Hallo zäme!
Heute hat alles gepasst. Die JFB (Jungfraubahnen) fuhr am Morgen noch bis aufs Jungfraujoch. Am Vormittag wurde der Betrieb wegen dem Föhnsturm eingestellt. Um 1035h teilte man mir mit, dass um 1055h der letzte Evakuationszug von Grindelwald Grund zur Kleinen Scheidegg fährt (um Mitarbeiter vom Joch und Touristen nach Grindelwald zu bringen). Also rasch los von Interlaken - und um 1054h war im Zug, also auf die letzte Minute. Zum Glück war Equipment schon bereit. Normalerweise dürfen keine Personen mit dem Evakuationszug, aber dank Beziehungen klappte es (hab als Studijob bei den JFB gearbeitet).
Der Föhnsturm löste immer wieder kleine Lawinen aus, die dann verweht wurden.
Die typische Guggiföhnsituation: Vom Dreigestirn Eiger, Mönch, Jungfrau ragt zwischen Eiger und Jungfrau eine Föhn"schlange" nach Norden und verdeckt Mönch und Jungfraujoch.
Der Guggiföhn ist äussert böig und sehr heimtückig - von 0 gehts auf 80 dann wieder auf 0. Dank einer etwas ruhigeren Phase gelangte ich problemlos zum Lauberhorn. Hier auf dem Bild die Meteomedia-Messstation.
Windmesser und Eigernorwand.
Weiterhin lösten sich kleine Staublawinen durch den Sturm.
Föhnwand, Föhnfenster und Lenti-Welle:
Auf dem Diagramm erkennt man die "Mittagsruhe" gut; auf dem Rückweg kriegte ich den zweiten Peak um 14 Uhr voll ab.
Beim Rückweg erwachte also der Wolf im Schafspelz. Die Föhn"schlange" kam deutlich weiter runter und schubweise kamen giftige Böen.
Während der maximalen Phase war ich exponiert auf einer Schulter unterwegs. Ich legte mich kurzzeitig auf dem Boden als Böen von 100-150 km/h über mich hinwegdonnerten. Man wusste nie wie stark die nächste Böe sein würde (sehr unberechenbar). Von diesem Peak (Dauer etwa 15 Minuten) - hab ich keine Bilder.
Munter, aber vom Winde verweht kam ich bei der Kleinen Scheidegg um 14 Uhr an. Wiederum hatte ich grosses Glück. Um 1405h fuhr ein Jeep zur Salzegg (die Strecke Scheidegg-Salzegg war wegen den Orkanböen für Züge nicht passierbar). Von der Salzegg führ ich mit dem einzigen Nachmittagszug zurück nach Grindelwald.
Fazit: Es hat alles wunderbar gepasst. Letzer Zug hoch; einziger Nachmittagszug runter; ruhige Phase hoch zum Lauberhorn (ruhig = Böen 80-100km/h), wilde Phase runter (wild = Böen 100-150 km/h). Das ganze war noch verantwortbar. Allerdings würde ich von einer Wanderung zum Lauberhorn bei Böen über 150 km/h absehen, da wird das Risiko unkalkulierbar.
Ein nächstes Mal? JA! Interessant wird der Guggi wenn Böen 100 km/h überschreiten. Das Fauchen und Zischen vom "Biest" ist eindrucksvoll. Allerdings muss man realistisch sein: das ich per Zufall bei Guggiföhn ein zweites Mal in Interlaken bin, beide Züge zufällig knapp erreiche -...wohl kaum.
Folgendes Programm ist realistischer:
Anreise am Vortag (wenn Bahnen noch offiziell fahren), Übernachtung Kleine Scheidegg. Orkan auf der Kleinen Scheidegg am Folgetag geniessen und dann zu Fuss nach Grindelwald.
Föhnige Grüsse