So, noch ein Bericht zu den Ereignissen hier gestern:
Gegen 16:30 Uhr bildete sich bei Stuttgart eine Zelle, welche ich von hier gut sehen konnte. Anfangs schien sie nicht so richtig zu wollen (nicht blitzaktiv):
Sie zog recht langsam mit der gestern sowieso ungewöhnlichen Zugbahn Richtung WSW. Als sie dann doch noch blitzaktiv wurde, fuhr ich los. Ich folge ihr bis etwas hinter Herrenberg. Kurz vor Herrenberg gabs dann corepunch mit kleinkörnigen Hagel (< 1cm), Platzregen sowie einige nette CG's. Obwohl der Hagel klein war, kam der Verkehr an der Autobahnauffahrt fast zum Erliegen. Zudem konnte ich eine sehr turbulente Absenkung im Aufwindbereich erkennen. Rotation war allerdings nicht erkennbar:
Die Zelle schien allerdings zu schwächeln und das Radar bestätigte kurz darauf das Erreichen des Endstadiums. Ich wartete noch einige Zeit und konnte südlich von mir (Sulz am Neckar) eine gewaltige Zelle wachsen sehen. Zu dieser Zeit gerade erst auf dem Radar erschienen:
Etwas später war sie bereits sehr blitzaktiv und hatte einen größeren Hagel-core (es fielen wohl um 1,5 cm):
Da es sich um eine eher kurzlebigere Angelegenheit handelte und sich kalter NW Wind eingestellt hatte, fuhr ich nicht hinterher, sondern machte mich auf den Rückweg. Bereits unterwegs bemerkte ich kleinere Quellungen, die aber nicht vielversprechend aussahen. Kaum in Tü angekommen entwickelte sich fast über meinem Kopf eine weitere Zelle. Diesmal etwas östlich bei Reutlingen. Ich konnte jedoch aus Zeitgründen nicht hinterher fahren, da ich das Auto abgeben musste

Die Zelle brachte wohl örtlich Hagel und zog unter Verstärung die Albkante entlang Richtung SW, wo sie auf den dort bereits bestehenden, großen Gewitterkomplex stieß:
Ansich rechnete ich danach mit nichts mehr. Ich sollte mich gewaltig gestäuscht haben! Zu dieser Zeit tobte zwischen Schwarzwald und Alb immernoch ein größerer Gewittercluster. Es zeigten sich auch südlich und süd-östlich davon immer wieder kräftigere Neuentwicklungen. Etwas später entwickelte sich eine sehr heftige, linienförmige Zelle auf der Alb. Die Entwicklung schien entlang einer Konvergenz stattzufinden. Die Alb als Wetter und Gewitterküche gab einmal mehr ihr Bestes:

Quelle:
http://www.metradar.ch/2009/pc/
Vor dem Aufzug herrschten extreme Verhältnisse am Himmel: untere Luftschichten: SW-> NO, die oberen 180° entgegengesetzt! Zudem flackerte es in der Ferne bereits im Sekundentakt. Das ganze kam näher und sah immer bedrohlicher aus. Man konnte langsam erste Ansätze einer shelf erkennen:
Die Blitzrate betrug teilweise sicherlich über 60/min! Der Wind frischte stark auf und erreichte aus S bis SW in Böen Sturmstärke. Donner konnte man erstaunlich spät hören (lag vermutlich mit an der Höhe der Entladungen, die hier ja schon angesprochen wurde). Erst, als das Ganze quasi fast über mir war stellte sich ein Dauergrummeln ein, welches in ein lautes Dauergepolter überging.
Neben der unbeschreiblichen Stimmung am Himmel mit Ansätzen einer shelf und der beeindruckenden Anzahl an Blitzen gabs dann später kurzzeitig kleinen Hagel (Erbsengröße) und danach dann wirklich heftigen Platzregen. Die Straßen verwandelten sich innerhalb kürzester Zeit buchstäblich in kleine Flüsse.
Wegen der starken Dynamik und der Tatsache, dass es sich bei den meisten Entladungen um CC`s in größerer Höhe handelte, war Fotographieren leider nicht wirklich möglich. Hier trotzdem mal ein Paar Versuche:
Dazu noch ein Video vom Auf- und Durchzug, auf dem man aus Belichtungsgründen jedoch leider nur ca. die Hälfte des Geflackers sehen kann. Die Blitzaktivität ist ab der Hälfte der Laufzeit besonders gut zu erkennen:
http://www.youtube.com/watch?v=1CelF5ruMG4
Nach Durchzug nahm die Blitzintensität dann recht schnell ab und befand sich wieder auf "normalem" Niveau.
Fazit: Außergewöhnliche Lage, die ich etwas unterschätzt hatte. COSMO und WRF hatten übrigens ein ähnliches Szenario geproggt, wenngleich nicht mit der Intensität. Die Verhältnisse, die Zur Bildung dieser Linie geführt haben, muss ich mir bei Gelegenheit mal noch genauer anschauen.
Greez
Ben