cm Hagelkorngrösse, ist mit bis dato ziemlich genau 130 km enorm lang :

https://kachelmannwetter.com/ch/hagel/t ... 0830z.html

Die Hagelspur endete bekanntlich nicht in Grono (TI), sondern etwas weiter im Nordosten, Nähe Surselva. Daher hier zu Dokumentationszwecken die aktualisierte Hagelkarte (mit Fokus Tessin):


Quelle: https://kachelmannwetter.com/ch/hagel/t ... 0940z.html

Die Hagelschneise ist etwa 220 km lang, wobei mehr als zwei Drittel davon (sage und schreibe 150 km) aus einem Teppich von mittelgrossem bis grossem Hagel (2 - 4 cm, teilweise darüber) besteht resp. bestand.


Quelle: https://kachelmannwetter.com/ch/hagel/p ... 0940z.html


Karte: brunok.ch

Noch ein Artikel zum Sturm, wie er über das Lido pubblico in Bellinzona hereinbrach:
https://www.tio.ch/ticino/attualita/159 ... bini-acqua

Gruss Chris

[Severestorms]

Was lief da "meteorologisch" anders als gedacht?

Dazu müsste man wissen, zu welcher Zeit auf welcher Grundlage die Prognose erstellt wurde. Ich kann mir keinen Reim drauf machen. Nach den mir vorliegenden Modellen vom Nachmittag hätte man zumindest auf die Ostalpen beschränken müssen, jetzt ist es eben noch weiter östlich.

Wobei, diese Variante hier war auch - ich nenne es mal: kreativ.

Ich erinnere mich, dass Cosmo am Nachmittag noch eine Art Eindrehung gerechnet hatte (Mesolow? MCV?), wonach sich im Laufe des späten Abends im Flachland der Nordostschweiz (ca. Hallwilersee bis Pfäffikersee) eine quasistationäre und in der Tendenz südlich anbauende Gewitterkette hätte bilden sollen. Diese Gewitter wären in der Folge also langsam nach Süden in Richtung zentrale/östliche Voralpen gezogen, während die Zellen in den Bündner Bergen genau umgekehrt, nämlich von Süd nach Nord gezogen wären. Auf der Animation hat es wie eine Eindrehung ausgesehen. Kann sein, dass sich die Prognose ursprünglich mal darauf abgestützt hat.

Gruss Chris

[AbeteBianco]

Diese "Superzelle" war genau über Preonzo hinweggezogen und ich kann einige Daten präsentieren:
Seit ich die Davis-Station installiert habe (2017), ist dies das Ereignis mit der höchsten Niederschlagsmenge über 10 Minuten (28 mm). Dies ist deutlich höher als andere ähnliche Ereignisse von etwa 20 mm (z.B. 31.08.2017, 28-29.08.2020, 07.08.2021).
Die Tagessumme von rund 40 mm war nicht besonders, ebenso wenig wie die Böen von 70 km/h.
Hinweis: Die Werte werden durch manuelle Regenmesser verifiziert, um die Zuverlässigkeit zu gewährleisten.
Gleichzeitig gab es auch das für diesen Ort wohl bedeutendste Hagelereignis seit den frühen 2000er Jahren: kein sehr grosser Hagel, aber reichlich. Dagegen gab es in Bellinzona im Juni 2007 durchaus ein sehr starkes Hagelereignis.
Beeindruckend war der Temperaturabfall nach dem Hagelsturm (von 20°C auf 12°C...) sowie einer der kältesten Momente des warmen Juni 2022.
Nur in den hohen Bergen (über 2500 m) war es zu diesem Moment noch kälter.
Foto von mein Ort: