Ich habe je länger je mehr Freude an Nebel und Hochnebel. Seit ich mich mit Wetter befasse stehen jährlich mehr und
zeitlich/räumlich höher aufgelöste Daten zur Verfügung, sowohl Beobachtung als auch Modell. Und je genauer ich hinschaue,
desto spannendere Dinge finde ich, die ich dann meist auch gar nicht erklären kann.
Heute e.g. eine interessante Struktur im HRV-Bild über und im Lee des Napfs, die (im loop) recht stationär ausgeprägt war:
Es fällt eine relativ dunkle Stelle rund um den Napf auf, die ihre Verlängerung ähnlich einer Art Schiffswelle stromabwärts
fortpflanzen. Auf der Niesen-Nord Kamera sieht man keine Strukturen im Stratus-TOP, zu weit weg und zu flacher Blickwinkel.
Hingegen kann man in der SwissMetNet Pilatuskamera in diesem Abschnitt eine auffällige "Linie" finden, die +/- mit der Napf-
Position korrelieren könnte. Die Geometrie ist auf Grund der Schwenkgeometrie der Kamera stark verzerrt, so dass eine genau
räumliche Zuordnung schwierig ist. Hier das Gesamtbild und der Zoom auf den rechten Bildrand:
Die Hochnebelobergrenze lag, diagnostiziert nach allen Regeln der Kunst (
Payerne-TEMP, webcams, SYNOP-Meldungen) bei
1400 bis 1500 Metern, der Napf zählte gerade einmal 5 Minuten Sonne heute, war also knapp unter dem Stratus-TOP.
Es scheint, dass entlang dieser "Linie" sich ein Wolkenschlitz bildete, wo der Stratus dünner war oder sogar ganz weg
(vielleicht kann das jemand z.B. aus der Region Entlebuch bestätigen?).
Möglicher Erklärungsansatz: ich stelle mir vor, dass die Bise zunächst ungestört auf den Napf zuströmt. In unmittelbarer Nähe
dieses orographischen Hindernisses wird sie dann zu beiden Seiten des Napfs umgelenkt - vertikal kann sie den Napf nicht
überströmen, denn die Inversion verhindert jegliches Aufsteigen. Es resultiert eine lokale Massenkonvergenz im Bereich der
Inversion oder knapp darunter, zu beiden Seiten des "Gipfels" wo sich die Stromlinien enger aneinanderschmiegen.
Die überschüssige Masse wird dort vermutlich durch lokale Subsidenz kompensiert. Damit könnte sich in einem schmalen "Schlitz"
der Nebel auflösen und das webcam-Bild erklären. Die eher unregelmässigen Hochnebel-Strukturen auf der Leeseite des Napfs
interpretiere ich als "turbulent wakes", als sehr flache Wirbelschleppen ähnlich wie die oft gezeigten Wirbelschleppen im Lee
von isolierten Inseln oder Inselgruppen auf dem Meer (e.g. Karmanwirbel bei den Kanaren, Kapverden oder Lofoten).
Gibt es andere Erklärungsansätze? Freue mich auf freak-talk mit anderen Nebel-/Hochnebelfans. Gruss Marco