@ This, Phil und Flowi
Hi. Danke für die Feedbacks. Ja, geht da unten weiter... Der KLT verhält sich ja auch beinahe stationär.
Chasingbericht 25./26.08.2013
Wie bereits erwähnt, studierte ich am Mittwoch 21.08.2013 mal die GFS-Karten für das Wochenende und war gespannt auf den neusten WRF-ARW-Lauf, 12km-Gitterpunkt, der am 22.08.2013 verfügbar war. Nachdem ich ein grobes Forecast erstellt hatte, rief ich Andreas (Winterthur) - der leider keine Zeit hatte - und Klipsi an, der bereits in den Startlöchern stand. Schon der gegenseitige Abgleich der Interpretationen von Wetterdaten finde ich interessant und spannend; jetzt musste nur noch ein gutes Team zusammengestellt werden. Über Dominic (Knight) erfuhr ich, dass Philipp auch ein Italienchasing geplant hatte und Christian, sowie Roland waren schnell davon zu überzeugen, dass die Lage im Piemont und in der Bucht bei Genua hochbrisant war. Am 23.08.2013, anhand der neuen Läufe, ging es also nur noch um die Ausarbeitung der Details und der Route, was ich telefonisch mit Philipp erörterte. Schon geringste Fehlinterpretationen können einem einen Strich durch die Rechnung machen; bei solchen Distanzen kann dies fatale Folgen haben.
Die vom DWD auf den Freitag (23.08.2013) 12z modellierte Position der Kaltfront gibt schon mal erste Hinweise.....,:
die in Ergänzung mit dem entsprechenden Satellitenbild einen Überblick im Vorfeld des Events gewähren:
Verlagerung der Front (markiert durch das Wolkenband) innerhalb von 6 Stunden ostwärts in Richtung europäisches Festland:
So ist vielfach noch ganz gut feststellbar, wie sich eine Front verhält, wie intensiv z.B. und schnell sie unterwegs ist und wie stark die Okklusion sich auswirkt. Man sieht im obigen Sat.-Bild den knackigen, aktiven Teil im Golf von Biskaya, nur wenig schleifend, von NW her schön mit Höhenkaltluft gefüttert. Kritisch nur der südliche Teil, der die Inversionszone nördlich der Pyrenäen (gut sichtbar durch die frühherbstlichen Hochnebelbänke) überwinden muss. Wie erwartet, hat sich dieser Teil in der Nacht auf Samstag (24.08.2013) abgeschwächt, wobei der Tail-End-Bereich des aktiven Teils sich auf Höhe Clermont Ferrand befand (Bild unten):
Durch die vorlaufende Bisen-/Westwind-Konvergenz, die vom DWD um 12z bereits mitten durch die Schweiz gerechnet wurde und in Bezug auf das Tagesganggeschehen eher suboptimal ist, war im nördlichen Sektor der KF (der teilweise sogar rückläufig war) mit keiner nennenswerten Gewitterentwicklung zu rechnen, zumal erfahrungsgemäss sich bei einer solchen Lage alles auf das sich im Piemont bildende Leetief (Vb) fokusiert (s. weiter unten). Die Konvergenz "frisst" quasi die Energie vorne weg, was anders wäre, wenn das Ganze zu einem späteren Termin stattgefunden hätte:
Hier noch eine WRF-Karte zum T-Profil mit den Bodenwinddaten (10m):
Diese Abschwächung ist noch besser in den Theta-E-Werten (hier GFS, Samstag 24.08.2013, 15z) zu sehen:
Nach WRF war ja nördlich der Alpen keine, bzw. nur marginale CAPE (links unten) vorhanden; wirklich spannend sah die Episode nur in Italien aus:
Und dies dafür äusserst spannend. Bereits im 00z-Lauf von WRF am 23.08.2013 zeichnete sich für den Raum Genua eine brisante Situation auf den 18z-Termin ab. Höhentrog über den Britischen Inseln, der sich bis Zentralfrankreich ausweitete und im Verlauf der Episode abspaltet. Gut sichtbar auch das nördlich von Genua sich bildende Vb-Tief (1008 hPa):
Dazu die Theta-E-Werte im Bereich des Leetiefs im Piemont, im Raum Alessandria:
Der Höhenjet teilt sich in dieser Zone in zwei Äste, wobei der südliche Ast der ostwärts verlaufenden Welle folgt und der nördliche Ast in die Troglinie nach Norden eindreht, die zum KLT gehört. Im Left-Exit-Bereich des Jets bildet sich also eine eher selten ausgeprägte Divergenzzone, die zu diesem Termin im Lee des südlichen Ausläufers der Alpen massiv die konvektive Entwicklung unterstützt. Besser geht's nicht; der Klassiker für hochreichende Hagelzellen bei Turin:
Die kam ja dann auch:
http://www.youtube.com/watch?v=WMFsYguHPuw
Im 15z-Lauf von WRF (4km, 23.08.2013) wurde der Event etwas früher gerechnet als ursprünglich und etwa auf den 14z-Termin vorverlegt, was aus den Relativ Vorticity-Karten gut zu erkennen ist. Hier nicht gepostet die Wolkentoptemps von -56° Celsius:
Diese Turiner-Zelle zu chasen war im Forecast ein Thema. Doch da wir nicht vor 10 00 Uhr MESZ bei Emmen (LU) losfahren konnten und der massive Stau vor dem Gotthardtunnel in Richtung Süden uns auf den Weg über den Pass zwang, hätte es uns zeitlich nicht gereicht. Da der Hauptfokus ohnehin sich auf Genua / Cinque Terre bezog und wir uns einig waren, dass sich dort erst ab 21z wirklich die grosse Action abspielen würde.....(s. GFS mit Superzellenparameter, Tornadoparameter).......
.....einigten wir uns auf Nowcastentscheidungen in Bezug auf die im Piemont erwartete Gewitterlinie. Übrigens im neuen Lightning Wizard (GFS gestützt) der Hagelparameter, kombiniert mit sehr interessanten Daten (J/kg/km), d.h. einer CAPE-Zuwachsrate in km, bzw. mit der Höhe der Zelle sich vertikal aufsteilender Gradient (farbige Kringel), welcher u.a. Hinweise auf eine Intensivierung des Updrafts liefert. Ganz schön heftig also:
Im Vergleich dazu die von Lamma auf den 21z-Termin, 24.08.2013, gerechneten ML50-CAPE im Vorlauf vom 23.08.2013, 00z: bis zu 3'000 J/kg....

CIN = 0 J/kg.:
Hier WRF-ARW von Janek im selben Vorlauf als Vergleich:
In der Bucht von Genua wurden die CAPE aber ab 18z konsequent hinaufgerechnet und erreichten um 00z (25.08.2013) immer noch Höchstwerte, was mir nicht gefiel, da CAPE durch die Entwicklung von Gewittern abgebaut wird. Wenn, dann müsste es deshalb erst nach 00z in der Cinque Terre auslösen (was auch geschah), da waren wir uns einig. Meine Bedenken richteten sich eher auf den bei WRF modellierten Trockeneinschub, von NW eindrehend einer Dry Intrusion gleich......:
....was insofern zu den um diese Zeit fehlenden Niederschläge im SMR-Parameter von Janeks WRF passte und sich wiederum zu den NS-Signalen bei Lamma im Widerspruch befand. Philippe überzeugte mich mit dem Argument (womit er absolut richtig lag), dass CAPE über dem Meer - wenn überhaupt in solchen Lagen - langsamer abgebaut werde und ich dem Trockeneinschub nicht allzu viel Bedeutung beimessen soll. Doch auch er meinte: "Entweder absolut Top und dann richtig explosiv, oder ein Flop."
Nach Janeks Karten war der Tail-End der Gewitterlinie im neusten Lauf (24.08.2013, 03z) etwa bei Alessandria, wo bei einer v-shape-artigen Entwicklung die Hauptaction zu erwarten war:
Philippe rief Andreas (Winterthur) an, als wir im Tessin und später etwas südlich von Mailand uns positionierten, um neuste Wetterdaten einzuholen und einen Plan B (Bergamo, Brescia, Gardasee) zu besprechen.
Kurze Abstimmung, ohne Gegenstimme: volles Risiko mit Ziel Genua, bzw. Cinque Terre bei Portofino, wie im Forecast bereits besprochen; Vertrauen auf GFS und EZ. Auf dem Donnerradar war schön zu sehen, wie die Gewitterlinie sich südlich von Genf im Rhonetal ausdehnte und sich in Richtung Aostatal bewegte, wo sich bei Ivrea die ersten Zellen auf italienischer Seite bildeten.
Hier noch den Donnerradar-Loop vom Tail-End der v-shape-artigen Gewitterlinie, der genau über Alessandria zog

und bei dem wir tolle Aufnahmen machen konnten.
Zweiter Teil folgt.
Gruss Cyrill
EDIT: Philippe, Deine Aufnahmen sind erste Sahne

Bin mal bei Ralph, Auto reparieren....