Schweizer Sturmforum

Hallo Chrigi

Danke!

Allzuviel habe ich nicht herausgefunden, aber: Ich gehe ja in Grosshöchstetten zur Schule und habe am nächsten Tag das Dorf angeschaut. Da sind mir vor allem geknickte Bäume aufgefallen. (Mindestens 5 Tannen, welche geknickt und nicht entwurzelt wurden und 4 Obstbäume). Was mir dabei aufgefallen war, ist, dass die von mir erwähnten Tannen und Obstbäume im östlichen Teil von Grosshöchstetten lagen. Von halbem Weg zwischen Zäziwil und Grosshöchstetten bis etwa knapp zur Mitte des Dorfes. Weiter oben, nahe der Strasse vom Möschberg nach Grosshöchstetten, waren auch 2 gebrochene Tannen zu sehen, und zwar nur über dem rechten Teil des Dorfes!

Ich habe am nächsten Tag meine Schulkollegen von der Schule gefragt. Die sagten, sie hätten noch nie so was erlebt. Bei jemandem brach die Tanne mitten im Dorf einfach auf die Strasse und erschlug noch beinahe ein Auto, das vorüberfuhr. Es habe geregnet wie verrückt, auch rechter Hagel sei dabei gewesen.

Fotos habe ich keine gemacht . Aber das nächste, was ich machen werde: Mir eine eigene Kamere kaufen! Dann wird mir das hoffentlich nie mehr passieren, dass ich sowas nicht fotografiert oder gefilmt habe!

Gruss Silas

Seid ihr euch sicher, dass es sich bei dem Neuenburger Ding nicht doch um einen Tornado handelte ?:
http://de.bluewin.ch/news/index.php/sch ... urger_See/

- das ganze kam vom Jura
- die Station Neuchâtel verzeichnete im 6h-Zeitraum (18-0 UTC) eine Regenmenge von 19l/m²
- nietet ein Staubteufel ganze Bäume um ?

Hat denn irgendjemand bisher mehr darüber in Erfahrung bringen können ?

Danke
Norbert

Hallo und Willkommen Norbert

Danke für den Hinweis. Vielleicht müssen wir in diesem Fall doch noch etwas genauer nachrecherchieren. Da es in den Tagen der grossen Hitzewelle (ab der Kalenderwoche 29) hier in der Schweiz fast täglich zu Beobachtungen von Staubteufeln gekommen ist und es am 24. Juli spät Nachmittags im Thuner Strandbad sogar zu einem aussergewöhnlich grossen Dust Devil gekommen ist (hier bestehen keine Zweifel), haben wir den Neuenburger Fall wohl auch als Dust Devil "abgetan" und uns noch darüber geärgert, dass die Presse von einer Windhose schrieb (wie übrigens auch in Bezug auf den Staubteufel von Thun).
Tatsache ist, dass es an diesem Tag verbreitet wieder über 32° C gab und die Bedingungen für die Bildung eines Staubteufels vielerorts günstig waren. Allerdings war das für die Hitze verantwortliche Hoch bereits im Begriff sich abzubauen, was dazu führte, dass es am Abend in den Walliser und Berner Alpen sowie am südlichen Jura zu zum Teil heftigen Gewittern kommen konnte.


Quelle: Meteoschweiz

Meteoschweiz schreibt in ihrer Bilanz über den Hitze-Juli:

Die sich abzeichnende, zunehmende Hitzebelastung für die Menschen bewog die MeteoSchweiz am 18.7.06 Hitzealarm auszulösen.
Das hochdruckbeeinflusste Hochsommerwetter dauerte in der Folge bis zum 23.. an. Anschliessend verflachte sich die Druckverteilung (Abbildung 5). Damit nahm die Neigung zur Bildung von Gewittern sukzessive zu. Sie waren stellenweise heftig und sorgten für grössere Schäden (z.B. Grindelwald, Val de Dix, Martigny).

Quelle: http://www.meteoschweiz.ch/web/de/wette ... ilanz.html

Die Windhose soll um 19.15 Uhr gesichtet worden sein. Gemäss deinen Angaben mass die Wetterstation in Neuenburg ab 20 Uhr 19l/m² (bis 2 Uhr). Neuenburg liegt aber rund 29km Luftlinie nordöstlich von Corcelettes (VD), dem Ort, wo die Schäden aufgetreten sind. Somit handelte es sich vermutlich um ein anderes Gewitter. Aber die Gewitterzelle vom südlichen Neuenburgersee wurde von einem unserer Chaser beobachtet und sogar fotografiert:


Copyright: Heiziger

Er meldete damals:

Das Ding am südlichen Neuenburgersee hats recht in sich.
Zwar kaum Blitze, aber sehr starker Niederschlag und Outflow zwischen 8 und 10 bf.
Bis jetzt windes in Yvonand nur. Das Regengebiet streift und wohl nur.

Yvonand liegt nur 6km ostsüdöstlich von Corcelettes (VD). Aufgrund dem offensichtlich starken Downdraft, könnten die Schäden rein theoretisch auch dadurch entstanden sein. Aber der Bericht der Augenzeugin und die Tatsache, dass das Schadensgebiet sehr konzentriert gewesen zu sein scheint, spricht dagegen. Und du hast natürlich recht. Dass ein Staubteufel ganze Bäume knickt ist ziemlich unwahrscheinlich. Allerdings waren die Bedingungen für superzellige Tornados an dem Tag soviel ich weiss überhaupt nicht optimal. Die Winde waren bis in grosse Höhen eher schwach. Vielleicht ein non-supercell Tornado? Wie siehts mit den Winden aus? Geben die Messwerte Hinweise auf vertikale Vorticity bzw. auf eine Bodenkonvergenz?

Vielleicht kann uns Heiziger noch etwas zu damals erzählen. Er war beim Aufzug der Zelle gerade auf See und konnte erst eine Viertelstunde später an Land die Photos knipsen.

Unser Sturmforums-Thread zum 25.07. inkl. noch zwei weiteren Bildern der Zelle: http://www.sturmforum.ch/showthread.php?id=4195

Der 12Z Sondenaufstieg von Payerne (20km entfernt) wäre hier sicherlich auch noch recht interessant zu analysieren.

Radarbilder zu damals habe ich hier grade nicht zur Verfügung. Müsste zuhause nachschauen.

Soweit meine Beurteilung. Fazit: Eine Analyse wäre aus meiner Sicht gerechtfertigt. Ein Gespräch mit der Augenzeugin wäre wohl sehr hilfreich. Oder die Befragung des Campingplatz-Chefes über die Art und das Ausmass der Schäden, welche aufgetreten sind.

Achja, nochwas zu den lokalen Windsystemen am Neuenburgersee. Willi schrieb mal in Bezug auf wasserhosenbegünstigte Seen:

... Oder das Val de Travers westlich des Neuenburger Sees. Bei einer Westwindlage kann das Tal einen Düseneffekt haben, die Westströmung greift auf den See hinaus, aber weiter südlich bleibt es eher windstill, im Lee der Jura-Berge.

Gruss Chrigi
- Editiert von Christian Matthys am 29.12.2006, 19:04 -
- Editiert von Christian Matthys am 29.12.2006, 19:10 -

Zu den Vergenzen am Boden kann ich nur wenig sagen. Ihr habt einfach zu viele Berge
Zumindest den Sondenaufstieg hab ich gefunden:
Die Inversion wurde in der Westschweiz ja bekanntlich überwunden.

Soviel erstmal von mir !

Grüße
Norbert

sowas find ich schon sehr krass...
http://youtube.com/watch?v=tOITKe-H6HE

Vom Downdraft der Corcelettes-Zelle (mit Tornadoverdacht) wurde noch ein weiteres Photo geschossen:


Copyright: Jonathan Haas

Es wurde am 25. Juli 2006 gegen 19.15 Uhr vom Campingplatz "Les Pins de Corcelettes" (VD) aus aufgenommen.

Lionel Peyraud (Meteorologe und Tornadospezialist bei Meteoschweiz) schreibt dazu:

La photo prise près de Corcellette le 25 juillet est aussi particulièrement impressionnante. Une fois encore, un ciel très sombre trahit la présence d’un nuage à forte extension verticale: le fameux cumulonimbus d’orage, sans lequel trombes et tornades ne sauraient se former. Mais un premier indice laisse à penser qu’il s’agit aussi d’un rideau de pluie: la base du nuage est relativement élevée, alors que c’est précisément le contraire qui devrait se produire. Sans parler du diamètre uniforme de la masse humide qui n'est pas caractéristique d’un évènement tourbillonnaire. Comme pour la photo prise près de Cudrefin, la taille du phénomène semble énorme. Une tornade de cette ampleur devrait être accompagnée de vents destructeurs, ce qui laisse forcément des traces: il n’en a rien été à notre connaissance.

Auch wenn dieses Photo ziemlich eindeutig einen starken Downdraft (evtl. Downburst) zeigt, so muss das nicht zwingend heissen, dass es im Zuge dieses Gewitters bei Corcelettes nicht zu einem Tornado gekommen ist. Soweit nicht weitere Erkenntnisse dazukommen, bleibt es jedenfalls ein Tornadoverdachtsfall.

Gruss Chrigi

@Christian,
an dieser Stelle vielen Dank für die Recherche,gilt auch in den anderen Threads

Am 24.07.2006 (dem Tag mit dem grossen Staubteufel im Strandbad von Thun) gab es auch noch einen zweiten grossen Staubteufel und zwar in der Nähe von Kölliken im Kanton Aargau:
http://www.sturmarchiv.ch/index.php/200 ... 3%B6lliken

Gruss Chris