@ Dr. Funnel
Danke Andreas für die Bilder. hat Spass gemacht!
Hier noch ein Chasingbericht:
Die Sache sah im Vorfeld ganz vielversprechend aus. Ich studierte alle verfügbaren Karten, stellte eine Gesamtschau zusammen und besprach dies schon mind. 2 Tg. vorher mit Andreas. Man geht ja nicht einfach so adhoc schnell nach Frankreich chasen.
Uns war klar, dass das Islandtief fast stationär war. Dies bedeutete für die ungewöhnlich weit in den Süden reichende KF, dass sie extrem schleifen würde, was in den parallel verlaufenden Hügelketten im Massive Central nicht gerade optimal ist. Doch in Anbetracht zweier leicht versetzt verlaufender Konvergenzlinien, spielt der orografische Faktor eine unterstützende, aber nicht eine sooo zentrale Rolle. Zudem war ich gespannt darauf, ob sich bei dieser eher seltenen Situation der "Tail end Charlie" der einen durch den "Kopf" der anderen verstärkt oder mindert.
Die SRH-Werte waren nicht berauschend; hingegen einen LI von -8 sieht man ja nicht alle Tage und Traum-CAPE-Werte liessen schon etwas Euphorie aufkommen...
Im zentralen Bereich der Tiefdruckrinne, rechnete GFS mit einem abgeschlossen Bodentief (1012 hPa).... mal nicht schlecht; und die CIN-Werte in diesem Sektor stiegen nicht über den kritischen Wert von -50.
Da unterstützende Faktoren wie PVA und 300er-Jet fehlten, sah ich mir mal die Taupunkte an, die im Zielgebiet bei Clermont Ferrand immerhin 23° Grad Celsius aufwiesen.
Und doch war da einfach der Wurm drin. In der Performance fehlte die nötige Vertikalbewegung... die Südküste war uns zu weit.
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Nach einer Weile fand ich den Haken an der Geschichte. Zwischen 2000 und 4000 Metern zeigte ein Messwert von mehr als 8 K / km einen zu trockenen ML-Bereich...
Wir wussten, dass es eng werden könnte, gingen aber trotzdem.
Die schönen Quellungen über den Berner Alpen und im Jura liessen wir hinter uns; die Zellen starben unter dem Einfluss des ONO-Windes immer wieder ab. Erst vor St. Etienne gerieten wir in die S / SW-Strömung. Doch ausgedehnte Cirrenflächen hätten uns beinahe zum Übungsabbruch gezwungen.... wenn nicht da, wie aus dem Nichts, im Abendlicht einen "Pilz" in den Himmel geschossen wäre; wie von mir vermutet im Tail-end Charlie-Bereich. Wir befanden uns ja im Warnbereich von Keraunos.
Es war eine praktisch isolierte Einzelzelle. Die ersten CG's zuckten aus der Wolkenbasis. Während wir einen idealen Spotterplatz suchten und bis auf rd. 5-6 km an die Zelle herankamen, zuckte ein CG rd. 2-2,5 km vor uns in den Boden, obwohl über uns blauer, wolkenloser Himmel war. Dieser Blitz kam seitlich aus dem cb-Schirm

, also aus rd. 10'000-11'000 m. So etwas habe ich bisher nur in Dokumentationen von Amerika gesehen. Dort können diese CG's bis zu 20 km von der Zelle weg einschlagen. Sie stammen aus dem Amboss und sind für den Tod vieler Golfspieler (z.B.) verantwortlich. Der sprichwörtliche "Blitz aus heiterem Himmel" gibt es; ich sah ihn heute zum ersten Mal (live).
Kurze Zeit später konnte Andreas noch den Funnel fotografieren! Es setzte Ostwind ein, Mammati bildeten sich am Schirm und die Zelle starb im Zeitraffer.
Eine Signatur des Verlaufs durch die Blitzspuren:

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Auf dem Sat-Bild ist "unsere" Zelle sichtbar (roter Kreis)
Gruss Cyrill