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Erdbeben in Japan. 9.0 Kernschmelze! Super Gau!

Alles zu (Un)wetter, übriges Europa und weltweit
Christian Schlieren
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Re: Erdbeben in Japan. 9.0 Kernschmelze! Super Gau!

Beitrag von Christian Schlieren »

Hoi zäme

Ich habe auf 20min noch einen herzergreifenden artikel über einen alten man gefunden.

http://www.20min.ch/news/dossier/japanb ... --31467073

Die Szenen die sich in den Katastrophengebieten abspielen könten aus den schlimmsten Endzeit Filmen aus Hollywood stammen, es ist brutal wie ganze Landstriche auch Wochen nach der "apokalypse" noch von der Umwelt abgeschnitten sind, als stände die Zeit seit dem Tsunami still, und das in einem der Hochentwikeltesten Länder der Welt.

Gruss
Christian Schlieren bei Zürich 393 M.ü.M

Urbi

Re: Erdbeben in Japan. 9.0 Kernschmelze! Super Gau!

Beitrag von Urbi »

Zitat

Japan nach der Katastrophe

Schutt, so weit das Auge reicht

10.04.2011, 17:45

Christoph Neidhart, Minamisanriku

Nichts ist geblieben: Auch vier Wochen nach der Katastrophe in Japan kämpfen sich viele Menschen in den Tsunami-Gebieten noch durch einen provisorischen Alltag in Notunterkünften. Die Aufräumarbeiten werden noch Monate dauern.


Auf und ab schlängelt sich die Straße durch den Kiefernwald, an kleinen Bauernhäusern und Bambushainen vorbei. Und hinter der nächsten Kurve öffnet sich die Hölle. Der Rumpf eines Fischkutters liegt seitlich am Straßenrand, im Bachbett vermodern zertrümmerte Häuser; überall liegen zerquetschte Autos, einige hängen am Waldrand verkeilt in den Bäumen. Schutt, so weit das Auge reicht, auch vier Wochen nach dem Tsunami noch. Menschen sieht man zuerst keine. Einzelne Autos fahren im Schritttempo durch die freigeschaufelt Pfade. Ein Möwenschwarm kreischt über dem bisherigen Fischerstädtchen Shizugawa, dem Ortskern von Minamisanriku.

Das Wasser, das der Tsunami zurückgelassen hat, ist versickert - aber das ganze Tal riecht noch wie der Strand bei Ebbe.

Etwa die Hälfte der 17.000 Bewohner von Minamisanriku sind tot oder werden vermisst. Die Überlebenden hausen seit vier Wochen in Notunterkünften. Das Leben hat sich aus Shizugawa zurückgezogen. Nur über der Linie der Zerstörung, die der Tsunami in die Hänge gekerbt hat, scheint alles normal. Aus dem ehemaligen Ortskern ragen die Skelette einiger Gebäude, das Krankenhaus von Minamisanriku steht noch da, allerdings verwüstet, das Wasser reichte bis unters Dach.

Nichts ist geblieben. Am kaputten Hafen von Shizugawa brennen Scheiterhaufen; drei Feuerwehrleute sitzen in ihrem Wagen und passen auf. Für Metallmöbel, Kühlschränke und Fernseher sah man auf der Herfahrt eine Sammelstelle, ein Lkw transportierte Autowracks ab. Aber noch weiß niemand, wie Japan etwa 80 Millionen Tonnen Müll entsorgen soll.

Vom Bahnhof ist nur der Parkplatz geblieben. Unweit davon liegt ein Postkartenalbum im Sand, eine Großmutter hat die Neujahrsgrüße ihrer Enkel und von Bekannten aufbewahrt. Weiter hinten ein aufgeweichter Teddybär, eine zerschlagene Kloschüssel. Draußen auf der Bucht schwimmen viele Schuttinseln. Die Leichen sind geborgen, an diesem Samstag sieht man keine Überlebenden mehr, die Trümmer durchsuchen.

Nur Soldaten arbeiten sich durch den Schutt, sie bergen wertvolle Gegenstände, vor allem Erinnerungsstücke. Freiwillige reinigen diese dann, sortieren sie und suchen ihre Eigentümer. Vor einigen Tagen haben sie einige Schulranzen in eine Notunterkunft gebracht, Familienfotos, Taschen. Wenn die Soldaten fertig sind, wird die Parzelle jeweils für die Bagger freigegeben.

Wo ein Städtchen war, ist jetzt Brachland

Im Nachbarort Tokura ist diese Arbeit fast abgeschlossen; wo das Städtchen war, ist jetzt Brachland. Aber bis die ganze lange Küste so aufgeräumt ist, wird es Monate dauern. Auf der Straße nach Tokura hoch über der Küste passiert man ein sauberes Schild: "Bis hier kann ein Tsunami das Land überschwemmen." So hoch stiegen die Wellen diesmal nicht. Man rechnete in Minamisanriku mit einem Killer-Tsunami. Und baute Sperren. Aber das Meer hat sie einfach weggeschoben oder zertrümmert.

Auf einer Anhöhe hinter Shizugawas Hausberg Tennosan fanden nach dem Tsunami 1500 Menschen in der Sporthalle eine Notunterkunft. Frierend harrten sie aus; ohne Strom, ohne Heizung, fast ohne Lebensmittel und ohne Benzin. Abgeschnitten. Die japanische Armee habe, anders als die amerikanische, Helikopterflüge nur zur Rettung, aber nicht zur Versorgung geflogen, weiß hier jemand. Die Bürokraten in Tokio hätten das nicht erlaubt.

Was ist das für ein Land, das einen Killer-Tsunami live aus dem Hubschrauber im Fernsehen überträgt, aber keine Hilfsflüge gestattet, wenn die Menschen hungern? Inzwischen stehen auf dem Vorplatz der Sporthalle zwei Satelliten-Übertragungswagen, Minamisanriku ist in Japan eine große "Story". Auf einem Großbildschirm flackert eine Seifenoper; ein Jahrmarktstand gibt Kindern Zuckerwatte aus, ein Musiker spielt auf. Strom gibt es immer noch nicht, seit dem starken Nachbeben vorige Woche in der ganzen Region nicht. Aber eine Telefongesellschaft hat Lade-Generatoren aufgestellt.

Zwei Drittel der Obdachlosen aus der Halle sind inzwischen in vorerst dauerhafte Provisorien in Städtchen 20 bis 30 Kilometer hinter der Küste verlegt worden. Bis im September ihre Nothäuser gebaut sind, sollen sie dort bleiben. Manche zögern, das zu akzeptieren. Die Menschen an der Küste haben mit dem Rücken zum Land gelebt, die Menschen im Inland ohne Blick für die Küste. "Nach Kurihara", sagt ein alter Mann über ein 30 Kilometer entferntes Städtchen, "das ist mir fremd. Was soll ich dort?" In der Halle gefällt es ihm aber auch nicht. Wie er wollen drei Schulabgänger nicht weg, sie hätten dieses Frühjahr Stellen bei Fischerei-Betrieben antreten sollen, aber die Firmen sind im Tsunami verschwunden.

Auf den Tennisplätzen der Sportarena ist ein Container-Rathaus aufgebaut worden. Die Stadtverwaltung ist in den Fluten verschwunden; und mit ihr das Familienregister, das Steuerregister und allen andern, auch die historischen Dokumente. Auch eine Post gibt es jetzt im Container, und Büros der Firma, die Notunterkünfte baut. Dahinter hat die Armee ihre Zeltstadt errichtet.

Mitten im Getümmel hinter der Sporthalle steht ein israelischer Reserve-Oberstleutnant, Ofer Merin, im Zivilberuf Herzchirurg. Er leitet eine israelische Feldklinik, das einzige Ärzteteam aus dem Ausland. Ausländer dürfen in Japan keine japanischen Patienten behandeln, Tokio lehnte ärztliche Hilfsangebote ab. Isamu Sato, der Bürgermeister von Kurihara, wehrte sich dagegen - und setzte sich durch.

Er war als Jugendlicher in einem Kibbuz. Erdbeben-Verletzungen hätten sie kaum behandelt, erst nach dem Nachbeben vorige Woche ein paar, erzählt Merin. Ein Tsunami hinterlässt keine Verletzten. Sie versuchen, den Menschen in den Notunterkünften und in den Häusern die normale Versorgung zu bieten. Denn alle Kliniken der Umgebung sind zerstört, die Irrealis haben das einzige funktionierende Labor der Region.

"Die zweite Phase der Katastrophenhilfe geht zu Ende"

Auf Veranlassung des Gynäkologen Moshe Pinkert rekonstruierte die überlebende Hebamme von Minamisanriku eine Liste der schwangeren Frauen; auch ihre Unterlagen sind verloren. Zusammen suchten sie diese in den Notunterkünften und Häusern auf. Die Frauen hatten seit dem Tsunami keinen Arzt mehr gesehen, zwei waren Risiko-Schwangerschaften. "Zu einem ausländischen Gynäkologen Vertrauen zu haben, ist etwas anderes, als wegen eines Beinbruchs zum Arzt zu gehen", sagt Pinkert.

Andere Ärzte im Team sind weniger glücklich: Die Japaner würden nie eine Zusatzinformation zu einer Antwort geben, sagt einer. Und die japanischen Ärzte in der Unterkünften hätten ihnen wenige Patienten überwiesen. Merin ist beeindruckt vom Durchhaltewillen der Opfer, von der Tapferkeit.

Die Überlebenden dürften ahnen, dass ihnen, wenn der Rummel um sie vorbei ist, kaum mehr geholfen ist. Das japanische Rote Kreuz hat bekanntgegeben, es zahle jedem, der einen engen Angehörigen oder sein Haus verloren habe, 360.000 Yen, etwa 3000 Euro. Damit kann sich niemand eine neue Existenz aufbauen. Man hätte das schon anders erwartet von einem Land wie Japan, meint ein israelischer Arzt. "Die zweite Phase der Katastrophenhilfe geht zu Ende", sagt Ofer Merin. Sein 55-köpfiges Team wird diese Woche nach Israel zurückkehren. Die Klinik mit dem einzigen Labor für die Region und einer Röntgenanlage lässt es japanischen Kollegen zurück.

sueddeutsche.de



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Urbi


Urbi

Re: Erdbeben in Japan. 9.0 Kernschmelze! Super Gau!

Beitrag von Urbi »

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Die langsame, aber sichere Katastrophe

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Schweres Nachbeben in Japan

Evakuierungszone auf 30 Kilometer ausgeweitet

Die japanische Regierung weitet die Evakuierungszone rund um die Atomruine Fukushima nach wochenlangem Zögern nun doch aus. Am Montag gab es ein neuerliches Nachbeben der Stärke 7,1. Der japanische Botschafter in Berlin fordert ein Nachdenken über die Alternativen der Atomenergie.

http://www.faz.net/s/RubB08CD9E6B087466 ... ntent.html


Bild für Bild : Evakuierungszone auf 30 Kilometer ausgeweitet

Video:

Der Chef des Atomkonzerns Tepco bittet die Bevölkerung um Verzeihung.

http://www.faz.net/s/Rub0D783DBE76F14A5 ... ~SMed.html

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Da passt es gut ins Bild, dass sich Shimizu ausgerechnet eine Schweigeminute für seine Rückkehr in die Öffentlichkeit aussuchte. Viel mitzuteilen hat der Boss des größten japanischen Energieversorgers nämlich nicht. "Wir haben die Öffentlichkeit und die Menschen in der Präfektur Fukushima in eine große Notlage gebracht, verursacht durch die Probleme des Atomkraftwerks", wird Shimizu in der Zeitung "Mainichi Daily News" zitiert. "Ich möchte mich nochmals zutiefst dafür entschuldigen."

Dabei belässt es der Top-Manager. Antworten auf die zahllosen Fragen der japanischen und internationalen Öffentlichkeit sowie der Menschen in der Katastrophenregion rund um das betroffene AKW gibt es nicht. Wie so oft in den vergangenen Wochen. Systematisch schweigt Tepco zu all dem, was in der Kraftwerksruine von Fukushima tatsächlich passiert. Informationen gelangen nur zögerlich an die Öffentlichkeit - wenn überhaupt.


http://www.spiegel.de/panorama/0,1518,756392,00.html


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Japan erwägt höchste Einstufung von Atomstörfall

Japan prüft offenbar, die Gefahr des Atomstörfalls in Fukushima auf die höchste Stufe und damit auf die gleiche Stufe wie Tschernobyl anzuheben. Das berichtete die japanische Nachrichtenagentur Kyodo am Dienstag (Ortszeit) ohne nähere Angaben zu machen.

http://www.tagesanzeiger.ch/mobile/ausl ... index.html

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Die Atomaufsicht vermute, dass die Menge des freigesetzten radioaktiven Materials für mehrere Stunden die Grenze von 10.000 Terabecquerel überschritten habe. Damit müsste der Unfall mit der Reaktorkatastrophe von Tschernobyl gleichgesetzt werden, der ebenfalls mit 7 bewertet wurde - der höchsten Stufe auf der Skala.

Die Reaktoren in Fukushima sind auch vier Wochen nach dem schweren Erdbeben und Tsunami nicht unter Kontrolle. Japan hatte am Montag angekündigt, weitere Gebiete evakuieren zu lassen. Am Montag - genau einen Monat nach der Katastrophe - erschütterte ein weiteres Erdbeben Japan und löste neue Probleme in Fukushima Eins aus. Der neue Erdstoß mit der Stärke 7,0 unterbrach die Stromversorgung des Atomkraftwerks. Die Kühlung der kritischen Reaktoren 1 bis 3 fiel für 50 Minuten aus. Das Abpumpen radioaktiv verseuchten Wassers aus der Anlage verzögerte sich. Auch das Einleiten von Stickstoff zur Verhinderung von Wasserstoffexplosionen wurde gestoppt.


http://www.spiegel.de/panorama/0,1518,756412,00.html

http://www.spiegel.de/thema/fukushima/
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Bild

spiegel.de Fotostrecke: 21 Bilder
http://www.spiegel.de/panorama/0,1518,756373,00.html

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Urbi
Zuletzt geändert von Urbi am Di 12. Apr 2011, 05:46, insgesamt 5-mal geändert.

Urbi

Re: Erdbeben in Japan. 9.0 Kernschmelze! Super Gau!

Beitrag von Urbi »

Hysplit Trajektorien

Lauf:
11-04-1800 utc

start 11-04--1800
+ KMZ
+ GIF

start 13-04--0300
+ KMZ
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start 14-04--1200
+ KMZ
+ GIF

Bild

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«Hätte ich abgelehnt, wäre ich entlassen worden»

Rund 700 Rettungsarbeiter versuchen tagtäglich, die Lage im Unfallreaktor von Fukushima in den Griff zu bekommen. In japanischen Medien haben sie nun ihren Alltag geschildert. Klar wird: Die Lohnbedingungen sind nicht für alle gleich...


tagesanzeiger.ch

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Tokio - Neue Schreckensmeldungen aus Japan: Das Land ist am Dienstag erneut von starken Nachbeben erschüttert worden. Die Erdstöße der Stärke 6,3 haben sich laut der japanischen Meteorologiebehörde in der Präfektur Fukushima ereignet. Die Arbeiter in dem Krisen-AKW Fukushima I wurden aufgefordert, sich in Sicherheit zu bringen. Das Erdbeben ließ auch Gebäude in der japanischen Hauptstadt Tokio schwanken. Das Zentrum lag in nur zehn Kilometern Tiefe. Eine Tsunami-Warnung wurde zunächst aber nicht herausgegeben.

Zuvor hatte es bereits ein Nachbeben der Stärke 6,4 gegeben. Dabei brach ein Feuer in dem Atomkraftwerk Fukushima aus, meldete Betreiber Tepco. Es habe aber gelöscht werden können. Es gab keine Berichte über Verletzte.

Das Desaster in dem AKW ist so gravierend, dass die japanische Atomaufsichtsbehörde (Nisa) die Gefahr des Atomstörfalls jetzt auf die höchste Stufe angehoben hat. Das Unglück hat damit die Einstufung 7 und gilt als "katastrophaler Unfall". Bislang war nur Tschernobyl in diese Kategorie eingestuft worden. Der Störfall im amerikanischen AKW Harrisburg, bei dem es ebenfalls zu einer Kernschmelze im Reaktor gekommen war, wurde auf der Skala bei 5 eingestuft.

http://www.spiegel.de/wissenschaft/tech ... 20,00.html

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Japan: Augenzeugenberichte —Als wäre das Weiterleben unmöglich

Die Stadt Iwaki ist zerstört von Erdbeben und Tsunami, die Menschen mussten die Region verlassen - auch wegen des Strahlenrisikos aus Fukushima. Wie meistern sie nun ihren Alltag? Vier Einwohner von Iwaki erzählen aus ihrem Leben nach der Dreifachkatastrophe.

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Gruss
Urbi
Zuletzt geändert von Urbi am Di 12. Apr 2011, 12:48, insgesamt 1-mal geändert.

Urbi

Re: Erdbeben in Japan. 9.0 Kernschmelze! Super Gau!

Beitrag von Urbi »

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Zitat:

"Das schmeckt sehr lecker"

Katastrophenregion Fukushima
Japans seltsame Atom-Show

Von Jens Witte
AKW-Desaster Fukushima: Kein Ende in Sicht
Fotostrecke: 17 Bilder
AFP

Japan bewertet die Atomkatastrophe in Fukushima jetzt mit der höchsten Gefahrenstufe - das entspricht Tschernobyl-Niveau. Trotzdem versucht die Regierung, mit plumpen PR-Aktionen Optimismus zu verbreiten: Sprecher Edano beißt beherzt in Erdbeeren und Tomaten aus der verstrahlten Region.


Hamburg - Eiji Konno züchtet schwarze Wagyu-Rinder. Sein Hof liegt etwa 30 Kilometer nordwestlich der AKW-Ruine Fukushima I - und damit genau an der Grenze zur freiwilligen Evakuierungszone. Dort war Anwohnern angeraten worden, ihre Häuser wegen der erhöhten radioaktiven Strahlung nicht mehr zu verlassen. "In meinen Ohren klingen die Rufe meiner Rinder wie die Bitte, sie endlich zu erlösen", klagte der 60-Jährige der Zeitung "Mainichi Shimbun" sein Leid.

Obwohl der Verkauf von Rindfleisch nicht beschränkt ist, ( ? ) macht sich Konno Sorgen um das negative Image, das Nahrungsmitteln aus Fukushima nun anhaftet. Der Landwirt hat 18 erwachsene Tiere der edlen Rinderrasse sowie 14 Kälber. Vier von ihnen kamen nach dem verheerenden Beben vom 11. März auf die Welt.

Wie wird es nach der Katastrophe weitergehen? Diese Frage stellen sich die Bauern der Region derzeit. Viele Menschen in der Provinz Fukushima leben von der Landwirtschaft. Mehr als 80.000 Bauern gibt es in der Region. Sie ist ein Zentrum des Getreideanbaus. Bei der Reisproduktion liegt sie in Japan auf Platz vier.

Für Viehzüchter Konno ist klar, dass seine Rinder wahrscheinlich keinerlei Warenwert mehr besitzen. Er sieht seine Existenz gefährdet. "Stets erfolgen die Maßnahmen zu spät, und am Ende sind wir Bewohner die Leidtragenden", sagt er verbittert. Seit der Katastrophe habe er 18 Kilo abgenommen und sein Blutdruck sei gestiegen. "Auch meine Kühe werden immer dünner. Die Strahlenwerte sind täglich anders, aber ich will ihnen wenigstens bis zum Schluss etwas Gutes zu futtern geben", sagt Konno. Und so fährt er weiter zu den Stallungen, um seine Tiere zu versorgen - jeden Tag, von morgens bis abends.

PR-Event "Auf geht's Iwaki!"

Auch an diesem Dienstag, als Japans Behörde für atomare Sicherheit das Unglück im havarierten Atomkraftwerk Fukushima auf der maximalen Stufe 7 der internationalen Unfallskala einordnete - und damit auf dieselbe Ebene wie die Katastrophe von Tschernobyl stellte, fuhr Konno zu seinen Tieren. Zuvor hatten Nachbeben Japans Nordosten erneut stark erschüttert.

Gemüse und Obst aus der betroffenen Region sind laut Greenpeace hoffnungslos verstrahlt. Doch solche Bedenken versucht die japanische Regierung zu zerstreuen. So wird in Tokio mit dem zweitägigen PR-Event "Auf geht's, Iwaki!" für das Gemüse aus der vom AKW-Störfall betroffenen Region geworben. Regierungssprecher Yukio Edano trat am Dienstag gemeinsam mit der beliebten Comedian Shizu-chan auf - und biss beherzt in eine Tomate aus Iwaki.

Auch bei Erdbeeren langte er zu: "Sie sind sehr süß und lecker!", schwärmte Edano. Damit warb er für die Produkte aus der Provinz Fukushima und forderte die Besucher auf, die "voller Leidenschaft hergestellten Lebensmittel" zu konsumieren und so die betroffenen Gebiete zu unterstützen. Dabei scheint er sich möglicher Schwächen der angepriesenen Lebensmittel durchaus bewusst zu sein. "In keinem Supermarkt der Welt gibt es ausschließlich sichere Lebensmittel", sagte Edano, der auch für seine Familie Gemüse und Obst aus Fukushima einkaufte.

Und die bizarre Aktion mit einem eigens dafür eingerichteten Markt scheint offenbar Erfolg zu haben: "Die Produkte vom Bauernhof wurden innerhalb einer Stunde gekauft", freute sich der Vertreter der Stadt Iwaki, Hiroyuki Watanabe, die die Aktion organisiert hatte. Alle angebotenen Obst- und Gemüsesorten seien getestet worden, um sicherzugehen, dass sie nicht radioaktiv belastet sind.

Die 25-jährige Reira Shimada gab zu, "etwas beunruhigt" zu sein. "Aber diese Bauern haben sich so bemüht, dieses Gemüse anzubauen", sagte Shimada und erklärte, es auch ihrer einjährigen Tochter zum Essen geben zu wollen.

"Das ist alles sehr schmerzvoll"

Doch betroffene Bauern selbst zweifeln offenbar an der Unbedenklichkeit ihrer Produkte. Hideo Takahashi baut seit 30 Jahren in dem japanischen Dorf Iitate Brokkoli an. Seit mehreren Generationen bestellt seine Familie hier im Nordosten das Land. Doch nun ist alles anders: Iitate liegt 40 Kilometer vom zerstörten Atomkraftwerk Fukushima entfernt. Dieses Jahr wird Takahashi keinen Brokkoli ernten. Er und einige seiner Kollegen haben sich dagegen entschieden, denn im Boden ihres Dorfs wurden hohe Werte radioaktiven Cäsiums entdeckt. "Ich weiß nicht einmal, was morgen oder in einem oder in zwei Jahren mit uns passieren wird. Das ist alles sehr schmerzvoll", sagt Takahashi.

Selbst Japans Ministerpräsident Naoto Kan hatte die Provinz Fukushima im März aufgefordert, kein Gemüse und keine Rohmilch mehr zu verkaufen. Die Behörden hatten hohe Strahlenwerte in den Produkten gefunden. Sie warnten davor, Blattgemüse zu essen. Erst am vergangenen Freitag hoben die Behörden das Verkaufsverbot für einzelne Feldfrüchte aus bestimmten Gebieten auf. Am selben Tag erweiterte China allerdings wegen möglicher radioaktiver Belastung sein Einfuhrverbot für bestimmte Lebensmittel aus Japan. Die Europäische Union hat bisher keine Informationen, dass radioaktiv kontaminierte Lebensmittel aus Japan nach Europa gelangt sind.

Takahashi macht sich Sorgen, doch er will in Iitate bleiben. "Ich habe noch nie darüber nachgedacht, diesen Ort zu verlassen." Ratlos ist auch sein Kollege Saichi Sato: "Unsere Familie hat eine derartige Krise noch nie erlebt", so der Bauer, der seinen Betrieb in der 17. Generation führt. Sato baut Reis, Spinat, Tomaten und weitere Gemüsesorten an. Er beschäftigt sich mit ökologischer Landwirtschaft. "Ich versuche, mich zu beruhigen und weiterzumachen." Die Regierung hat Entschädigungen für die Verluste versprochen. Doch manche Bauern sind misstrauisch. Der Viehhalter Yukio Kanno vermutet: "Sie werden es sich nicht leisten können, so vielen Bauern und Milchproduzenten Geld zu geben."

"Auf geht's, Iwaki!" ist nicht die einzige PR-Aktion für landwirtschaftliche Produkte aus dem Katastrophengebiet. Die Kantine des Ministeriums für Arbeit, Gesundheit und Wohlfahrt hat an diesem Dienstag Gemüse aus der Präfektur Fukushima auf dem Speiseplan, um die Landwirtschaft dieser Region zu unterstützen. Auf den Teller kamen Gurken, Tomaten, Lauch und Mitsuba - Gemüsesorten, die derzeit keinerlei Ausfuhrbeschränkungen unterliegen.

"Das schmeckt sehr lecker"

Arbeitsminister Ritsuo Hosokawa, der kurz nach 12 Uhr zum Mittagessen erschien, wählte "Saures Geschnetzeltes vom Schwein" mit Tomaten und Gurken. Er wirkte laut Nachrichtenagentur Jiji begeistert: "Das schmeckt sehr lecker, und es wäre schön, wenn wir noch mehr auf dem Speiseplan hätten."

Das Ministerium für Inneres und Telekommunikation gab bekannt, ab Mittwoch eine ähnliche Kampagne zu starten. Dann soll vermehrt Gemüse aus den Präfekturen Fukushima, Ibaraki, Tochigi, Gunma und Chiba, die allesamt unter den Ausfuhrbeschränkungen leiden, auf den Speiseplan der Kantine - um die Sicherheit dieser Nahrungsmittel zu propagieren.

Auch in der freien Wirtschaft sind diese Woche einige ähnliche Aktionen gestartet. So will der Landwirtschaftsmaschinen-Hersteller Kubota für seine Kantinen in insgesamt 13 Filialen vermehrt Gemüse und Reis aus Fukushima, aber auch anderen betroffenen Präfekturen wie Ibaraki verwenden.

Doch nicht alle schwenken auf diese Linie ein: Die Lebensmittelkonzerne Kagome sowie DelMonte Japan wollen laut "Mainichi Shimbun" keine Tomaten aus Fukushima mehr für ihre Dosenprodukte verwenden. Wie am Montag bekannt wurde, planen die Unternehmen, von ihren Verträgen mit den örtlichen Produzenten zurücktreten. Es wird davon ausgegangen, dass dies eine Reaktion auf die radioaktive Verstrahlung bestimmter Gemüsesorten ist. "Das ist sehr schade, zumal Tomaten von den Ausfuhrbeschränkungen nicht betroffen sind", kommentierte das Ministerium für Land-, Forst- und Wasserwirtschaft der Präfektur Fukushima diese Entscheidung.

Die Presseabteilung von Kagome erklärte: "Aufgrund der Tatsache, dass die Sicherheit der gesamten Präfektur immer noch nicht garantiert ist und auch wegen der Stromrationierungen mit Produktionsausfällen zu rechnen ist, haben wir uns schweren Herzens zu diesem Schritt entschieden."

Mitarbeit: Rosa Vollmer, mit Material von dpa und AFP


Bild


http://www.spiegel.de/panorama/0,1518,756602,00.html

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Bild

In der japanischen Katastrophenprovinz Fukushima sind stark verstrahlte Shiitake-Pilze gefunden worden. Die Behörden untersagten daher Produzenten aus mehreren Städten, ihre Ware auszuliefern. Noch wenige Stunden zuvor hatte Regierungssprecher Edano für Lebensmittel aus der Region geworben.

http://www.spiegel.de/panorama/0,1518,756671,00.html

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Bildstrecke: Fukushima Rund 700 Rettungsarbeiter versuchen tagtäglich, die Lage im Unfallreaktor von Fukushima ...

Video: Japan warnt vor Panik Die japanische Regierung stuft das Atomunglück von Fukushima nun offiziell als ...

tagesanzeiger.ch
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Der Atomkatastrophe in Fukushima wird nun in einer Gefahrenstufe gesehen wie die Reaktorkatastrophe von Tschernobyl. Japanische Wissenschaftler warnen ihre Regierung in einem Brief vor einer „extrem ernsten Situation“.

„Kein Anlass zu Optimismus“
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Die japanische Regierung hat ein merkwürdiges Verständnis von Aufklärung und Transparenz an den Tag gelegt. Mit einer anrüchigen Alarmierungspolitik und zögerlichen Evakuierungen hat sie ihre Glaubwürdigkeit verloren.

Anrüchiger Alarm

faz.net

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urbi
Zuletzt geändert von Urbi am Do 14. Apr 2011, 07:21, insgesamt 7-mal geändert.

Urbi

Re: Erdbeben in Japan. 9.0 Kernschmelze! Super Gau!

Beitrag von Urbi »

Teilzitat:
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Vertuschen, vortäuschen, verschweigen: Das Versagen der japanischen Atomkraftwerkbetreiber und der Behörden wird mit jedem Tag offenkundiger.



Späte Einsicht

Gesträubt hatte sich die Regierung auch lange gegen eine Neueinstufung der Havarie auf der sogenannten Ines-Skala für Atomunfälle. Bis Kabinettssprecher Yukio Edano am Dienstag bekannt gab, Fukushima werde ab jetzt gleich eingestuft wie Tschernobyl – nämlich als Unfall der Kategorie 7, der höchsten Stufe. Was hat Tokio bewogen, diese Korrektur vorzunehmen? Der Zustand der beschädigten Atommeiler hatte sich in den letzten Tagen nicht verschlechtert.


Speedi ist ein Mess- und Computerprogramm zur Schätzung der tatsächlichen Verstrahlung über längere Zeiträume. Das Kürzel steht für System for Prediction of Environment Emergency Dose Information. Seit der Havarie vom 11. März haben die Behörden für ihre Entscheidungen Speedi konsultiert, sich aber geweigert, die Resultate publik zu machen. Inzwischen veröffentlichte Speedi-Karten bestätigen die schwere Verstrahlung in nordwestlicher Richtung über den 20-Kilometer-Radius; der Südwesten kam glimpflicher davon. Aber warum wird die Evakuierungsorder erst jetzt angepasst?

Bild
Bild: Tages Anzeiger


Das Muster wiederholt sich ständig

Eine Evakuierung hilft, die Verbreitung der Kontamination zu verringern. Sie stoppt den Verkehr in die verstrahlten Orte und verhindert, dass verstrahlte Produkte wie Gemüse in Umlauf geraten. Zudem ist es einfacher, evakuierte Orte und Felder zu dekontaminieren.Die hohe Verstrahlung der ersten Woche rührte von Jod-131 mit einer Halbwertszeit von acht Tagen. Die Nuklearbehörden beruhigten die Öffentlichkeit, die Jod-131-Strahlung klinge binnen weniger Monate ab. Das stimmt.
Erst jüngst räumte sie dagegen ein, dass inzwischen 80 Prozent der Strahlung von Cäsium-Isotopen stammen – mit Halbwertszeiten zwischen 2 und 30 Jahren. Die gegenwärtige Strahlendosis wird somit über lange Zeit ziemlich konstant bleiben. Eine Rückkehr in die Dörfer ist nicht möglich.Die Nuklearbehörden müssen von Anfang an vom hohen Cäsium-Anteil der Kontamination gewusst haben.


Eine Studie der Nuklearfirma Areva warnt, im Abklingbecken von Block 4, das immer noch mit Wasser aus Betonpumpen gekühlt wird, könnte es zur «Kernschmelze unter freiem Himmel» kommen

http://www.tagesanzeiger.ch/ausland/die ... ier_id=885


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Amerikas diskreter Grosseinsatz

Der vom Tsunami verwüstete Flughafen Sendai in Japan ist wieder offen. Die rasche Inbetriebnahme ist einer im Hintergrund operierenden US-Spezialeinheit zu verdanken. Die Diskretion hat ihre Gründe.

Nur drei Tage nach der Katastrophe kamen die ersten US-Fahrzeuge auf dem zerstörten Gelände an, wie die «New York Times» berichtet. Es begann eine immense Aufräumarbeit. In Zusammenarbeit mit den japanischen Behörden beseitigten rund 260 US-Soldaten über 5000 Autos. Zahlreiche Leichen mussten aus den Trümmern geborgen werden. Nur wenige Tage später war der Flughafen Sendai für Militärmaschinen wieder geöffnet.

http://www.tagesanzeiger.ch/ausland/asi ... y/11030609

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Urbi
Zuletzt geändert von Urbi am Mi 13. Apr 2011, 11:18, insgesamt 2-mal geändert.

Denise
Beiträge: 23
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Re: Erdbeben in Japan. 9.0 Kernschmelze! Super Gau!

Beitrag von Denise »

5 Reaktoren mit katastrophalen Unfällen der INES-Stufe 7:
1 x in Tschernobyl, 25. April 1986
4 x in Fukushima, 11. März 2011

Theoretische Wahrscheinlichkeit einer Kernschmelze:
1 mal in 33.300 Jahren

Tatsächliches Auftreten einer Kernschmelze:
9 mal in 65 Jahren, also
1 mal alle 7 Jahre

1,8 % aller kommerzieller Kernkraftwerke haben bisher eine Kernschmelze erlitten.

Alle 22 Monate geschieht ein Unfall in einer kerntechnischen Anlage

30 bekannt gewordene Störfälle in Europa in 40 Jahren bis 2006
30 bekannt gewordene Störfälle in Europa in den Jahren 2007 bis 2011

Mehrfach bestand die Gefahr der Kernschmelze

1166 bekannt gewordene Zwischenfälle in Deutschland seit dem Jahr 2000

quelle: http://www.anti-atom-piraten.de

das zur allgemeinen beunruhigung...

und zur ergänzung noch dieses kleine video:

neulich im AKW Brokdorf (DE)
http://www.youtube.com/watch?v=GzDpG9rB ... re=related

cheerio!


Urbi

Re: Erdbeben in Japan. 9.0 Kernschmelze! Super Gau!

Beitrag von Urbi »

Hysplit Trajektorien

Lauf:
13-04-1800 utc

start 13-04--1800
+ KMZ
+ GIF

start 15-04--0300
+ KMZ
+ GIF


start 16-04--1200
+ KMZ
+ GIF


Bild
ready.arl.noaa.gov

Bild
NILU Norway


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Wetter Strömungsfilm
http://www.meteoblue.com/japan/fukushima_japan.html

Fukushima I Nuclear Power Plant
http://www.meteoblue.com/en_GB/point/fo ... jp/f/51932


_____________

Freitag

Anfangs zeigt sich noch zeitweise die Sonne. Im Tagesverlauf nimmt die Bewölkung allerdings zu und gebietsweise gehen Regenschauer sowie einzelne Gewitter nieder, dies gilt sowohl für Fukushima als auch für die Region um Tokio. In der Nacht auf Samstag überquert eine Kaltfront Japan mit Regen und einer deutlichen Abkühlung. Der Wind weht schwach bis mäßig aus Südost bis Südwest, in der Nacht auf Samstag dreht der Wind zusehends auf West bis Nordwest und wird lebhaft.

© ZAMG-Wien - Mittwoch, 13. April 2011

Die in den Prognosen angesprochenen Zeiten beziehen sich immer auf die Weltzeit (UTC), bitte beachten sie die Zeitverschiebung von 7 Stunden zwischen MESZ und Japanischer Lokalzeit (z.B. 09:00 MESZ = 16:00 Japanische Lokalzeit)

ZAMG Austria

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Mögliche Ausbreitung der radioaktiven Wolke nach einem Reaktorunfall in Fukushima

http://db.eurad.uni-koeln.de/prognose/radio.html
http://www.eurad.uni-koeln.de/

NILU Norway

ZAMG Austria

GRS Germany


Ausbreitungssimulationen von Radionukliden, emittiert durch den Reaktorunfall in Fukushima, Japan
http://www.bgr.bund.de/cln_151/nn_32288 ... __nnn=true


ctbto.org



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Teilzitat:

Ein Dämon ist freigesetzt, dem man sich nur auf Gefahr des eigenen Untergangs nähern kann.


Handbuch für Kernschmelzebekämpfer ?

In Fukushima verfestigt sich der Eindruck, dass nicht nur gesichtswahrende Lügen für die sparsame Informationslage verantwortlich sind. Internationale Reaktorexperten sagen zwischenzeitlich ganz offen, dass schlicht niemand wissen kann, was dort gerade vorgeht. Es gibt keine Kameras, keine Messinstrumente, die im Inneren eines sich verflüssigenden Reaktors noch funktionieren würden. Die Menschheit hat eine Technologie geschaffen, bei der sie nur noch aus der Ferne beobachten kann, wie sie außer Kontrolle gerät. Ein Dämon ist freigesetzt, dem man sich nur auf Gefahr des eigenen Untergangs nähern kann.


Wenn man der Frage nach der verdächtigen Abwesenheit von Robotern und ferngesteuerten Systemen in den Ruinen Fukushimas nachgeht, stößt man wieder auf den Undenkbarkeitshorizont. An Universitäten und in spezialisierten Firmen gibt es durchaus aus sicherer Entfernung kontrollierbare Maschinen, die auch in hochverstrahlte Räume vordringen können, um die dringend benötigten Messdaten zu beschaffen oder Arbeiten vorzunehmen, zu denen jetzt Feuerwehrleute auf lebensgefährliche Missionen geschickt werden. Sie wurden jedoch in Japan nicht in nennenswerten Stückzahlen produziert, weil die Atomkraftwerksbetreiber Kernschmelzen für unwahrscheinlich hielten.


Der Undenkbarkeitshorizont geht sogar so weit, dass die aus Three Mile Island und Tschernobyl, aus Simulationen und Versuchen gewonnenen Erkenntnisse, was im Falle einer Kernschmelze oder anderer auslegungsüberschreitender Situationen noch an unorthodoxen Maßnahmen versucht werden kann, für viele Reaktoren nie in konkrete Handbücher und Trainingsszenarien für die Bedienmannschaft umgesetzt wurden.

Wollte man ein Handbuch für Kernschmelzebekämpfer schreiben, hätte man sich auch die eigene Machtlosigkeit eingestehen müssen, die nun jeden Tag auf den Tepco-Pressekonferenzen zu betrachten ist. Was bei einer konkreten Kernschmelze genau geschieht, ist nur in Grundzügen erforscht und kann kaum vollständig simuliert werden.
Man kann zwar das Verhalten von Atomwaffen recht präzise berechnen, aber eine Reaktorschmelze unterscheidet sich grundlegend von einer simulierten Atomexplosion. Eine Atombombe besteht aus präzise gefertigten Komponenten, aus Stoffen hoher Reinheit und mit bekannten Eigenschaften, die Explosion ist in wenigen Millisekunden vorbei.
Eine Kernschmelze ist demgegenüber ein recht zufälliges, kaum berechenbares Gemisch – Corium genannt – mit einer großen Vielzahl an chemischen und nuklearen Reaktionsmöglichkeiten.

http://www.faz.net/s/Rub117C535CDF41441 ... ntent.html


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Teilzitat:

Bild

Reaktor 4: Eine gewaltige Wasserstoffexplosion zerstörte das Reaktorgebäude in großen Teilen und pustete das Dach weg. Zwar war Reaktor 4 zum Zeitpunkt des Unglücks nicht in Betrieb - im Reaktorkern befanden sich keine Brennelemente. Dennoch gehört Reaktor 4 ebenfalls zu den Sorgenfällen: In den mit Stahl ausgekleideten Abklingbecken aus Beton liegen insgesamt 1331 verbrauchte Brennelemente - die eine große Gefahr sind.
Der Pumpenhersteller Putzmeister hat Betonpumpen an den Unglücksort geschickt. Seit März sind sie dort im Einsatz. Mit den bis zu 70 Meter langen Armen kann flüssiger Beton oder Wasser auf die Meiler gespritzt werden.


Am Dienstag haben Arbeiter erstmals eine Wasserprobe aus dem Abklingbecken entnommen. Keine triviale Aufgabe, denn das Wasser ist höchstwahrscheinlich stark radioaktiv kontaminiert. Um an das Becken in den oberen Etagen des Gebäudes zu gelangen, nutzen die Techniker einen 62 Meter langen Pumpenarm. Daran befestigten sie einen Spezialbehälter und fischten so die Probe aus dem frei liegenden Bassin.

Sie soll Aufschluss über den Zustand der 1331 Brennstäbe geben. "Erst wenn man weiß, wie hoch die Radioaktivität dort ist und wie es um die Brennelemente bestellt ist, wird man entscheiden können, ob man sie herausholen und sicher versiegeln kann", erklärt Horst May von der deutschen Gesellschaft für Reaktorsicherheit im Gespräch mit SPIEGEL ONLINE.

Bild

Reaktoren 3 (links) und 4 (rechts, Aufnahme vom 24. März): Am 12. April hat Japan das Unglück in der höchsten Gefahrenstufe 7 und damit so schwerwiegend wie den Super-GAU in Tschernobyl vor 25 Jahren eingeordnet.


http://www.spiegel.de/wissenschaft/tech ... 15,00.html


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Bild +
Reaktor 4


Bild +
Reaktor3

http://cryptome.org/eyeball/daiichi-npp ... photos.htm


Gruss
Urbi
Zuletzt geändert von Urbi am Fr 15. Apr 2011, 03:44, insgesamt 7-mal geändert.

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Re: Erdbeben in Japan. 9.0 Kernschmelze! Super Gau!

Beitrag von Microwave »

Meine Güte, sieht das scheisse aus.. XD
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Urbi

Re: Erdbeben in Japan. 9.0 Kernschmelze! Super Gau!

Beitrag von Urbi »

Zitat:


Mahnung der Vorfahren

Wegsteine in Nordjapan warnten vor Tsunamis

Verpuffte Mahnungen: Im Norden Japans stehen vielerorts Steine, die vor Tsunamis warnen. Es sind Jahrhunderte alte Gravuren der Vorfahren. Dass sie ignoriert wurden, überrascht Experten nicht - Erinnerungen an Katastrophen verblassen nach drei Generationen.

Fotostrecke: 3 Bilder

Ohne Vorwarnung schien die Katastrophe über Japan hereinzubrechen. 12.000 Menschen starben in den Riesenwellen, Tausende mehr sind verschollen. Die Tsunamis im Norden Japans haben ganze Dörfer ausgelöscht. Doch womöglich hätten unscheinbare Steine am Wegesrand eine Warnung sein können. Sie sind im Regen verwittert, von Gras überwuchert - und von den Anwohnern vergessen.

Eingraviert stehen erstaunliche Sätze auf den Steinen: "Erinnert das Unheil der Tsunamis. Baut nicht unterhalb dieses Punktes", ist da zu lesen. Oder: "Hohe Gebiete sind Friede und Harmonie der Nachgeborenen." Oder: "Wenn ein Erdbeben kommt, nimm Dich vor Tsunamis in Acht." Es sind die Mahnungen der Vorfahren. Sie hatten bereits schreckliche Erfahrungen mit Riesenwellen gemacht.

Hunderte der Wegsteine stehen in Nordjapan, manche sind älter als 600 Jahre. Viele sind freilich kaum zu entdecken, sie stehen abseits der Straßen, überwuchert im Dickicht.

"Entscheide Dich fürs Leben"

Ein Stein steht nahe der Ortschaft Kesennuma: "Sei immer auf überraschende Tsunamis vorbereitet. Entscheide Dich fürs Leben, anstatt für Besitz und Wertsachen." Die Siebzigjährige Tetsuko Takahashi kannte die Mahnung. Erschrocken beobachtete sie von ihrem Haus auf einer Anhöhe über der Stadt aus, wie die Katastrophe ihren Lauf nahm.

Erst bebte es gewaltig, später kamen die Tsunamis. "Nach dem Beben", berichtet Takahashi der Nachrichtenagentur AP, "sind die Leute zurück in ihre Häuser gegangen, um ihre Wertsachen zu holen" - gegen den in Stein gemeißelten Rat ihrer Vorfahren. "Die Leute wurden von den Wellen geholt", sagt die alte Dame.

Ihre Famile lebt seit Generationen in der Gegend. Doch jene, die Tsunamis erlebten, seien schon lange tot. Auch sie kann sich nur an einen kleinen Tsunami im Jahr 1960 erinnern. Das Gefahrengedächtnis schwand mit der Zeit.

Und auch die Steine wurde nicht beachtet. In der Stadt Natori stand an einem Spielplatz ein zwei Meter hohes Denkmal: "Wenn ein Erdbeben kommt, vor Tsunamis in Acht nehmen", mahnten große Buchstabengravuren.

Leichen in Baumwipfeln

Doch nach dem Beben am 11. März fuhren in Natori Bewohner eigens von der Arbeit an die Küste, um den Zustand ihres Hauses zu begutachten. 820 Leichen wurden in der Stadt geborgen, manche lagen in Baumwipfeln. Zusätzlich werden mehr als 1000 Bewohner vermisst.

Die Ignoranz der Japaner gegenüber den Erfahrungen ihrer Vorfahren sei nichts Besonderes, erläutert der Katastrophenforscher Fumihiko Imamura von der Tohoku Universität in Sendai, Japan. Es dauere üblicherweise drei Generationen, bis die Menschen vergessen haben: Jene, die eine Katastrophe erlebt hätten, würden ihre Kinder und Enkelkinder eindringlich davon berichten. Doch schon in der vierten Generation würden die Erinnerungen an das grausame Ereignis verblassen, sagte Imamura der "New York Times".

Unterricht kann das Vergessen verhindern: In der Ortschaft Aneyoshi haben die meisten Leute ihr Haus oberhalb der steinernen Mahnmale gebaut. "Jeder hier kennt die Steine", sagt die Zwölfjährige Yuto Kimura, "wir haben sie in der Schule durchgenommen". Bevor am 11. März die Tsunamis kamen, sei das Dorf geschlossen auf Anhöhen geflüchtet.

boj/AP


http://www.spiegel.de/wissenschaft/natu ... 22,00.html

http://www.spiegel.de/thema/erdbeben_in_japan_2011/

Älterer Artikel
Tokio will Trümmer-Städte wieder aufbauen

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Tsunami Datenbank
ngdc.noaa.gov

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:cry:
http://www.sueddeutsche.de/video/11625.html
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Zitat:


Der Tsunami tötete 74 der 108 Schüler und fast alle Lehrer. Die Gebäude sind schwer beschädigt. Trotzdem soll an der Okawa Grundschule im Nordosten Japans am Montag der Unterricht wieder beginnen.


Mehr als einen Monat nach dem schweren Erdbeben und der anschliessenden verheerenden Flutwelle herrscht in vielen Regionen entlang der japanischen Pazifikküste noch immer das Chaos. Doch die Behörden bemühen sich, mit Routinen wieder etwas Normalität in den Alltag der Menschen zu bringen.

Für die 34 überlebenden Schüler der Okawa Schule soll es am 21. April wieder losgehen - wenn auch in einem anderen Gebäude. «Wir wissen nicht, ob die Schule wieder aufgebaut werden kann, aber wir wollen für die Kinder wieder etwas Kontinuität herstellen», sagt Kato Shigemi von der Verwaltung der Küstenstadt Ishinomaki.

Insgesamt können in der Region rund 300 Kilometer nördlich von Tokio fast 200 Schulgebäude wegen starker Zerstörungen vorläufig nicht genutzt werden. Und die Sachschäden sind dabei noch das geringste Problem: Mehr als 1000 Schüler und Lehrer wurden bei dem Unglück am 11. März getötet oder werden bis heute vermisst. Aus dem ganzen Land werden Pädagogen und Psychologen entsandt, um den Überlebenden bei der Verarbeitung des Erlebten zu helfen.

In die Trauer mischt sich Wut

Die Okawa Grundschule wurde wesentlich härter getroffen als andere Schulen. Bei vielen Eltern mischt sich daher auch Wut in die Trauer. So auch bei Katsura Sato, deren Tochter Mizuho am 11. März ums Leben kam. «Nach dem Beben hörte ich, dass es einen Tsunami geben sollte, sie war da schon in der Schule, also ging ich davon aus, dass sie in Sicherheit ist», sagt Sato.

Den Behörden zufolge forderten die Lehrer beim ersten Anzeichen des Bebens die Schüler zunächst auf, unter ihren Tischen Schutz zu suchen, anschliessend seien sie mit ihnen hinaus auf den Schulhof gegangen, wie es ihnen beigebracht worden sei. Der nächste Schritt sei gewesen, einen höher gelegenen Ort aufzusuchen. Weil der Weg hin zu einem steilen Hügel durch umgefallene Bäume blockiert gewesen sei, habe man nach einigen Minuten entschieden, zu einer Brücke zu gehen, die einen Fluss in einiger Höhe überspannt.

Flutwelle viel gewaltiger als erwartet

Ob sie die Brücke noch erreichten, ist im Nachhinein nicht mehr zu prüfen. Fest steht, dass der Tsunami viel gewaltiger ausfiel als erwartet. Das mehr als drei Kilometer landeinwärts gelegene zweigeschossige Schulgebäude wurde überschwemmt. Ein grosser Teil der Brücke brach einfach ein.

Von den 34 überlebenden Kindern waren 26 rechtzeitig von ihren Eltern abgeholt worden. Sieben wurden von den Wassermassen durch glückliche Umstände an sichere Orte gespült und ein Kind wurde durch Junji Endo gerettet, dem einzigen Lehrer, der überlebte. Bei einer Schulversammlung in der vergangenen Wochen entschuldigten sich Vertreter der Schule und der städtischen Behörden bei Angehörigen der Opfer für den tragischen Verlauf der Ereignisse.

Einige der Angehörigen stellten wütende Fragen, andere zeigten Verständnis. So auch der 15-jährige Lehrersohn Souta Sasaki, dessen Vater bei dem Tsunami am 11. März tödlich verunglückte. «Bei einer solch grossen Katastrophe, lassen sich solche Dinge nicht vermeiden», sagt Sasaki.

(pbe/dapd)
Erstellt: 16.04.2011, 16:51 Uhr

http://www.tagesanzeiger.ch/mobile/ausl ... index.html

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Gruss
Urbi
Zuletzt geändert von Urbi am Sa 16. Apr 2011, 19:13, insgesamt 4-mal geändert.

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