Cyrill hat geschrieben:
Eindeutig und zweifelsfrei eine Funnelcloud (Abbildungen unten), die extrem dynamisch war, sich um die eigene Achse wendete und "tanzte". Sie befand sich auf der Nordwestflanke der blitzaktiven Gewitterzelle, die mich bei Kesswil überrollte. Die Blickrichtung dürfte nach Hefenhofen sein, wo lokal viel Hagel nieder ging....
Der Wolkenschlauch schien ein oder zwei Mal kurz Bodenkontakt gehabt zu haben; es wäre in diesem Fall ein Tornadoverdachtsfall (Typ I, da im Bereich der konvektiven Zelle).
Als ich vor Ort (Hefenhofen) riesige Mengen Blattwerk am Boden vorfand, war in der Dunkelheit nicht auszumachen, ob die Schäden vom Hagel stammen, oder einem Extremwindereignis zugeordnet werden kann.
Im Weather-Chat habe ich ^mal schon nachgefragt wegen Winddaten und freundlicherweise von Marco Stoll schon mal Antwort erhalten. Offenbar gibt es einen Ausreisser nach oben....... Ich werde mir die Sache mal ansehen, wenn ich wieder fitter bin und nicht um diese Zeit.......
Ich danke schon im voraus, für eine allfällige Information ..
Gruss Cyrill
Auch wenn ich den exakten Fotostandort nicht wusste, machte ich mich heute auf den Weg um das Gebiet nach allfälligen Tornadoschäden abzusuchen, auch wenn ich auch eher skeptisch war, aber du sagtest ja, die Fetzen hätten rotiert.
Nachdem ich eine Weile durch Kesswil gekurvt bin, habe ich zu meiner Freude deinen Standort gefunden.
Die Trichterwolke bzw. die Fractusfetzen zeigten sich demnach über oder hinter dem Güttingerwald, auf etwa 236° Südost. Auf der Karte habe ich die Richtung eingetragen. Rot umkreist war dein Fotostandort (muss wohl stimmen ausser es sieht irgendwo exakt gleich aus^^). Die rote Linie bezeichnet die Richtung, in der das interessante Gewölk aufgetreten sein muss. Da man sich immer etwas irren kann, habe ich noch zwei blaue Begrenzungslinien hinzugefügt, zwischen denen die Fetzen sicher aufgetreten sind.

Kartenquelle:
https://map.geo.admin.ch/
Unterwegs konnte ich das nicht so genau einordnen, aber die Wolke muss im Bereich des Güttinger Waldes oder dahinter aufgetreten sein. Hefenhofen liegt meiner Meinung nach nicht im Gebiet, denn dann hätte Cyrill die Fetzen in Richtung des linken Gewächshauses oder der Pappeln sehen müssen. Ich fuhr also kreuz und quer durch den östlichen Teil des Waldes, aber ich konnte nichts verdächtiges Finden. Viele Äste waren zwar am Boden (nicht auf dem Weg) aber das waren wohl die Förster. Einige Äste, die ich inspizierte zeigten nämlich klare Sägespuren und keine Bruchstellen. Zudem sah ich nur vereinzelt geknickte Bäume, was aber in einem Wald noch durchaus normal ist. Nur an der Grenze zwischen Sommeri und Hefenhofen sah ich, dass an drei Apfelbäumen je ein grosser Ast am Boden lag. Aber die Äpfel waren noch oben und der Ort lag ausserhalb der verdächtigen Zone und deshalb dürften die Äste ohne Sturm heruntergekommen sein. An den Maisfeldern und den meisten anderen Obstbäumen konnte ich nichts feststellen, was auf einen Tornado hindeutete. Auch in Hefenhofen waren wohl darum soviele Blätter am Boden weil es gehagelt hat. Von Sturmschäden sah ich nämlich keine Spur.
Allerdings würde ich behaupten, dass ein schwacher Tornado mit Winden zwischen 60 und 80 Km/h in einem schlecht aufgeräumten Waldstück gar keine auffälligen Schäden anrichtet. Von dem her würde ich nichts ausschliessen, aber ich denke auch eher an Fractusfetzen. Wie seht ihr das?
Der letze Teil ist nur etwas Mathe, hab Mal aus Spass eine Berechnung zur Entfernung versucht, muss nicht stimmen...
Das zweitletze Foto von Cyrill müsste mit dem Fokus von 70 mm einen Winkel von 32° in der Vertikalen umfassen. Ich wurde jetzt schätzen, dass der Horizont etwa 7.1° über dem unteren Bildrand liegt. Dann wäre die Wolkenuntergrenze am Rande der Absenkung bei etwa 15.4° und damit 8.1° über dem Horizont. Damit könnte man mit dem Tangens in einem rechtwinkligen Dreieck die Entfernung berechnen. Als Höhe nimmt man die Wolkenuntergrenze. Die Taupunktsdifferenz in Güttingen beträgt zur Aufnahmezeit etwa 2°C (
https://kachelmannwetter.com/ch/messwer ... erenz.html). Dies ergäbe eine Wolkenuntergrenze von etwa 250 Meter.
Zur Visualisierung ich meine das so:
Der Tangens von 8.1° wäre dann 250 Meter durch die gesuchte Entfernung (x). Also tan(8.1°)=250m/x. Daraus folgt x=250m/(tan(8.1°)) => x=1.76 Km.
Demnach müsste die Entfernung etwa etwas weniger als 2 Km betragen haben. Das wäre dann so etwa in der Mitte des Waldes. Aber dort habe ich auf den ersten Blick nichts gefunden und ausserdem ist glaube ich diese Rechnung auf kleinere Verschätzungen sehr allergisch. Aber vielleicht hilfts ja.
Ah, und mir ist schon bewusst, dass ich die Werte genauer angegeben habe, als ich schätzen kann, aber das haben einfach meine groben Rechnungen so ergeben, soll nur ne Orientierung sein.
Fazit: Es gibt ausser der von Cyrill angedeutete Rotation soviel ich gesehen haben keine Indizien für ein Tornadoereignis und wenn dann war es nur schwach.
Lg Thundersnow