Noch meine Aussichten für die kommende Skiferienzeit für das Sturmforum (auf den TA-Seiten nur mit Abo). Vielleicht auch interessant für den Einen oder Anderen hier, obwohl die meisten hier das vermutlich eh schon selber anhand der Wetterkarten erfasst haben.
Hier gehts zur Story mit allem drum und dran:
https://www.tagesanzeiger.ch/wetter-sch ... 9377606191
Ein Hoch über Skandinavien schützt den Schnee auf unseren Pisten
Tausende Wintersportlerinnen und -sportler werden in den kommenden Tagen und Wochen in die Berge strömen. Und viele stellen sich wohl vor allem zwei Fragen: Hat es genug Schnee? Und wie wird das Wetter sein?
Die Frage nach dem Schnee ist dabei zumindest bezogen auf den Istzustand am einfachsten zu beantworten. Dabei hilft ein Blick auf die Karten des Instituts für Schnee- und Lawinenforschung.
Grundsätzlich ist die Schneesituation in den Regionen entlang des Alpenhauptkamms weder besonders gut noch besonders schlecht. In einer gedachten Linie vom Südwallis über die Jungfrauregion, die Gotthardregion, die Surselva und das Engadin liegt in den höheren Lagen teilweise sogar mehr Schnee als für die Jahreszeit üblich.
Entfernt man sich von dieser Linie, wird die Schneedecke allerdings zusehends dünner. Vor allem an den nördlichen Voralpen liegt im Vergleich zur langjährigen Klimanorm viel zu wenig Schnee.
Allerdings haben die Schneefälle von Ende Januar auch dort für eine Situation gesorgt, die den meisten Skigebieten einen Betrieb der Anlagen erlaubt, zumindest oberhalb von etwa 1300 bis 1500 Metern. So melden derzeit selbst tiefer gelegene Skigebiete wie zum Beispiel Sörenberg LU oder Braunwald GL keine oder nur wenige Einschränkungen des Wintersportangebots.
Ein «Schneefresser» ist nicht in Sicht
Die entscheidende Frage ist nun, wie das Wetter diese Bedingungen in den kommenden Wochen beeinflussen wird.
Das für die Skigebiete schlimmste Szenario wäre eine Kombination aus intensiven Niederschlägen bei einer hohen Schneefallgrenze und viel Wind. Eintreten würde dieses Szenario dann, wenn ein umfangreiches Tiefdruckgebiet vom Atlantik her zum Alpenraum ziehen und mit West- oder Südwestwind sehr milde und feuchte Luftmassen heranführen würde.
Nichts bringt Schnee derart rasant zum Schmelzen wie die Kombination aus hoher Luftfeuchtigkeit und Wärme. Der Wind verstärkt dies in der Regel noch, weil er für eine vertikale Durchmischung der Luftmasse sorgt, wodurch es bis in sehr grosse Höhen taut. Im Jargon der Meteorologen ist im Alpenraum dann von einer «Schneefresserlage» die Rede.
Die gute Nachricht: Ein Durchbruch der atlantischen Westwindzone zum Alpenraum, der einem solchen «Schneefresser» Tür und Tor öffnen könnte, zeichnet sich in den Wettermodellen vorderhand nicht ab.
Es gibt aber auch eine schlechte Nachricht: Relevante Mengen an Neuschnee sind in kommender Zeit kaum zu erwarten. In den Skigebieten wird man also mehr oder weniger mit dem auskommen müssen, was derzeit liegt. Im Flachland wird es sowieso nicht schneien.
Hochdruckgebiete dominieren das Geschehen
Das liegt an der Grosswetterlage über Europa, also an der Anordnung der grossen Druckgebilde, die das Wetter beeinflussen. Dominiert wird das Geschehen über unseren Köpfen bereits seit geraumer Zeit von Hochdruckgebieten. Diese gruppieren sich zwar immer mal wieder neu und verschieben sich in die eine oder andere Richtung. Sie sind aber sehr hartnäckig und regenerieren sich immer wieder.
Ein Schwerpunkt liegt dabei über Skandinavien und dem Baltikum, ein anderer über dem nahen Atlantik. Das führt dazu, dass über Mitteleuropa und damit der Schweiz grundsätzlich eine östliche Höhenströmung vorherrscht. Es fliesst also trockene Kontinentalluft aus Osteuropa heran.
Zumindest eine vorübergehende Schwächung dieser Hochdruckdominanz findet am kommenden Wochenende statt. Das führt dazu, dass kleine Höhentiefs – also Gebiete, die mit kalter Luft in den höheren Luftschichten angefüllt sind – zwischen den Hochs hindurchschlüpfen können. Eines dieser Höhentiefs wird sich ab Freitag mit seinem Zentrum über Frankreich einnisten. «Es wird schubweise Feuchtigkeit heranschaufeln, was auf der Alpensüdseite zu einer Staulage führt», sagt Daniel Gerstgrasser, Meteorologe bei Meteo Schweiz. Die Feuchtigkeit staut sich also südlich des Alpenkamms und wird dort regelrecht ausgepresst.
Nennenswerte Niederschläge dürften dadurch in Teilen des Wallis und des Tessins zusammenkommen. Je nach Zugbahn des Tiefs könnte auch die Westschweiz etwas Nässe abbekommen. Nördlich der Alpen kommt eine leichte Föhnströmung auf. Im Mittelland dominiert der Hochnebel.
Im Verlauf des Sonntags verliert dieses Höhentief aber seinen Einfluss auf das Wetter bereits wieder. In der Folge übernimmt das nächste mächtige Hochdruckgebiet die Regie über Europa. Gemäss den aktuellen Modellprognosen wird sich dieses Hoch mit seinem Zentrum über Norwegen festsetzen.
Da sich die Luft immer im Uhrzeigersinn um ein Hochdruckgebiet bewegt, wirkt sich das auch auf das Wetter im Alpenraum aus. Erneut werden nämlich trockene Luftmassen über Osteuropa (Ukraine, Polen, Weissrussland) angezapft und in die Schweiz gelenkt. Es stellt sich eine Bisenlage ein. Über dem Mittelland verstärkt das die Ausbreitung des Hochnebels, in den Bergen ist das Wetter mehrheitlich sonnig und trocken.
Alles in allem sind das also gute Bedingungen für Wintersport, zumal die Temperaturen in der Höhe nicht übermässig kalt sein werden.
Wer sich etwas intensiver mit dem Wetter beschäftigt, wird darin einen Widerspruch erkennen. Normalerweise bringen solche Wetterlagen im Februar nämlich bittere Kälte nach Mitteleuropa. Weil aber in Osteuropa keine geschlossene Schneedecke vorhanden ist, kommt dort die Kältebildung am Boden nicht richtig in Gang. Das, was vom Hoch angezapft und zur Schweiz transportiert wird, ist entsprechend nur mässig kalt.
Aber wie wirkt sich das konkret bei uns aus? Vor allem abseits des Hochnebels stellt sich sogenanntes Tagesgangwetter ein. Das bedeutet, dass die Temperatur tagsüber auf leichte Plusgrade steigt, die Nächte aber ziemlich frostig sein werden.
Exemplarisch zeigt sich das am Temperaturverlauf der Meteo-Schweiz-Station in Davos auf 1590 Metern. Die Tageshöchstwerte liegen dort in der Woche vom 10. bis zum 16. Februar stets bei etwa 4 Grad. In der Nacht sinkt das Thermometer auf Werte bis gegen minus 8 Grad. Unter dem Nebel ist dieser Tagesgang weniger ausgeprägt.
Gestört werden könnte dieses Regime höchstens durch kleine Höhentiefs, sogenannte Kaltlufttropfen, die am Südrand des Skandinavienhochs zum Alpenraum ziehen. Ob und wann sich solche «Tropfen» zu uns verirren, ist aber unsicher. Die Auswirkungen auf das Wetter wären vermutlich auch relativ gering, allenfalls gäbe es mehr Wolken, und es wäre eine Spur kälter.
Dieser Wettercharakter und vor allem die ausgesprochen trockene Luft werden der Schneedecke in den Alpen kaum zusetzen. Der Schmelzprozess des Schnees wird – wenn überhaupt – nur sehr langsam vonstattengehen. Ausgenommen davon sind allerdings die Südhänge. «Dort wird der Schnee wegen der kräftigeren Sonneneinstrahlung bis in grössere Höhenlagen wegschmelzen», sagt der auf das Bergwetter spezialisierte Meteorologe Daniel Gerstgrasser.
Schadstoffbelastung in den Städten wird steigen
Im Flachland sind die Aussichten hingegen weniger rosig. Hier steht einmal mehr eine penetrante Hochnebelphase bevor. Durch die anhaltende Inversionslage, die eine Zufuhr von Frischluft unterbindet, könnte die Schadstoffbelastung in den Städten wohl schon bald zum Thema werden.
Ein Abbau des ruhigen und von hohem Luftdruck dominierten Wetters deutet sich – wenn auch nur zaghaft – etwa ab dem 18. Februar an. Die Langfristmodelle des europäischen Wetterdienstes ECMWF sagen voraus, dass von Westen her feuchtere und auch etwas mildere Luftmassen zum Alpenraum strömen sollen.
Wie ausgeprägt dieser Wetterwechsel aber sein wird und ob er überhaupt stattfindet, ist derzeit noch ungewiss. Gemäss Daniel Gerstgrasser gilt es, zu bedenken, dass Skandinavienhochs äusserst hartnäckige Gebilde sind. Eine weitere Verlängerung des stabilen Hochdruckwetters wäre also auch möglich.
Tinu (Männedorf ZH, 422 m ü. M)
Gewitter und Sturm = erhöhter Pulsschlag
Föhn-fasziniert