Hallo
Ich versuche im folgenden Posting die (meiner Meinung nach aussergewöhnliche, aber wie Tinu richtig schreibt inzwischen "altbekannte") Wetterlage der kommenden Tage etwas detaillierter zu beschreiben.
Schlüsselpunkt ist das Blocking rund um Grönland welches sich in den nächsten Tagen weiter verstärkt. Aufgefallen ist mir schon vor ein paar Tagen die massive Isobarendrängung über Süd- und Südwestgrönland auf das vergangene Wochenende:
Dementsprechend waren die Auswirkungen in Bezug auf Wind, Niederschlag aber auch Temperaturen in Südgrönland ziemlich extrem:
Die Station Narsarsuaq (34 m.ü.M.) an der Südspitze meldete am Sonntag, 21.11.10 eine Spitzenböe von 146 km/h. Nuuk, die Hauptstadt im Südwesten, ein TMax von 15.8°C(Nov-Rekord 16°C/21-jährige Datenreihe) und bis heute Morgen eine 2-tägige Niederschlagssumme von 98 mm (durchschn. Nov-Summe 50 mm / 117-jährige Datenreihe).
Wie auf der Analyse-Karte oben ersichtlich, hat sich über NE-Grönland das Hoch schon recht gut installiert. Aber nicht nur am Boden, sondern auch in der Höhe bemerkenswert hohes Geopotential:

(Quelle:
http://www.meteo.psu.edu/ewall/HEMI500/5dayloop.html)
Das Grönlandhoch bleibt nun in den nächsten Tagen praktisch ortsfest und verstärkt sich noch etwas; es entsteht eine klassische Omegalage.
Auf seiner kalten Ostflanke wird der Weg frei für den Ausbruch arktischer Luftmassen gegen Süden, bodennah wird die Kaltlluft zudem durch das kräftige Vb-Tief welches in den kommenden 48 Stunden gegen den Baltikum wandert angezapft. Allerdings wird die Kaltluft auf ihrem Weg modifiziert (erwärmt); sodass es noch eine Weile dauert bis die kälteste Luft den Alpenraum erreicht (wenn überhaupt...).
Nach den neusten GFS-Läufen soll gegen das Wochenende auf 500 hPa sogar die -40°C Isotherme bis in unsere Breiten vorstossen. Der Wettercharakter wäre somit hochwinterlich. Allerdings sind die Schneeoptionen immer noch unsicher. Am wahrscheinlichsten scheinen mir während der ganzen Periode (Do-Sa/So) immer noch mehr oder weniger organisierte Schneeschauer.
In den unteren Schichten wird die Sache im weiteren Verlauf ziemlich kompliziert. Durch den Vorstoss der arktischen Luftmassen sowie der Annäherung und Verstärkung des Jets simuliert das GFS die Bildung von kräftigen Bodentiefs über Mitteleuropa welche einerseits die Ankunft der kältesten Luft im Alpenraum unsicher machen, andererseits die Option von organisierteren Linien mit böigem Wind in den Vordergrund rücken.
Auch der weitere Verlauf ähnelt dann (gemäss dem aktuellsten GFS-Lauf) dem Muster aus dem vergangenen Winter. Insgesamt besteht der Trend zu Ausdehnung der Kaltluft gegen Südwest-Europa und dem Einbezug von Mittelmeerluft ins ganze Szenario. GFS simuliert hier eine kräftige Tiefbildung über dem westlichen Mittelmeer. Eine föhnige Wiedererwärmung nordseitig und die Option von einem grösseren Schneefallereignis südseitig tauchen damit am Horizont auf (Auch der gestrige EZ Mittagslauf simulierte eine kräftige Föhnlage). Natürlich ist das aber primär erst als Trend zu verstehen:
Gruss Andreas