Re: [FCST/NCST] Gewitter 08.05.2020 - 10.05.2020
				Verfasst: Fr 8. Mai 2020, 09:51
				von Tinu (Männedorf)
				Interessante Zugbahnen, die Cosmo da modelliert. Mittellandexpress (und nur das). Liegts am leichten Föhngesäusel über den Alpen, dass entlang der Voralpen nix passieren soll?
			 
			
				Re: [FCST/NCST] Gewitter 08.05.2020 - 10.05.2020
				Verfasst: Fr 8. Mai 2020, 13:45
				von Markus Pfister
				Jetzt 10 bis 15 Grad Taupunkt dank lokaler Feuchteproduktion (Evapotranspiration) nach dem verbreiteten Regen in der ersten Wochenhälfte sowie Winddrehung auf West und der Tatsache, dass die feuchte Luft nie allzu weit weg verdrängt wurde. Ohne diesen Regen hätten wir jetzt sicher wieder Mühe, überhaupt auf 10 Grad Taupunkt zu kommen. Für Schauer-/Gewitterprognose am besten nach kleinen Dellen (=schwache Hebungsgebiete) in den Isohypsen zB. auf 500hPa suchen und schauen, ob die Payernesondierung um 12z generell etwas hergibt. Rein die Messwerte/Luftmasse schon mal nicht schlecht: Säntis Taupunkt +4, La Dole +8, Napf +11.
Gruss
Markus
			 
			
				Re: [FCST/NCST] Gewitter 08.05.2020 - 10.05.2020
				Verfasst: Fr 8. Mai 2020, 15:02
				von Severestorms
				Tinu (Männedorf) hat geschrieben: ↑Fr 8. Mai 2020, 09:51
Interessante Zugbahnen, die Cosmo da modelliert. Mittellandexpress (und nur das). Liegts am leichten Föhngesäusel über den Alpen, dass entlang der Voralpen nix passieren soll?
 
Ich glaube, das war Zufall. Jetzt werden die Schauer eher wieder über dem Relief (Jura, Schwarzwald) gerechnet. Insgesamt sieht es aber nicht mehr so vielversprechend aus.
Auf den Sonntag Nachmittag wiederum bin ich sehr gespannt, denn das könnte für Frankreich, Teile der West- und Nordschweiz, sowie Mittel- und Süddeutschland eine gustiöse Gewitterlage werden:
-  Advektion feuchtwarmer Luftmassen aus dem westlichen Mittelmeerraum => Taupunkte über Frankreich verbreitet > 15°C, CAPE im hohen dreistelligen Bereich
-  Sich etablierende Tiefdruckrinne von Nordostspanien quer über West- und Mitteleuropa bis zur Ostsee
-  Grosse Windscherung und Höhendivergenz über weiten Teilen Frankreichs und der Schweiz

Quelle: 
www.superzelle.de
Grob könnte der Fahrplan so aussehen, dass sich im Laufe des Nachmittags von Südfrankreich her Gewitter Richtung Norden / Nordosten ausbreiten und dabei dank der Scherung auch die eine oder andere organisierte Zelle zu erwarten sein dürfte. Daneben berechnen einige Modelle aufgrund der sich von Norden nähernden Kaltfront in einem Streifen von der Bretagne über Paris und Luxemburg bis nach Westdeutschland hinein quasistationäre Gewitter. Ich könnte mir nun vorstellen (Achtung Wishcasting), dass im Laufe des Abends der Outflow der Gewitter im Norden Frankreichs auf die Gewitterfront aus Süden trifft und diese sich dadurch kurzfristig über Ostfrankreich verstärkt.
Dämpfende Faktoren sind aus heutiger Sicht eine eher chaotische Auslösung aufgrund fehlender Fronten, früher Bewölkung und inexistentem Deckel. In der Nacht auf Sonntag könnte ein Niederschlagsgebiet die Schweiz überqueren, was sich sowohl förderlich auf spätere Evapotranspiration als auch nachteilig auf ungehinderte Sonneneinstrahlung auswirken könnte.
Könnte, hätte, würde... Es ist für meinen Geschmack noch etwas früh für eine genaue Prognose. Daher lass ich mal einen Tag ruhen und schaue, was die Modelle morgen sagen. Eventuell zeichnet sich dann gar eine Schwergewitterlage ab. *Daumen drück*
Gruss Chris
 
			
				Re: [FCST/NCST] Gewitter 08.05.2020 - 10.05.2020
				Verfasst: Fr 8. Mai 2020, 15:10
				von Bernhard Oker
				Payerne 12Z nicht so ermutigend. Feuchte bis 850 hPa ist zwar OK, doch darüber sehr trocken und gedeckelt. Wenn es am Abend/Nacht feuchter wird oberhalb der Grundschicht, könnte es wie von Cosmo vorhergesagt sehr lokal was geben. So ein kleines "Elevated Gewitter" mit schönen Erdblitzen wär doch was... 

 
			
				Re: [FCST/NCST] Gewitter 08.05.2020 - 10.05.2020
				Verfasst: Fr 8. Mai 2020, 19:10
				von Markus Pfister
				Blick nach draussen sieht aus, als würde das Feuchteproblem auf 700hPa gerade gelöst, bin gespannt auf Payerne 18z.
			 
			
				Re: [FCST/NCST] Gewitter 08.05.2020 - 10.05.2020
				Verfasst: Fr 8. Mai 2020, 19:20
				von Marco (Oberfrick)
				Hallo 
Da hatte sich eine Wurst von Solothurn bis Basel gebildet, auf einmal war die Sonne in Gipf–Oberfrick weg.
Da dann das Ganze zusammen gefallen ist konnte ich sogar paar Mammatus Wolken erblick. Jetzt wieder Sonne. Gewisse Feuchte Gedrücktheit macht sich aber schon etwas breit.
			 
			
				Re: [FCST/NCST] Gewitter 08.05.2020 - 10.05.2020
				Verfasst: Fr 8. Mai 2020, 19:57
				von Willi
				Ein Modell-Split heute Abend ab 22 Uhr bei Luzern. Das wär doch was, nur die Niederschlagsstärke von 4 mm/h ist schon gar mager.
Quelle: search.ch

 
			
				Re: [FCST/NCST] Gewitter 08.05.2020 - 10.05.2020
				Verfasst: Fr 8. Mai 2020, 23:20
				von nordspot
				Nabend
Jens Hoffmann hat die 18z Kurzfrist Synop beim DWD mit seiner üblichen unterhaltsamen Art verfasst. Möchts nicht vorenthalten da recht lesenswert, da es verfällt: Voila, in voller Länge..
S Y N O P T I S C H E   Ü B E R S I C H T   K U R Z F R I S T
ausgegeben am Freitag, den 08.05.2020 um 18 UTC
Markante Wettererscheinungen:
"Literarisches Quartett" mit frontogenetischen Gedankenspielen - und am Ende 
siegt wie fast immer die Kaltluft. 
Synoptische Entwicklung bis Montag 12 UTC
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Aktuell ... präsentiert sich die Wetterlage in Deutschland derart ruhig und 
beschaulich, als könnte sie kein Wässerchen trüben. Zwar ziehen einige oder auch
mehrere mehr oder weniger dichte Cirren durch, aber was sind schon Cirren 
(immerhin sorgen sie für hübsche optische Erscheinungen wie Halos, Nebensonnen 
etc.). Zudem konnte in Teilen Süddeutschland heute ein Sommertag 
(Höchsttemperatur 25°C oder mehr) in den Chroniken verbucht werden. Man braucht 
aber sein Köpfchen nur geringfügig nach links zu drehen - vorausgesetzt man 
sitzt vor einem mit meteorologischen Daten vollgestopften Computer -, um auf das
Geschehen bei unseren französischen Nachbarn zu schauen. Dort erkennt man in 
einigen Regionen mehr oder weniger ausgeprägte konvektive Umlagerungen, denen 
eine gewisse Signalwirkung attestiert werden muss nach dem Motto "könnte dabei 
auch für uns was rausspringen"? 
Nun, tatsächlich stehen wir vor einer substanziellen Umstellung der 
Großwetterlage, deren "Großangriff" aber erst am Sonntag und Montag ansteht. 
Aktuell befinden wird uns aber noch unter einem breiten Höhenrücken, der wie ein
Rettungsschirm wirkt und mit dem umfangreichen Bodenhoch PAUL zusammenarbeitet. 
Genau dieser PAUL begleitet uns nun schon seit einigen Tagen und aufmerksame 
Betrachter des täglichen Wettergeschehens werden sich erinnern, dass jener zu 
Beginn der Woche noch irgendwo zwischen Island und Schottland sein Unwesen 
trieb. Inzwischen hat es ihn bzw. seinen Schwerpunkt zum zentralen Mittelmeer 
verschlagen, von wo aus der mit Hilfe einer Brücke Kontakt zu einem weiteren 
Hoch über Grönland hält. Hierbei handelt es sich um den Sportskameraden 
QUIRINIUS, von dem später noch die Rede sein wird.
Entscheidend für das Geschehen in der Nacht aber ist die Tatsache, dass a) der 
Rücken von einem flachen, sich von Frankreich nähernden KW-Trog überlaufen wird 
und b) sich eine Tiefdruckrinne ebenfalls von Frankreich her bis in den 
Südwesten vorschiebt. Diese Rinne ist ein äußerer Ableger der mehrkernigen 
Tiefdruckzone AKI (soll ein weiblicher Vorname sein) über dem nahen Ostatlantik,
mit der allmählich feuchtere und labil geschichtete Subtropikluft in den Süden 
und Südwesten einsickert. So steigt das PPW auf über 20 mm, gebietsweise sogar 
auf über 25 mm und es werden etwa bis zu 200 J/kg MU-CAPE generiert. Im 
Mittagsaufstieg von Bordeaux ist eine etwa von 900 bis 600 hPa reichende 
abgehobene durchmischte Schicht zu erkennen (EML = Elevated Mixed Layer), die in
der zweiten Nachthälfte auch in den Prognosesoundings Südwestdeutschlands 
wiederzufinden ist. Durch Interaktion mit dem o.e. KW-Trog kommt es vornehmlich 
in BW, im Saarland, in der Südpfalz sowie in Teilen Bayerns zur Auslöse 
konvektiver Umlagerungen, die sich im Wesentlichen in Form von Schauern 
widerspiegeln. Die Gewitterwahrscheinlichkeit bleibt insgesamt gering, was u.a. 
der limitierten vertikalen Mächtigkeit (Deckelung) sowie der nicht besonders gut
durchfeuchteten ELM geschuldet ist. Sollte es doch mal irgendwo rumsen, kann es 
auch etwas stärker regnen (um 15 l/qm in kurzer Zeit).
Viel Text für wenig Wahrscheinlichkeit, im größten Teil des Landes bleibt die 
Nacht ruhig und trocken und zudem frostfrei, lediglich im Osten reicht es lokal 
für leichten Frost in Bodennähe. 
                
Samstag ... AKI, PAUL, QUIRINIUS - eine(r) fehlt noch für ´ne gepflegte 
Skatrunde (schließlich muss man ja auch mal für kleine Jungs, aber anderes 
Thema...). Und siehe da, als wäre auch die Atmosphäre kartenaffin wird BRITTA aus 
dem Hut gezaubert, ein zunächst unscheinbares und blasses Tief, das in den 
nächsten Tagen aber noch Karriere machen wird. Es entsteht im Lee der 
südnorwegischen Gebirge (12 UTC etwas unter 1010 hPa), wo es sofort eine Liaison
mit dem zur Dänemarkstraße (zwischen Island und Grönland) QUIRINIUS (etwas über 
1030 hPa) eingeht. Beide bilden ein kongeniales Duo, das nichts anderes im Sinn 
hat, als kalte Luft aus der Polargegend nach Süden zu verfrachten, um uns 
Mitteleuropäern mal wieder (im April gab es das ja öfters) ordentlich eins auf 
die Nuss zu geben. Die Chancen dafür, dass es so kommt, stehen mehr als gut, 
schließlich formiert sich über dem Nordmeer ein breiter Höhentrog, der aber in 
den nächsten Tagen immer spitzer wird und sich dabei nach Süden ausweitet. 
Bis es soweit ist, heißen unsere Hoffnungsträger AKI und PAUL, wenn man so will 
das südliche Pärchen, das mit etwas über 1020 und etwas unter 1010 hPa aber 
etwas schwächer aufgestellt ist. Diese beiden wollen von "kalt" nichts wissen, 
sondern arbeiten mehr als solide daran, warme Luftmassen aus südlichen Breiten 
nordwärts zu verschieben. Unter dem Strich zeigt die morgige Wetterkarte also 
ein klassisches Viererdruckfeld (Hochs im Nordwesten und Südosten, Tiefs im 
Nordosten und Südwesten) mit Hang zur Frontogenese (Kaltluft von Norden vs. 
Warmluft von Süden).
Am Samstag bleibt die Kaltluft über dem Nordmeer allerdings noch deutlich auf 
Distanz, was aber nichts daran ändert, dass die Unterschiede zwischen Nord und 
Süd durchaus erwähnenswert sind. So liegt die 850-hPa-Temperatur am Abend 
zwischen 6°C in Flensburg, Lübeck und Stralsund und bis zu 15°C am Bodensee, was
Tageshöchstwerte von 21 bis 26°C, lediglich ganz weit im Norden von nur 16 bis 
21°C zulässt. Da der Trog noch nicht so richtig aus den Puschen kommt und der 
Rücken auf der anderen Seite wenig Progressionsbereitschaft erkennen lässt, 
stellt sich über dem Vorhersageraum eine leicht antizyklonal konturierte 
westliche Höhenströmung ein, aus der nennenswerte dynamische Hebungsimpulse 
nicht herauszuholen sind. Allerdings weitet sich die Tiefdruckrinne noch etwas 
nach Norden aus, in der sich eine Luftmassengrenze etabliert, die gemäßigte und 
vor allem recht trockene Warmluft im Norden von feuchterer und labilerer 
Subtropikluft im Süden trennt.
Vereinfacht führt das zu einer Zwei-, na sagen wir Dreiteilung des 
bundesdeutschen Samstagswetters: In der Nordhälfte scheint trotz einiger Wolken 
häufig die Sonne, wobei ganz im Norden eine leichte Schauerneigung nicht 
wegzudiskutieren ist. Nach den ganz dicken Huschen sieht es aber nicht aus. 
Weiter südlich schließt sich eine Zone mit wechselnder bis starker Bewölkung an,
aus der es gebietsweise schauerartig regnet, hier und da verstärkt durch 
vereinzelte Gewitter. Je weiter man dann wiederum von Norden her in die beiden 
südlichsten Bundesländer, von denen einer ein Freistaat ist, eindringt, desto 
höher die Chancen auf Sonnenschein. Allerdings steigt in diesen Regionen auch 
die Wahrscheinlichkeit für nachmittägliche Gewitter, die in Ermangelung 
synoptischer Systeme auf die Mithilfe der Orografie sowie diabatischer 
Energiezufuhr (Auslöse 20 bis 24°C) angewiesen sind. Immerhin werden gebietsweis
bis zu 500 J/kg, stellenweise noch etwas mehr ML-CAPE generiert, die den einen 
oder anderen Kracher garantieren. Dabei handelt es sich in der Regel um schlecht
organisierte Einzelzellen (kaum Scherung), die z.B. aus den Alpen heraus oder 
vom Schwarzwald respektive der Schwäbischen Alb ost-nordostwärts herauslaufen. 
In der Regel fallen die Gewitter markant aus mit Starkregen 15-25 l/qm/h, nicht 
allzu großem Hagel und Böen 7-8 Bft aus. Aber wie das so ist mit Gewittern und 
Pferden vor der Apotheke, auch eine Sturmböe 9 Bft (trockene Grundschicht mit 
inversem V) sowie etwas mehr als 25 l/qm innert kurzer Zeit (per definitionem 
"Unwetter") würde keinem Weltwunder gleichkommen.
               
In der Nacht zum Sonntag verlagert sich die Hauptachse des breiten Rückens 
erkennbar nach Osten, während die Amplifizierungsversuche des Nordmeertroges 
erfolgsversprechende Fortschritte macht. Bis zum Morgen erreicht die Südspitze 
seiner Achse Landsend (500 hPa). Für Deutschland bedeuten diese Verrückungen ein
allmähliches Rückdrehen der Höhenströmung auf West-Südwest bei gleichzeitiger 
Glättung. Dabei deutet sich ein mit dem bloßen Auge schwer erkennbarer, sich 
eher in unteren Troposphärenschichten abbildender flacher KW-Trog an, der von 
NO-Frankreich, Belgien und Luxemburg her auf den Westen und Südwesten des Landes
übergreift. Er aktiviert die quasistationäre Luftmassengrenze in ihrem Westteil,
was in den genannten Regionen bei gleichzeitig zunehmender Anfeuchtung der 
Luftmasse (PPW lokal bis zu 30 mm) weitere schauerartige Regenfälle und 
Einzelne Gewitter bedingt. Wie weit diese sich ost-nordostwärts ausbreiten, kann
jetzt noch nicht abschließend beantwortet werden. Im Süden nehmen Regen- und 
Gewitterneigung tendenziell eher ab, allerdings setzt z.B. EURO4 in der zweiten 
Nachthälfte in BW auf ein erneutes Aufflackern.
Fakt ist, dass es im Norden und größtenteils auch im Osten trocken bleibt. Das 
Thema Frost erscheint dabei weder in der Luft noch am Boden mehr auf der Agenda 
- vorerst.
        
Sonntag ... stößt der Höhentrog über Westeuropa weiter nach Süden vor, bis er 
Fühlung zu einem bisher noch nicht erwähnten Höhentief über der Iberischen 
Halbinsel aufnimmt, das wiederum das westliche Mittelmeer ansteuert. Bei uns 
bleibt die west-südwestliche Höhenströmung vorderseitig des Troges erhalten, 
wobei im Tagesverlauf von Norden her kräftige KLA auf Norddeutschland 
übergreift. Inzwischen hat das Hoch QUIRINIUS seinen Schwerpunkt ins Seegebiet 
südlich Islands verfrachtet, wo der Gute knapp über 1035 hPa auf die 
barometrische Waage bringt. Dagegen tut sich seine Partnerin BRITTA über 
Skandinavien schwer, sich über Schweden vernünftig zu entwickeln. Am Ende des 
Tages sollen es bei Ankunft im Norden Finnlands etwas unter 1000 hPa im Kern 
sein - es gab schon mal optimistischere Prognosen.
Wie auch immer, Tatsache ist, dass die Tiefdruckrinne noch etwas nach Norden 
gesaugt wird, bevor der Wind im Laufe des Tages von der Nordsee her auf Nordwest
bis Nord dreht und dabei stark bis stürmisch auffrischt (6-8 Bft). Es greift 
eine Kaltfront über, die einen merklichen Luftmassenwechsel einleitet, der 
zunächst aber nur den äußersten Nordwesten trifft. Dort sinkt die 
850-hPa-Temperatur bis 00 UTC in der straight ahead vom Pol südwärts 
vorstoßenden Polarluft arktischen Ursprungs (so der offizielle Terminus dieser 
Luftmasse) auf 0 bis -5°C. Anfangs scheint dabei noch zeitweise die Sonne (am 
längsten im Nordosten), bevor mit der Front leichter, in der Nacht zum Montag 
(bessere Interaktion mit dem Trog, dessen Vorderseite neben destruktiver KLA 
auch über vitalisierende PVA verfügt) dann stärkerer Regen einsetzt. 
Präfrontal kommt es insbesondere am südlichen Rand der Tiefdruckrinne respektive
der eingelagerten Luftmassengrenze, etwa in einem vom westlichen 
Mittelgebirgsraum über die Mitte bis ins südliche BB (nach externen Modellen 
z.T. noch weiter nordöstlich) vermehrt zu schauerartigen Regenfällen und 
Gewittern, die bei schlechten Scherungsbedingungen weiterhin eher unorganisiert 
als Einzelkämpfer mit dem Hang partieller Verclusterung auftreten. Als Trigger 
fungieren neben der Orografie sowie flachen KW-Anteilen in der Höhe auch 
Konfluenzzonen in der bodennahen Strömung. Die Qualität der Gewitter ist der des
Vortages ähnlich, d.h. meist markant, einzelne Unwetter durch Starkregen trotz 
Move nicht ausgeschlossen. 
Im gradientschwachen Süden klappt es mit der Überlappung bei der Zutatenmethode 
nicht so gut wie in den mittleren Landesteilen. So ist von Ostfrankreich und der
Schweiz her nicht nur ein gewisser Trockeneinschub zu erkennen (PPW "nur" 20 bis
25 mm), die Lapse-Rates deuten zudem eine Stabilisierung an. Gleichwohl können 
einzelne Entwicklungen vornehmlich aber nicht ausschließlich im Süden und Osten 
Bayerns nicht ausgeschlossen werden (meist markant).
Mit 21 bis 26°C wird es in den meisten Landsteilen noch mal solide warm, bevor 
mit Winddrehung am Nachmittag und Abend im Nordwesten der thermische Hammer 
zuschlägt (Rückgang auf 14 bis 9°C, Höchstwerte also schon früher als 
gewöhnlich).    
In der Nacht zum Montag stößt die Kaltfront weiter nach Südosten vor, wobei sie 
sich mit der o.e. Luftmassengrenze vereinigt. Bis zum Morgen erreicht das 
vereinigte Produkt grob eine Linie Bitburg-Bebra-Berlin. Dahinter breitet sich 
bei merklich steigendem Luftdruck stabile Kaltluft aus, in der T850 im 
Nordwesten bis auf -6°C zurückgeht und die Wolkendecke aufreißt. Der Wind lässt 
mit Ausnahme der Küste ebenfalls nach, allerdings bleibt es im Binnenland wohl 
so flott unterwegs, dass er eine nachhaltige Abkühlung mit einem eventuellen 
Abrutschen der Temperatur bis in den Frostbereich verhindern dürfte.
Ansonsten wird die konvektive Zone mit Vorankommen der Kaltfront mehr und mehr 
in die südliche und östliche Mitte gedrückt, wobei es möglicherweise zu einer 
Verschmelzung mit dem frontalen Regen kommt (der, und das spricht eher dagegen, 
anamäßig zunehmend auf der kalten Seite fällt). Ob dabei irgendwo auch mal 
mehrstündiger (gewittriger) Starkregen auftritt, ist noch nicht klar; die 
Numerik agiert diesbezüglich eher zurückhaltend. Im Oberharz sowie auf dem Ahlen
Kasten könnte es für ein paar Flocken reichen. Der auf nördliche Richtungen 
drehende Wind frischt mit Frontpassage sowie der zügig nach Süden vorstoßenden 
Druckanstiegswelle vor allem im Westen und in der Mitte vorübergehend stark bis 
stürmisch auf. 
           
Montag ... schwenkt der Höhentrog rein, Kurs von Nordwest Richtung Ost-Südost. 
Er drückt die Kaltfront gnadenlos weiter in Richtung Süden, wo sie irgendwann 
die Alpen erreicht. Wann, hängt davon ab, wie schnell ein orografisch 
induziertes Tief über dem Alpenvorland nach Osten abzieht und den Weg für die 
Front freimacht. Bis zum Abend sollte die Angelegenheit aber erledigt sein, 
sprich, ganz Deutschland mit polaren Luftmassen arktischen Ursprungs geflutet 
sein (T850 0 bis -6°C). 
Im Nordwesten trocknet die Luftmasse merklich ab, was neben einigen Quellungen 
auch sich landeinwärts vorankämpfende sonnige Abschnitte zur Folge hat. Trotz 
etwas Höhenkaltluft von unter -30°C in 500 hPa bleibt die Schauerbildung sehr 
überschaubar.
Da geht es im Süden deutlich mehr ab, wenn die Front etwas ins Schleifen kommt 
und durch Interaktion mit der Trogvorderseite neuen Lebensmut eingehaucht 
bekommt. Sie dankt es mit einer Intensivierung der Niederschläge, die präfrontal
im Alpenvorland noch das eine oder andere kräftige Gewitter auf der Agenda 
haben. Andauernde KLA plus Niederschlagsabkühlung sorgen für ein Absinken der 
Schneefallgrenze, die in der Nacht zum Montag im Süden bis ganz runter sinken 
kann (vor allem Alpenvorland). Ja warum denn auch nicht, liebe Freunde, wenn 
schon, denn schon. Zuvor kann es übrigens auch schon in den östlichen, und ab 
dem Abend in den südlichen Mittelgebirgen weiß werden. 
Der nördliche Wind frischt mitunter böig auf, in freien und höheren Lagen teils 
stürmisch, ebenso an der Nordsee. 
Die Temperatur erreicht im äußersten Südosten noch mal bis zu 22°C, sonst im 
Süden 14 bis 20°C mit stark fallender Tendenz. Der Rest des Landes wartet mit 8 
bis 14°C auf.       
Modellvergleich und -einschätzung
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Im Großen und Ganzen simulieren die Modelle ähnlich. Vom Timing her deutet sich 
ein etwas langsameres Vorgehen als noch vor einigen Tagen simuliert an. Ein paar
Details müssen aber noch geklärt werden.
Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Jens Hoffmann
Abendliche Grüsse
Ralph
			 
			
				Re: [FCST/NCST] Gewitter 08.05.2020 - 10.05.2020
				Verfasst: Sa 9. Mai 2020, 08:20
				von Willi
				Letzte Nacht gab es erst spät einen Schnelläufer, welcher im Schaffhausischen ein paar Blitze produzierte. Immerhin, aber doch ziemlich zeitversetzt im Vergleich zur Vorhersage des Cosmo-Modells.
Quelle: 3D-Radar meteoradar
 
Nach dem Lesen des Romans von Hofmann und dem Studium einiger Karten bin ich kaum schlauer als zuvor, was die Gewitterentwicklung heute bis Montag angeht. Cosmo hat wieder für Mitternacht Sa/So einen schönen kleinen Mittelland-Läufer drin, das deckt sich mit einer kleinen Welle, welche kommende Nacht durchlaufen soll (siehe die Karte "Advektion abs. Vorticity"). Cape und Feuchte moderat. Eigentlich ähnlich wie die Vorhersage für die eben vergangene Nacht, aber vielleicht eine Spur ausgeprägter, was doch die Hoffnung auf ein nächtliches kleines Feuerwerk aufrechterhält. Arome (wxcharts.com) aber wie gestern ein arger Dämpfer, nichts und nochmal nichts.
Sonntag/Montag dann mit zunehmendem Föhneinfluss weiterhin verhaltenes Gewitterrisiko...
Quelle: wetter3.de
