Hoi zäme
Anbei noch die Berichterstattung zur speziellen Gewittersituation am Montagabend in Richterswil/Samstagern/Wädenswil. Stichwort: 10-Minuten-Summe Wädenswil: 19.9 mm.
Quelle: Zürichsee-Zeitung
Bilder: Manuela Matt
Gewitter liess Keller volllaufen und brachte Hänge ins Rutschen
Ein heftiges Gewitter hat am Montagabend am linken Zürichseeufer für Überschwemmungen und Erdrutsche gesorgt. In Samstagern stand die Feuerwehr im Dauereinsatz.
Kurz nach 18.30 Uhr öffnete der Himmel am Montagabend seine Schleusen. Was in Wädenswil, Hütten, Schönenberg und Richterswil in der Folge herunterprasselte, war rekordverdächtig: In nur wenigen Minuten regnete es bis zu 20 Liter pro Quadratmeter (siehe Kasten). Die Schäden blieben nicht aus. Besonders hart traf es Samstagern. Gemäss Hans Bigler, Einsatzleiter der Feuerwehr Richterswil-Samstagern, kamen
schon kurze Zeit nach dem Unwetter die ersten Notfallmeldungen herein. Viele Keller von Wohnhäusern waren vollgelaufen. Wassereinbrüche gab es auch in Gewerbegebäuden. Zudem wurden Strassen und Wege überflutet. Die Kraft des Wassers besonders eindrücklich zu spüren bekamen die Bewohner eines Riegelhauses an der Bergstrasse in Samstagern. Das Haus erlitt Wasserschäden, und schwere Natursteine wurden einfach aus der Gartenmauer gespült (siehe Bild).
Insgesamt rückte die Feuerwehr in Samstagern zu 36 Einsatzorten aus. Die 35 Feuerwehrmänner standen von 18.30 Uhr bis 2 Uhr im Dauereinsatz. «Das war schon ein ordentlicher Einsatz und eine logistische Herausforderung», bilanziert Einsatzleiter Hans Bigler. Man habe Prioritäten setzen müssen. Das heisst: Dort wo potenziell Menschen in Gefahr gewesen seien, habe die Feuerwehr zuerst helfen müssen.
Mehrere Erdrutsche
Für die bereits durch die starken Regenfälle der vergangenen Wochen gesättigten Böden war der Sturzregen teils nicht mehr verkraftbar. Zwischen Hütten und Samstagern gerieten am Montagabend gleich mehrere Steilhänge ins Rutschen. Die Seelistrasse, die den Hüttnersee mit Hütten verbindet, wurde verschüttet. Gemäss Thomas Maag von der Baudirektion des Kantons Zürich wird die Strasse voraussichtlich bis Mitte August gesperrt bleiben. Auch auf die Allenwindenstrasse, die Samstagern mit Schindellegi verbindet, gingen kleinere Erdrutsche nieder. In Wädenswil musste die örtliche Feuerwehr ebenfalls mehrfach ausrücken. «Wir hatten es vor allem mit vollgelaufenen Kellern und überschwemmten Strassen zu tun», sagt Kommandant Martin Rusterholz auf Anfrage. Vereinzelt habe die Kanalisation das Wasser nicht mehr schlucken können. So «lupfte» es die Kanaldeckel. Man habe die Kollegen der stärker geforderten Feuerwehr Richterswil-Samstagern mit Material unterstützt. Angesichts der heftigen Regenfälle sei das Unwetter auf Wädenswiler Boden vergleichsweise glimpflich abgelaufen, sagt Rusterholz.
Am rechten Zürichseeufer, im Sihltal und auch im Linthgebiet richteten die Regenfälle von Montag auf Dienstag soweit bekannt keine nennenswerten Schäden an. Ganz ausgestanden ist die Unwetterlage
allerdings noch nicht: Heute Mittwoch erwarten die Meteorologen noch einmal intensive Niederschläge. Diese dürften jedoch nicht mehr so extrem ausfallen wie das Unwetter am Montagabend.
Martin Steinegger
«Das geschieht nur alle 20 bis 30 Jahre»
Verantwortlich für die Überschwemmungen und Schäden vom Montagabend war eine kleinräumige, aber sehr intensive Gewitterzelle. Diese bildete sich kurz nach 18 Uhr über der Höhronenkette im Grenzgebiet
zwischen Zürich und Zug. In der Folge zog dieses Gewitter unter Verstärkung nordostwärts Richtung Zürichsee. Das Gewitter brachte enorme Wassermengen innerhalb kürzester Zeit. So prasselten auf die
MeteoSchweiz-Messstation in Wädenswil in nur 10 Minuten 19,9 Liter Regen pro Quadratmeter herunter. «Das ist sehr viel», sagt dazu Alexander Giordano, Meteorologe beim Wetterdienst Meteo Schweiz.
Zur Einordnung: Es handelt sich um die zweithöchste jemals an der Wetterstation Wädenswil verzeichnete 10-Minuten-Summe (gemessen wird dort seit 1983). Der absolute Rekordwert für eine 10-Minuten-Regensumme liegt auf der gesamten Alpennordseite bei rund 30 Litern pro Quadratmeter. Das Ereignis vom Montagabend könne als aussergewöhnlich bezeichnet werden, sagt Alexander Giordano. Gemäss einer gestern veröffentlichten Statistik von Meteo Schweiz ist mit einer solchen Regenintensität durchschnittlich nur alle 20 bis 30 Jahre zu rechnen. Das Unwetter war zwar heftig – aber räumlich eng begrenzt. Betroffen waren vor allem Schönenberg, Hütten, Wädenswil und Richterswil-Samstagern. Von Montagabend bis Dienstagmorgen kamen dort 50 bis 60 Liter pro Quadratmeter vom Himmel. Die restliche Zürichseeregion blieb von heftigen Niederschlägen verschont. Am rechten Zürichseeufer, im Oberseegebiet und im Sihltal regnete es im selben Zeitraum «nur» etwa 10 bis 25 Liter pro Quadratmeter, was keine Probleme verursachte.
mst
