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FCST: Unwetterphase, 10.-13.07.2010

Alles zu (Un)wetter relevant für die Schweiz
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Dani (Niederurnen)
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Re: FCST: Unwetterphase, 10. - 13. Juli 2010 (?)

Beitrag von Dani (Niederurnen) »

Das nennt man dann wohl zurückrudern:

Bild

Aus meiner Sicht bei einer SW Lage doch eine plausible Karte. Ich denke der Grossteil des Mittellands wird erst im Laufe des Montags Gewitter bekommen. Ich schätze das durch die Rinne die Juraschiene aktiviert wird und die Alpenschiene vor allem Hitzegewitter bekommt.

Gruss Dani
Neu nicht mehr in der Nebelsuppe von Uster sondern in im sonnigen Glarnerland

nordspot
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Re: FCST: Unwetterphase, 10. - 13. Juli 2010 (?)

Beitrag von nordspot »

Hoi zäme
Sembach und Bracknell lassen die wellende Front irgendwo über dem Ärmelkanal verhungern Sonntag und Montag resp. Wie das? Auf der UKMO Karte ist eine vorgelagerte Konvergenz über Frankreich zu erkennen...
Es kommt der Verdacht auf, besonders beim betrachten der restlichen Faktoren wie CAPE Werte, Taupünkte etc. dass wir in den Genuss evtl recht heftiger präfrontaler Ereignisse kommen werden, und damit tun sich die Modelle schwer. (war da grad net scho so was? :unschuldig: ) Da ist wohl bald nowcasten angesagt, im Jura, Vogesen und Rheingraben vereinzelte Auslöse evtl schon Freitagnachmittag :?: Gespannt bin i..

(Übrigens muss ich Cyrill an dieser Stelle auch beipflichten, es macht riesig Spass hier die Lage zusammen mit den Profis auszuklamüsern, Feedback zu meiner Einschätzung ist sehr erwünscht, möchte dazulernen :) )

Bild

Bild

(Quelle: Wetterzentrale Top Karten)

sonnige Grüße

Ralph
Zuletzt geändert von nordspot am Do 8. Jul 2010, 18:13, insgesamt 4-mal geändert.
nordspot Konstanz


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Ben (BaWü)
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Re: FCST: Unwetterphase, 10. - 13. Juli 2010 (?)

Beitrag von Ben (BaWü) »

Ich denke, dass bereits am Sa Gewitter möglich sind. Da aber vA orographisch. Jura, Schwarzwald, Alb und die üblichen anderen Verdächtigen sind da dann am Zug. Am So könnte es dann schon recht früh auslösen. Zuerst wieder orographisch, dann aber größerflächiges Zünden. Hab mir die Karten jetzt mal durchgeschaut und mit Sicherheit nur eines festgestellt: größere Unsicherheit und größere Diskrepanzen. Kein Wunder also, dass sich auch die Wetterdienste noch recht bedeckt halten, was die Prognosen für Sa und speziell So angehen.
Btw: Ich schau mir seit gewisser Zeit immer gern zusätzlich die WRF Karten an. Finde, die lagen bisher nicht ganz schlecht. Hat jemand mit WRF schon mehr Erfahrung (speziell Nordschweiz/Süd-D)?
Ich freu mich auf jeden Fall schon jetzt aufs nowcasting :-)

Greez
Ben
Zuletzt geändert von Ben (BaWü) am Fr 9. Jul 2010, 15:08, insgesamt 2-mal geändert.
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Tinu (Männedorf)
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Re: FCST: Unwetterphase, 10. - 13. Juli 2010 (?)

Beitrag von Tinu (Männedorf) »

Wirklich keine einfach vorherzusagende Lage. Die Modelle wissen irgendwie nicht so recht, wie sie im Alpenraum mit dieser Konstellation umgehen sollen (so zumindest mein Eindruck).

Der Samstag sieht bezüglich vieler Faktoren sehr gut aus. Man beachte bsp. die Vertikalbewegung über unseren Köpfen (etwa der Bereich zwischen 45N und 50N). Da ist nirgends ein relevanter Deckel auszumachen (die Karte gibt Auskunft darüber, ob in einem bestimmten Bereich der Atmosphäre Absinken oder Aufsteigen vorherrscht):
Bild

Aber: Die Feuchte v.a. im Mittelland und in den unteren Schichten fehlt in der Darstellung von GFS am Samstag fast völlig:
Bild

Auch gut zu erkennen die Bisentendenz in den unteren Schichten. Erst in den höheren Luftschichten ist der Wechsel auf Südwest am Samstag zu erkennen:
Bild

Der Sonntag sieht dann bereits wesentlich besser aus, siehe u.a. das Feuchteangebot:
Bild
Zuletzt geändert von Tinu (Männedorf) am Fr 9. Jul 2010, 09:44, insgesamt 1-mal geändert.
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Uwe/Eschlikon
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Re: FCST: Unwetterphase, 10. - 13. Juli 2010 (?)

Beitrag von Uwe/Eschlikon »

@Tinu
Auch gut zu erkennen die Bisentendenz in den unteren Schichten. Erst in den höheren Luftschichten ist der Wechsel auf Südwest am Samstag zu erkennen
Gestern hatten wir bei uns bis Mittag auf 600m noch leichte Bise, aber schon am Nachmittag hatte der Wind eindeutig auf WSW gedreht, und das spürbar ;)

Grüsse, Uwe

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Tinu (Männedorf)
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Re: FCST: Unwetterphase, 10. - 13. Juli 2010 (?)

Beitrag von Tinu (Männedorf) »

@Uwe

Glaube ich dir sofort. Die Bisentendenz, die bsp. GFS für den morgigen Tag in Bodennähe vorhersagt, ist m.E. jedoch durchaus plausibel. Sie hängt mit der Bildung des Hitze-Bodentiefs nordwestlich der Schweiz zusammen.
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Matt (Thalwil)

Re: FCST: Unwetterphase, 10. - 13. Juli 2010 (?)

Beitrag von Matt (Thalwil) »

@Tinu

Tatsächlich, die Sache ist schwierig einzuschätzen. Entscheidend sind für mich folgende Punkte:

1. Wie weit wandert die Welle nach Osten?
2. Wo bildet sich die Konvergenzzone zwischen Bise und Südwestwind?
3. Wie stark behindert die Advektion eher trockener Luft aus Osten die Entwicklung östlich der Reuss?

Die Position der Welle wird nun etwas östlicher gerechnet als in den bisherigen Tagen. In der westlichen Hälfte der Schweiz wird im Laufe des SA Hebung einsetzen. Über dem Osten herrscht antizyklonale Höhenströmung vor. In tiefen und mittleren Luftschichten wird sich eine Konvergenz zwischen Bise und Südwestwind bilden. Diese Zone wird die Auslöse begünstigen und allmählich mit der Welle ostwärts wandern. Allfällige Zellen werden grosso modo von S nach N wandern, weil der Wind nicht derart dominant ist, kann auch die Eigendynamik der Zellen mitspielen.

Prognose: Am SA im Jura und den Voralpen (vom Genfersee bis Napf) relativ frühe Auslöse. Bis am Abend Ausbreitung auf die ganze Alpennordseite. Unwettergefahr.

Gruess, Mat

Hier noch als Beispiel die Karten auf 500hPa und 700hPa.
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Bild


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Tinu (Männedorf)
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Re: FCST: Unwetterphase, 10. - 13. Juli 2010 (?)

Beitrag von Tinu (Männedorf) »

@Mat

Merci für die Einschätzung. Klingt logisch. Gewisse Modelle stützen diese Interpretation mitterweile auch recht deutlich in den NS-Prognosen

Bsp. Bolam:

Frühe, orographisch gestützte Auslöse am Samstag:
Bild

Dann auf Sonntag hin (resp. am Abend und in der Nacht auf Sonntag) Ausbreitung nach Norden und Nordosten:
Bild

Ich denke da muss man gehörig aufpassen. Am Samstag behindern die bereits genannten Faktoren vorerst noch die Ausbreitung der Gewitter ins mittlere und östliche Flachland. Auf Sonntag hin kommt es aber zu einer zunehmenden Destabilisierung von West nach Ost, d.h. die bis dahin erfolgte Entwicklung wird sozusagen zu einem "Selbstläufer" mit ungewissem Ausgang. Als Flachländer würde ich mich nicht zu sehr darauf verlassen, dass es von Samstag auf Sonntag ruhig bleibt. Diese Lage hat viel Überraschungspotenzial!
Zuletzt geändert von Tinu (Männedorf) am Fr 9. Jul 2010, 11:56, insgesamt 2-mal geändert.
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Cyrill
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Re: FCST: Unwetterphase, 10. - 13. Juli 2010 (?)

Beitrag von Cyrill »

nordspot hat geschrieben:Hoi zäme
Da ist wohl bald nowcasten angesagt, im Jura, Vogesen und Rheingraben vereinzelte Auslöse evtl schon Freitagnachmittag :?:
Ralph
Hoi Ralph
Wie gestern (am Tel.) besprochen, sieht die heutige Lage ähnlich aus wie gestern und entwickelt sich, wie ich vermutete.
Entscheidende Faktoren sind ein stabiles Azorenhoch, welches nach Osten auskeilt, während über Osteuropa ebenfalls ein ziemlich kräftiges Hoch sich eingenistet hat. Dazwischen - über Frankreich - zieht sich eine Tiefdruckrinne nordnordostwärts. Zudem wirkt ein Höhentief über dem Schwarzen Meer und die in 60° Grad von der Rinne abgespreizte Tiefdrucklage über Nordafrika stabilisierend. Der schwache Trog über dem Nordatlantik kommt ja kaum voran; eiert da ein bischen rum.
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Nun, die heutige Gewitterwahrscheinlichkeit ist gg. Null, weil zu Mitternacht hin, d.h. 10.07.2010, 00z, die Tiefdruckrinne von SW her "aufgefüllt" wird und eine Hockdruckbrücke siich quer über Europa (inkl. Schweiz natürlich) ausweitet.
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Das abgeschlossene Bodentief über Westfrankreich verlagert sich im Tagesverlauf in Richtung NO (entlang der Rinne). Estofex gibt für dieses Gebiet Level 1 heraus (exzessive rainfalls).

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Auf dem Sat24-Bild sieht man derzeit eine leicht antizyklonale Bewegung in Richtung Schweiz, was auf den ersten Blick vielversprechend aussehen mag. Doch auf dem 700er-Niveau trocknet die aus W / WNW anströmende Luft zunehmend ab (Subsidenz), gerät zudem noch in das nach Westen ausgekeilte Hoch.... aus die Maus!

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Man sieht dies sehr schön an den 700er Streamlines...
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...was sich durch den trockenadiabatischen Prozess auch in den hohen CIN-Werten (Inversion) wiedererkennen lässt:
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Interessant finde ich in diesem Zusammenhang den Hinweis bei Estofex auf die "Taupunktsprünge":
"Once again, complaints about the boundary layer in some models has to be expressed with unreal dewpoint jumps despite ongoing diurnal mixing and limited soil moisture content. - However we exclude dewpoints in mid twenties (GFS) and hence tweak CAPE magnitudes down to roughly 1500 J/kg MLCAPE."
http://www.estofex.org/

Mit anderen Worten sind alle Taupunktwerte über 20, die in gewissen Gebieten lokal sprunghaft ansteigen (und natürlich Hoffnung für konvektive Prozesse auslösen) höchst unrealistisch, sowie die z.T. viel zu hoch gerechneten CAPE's sind nach unten (1'500 J/kg) zu korrigieren. Grund: Warmluftadvektion.

Hier ein Beispiel für heute Abend, 18z (Basel mit 23° Grad Taupunkt):

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Gruss cyrill

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Uwe/Eschlikon
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Re: FCST: Unwetterphase, 10. - 13. Juli 2010 (?)

Beitrag von Uwe/Eschlikon »

@Cyrill

Merci für die gute Erklärung!

Wie schätzt Du das Potenzial morgen Samstagabend ein, speziell in den zentr. bis östl. Voralpen (wir sind nämlich an einem kleinen Outdoor-Fest im Wägital/SZ)?

Grüsse, Uwe

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