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Mittelfrist/Langfrist Sommer 2022

Verfasst: Di 31. Mai 2022, 20:31
von Federwolke
Die Prognose für den Juni ist online: https://www.orniwetter.info/monatsprognose-juni-2022/

Die Karten, in deren Genuss ausschliesslich die Sturmforum-Leserschaft kommt, zeigen den im Bericht erwähnten Barosumpf, der von hohem Geopotenzial überlagert wird:

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Also eher lokale, von der Orographie abhängige Gewitter als die grossen Frontlinien, die sich wahrscheinlich wie so oft in letzter Zeit bei uns totlaufen werden.

Und dass es im Alpenraum richtig nass werden dürfte (besonders im Süden) verdeutlicht diese hier:

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Das riecht zumindest phasenweise nach ziemlichem Tropenfeeling :warm:

Mittelfrist/Langfrist Sommer 2022

Verfasst: Sa 18. Jun 2022, 23:14
von Willi
Langsam aber sicher rücken die Siebenschläferwochen ins Blickfeld. Allerdings wage ich mich da keineswegs zu äussern, meine folgende Betrachtung gilt lediglich bis Dienstag, 28.6.00z, also so etwa die nächsten 9 Tage. ECMWF und GFS zeigen wiedermal, so auf den ersten Blick, eine vergleichbare Wetterentwicklung. Insgesamt oft SW mit Variationen, also durchaus gewitterreich und teilweise auch niederschlagsreich. Ich habe mir erlaubt, die Regenakkumulationskarten beider Modelle bis Dienstag, 28.6.00z gegenüberzustellen und bin erstaunt, dass GFS für diese Periode etwa das Doppelte an Niederschlag erwartet als ECMWF. In der räumlichen Verteilung stimmen beide Modelle so etwa überein, mit einem Maximum in den Alpen und einem Minimum im Nordjura/Basel. Es ist halt schon so, wer nicht hat, dem wird auch nicht gegeben (wobei die 67 mm des GFS-Modells in der Region Basel durchaus passabel sind, die weniger als 30 mm des ECMWF-Modells hingegen an der unteren Grenze des Wünschbaren liegen).

Wie auch immer, mich interessiert, weshalb GFS so viel mehr Niederschlag rechnet als ECMWF. War und ist das schon immer so (die regelmässigen Modellgucker wissen das bestimmt), oder ist die Vorhersage der beiden Modelle in diesem Fall halt doch unterschiedlich?

GFS, Regenakkumulation kommende 9 Tage
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ECMWF, dito, rot ist 50-100mm, und blau ist 20-30 mm Niederschlag
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Re: Mittelfrist/Langfrist Sommer 2022

Verfasst: So 19. Jun 2022, 00:08
von Jan (Böckten, BL)
SW ist für Basel grundsätzlich nicht schlecht, doch ich denke sobald sich bodennah W oder NW einschleicht stabilisiert es und die Gewitter ziehen südlich durch. Ich denke das letzte Wort ist noch nicht gesprochen...ganz so schlecht sieht es im Verlaufe der nächsten Woche nicht aus, wenn der Trog über Westeuropa in der 2.Wochenhälfte noch etwas kräftiger nach Süden ausgreift und wir in left-exit Bereich kommen würden, dazu noch eine Prise Höhenkaltluft kann der Juni doch noch etwas feuchter enden. Spannend wird es mit dem Siebenschläferzeitraum. Bleibt die Tendenz zu den Austrogungen in Richtung Iberische Halbinsel (für Porto sind nächsten Dienstag Regen bei 13-17 Grad prognostiziert) oder kommt der Trog doch langsam näher oder gibt es vorderseitig Barosumpf oder gewinnt doch das Subtropen-Mittelmeerhoch aufgrund der teils bereits trockenen Vorgeschichte und den angesprochenen Rückkopplungseffekten. Ich denke die nächste Woche könnte allmählich die Weichen für den Sommer stellen... :roll:

Re: Mittelfrist/Langfrist Sommer 2022

Verfasst: So 19. Jun 2022, 00:15
von Federwolke
Hoi Willi

Da die meisten Niederschläge wohl konvektiver Art sein sollen, dürfte es ein altbekanntes Problem sein: GFS und die Feuchte, bzw. die zu hohen Taupunkte. Gibt dann auch immer zu viele Gewitter und somit auch zu hohe Niederschlagssummen. Natürlich könnten die Modelle in einem solch langen Zeitraum auch die Wetterlage unterschiedlich rechnen, so weit ich das aber für die 12z-Läufe sehen kann, sind sie sich jetzt ziemlich einig. Der KLT bzw. der Trog bleibt stur im Westen und pumpt aus Süden abwechslungsweise trockene und feuchte, aber immer heisse Luftmassen hoch. Einzig die Nacht auf Dienstag ist extrem auf Kante genäht mit der Kaltfront, die knapp nördlich von uns durchschleifen soll. Dieser Trog des Skandinavientiefs hätte ja ursprünglich mal den KLT im Westen mitziehen sollen mit nachhaltiger Winddrehung auf Nordwest, daher die lange Zeit noch kalten Rechnungen für nächste Woche. Alles vorbei, der zuvor extreme Spread der Ensembles hat sich in Wohlgefallen aufgelöst. Aus der Verschieberitis der Hitzewelle ist jetzt eine Verschieberitis der Abkühlung geworden. Erhaltungsneigung wie aus dem Lehrbuch.

Re: Mittelfrist/Langfrist Sommer 2022

Verfasst: Mo 27. Jun 2022, 20:16
von Federwolke
Die heutige Wetterlage hätte mir fast den Siebenschläfer-Blog verhagelt (da es eben immer noch keinen Klon von mir gibt - höchstens einen Clown :unschuldig:). Hab's dann aber doch noch hingekriegt, wenn auch nicht ganz so ausführlich wie gewohnt: https://www.fotometeo.ch/siebenschlaefe ... rmalitaet/

Re: Mittelfrist/Langfrist Sommer 2022

Verfasst: Fr 1. Jul 2022, 10:06
von Federwolke
Mit etwas Verzögerung (bedankt euch bei den gestrigen Hagelgewittern) ist nun auch die Monatsprognose für den Juli online: https://www.orniwetter.info/monatsprognose-juli-2022/

Die Verteilung des Geopotenzials ist sehr ähnlich zu jenem in der Juni-Prognose mit den entsprechenden Wölbungen (Trog-Rücken-Trog-Muster):
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Das Geopotenzial ist einfach gesamthaft höher (das ist normal, dass es im Juli gegenüber dem Juni noch mal ansteigt, der Höhepunkt im Jahresverlauf wird dann im Spätsommer erreicht), und vor allem wird der Bodendruck deutlich höher gerechnet. 1020 hPa im Schnitt ist für einen Sommermonat beachtlich.

Der Niederschlag sosolala. Das Problem dabei ist dass er wie schon im Vormonat zeitlich wieder extrem ungleichmässig verteilt wird. Nach der heutigen Schütte und den paar Gewittern Anfang nächster Woche sieht es im Flachland (vor allem im westlichen) wieder nach etwa zwei Wochen kompletter Trockenheit aus, mit unbestimmtem Ausgang...
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Re: Mittelfrist/Langfrist Sommer 2022

Verfasst: Mo 4. Jul 2022, 11:45
von Federwolke
Eine durchaus gelungene Monatsprognose, viel Abwechslung, viel Arbeit, einige Rekorde - der Juni 2022 weist eine eindrückliche Wetterbilanz auf. Wenn da nur nicht die ungute Kombination mit einem schneearmen Winter und über weite Strecken trockenen Frühling wäre...
https://www.fotometeo.ch/ein-fall-europ ... juni-2022/

Als Ergänzung sind noch die Hagel-Statistiken von MeteoSchweiz interessant.
Bei den Hageltagen die Region Bern ganz vorne mit dabei, aber mit einem weissen Loch rund um Muri: https://www.meteoschweiz.admin.ch/produ ... 022_06.pdf
Maximale Hagelkorngrösse: https://www.meteoschweiz.admin.ch/produ ... 022_06.pdf

Re: Mittelfrist/Langfrist Sommer 2022

Verfasst: So 31. Jul 2022, 20:06
von Federwolke
Der August will etwa so weitermachen wie der Juli, mit einem Unterschied: Der Hochdruck verlagert sich weiter nach Norden, aus West- werden Nordwest- und vermutlich auch mal Nord- bis Ostlagen.
https://www.orniwetter.info/monatsprognose-august-2022/

Das Muster dieses Sommers mit dem Geopotenzial-Buckel über den Alpen und den Austrogungen westlich und östlich von uns scheint sich noch etwas zu akzentuieren. Spannend wird, ob sich das "Azorentief" still hält:

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Jedenfalls gibt das so weiterhin kaum Schnee für die Hochalpen:

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Re: Mittelfrist/Langfrist Sommer 2022

Verfasst: Do 4. Aug 2022, 11:23
von Federwolke
Wir haben den sonnigsten und lokal sogar heissesten Juli seit Messbeginn hinter uns (und das bei bis zu 150-jährigen Messreihen, wohlverstanden): https://www.fotometeo.ch/der-sonnigste- ... juli-2022/

Was man auch noch daraus lernen könnte: Manchmal ist es besser, der korrekt ausgelegten Siebenschläfer-Regel zu vertrauen als einem Langfristmodell ;)

Re: Mittelfrist/Langfrist Sommer 2022

Verfasst: Do 4. Aug 2022, 11:37
von DomE
Mit der Klimaerwärmung ist die Siebenschläferregel sehr ähnlich wie die Chef Regel.

Regel A: Der Chef hat immer recht
Regel B: Falls der Chef einmal nicht Recht hat wird automatisch Regel A angewendet.

Ist es am SST heiss und trocken wird der Sommer heiss und trocken.
Ist es am SST feucht und nicht heiss wird der Sommer trotzdem heiss und trocken.