Sali Zäme
Wir (Andreas, Pascal und ich) waren gestern in Deutschland unterwegs und verfolgten die Superzelle seit der Entstehung in Colmar, ab Freiburg im Breisgau bis nach Mindelfingen ehe sie vor Landsberg am Lech starb.
Es war eine knappe Kiste da wir eigentlich erst später mit Auslöse gerechnet haben. Da ich aber noch meine Freundin um 10 IUhr in Rheinfelden abladen musste, fuhren wir bereits da schon los. Und es sollte sich zeigen dass es gut war.
Bereits vor Freiburg konnten wir erste laminare Strukturen ausmachen. Eine Shelf bildetet sich kurzzeitig direkt vor uns. Die Blitzrate war moderat und augenscheinlich hat es nach dieser Shelf dann nicht mehr so gesund ausgesehen.
Der Schwarzwald mit seinem Feldberg ist bekannt dafür dass Gewitter aus Westen oft daran kaputt gehen. Wir haben bereits auf dem Radar ein schwaches V-Notch ausmachen können, wodurch wir abgewartet haben was die Zelle macht.
Wir hofften dass sich die Zelle südlich am Schwarzwald "vorbeihangelt" und somit die Energiereiche Luft danach für sich saugen kann. Eine gefühlte Ewigkeit später (warten ist doof, wenn alles Grau in Grau ist) ist die Kaltfront gesprungen und hat somit östlich des Schwarzwaldes für Auslöse gesorgt.
Genau richtig für die Zelle, welche nun südlich vorbeizog und sich immer weiter verstärkte. Die Zyklen der Superzelle waren bereits auf dem Radar gut zu erkennen.
Wir fuhren so schnell es geht Richtung Osten um uns davor noch aufstellen zu können. Doch man kennt den Schwarzwald: Keine Autobahn, nur Bundesstrassen und Pässe. Erst als wir in Donaueschingen durchgefahren sind konnten wir beobachten, dass die Zelle rotiert und langsam aber sicher Fahrt aufnahm.
Auf dem Radar konnte auch Rotation festgestellt werden, die Zelle lebte zu diesem Zeitpunkt bereits zwei Stunden lang.
Vollgas fuhren wir Richtung Ravensburg um uns südöstlich der Konvergenzlinie und somit auch südlich der Superzelle hinzustellen. Der Verkehr mit vielen Traktoren und LKWs machte es uns nicht leicht. Ganz davor haben wir es nicht geschafft, aber schlussendlich standen wir in Bad Waldsee am richtigen Ort.
Kaum ausgestiegen und das Stativ aufgestellt, wurden wir von einem dominanten Donnergrollen und Windstoss begrüsst. Bereits am Horizont sahen wir den gelblichen Dunst in Bodennähe.
Die Superzelle lebte bereits seit knapp mehr als drei Stunden und rotierte noch immer. Sie zog für sich alleine alle Energie in der Region auf. Plötzlich gab es einen heftigen Windstoss, ein Wirbel entstand vor uns und steuerte geradewegs auf uns zu. Der ganze Staub vom Feld wurde samt Blüten, Blätter, kleinere Steinchen hochgesogen. Einen Rüssel/Funnel konnten wir zu diesem Zeitpunkt nicht sichten da alles voller Staub war. Wir wurden regelrecht Sandgestrahlt

. Erst im Nachhinein wird auf den Bildern und in unseren Videos klar was da gerade vor sich ging. Ich möchte nicht sagen dass es ein Tornado war, aber für ein Microburst fehlten die entsprechenden Anzeichen. Ich vermute eher auf eine Outflowdominante Windböe, kann mir aber dann die Sogwirkung nicht erklären. Meine Vermutung liegt - wenn es die Anzeichen überhaupt zulassen - bei einem schwachen F0/max. T1 welcher bei seiner Entstehung direkt gestört wurde und sich somit wieder aufgelöst hat (ist das überhaupt möglich?). Da ich hierbei noch keine Handfesten Anzeichen oder gute Erfahrungen habe, möchte ich mich nicht zu weit aus dem Fenster lehnen.
Ich habe das ganze in mehreren Abschnitten gefilmt. Bilder aus dem Video zeige ich Euch bereits. Andreas hatte in diesen Sekunden toujour auf den Auslöser gedrückt und somit die besten Bilder dazu. Das Video folgt später:
Ein geniales Erlebnis war es schon. Besonders dass wir nun überall voller Sand und Staub waren. Die Haare, Augen, Ohren sogar das ganze Auto im Innenraum (Fenster auf Fahrerseite, also Windgeschützte Seite war nur einen Spalt auf - wir stellen uns quer gegen die Zelle auf) war voll.
Im Anschluss wollten wir versuchen noch ein weiteres mal die Zelle zu kommen. Die hatte inzwischen 1 bis 2 cm Hagel produziert. Doch leider liess es der Verkehr nicht mehr zu und wir brachen ab. Die inzwischen 5 Stunden lebendige Superzelle löste sich dann später kurz vor Landsberg am Lech auf. Die Superzelle ist um 10:30 Uhr in Belfort/Colmar entstanden, lebte ganze 6 Stunden, löste sich gegen 16:30 Uhr in Landsberg am Lech auf und hatte eine Wegstrecke von 260km zurückgelegt.
Video folgt später.
Andreas Walker kann bezüglich dem Erlebten in Bad Waldsee noch ein paar Ergänzungen dazu posten.
Gruss
Dominic