Hallo zusammen
Chasingbericht:
Am Abend des 10. Sep. 08 studierte ich 'mal einige Karten und zog deshalb Südfrankreich, Sürostfrankreich, Massive Central und Südbayern in Betracht:

Bild 01: Instabilität auch im Raum Ostschweiz

Bild 02: Hervorragende CAPE's (nur nicht unbedingt in der Schweiz)
Dann verglich ich sie am 11.Sep. 08, 13:00 Uhr mit den aktuellen Werten:

Bild 03: CAPE's immer noch gut... rund um die Schweiz.

Bild 04: Soll ich das Risiko eingehen und von Anfang an nach Südbayern......

Bild 05: Der Lifted Index in der Ostschweiz sah aber sehr vielversprechend aus, doch auf den Satellitenbildern war noch überhaupt NICHTS zu sehen. Ich zog mal Wattwil in Betracht; war ein paar Mal so dieses Jahr.

Bild 06: Dann in Nordostfrankreich eine präfrontale Entwicklung. Innert kurzer Zeit entstand eine äusserst blitzaktive Zelle (kleiner weisser Schirm)..........

Bild 07: .....und innerhalb von ca. 45 Min. war bereits alles wieder vorbei. Einige Karten zeigten ab 15z Kaltlufteinfluss aus Norden und Nordosten..... der "Gewittertod". Schwierige Lage, schwierige Einschätzung.

Bild 08: Plötzlich, wie aus dem Nichts formierte sich nördlich von Interlaken eine Zelle, die um 14:05 die ersten Blitze produzierte. Sie verstärkte sich sogar und zog über Luzern, bis nach Zug, in einem massiven Tempo. Erfahrungsgemäss zieht diese Zelle bei dieser Strömung über Wattwil. Um ca. 15:00 Uhr fuhr ich in Winterthur los und war um ca. 15:45 Uhr vor Wattwil, als im Südwesten eine schwarze Wand auf mich zukam. Hektik; erste Blitze zuckten, schlechte Sicht im Tal. Eine Bäuerin erklärte mir den Weg zur besseren Aussicht; dann beginnender Feierabendverkehr. Um 16:00 Uhr bezog ich meine Position. Plötzlich teilte sich vor mir die schwarze Wand und der Stress begann von Neuem, da es links von mir (östlich) fast so blitzaktiv war, wie rechts (westlich). Ich stand mitten drin und filmte den westlichen Teil (im obigen Bild sieht man deutlich die V-Form der sich teilenden Zelle). Dann vermutete ich, dass der östliche Teil sich noch mehr verstärkt und dies die Zelle nach München werden wird. Doch mit dieser hohen Geschwindigkeit (ca. 65-70 km/h) ist sie im Feierabendverkehr (es war ca. 17:10 Uhr) kaum mehr einzuholen.

Bild 09: Monsterzelle auf dem Weg nach München.

Bild 10: Um ca. 17:30 Uhr sah ich eine nachfolgende schwarze Wand, die östlich versetzt in's Rheintal (Lichtenstein) zog, die ich über Wildhaus erreichen wollte. Keine Chance, zu schnell. Ralph informierte mich am Telefon über die Auslöse in Frankreich (obiges Bild), doch ich konnte mir davon kein richtiges Bild machen. Im Rheintal begann die vorausgesagte Bise zu wehen, die den Himmel "putzte". Alles fiel in sich zusammen. Ich fuhr um 18:15 Uhr in Buchs (SG) los und war um 20:35 Uhr in Bern und um 21:50 bei Yverdon und um ca. 22:50 nordwestlich von Pontarlier (Frankreich). Über den gesamten Weg standen alle Rauchfahnen über den Schornsteinen nach Westen und die Bewölkungsgrenze löste sich immer etwas westlich vor mir auf, während der gesamten 4 1/2 Std. Fahrt - tödliche Bise.
Plötzlich änderte der Wind und die Temperatur stieg um ca. 3° Grad auf 18,5° Grad Celsius und in einer Entfernung von rd. 80 km sah ich endlich die ersten Blitze, d.h. die aufflackernden Wolkentops. Telefon an Ralph und Chrigi... jawohl, es kommt. Nun wollte ich aber das Risiko nicht eingehen einfach zu warten und zuzuschauen, wie evtl. die Zellen vor mir in sich zusammenfallen. So fuhr ich in nordwestlicher Richtung auf Dijon zu und fand in der finsteren Nacht ein akzeptables Spotterplätzchen. Inzwischen hatte das Wetterleuchten jedoch aufgehört und ich vermutete enttäuscht, dass alles vorbei sein wird.
Dann kurz vor Mitternacht, wie aus dem Nichts, erhellte genau südwestlich von mir in der Distanz von rd. 10 km ein CG die Gegend und ein Gewitter mit einer Blitzrate von 1 strike /3 min., Extremniederschlag und massiven Böen zog genau vor mir in Richtung Nordosten (nächster Einschlag = 3km).
Um 01:10 Uhr machte ich mich auf den langen Rückweg und kurz vor Neuchatel (um ca. 02:35 Uhr) bildete sich nordöstlich des Sees nochmals eine Zelle, die nur kurz lebte, aber gewaltige Blitze produzierte.
Für mich ist die Saison damit zu Ende und ich möchte mich an dieser Stelle bei allen Forumianern ganz herzlich für die informativen Posts mit den z.T. imposanten Bildern und spannenden Chasingberichten bedanken. Mein spezieller Dank gehört denen, die mich via Nowcasting beim Chasen unterstützten und denen, welche meine Berichte mit Interesse gelesen haben und kommentierten.
Nun werde ich mich auf die Auswertung des Bild- und Videomaterials konzentrieren und einige Vorbereitungen für die Saison 2009 treffen.
Grüsse an alle, Cyrill