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temp und taupkt
Verfasst: Fr 4. Feb 2005, 18:34
von Michael (Dietikon)
@Christoph: Gutes Argument! Was mich immer noch etwas stutzig macht, ist die Luftdruckkurve. Dort sieht man, dass mit beginnenden Luftdruckanstieg noch gar nichts passiert. Weder Windrichtung, noch Temperatur reagieren. Erst mit einer gewissen Verzögerung folgt ein Temp.anstieg und Abfall des Taupunkts. Gut, man könnte argumentieren, dass die postfrontale Subsidenz erst mit einer gewissen Anstand zur Front wirksam wird. Was wäre allerdings, wenn sich die sehr kalte Luftschicht nur noch in Bodennähe halten konnte, während in der Höhe bereits etwas wärmere Luft eingeflossen ist.
Zum Vergleich sind hier noch meine Daten:
Die Kaltfront geht m. E. um 08:00 durch, der markante Temperaturanstieg findet erst 2.5 Stunden später statt. Hinter der Front passiert fast nichts, ausser dass der Wind abflaut.
Gruss, Michael
- Editiert von Michael (Untersee) am 04.02.2005, 21:14 -
temp und taupkt
Verfasst: Fr 4. Feb 2005, 18:38
von Alfred
@Christian, hoi
Für GSF liegt Schlieren schon im Staubereich, weil es die Topografie,
wie sie tatsächlich ist, zuwenig berücksichtigt (ist halt ein Global-
modell). Das ganze Schweizer Mittelland wird zu hoch berechnet, wie
kann es dann den tiefen Westwind der duch das Mittelland bläst, berück-
sichtigen.
Grüsse, Alfred
[hr]
temp und taupkt
Verfasst: Fr 4. Feb 2005, 18:43
von Christian Schlieren
Hoi Alfred
Ja so ist dass :=( Aber NMM hatte auch recht viel niderschlag drinn gehabt

Tja ich nach wie vor der ansicht dass dass ein
"Scheiss Tag" war

Tja dich hats warscheinlich gefreut

Es giebt halt immer Gewinner und verlierer.
Und heute hab ich Gewonnen. Den ich fahre in einer Stunde nach Davos.
[hr]
Gruss Christian schlieren
temp und taupkt
Verfasst: Fr 4. Feb 2005, 18:52
von Alfred
Hoi Christian, du Glückspilz
Die Topografie von GSF
http://www.sturmforum.ch/forum_uploads/ ... 184957.arl
Viel Vergnügen
Grüsse, Alfred
[hr]
temp und taupkt
Verfasst: Fr 4. Feb 2005, 19:22
von Christoph Siegrist
@Michael: Nein, schlechtes Argument (also das von mir). Habe ja oben mal geschrieben, dass wir die beiden Ereignisse (9z und 13z) trennen. Daher darf ich dann natürlich nicht sagen, dass die Temperatur am Nachmittag tiefer als am Morgen sei! So gesehen kann der Morgen ein Warmfrontokklusion sein, der Nachmittag dann eine Kaltfront.
Gruess,
Christoph
temp und taupkt
Verfasst: Fr 4. Feb 2005, 22:28
von Michael (Dietikon)
Also ich würde bei den Schauern am Nachmittag auf Rückseitenwetter tippen. Da Graupelschauer dabei waren, zumindest in Zürich, gehe ich davon aus, dass es sich um einen Schwall Höhenkaltluft gehandelt hat. Graupel ist jedenfalls schon ein deutliches Indiz für etwas hochreichendere Konvektion. Möglicherweise war die vordere Schauerlinie mit etwas stärkerer Konvergenz gekoppelt. Die Abkühlung am Boden nach der Schauerlinie scheint mit durch verminderte Einstrahlung und Niederschlagsabkühlung verursacht worden zu sein.
Hierzu habe ich noch eine kurze Animation erstellt. Man sieht z. B. am Feldberg, dass die "obere" Kaltfront nach 8 Uhr und beim Chasseral nach 10 Uhr durchzieht. Auf dem Säntis tritt um 9 Uhr eine kurze Erwärmung ein, danach kühlt es mit etwas Verzögerung weiter ab als zuvor. Das könnte jedoch mit der Höhenkaltluft zusammenhängen. Tiefere Station, wie Chasseral und Feldberg zeigen auch tiefere Temperaturen als vor dem Frontdurchgang. Die einfliessende Höhenkaltluft sieht man am Jungfraujoch sehr schön.
Fazit: Ich denke, dass die Kaltluftschicht ab der Vorderseite der Kaltfront wesentlich flacher war, aber kälter war als die nachfolgende Kaltluftmasse. Diese war jedoch wesentlich hochreichender, was am Nachmittag zu den Graupel- und Schneeschauern führte.
Gruess, Michael
P.S. Naja, sobeben ist mir aufgefallen, dass das irgendwie auch nicht so recht mit der WF-Okklusion-Theorie zusammenpasst. Zumindest am Boden hat sich nach der Front eine Erwärmung eingestellt, aber diese könnte ja auch allein durch Subsidenz verursacht worden sein.
- Editiert von Michael (Untersee) am 05.02.2005, 19:27 -
temp und taupkt
Verfasst: Fr 4. Feb 2005, 22:50
von Markus Pfister
Hallo,
hier noch ein schönes Beispiel einer richtig saftigen Warmfront, wie sie
am 13. Januar 2004 bei uns durchgezogen ist. Ausgangslage ist 00z des 13.,
wo sich von Westen her die Warmfront der Schweiz nähert. Bracky-Analyse:
Und hier die zugehörigen Messwerte der Statione Hönggerberg. Bitte achtet
besonders auf zwei Sachen:
1) Temperatur UND Taupunkt steigen beide deutlich an mit der Warmfront,
wobei die Temperatur zu Beginn infolge Niederschlagsabkühlung noch etwas
gedrückt wird.
2) Der Wind weht um 0z aus 270°, dreht mit der Annäherung der Warmfront
runter auf 190° (was Bjerknes leider weggelassen hat), dreht beim Eintritt
in den Warmsektor auf 240° und dreht an der Kaltfront um 22z wieder nach
270° zurück.
Ah ja, und noch etwas Drittes: Im Warmsektor drin beginnt ein schwerer
Sturm mit turbulenter Durchmischung, was sich in einer Zunahme des Spreads,
also der Differenz Temperatur-Taupunkt auswirkt. Das ist meiner Meinung
nach KEIN Luftmassenwechsel um 15z, sondern zunehmende Durchmischung
innerhalb des Warmsektors.
Gruss
Markus
- Editiert von Markus Pfister am 04.02.2005, 23:00 -
temp und taupkt
Verfasst: Fr 4. Feb 2005, 23:07
von Michi, Uster, 455 m
Also nochmals ein paar Ergänzungen zu meiner meinung ganz am Anfang: Dass der Druck nicht markant angestiegen ist am Vormittag kann gut auch damit zu tun haben, weil postfrontal grosse Aufhellungen aufgetreten sind und deshalb auch eine Erwärmung (subsidenz + sonneneinstrahlung) eingetreten ist. definitiv verwerfen kann man den fall mit der warmfront am vormittag und erst sowieso kaltfront am Nachmittag (dafür habe ich kein Argument), denn der taupunkt würde in den unteren schichten nach einer warmfront nicht so markant ansteigen. Warmfrontokklusion passt am besten für den Vormittag, der Nachmittag müsste man als Konvergenz mit der Höhenkaltluft bezeichnen (Graupelschauer).
gruss
Michl, Uster
temp und taupkt
Verfasst: Fr 4. Feb 2005, 23:21
von Michael (Dietikon)
@Michl: Bin mir nicht mehr sicher, ob es eine Warmfrontokklusion war. Das was Christoph sagt, muss man schon beachten. Hinter der Front sind die Temps tiefer (z. B. auf den höhergelegenen Stationen Feldberg und Chasseral) als vor der Front. Möglicherweise war es doch eine Kaltfrontokklusion und die postfrontale Subsidenz hat alleine für die Erwärmung am Boden gesorgt. Vielleicht ist gerade deswegen dieser Fall so untypisch. Kaltfrontokklusionen sind im Winter eher selten.
Gruss, Michael
P.S. Meine Stationsdaten zeigen ja auch den Durchgang einer Art Bodenkaltfront und nicht einer "oberen" Kaltfront, sonst gäbe es keine Winddrehung und der Druckanstieg wäre weniger stark.
- Editiert von Michael (Untersee) am 04.02.2005, 23:31 -
temp und taupkt
Verfasst: Sa 5. Feb 2005, 17:15
von Michael (Dietikon)
Der Vollständigkeit halber hier noch ein paar Sätze von Liljequist zur Kaltfrontokklusion:
Wenn die Kaltluft an der Vorderseite der Zyklone wärmer als die Kaltluft an der Rückseite ist, entsteht eine Kaltfrontokklusion. In diesem Fall dringt die Rückseitenluft keilförmig unter die wärmere Vorderseitenluft ein, gleichzeitig wird die Warmluft von der Erdoberfläche abgehoben. An der Erdoberfläche entsteht zwischen Vorder- und Rückseitenluft eine Front mit Kaltfrontcharakter, die eigentliche Okklusion. In höheren Schichten bildet sich eine obere Warmfront aus, die auf der ursprünglichen Kaltfrontfläche liegt, d. h. hinter der Okklusion.
Die Warmluft strömt die Warmfrontfläche hinauf, d.h. in das Gebiet vor der oberen Warmfront; außerdem erfolgt eine Hebung der Vorderseitenkaltluft im Gebiet beim Böenkopf der Kaltfrontokklusion. Das Niederschlagsgebiet ist daher auf das Gebiet zu beiden Seiten der Okklusion konzentriert, liegt aber doch im wesentlichen vor ihr.
Das Wolkensystem der Kaltfrontokklusion weicht nicht wesentlich von dem ab, das man an einer Kaltfront 1. Art findet. Hinter der oberen Warmfront folgt gewöhnlich ein rasches Aufklaren, ehe die typischen konvektiven Wolkenformen der Kaltluftmasse aufkommen. Da die nachfolgende Kaltluft tiefere Temperaturen als die verdrängte hat, entsteht eine besser entwickelte Konvektion als hinter der Warmfrontokklusion. Die Kaltluft der Rückseite ist daher durch aufgetürmte Cumulus- und Cumulonimbuswolken mit Regen- oder Schneeschauer charakterisiert. Es treten an der Okklusion Winddrehung und Isobarenknick auf. Luftdruckfall geht der Okklusion voraus, Luftdruckanstieg folgt ihr.
Das schematische Bild der Struktur der Okklusion, das dargelegt wurde, war vielfach der Kritik ausgesetzt. Z. B. wurde eingewendet, daß man in aerologischen Vertikalschnitten (z.B. in Schnitten ähnlich Bild 23-15) das Modell nicht gefunden hätte. Es ist aber das aerologische Stationsnetz sehr weit, und Studien der Frontstruktur sind zum Teil subjektiv. Es ist also zu bedenken, daß die Struktur der Okklusion vielleicht nicht ganz mit dem oben Gesagten übereinstimmt. Ferner muß man sich klar sein, daß Vertikalbewegungen, die nicht nur reine Aufgleitbewegungen an den Frontflächen sind, einen Teil der Niederschläge, die im Zusammenhang mit einer Zyklone auftreten, verursachen.
...und noch ein Zusatz zur Warmfrontokklusion.
Gruss, Michael