Ja, wieder viel Dreck in der Luft, aber...! Saharastaub alleine macht noch keine Schleierwolken. Da muss auch ausreichend Feuchtigkeit mit im Spiel sein und die Bedingungen in der Höhe für die Kondensation, nicht zuletzt von der Temperatur abhängig, müssen passen. Dieses Zusammenspiel ist wohl noch wenig erforscht und dürfte die Ursache dafür sein, dass die Wettermodelle damit so gewaltige Probleme haben.
Meine Beobachtungen über die letzten 12 Jahre haben ergeben, dass die Ausbildung von sehr dichten Schleierwolken bis hin zum Altostratus im Schlepptau von Saharastaub im Frühling ausgeprägter ist als im Sommer. Und nicht zuletzt kommt es darauf an, wie viel Feuchtigkeit die Luft über dem Mittelmeer aufnimmt. Was wiederum nicht zuletzt vom Weg der Luftmasse abhängt: Je länger der Weg übers Meer, umso wahrscheinlicher ist eine höhere Feuchtigkeitsaufnahme. Am schlimmsten sind also Sandstürme in Algerien und Libyen, die dann den weiten Weg aus Süd bis Südost oder sogar in Schleifen (verursacht durch Randtiefs, welche den Staub und die Feuchte in die höheren Luftschichten reissen) übers Mittelmeer zu uns nehmen.
Wie sieht es im aktuellen Fall aus? Aufgewirbelt wurde der Staub diesmal in Marokko, und auf direktem Weg von dort her kommt er auch zu uns. Die Luft schrammt an der spanischen Ostküste entlang, was die Trajektorien für Karlsruhe zeigen:
 
Keine Umwege, keine Randtiefs, der Weg führt teilweise übers Festland. Das Kondensationsniveau ist in dieser sehr warmen Luftmasse mit hohem Geopotenzial weit höher, möglicherweise in Luftschichten, wohin der Saharastaub mangels Hebungsantrieben gar nicht oder nur in geringen Mengen hin gelangen kann. Unsicherheiten sind immer vorhanden und ich würde eine Überraschung nicht völlig ausschliessen, aber aufgrund des aktuellen Satellitenbildes und der Kartenlage würde ich vermuten, dass sich die Dichte der Schleierwolken diesmal in Grenzen hält. Leichte Dämpfung der Sonneneinstrahlung, stundenweise auch mal mehr, aber nicht wie im Fall vom vergangenen 23./24. April tagelang völlige Düsternis. Auf jeden Fall aber wieder getrübte Sicht auch in den tieferen Lagen.
PS: Noch was zu Cosmo von search.ch: Schleierwolken sehen bei dieser Darstellung immer gleich sehr dramatisch aus, als ob kein Sonnenstrahl durchzudringen vermöchte. Die Realität sieht in der Regel anders aus.