Re: Gewitter MO 08.06.2009 - Forecast/Nowcast
Verfasst: Mo 8. Jun 2009, 11:02
Hoi zäme
Eigentlich eine sehr interessante Wetterlage.
Die Schweiz liegt aktuell auf der Rückseite des nach Nordosten abgezogenen Höhentroges über Norddeutschland. Man kann das auf der 06 UTC-Karte von GFS sehr schön erkennen:

Der Alpenraum liegt also im Bereich eines Höhenrückens. Es dominieren Absinkprozesse in der Atmosphäre, was sich auch auf der vom Modell errechneten Karte mit der Vertikalbewegung abbildet. Wir haben es also mit einer stabilen thermischen Schichtung zu tun. Potentiell instabile Gebiete sind weiter westlich auf der Vorderseite eines neuen, von Frankreich her herankommenden Höhentroges und im Osten im Bereich des abziehenden Höhentroges auszumachen:

Allerdings wird dieser Zustand nicht sehr lange anhalten. Bereits im Verlauf des Nachmittags verschiebt sich die besagte Konstellation. Während der Höhentrog über dem Osten (blauer Pfeil) allmählich aus unserem Blickfeld verschwindet, nähert sich von Frankreich her der bereits erwähnte neue Höhentrog (roter Pfeil). Der Alpenraum gerät vom Höhenrücken allmählich in die Trogvorderseite. Die Auswirkungen dieser Verschiebung zeichnen sich wiederum sehr schön auf der KO-Index/Vertikalbewegung-Karte ab. Nun simuliert das Modell nämlich plötzlich Hebungsfelder da, wo zuvor noch Absinken dominierte:


Bis zum Zeitpunkt 18 UTC hat sich die Situation dann entgültig bereinigt. Der Höhentrog über Frankreich übernimmt nun – aus unserer Sicht – die Regie.

Im Vergleich dazu erneut die KO-Index/Vertikal-Karte. Vor dem Höhentrog setzt demnach verbreitet Hebung ein. Beim alleinigen Blick auf diese Karte könnte man sogar die Bildung einer Gewitterlinie in Betrachtung ziehen. Allerdings reagieren die Modelle nur mit relativ bescheidenen Niederschlagssummen, was eher gegen kräftigere Gewitter spricht. Ich bin mir zwar nicht völlig sicher, was der Grund dafür ist. Ich denke aber, dass die Warmluftadvektion im Vorfeld des Höhentroges einfach zu wenig ausgeprägt ist. Die herangeführte Luft ist nicht so energiereich, wie sie es vielleicht bei einer vergleichbaren Lage im Hochsommer wäre. Kurz gesagt: Da fehlt etwas der Zündstoff:

Dennoch aber eine sehr schöne Entwicklung, anhand der man das Zusammenspiel der einzelnen Faktoren (Trogrückseite/Trogvorderseite, Höhenrücken, Absinken, Hebung) wunderbar festmachen kann.
Bin wie immer dankbar für Präzisierungen und/oder Korrekturen.
Eigentlich eine sehr interessante Wetterlage.
Die Schweiz liegt aktuell auf der Rückseite des nach Nordosten abgezogenen Höhentroges über Norddeutschland. Man kann das auf der 06 UTC-Karte von GFS sehr schön erkennen:

Der Alpenraum liegt also im Bereich eines Höhenrückens. Es dominieren Absinkprozesse in der Atmosphäre, was sich auch auf der vom Modell errechneten Karte mit der Vertikalbewegung abbildet. Wir haben es also mit einer stabilen thermischen Schichtung zu tun. Potentiell instabile Gebiete sind weiter westlich auf der Vorderseite eines neuen, von Frankreich her herankommenden Höhentroges und im Osten im Bereich des abziehenden Höhentroges auszumachen:

Allerdings wird dieser Zustand nicht sehr lange anhalten. Bereits im Verlauf des Nachmittags verschiebt sich die besagte Konstellation. Während der Höhentrog über dem Osten (blauer Pfeil) allmählich aus unserem Blickfeld verschwindet, nähert sich von Frankreich her der bereits erwähnte neue Höhentrog (roter Pfeil). Der Alpenraum gerät vom Höhenrücken allmählich in die Trogvorderseite. Die Auswirkungen dieser Verschiebung zeichnen sich wiederum sehr schön auf der KO-Index/Vertikalbewegung-Karte ab. Nun simuliert das Modell nämlich plötzlich Hebungsfelder da, wo zuvor noch Absinken dominierte:


Bis zum Zeitpunkt 18 UTC hat sich die Situation dann entgültig bereinigt. Der Höhentrog über Frankreich übernimmt nun – aus unserer Sicht – die Regie.

Im Vergleich dazu erneut die KO-Index/Vertikal-Karte. Vor dem Höhentrog setzt demnach verbreitet Hebung ein. Beim alleinigen Blick auf diese Karte könnte man sogar die Bildung einer Gewitterlinie in Betrachtung ziehen. Allerdings reagieren die Modelle nur mit relativ bescheidenen Niederschlagssummen, was eher gegen kräftigere Gewitter spricht. Ich bin mir zwar nicht völlig sicher, was der Grund dafür ist. Ich denke aber, dass die Warmluftadvektion im Vorfeld des Höhentroges einfach zu wenig ausgeprägt ist. Die herangeführte Luft ist nicht so energiereich, wie sie es vielleicht bei einer vergleichbaren Lage im Hochsommer wäre. Kurz gesagt: Da fehlt etwas der Zündstoff:

Dennoch aber eine sehr schöne Entwicklung, anhand der man das Zusammenspiel der einzelnen Faktoren (Trogrückseite/Trogvorderseite, Höhenrücken, Absinken, Hebung) wunderbar festmachen kann.
Bin wie immer dankbar für Präzisierungen und/oder Korrekturen.



