Die Kernschmelze im AKW Fukushima ist teilweise eingetreten.
Jetzt warnt das japanische Gesundheitsministerium eindringlich vor dem Gebrauch von Regenwasser zur Herstellung von Trinkwasser.
Dabei ist die Versorgung derzeit ohnehin schon problematisch.
-Japans Gesundheitsministerium hat Wasseraufbereitungsanlagen im ganzen Land angewiesen, kein Regenwasser mehr zu verwenden und
Becken mit Plastikplanen abzudecken.
-Da radioaktive Partikel aus dem schwer beschädigten AKW nun über das Regenwasser in Flüsse gelangen könnten, sollte aus Flüssen kein
Trinkwasser mehr entnommen werden, sagte ein Ministeriumssprecher der Nachrichtenagentur AFP am Montag.
Noch immer ist unklar, wie viel Radioaktivität bereits in die Umwelt gelangt ist - und wie viel noch seinen Weg aus dem Reaktor hinaus finden wird. Maßgeblich ist dabei die Menge sowie die Art radioaktiver Partikel, die etwa durch das Öffnen von Notventilen oder mit verdampftem Kühlwasser in die Atmosphäre gelangen und sich später dann als radioaktiver Niederschlag in Seen und Flüssen sammeln können. Ein Teil der Partikel kann dabei sogar in das Grundwasser gelangen.
Behörde warnt vor verseuchtem Trinkwasser
Spiegel.de
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Presseschau
In den asiatischen Zeitungen steht die Reaktor-Katastrophe in Japan im Mittelpunkt. Die Zeitung THE STAR aus Malaysia sieht das Ende des Atom-Zeitalters gekommen:"Die Auswirkungen des Reaktor-Unfalls werden immer deutlicher: Radioaktivität in der Luft, in Lebensmitteln und im Wasser. An jedem Tag der Krise wächst die weltweite Sorge um die Sicherheit der Atomkraft. Sis galt bisher als Hauptkomponente eines zukünftigen Energiemixes. Nun kann sie nicht mehr zu den nachhaltigen Energieträgern gezählt werden, die als Lösung für den Klimawandel und den Rohstoffmangel dienen", hält THE STAR aus Kuala Lumpur fest.
In Südkorea hat die Regierung auf den Atomunfall reagiert und die staatliche Kommission für Nukleare Sicherheit in den Rang einer unabhängigen Behörde erhoben. Dazu schreibt der KOREA HERALD:"Eine Frage beschäftigt viele Koreaner: Wenn selbst ein so hoch entwickeltes und technologisch versiertes Land wie Japan nicht für die Sicherheit seiner Atomkraftwerke sorgen kann, kann dann Korea dies leisten? Bisher war die Antwort der Regierung, dass koreanische Meiler viel sicherer sind als die japanischen. Es ist fraglich, ob die Bürger diese Erklärung für glaubwürdig halten. Die erste Aufgabe der neuen Kommission muss es daher sein, der Öffentlichkeit präzise Sicherheits- Informationen zu liefern. Die Betreibergesellschaft von Fukushima hat durch ihre mangelhafte Informationspolitik Misstrauen erregt", bemerkt der KOREA HERALD aus Seoul.
Schließlich noch eine Stimme aus Japan. Die JAPAN TIMES ermahnt die Nation, sich besser auf Krisen vorzubereiten:"Obwohl die Schäden des Erdbebens und des Tsunamis vom 11. März erst ansatzweise beseitigt sind, sollten sich die Menschen bereits jetzt für künftige Katastrophen wappnen. Jeder sollte das Lebensnotwendigste zu Hause haben. Das zeigen die schädlichen Hamsterkäufe in vielen Landesteilen. Die Kommunalregierungen müssen mit Händlern und Supermärkten zusammenarbeiten, um ihr Funktionieren auch in Krisenzeiten zu sichern. Es muss eine bessere Planung für Notunterkünfte und alternative Verkehrswege geben. Obwohl das Ausmaß der Katastrophe alle überwältigt hat, muss die Regierung Probleme bei den Frühwarn-Systemen und der Evakuierung sofort angehen", fordert die JAPAN TIMES aus Tokio.
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Vollzitat:
AKW-Katastrophe
Todeszone Fukushima
Von Simone Utler
Menschen aus Fukushima: "Wir mussten alles zurücklassen"
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AP
Sie mussten ihre Häuser, ihr Vieh, ihre Felder zurücklassen: Nach dem Unglück im AKW Fukushima flohen Tausende Menschen aus der Gefahrenzone. Viele leben in Auffanglagern - Experten gehen davon aus, dass sie niemals zurückkehren können.
Fukushima/Tokio - Sie ist bis nach Tokio gereist, um ihrer Wut Ausdruck zu verleihen. Die zierliche junge Frau mit dem großen schwarzen Hut, der fast ihr ganzes Gesicht bedeckt, steht zusammen mit anderen Demonstranten vor der Firmenzentrale des Atomkonzerns Tepco und brüllt in ein Megafon. "Ich bin aus der Evakuierungszone in Fukushima geflohen und heute hier. Wann könnt ihr endlich stoppen, dass immer mehr Radioaktivität austritt?" Ein YouTube-Video zeigt, wie die Frau mit den Tränen kämpft, als sie fragt: "Wann werden wir endlich in unsere Heimat zurückkehren können?"
Für sie und andere Flüchtlinge aus der Evakuierungszone gibt es in diesen Tagen schlechte Nachrichten: Vermutlich können sie nie wieder in ihre Heimat zurückkehren. Rund um das Unglücks-AKW Fukushima müssen Zehntausende Menschen dieser grausamen Wahrheit ins Gesicht sehen, vielleicht sind es sogar Hunderttausende.
Experten gehen davon aus, dass die Region auf Dauer eine Sperrzone bleiben wird. Selbst wenn die akute Gefahr irgendwann gebannt sein sollte - der Nuklearmüll wird die Region weiter belasten.
"Die Zeit, die es braucht, um die Folgen dieses Unglücks abzumildern, kann man nicht in Tagen oder Wochen messen - wir sprechen hier von Monaten oder gar Jahren", sagte Robert Gale vom Hämatologie-Institut des Imperial College in London nach einem Besuch in Fukushima. Es sei keine praktikable Lösung, den Menschen, die 20 bis 30 Kilometer von dem AKW entfernt lebten, einfach zu empfehlen, in den Häusern zu bleiben.
Mehr als 200.000 Menschen lebten vor dem Unglück Regierungsangaben zufolge in der unmittelbaren Umgebung des Atomkraftwerks Fukushima: rund 70.000 Menschen im Umkreis von 20 Kilometern, weitere 130.000 in der angrenzenden Gegend bis zur 30-Kilometer-Linie.
"Für einen Landwirt sind die Tiere und Pflanzen auch Familie"
Zehntausende Menschen fanden nach der Katastrophe Unterschlupf in Notunterkünften. In knapp 300 Sammelzentren in der Präfektur Fukushima sind nach Angaben des Senders NHK derzeit fast 32.500 Menschen untergebracht. Die meisten davon stammen aus der 20-Kilometer-Zone um den Atomkomplex.
Bei einem Besuch des Tepco-Vizechefs in einem Evakuierten-Lager nahm sich ein Bauer ein Herz und sprach das aus, was unzählige Leidensgenossen denken: "Wissen Sie immer noch nicht, wie lange das noch dauert?" Er könne das Unternehmen nur bitten, alles so schnell wie möglich in Ordnung zu bringen. "Wir haben ja alles stehen und liegen lassen - auch unser Vieh", sagte der Mann in einem Video des Fernsehsenders NHK. Er versucht, sich zu beherrschen, aber seine Wut ist deutlich herauszuhören, als er dem Tepco-Verantwortlichen sagt: "Wissen Sie, für einen Landwirt sind die Tiere und Pflanzen auch Familie. Also tun Sie bitte Ihr Möglichstes."
"Sie haben das Land von ihren Vorfahren geerbt und hängen extrem daran", sagt Tomo Honda, ein Abgeordneter der Präfektur Fukushima. "Der erste Schritt ist, diesen Flüchtlingen zu sagen, dass sie nicht zurückkehren können - die Menschen erkennen die Realität noch nicht an", so Honda. Der 36-Jährige unterstützt die Betroffenen der Region seit dem verheerenden Erdbeben und dem anschließenden Tsunami am 11. März.
Immer mehr Menschen wollen in ihre Häuser zurückkehren. Die Regierung warnte am Montag die Betroffenen aus der 20-Kilometer-Zone um das AKW-Wrack, dies vorerst nicht zu tun. Das Gesundheitsrisiko sei viel zu groß. "Es ist sehr wahrscheinlich, dass ein Umkreis von 20 Kilometern um das Kraftwerk kontaminiert ist, und es gibt derzeit ein großes Risiko (für die Gesundheit)", sagte Regierungssprecher Edano der Agentur Kyodo zufolge. Anwohner sollten die Evakuierungszone nicht betreten, bevor die Regierung grünes Licht gebe.
Doch wird es jemals grünes Licht geben?
Einige Menschen in Fukushima fürchten inzwischen, dass ihnen das gleiche Schicksal wie den Opfern in Tschernobyl droht. Nach der Katastrophe in Russland mussten Tausende Menschen im Umkreis von 30 Kilometern ihre Häuser verlassen - die meisten kehrten nie zurück. Heute ist die Gegend eine bedrückende Wildnis, voller Ruinen, menschenleer, ein Niemandsland.
"Das AKW hat meinen Vater getötet"
Die Region um das AKW Fukushima schmiegt sich flach zwischen Pazifik und ein zerklüftetes Bergmassiv, Felder, Wiesen und Wälder dominieren die Landschaft. Wirtschaftliches Rückgrat der Gegend sind Fischerei und Landwirtschaft - und eben die Energieproduktion, vor allem für den Großraum Tokio. Genau aus diesem Grund seien die Menschen inzwischen sehr wütend, so Honda: "Wir haben unser Land für diese Kraftwerke gegeben, und nun kaufen die Menschen in Tokio unser Gemüse nicht mehr."
Die Menschen vor Ort sind inzwischen extrem verunsichert - und verlieren ihre Lebensgrundlage. Ein 64-jähriger Farmer hat sich Berichten der überregionalen Privatsender TV Asahi und Nippon TV zufolge in der vergangenen Woche sogar erhängt - weil das Gemüse der Region angeblich nicht mehr verzehrbar ist. "Ich glaube, dass das AKW meinen Vater getötet hat", sagte der zweitälteste Sohn Nippon TV. "Mein Vater war sehr in Sorge darüber, dass Produkte aus Fukushima sich immer schlechter verkaufen lassen."
Aufgeschreckt durch die Fernsehnachrichten, ging die Bäuerin Sumiko Matsuno aufs Feld und erntete hektisch Gemüse. "Was im Boden ist, ist immer noch ungefährlich. Das Blattgemüse taugt nichts mehr", sagte sie. "Wir graben alle unsere Karotten und Zwiebeln aus, so schnell wir können." Ihr sei klar, dass sie das Gemüse nicht verkaufen könne. "Aber wir brauchen sie für uns selber, zum Essen. Wir machen uns wirklich Sorgen um unsere Zukunft."
"Gibt es etwas ähnlich Verantwortungsloses?"
Am Dienstag teilte die japanische Atomaufsicht mit, was internationale Experten bereits seit längerem befürchten: Die Brennstäbe in den Reaktoren 1 bis 3 des havarierten AKW Fukushima sind beschädigt. Es bestehe eine hohe Wahrscheinlichkeit, dass die Schutzhüllen nicht mehr dicht seien. Aus dem Kraftwerk tritt offenbar weiterhin hochgiftiges Plutonium aus. Auch das radioaktiv verseuchte Wasser macht den Arbeitern weiter zu schaffen. Das Kabinett erwägt einem Minister zufolge, den Betreiberkonzern Tepco zu verstaatlichen.
Die Regierung gerät zunehmend unter Druck, weil sie die Evakuierungszone nicht ausweitet. Am Dienstag erhoben einige Oppositionspolitiker im Parlament schwere Vorwürfe gegen Ministerpräsident Naoto Kan. "Gibt es etwas ähnlich Verantwortungsloses?", fragte Parlamentsmitglied Yosuke Isozaki. Nach Informationen der "Tageszeitung" (taz) forderten zwei Dutzend Parlamentsabgeordnete in einer Petition eine "drastische Ausweitung" der Sicherheitszone. Vor allem schwangere Frauen und Kinder sollten evakuiert werden, weil ihnen die Freisetzung von radioaktivem Jod besonders schade.
Die Behörden in Japan hatten die Bewohner im Umkreis von 20 Kilometern um das Kraftwerk Fukushima I aufgefordert, das Gebiet zu verlassen. Den Menschen in einer Zone von 20 bis 30 Kilometern wurde zudem empfohlen, in ihren Häusern zu bleiben, um radioaktive Verstrahlung zu vermeiden. Letzte Woche riet die Regierung dann den Bewohnern der äußeren Zone, das Gebiet freiwillig zu räumen. Als Grund gaben die Behörden an, dass die Versorgung der Menschen immer schwieriger werde.
"Fukushima - der Name wird immer mit Radioaktivität verbunden sein"
Greenpeace fordert eine Ausweitung der Zone, die USA empfahlen ihren Bürgern sogar, sich in einem Radius von 80 Kilometern von dem Kraftwerk zu entfernen. Inzwischen sind viele Kommunalverwaltungen aus der 30-Kilometer-Zone weggezogen. Die Grundnahrungsmittel werden knapp, weil viele Transportunternehmen sich weigern, die Gegend noch zu beliefern.
Die Regierung spielt einen Vergleich mit Tschernobyl herunter - aber die radioaktiven Substanzen, die nun in Fukushima gefunden werden, sind die gleichen: Jod 131, Cäsium 134 und Cäsium 137. Jod 131 hat eine Halbwertszeit von acht Tagen, kann aber durch die Luft und den Verzehr von Lebensmitteln in den menschlichen Körper gelangen. Cäsium hingegen hat eine Halbwertszeit von 30 Jahren. Heute findet man in Pilzen und Fleisch von Wildschweinen immer noch Cäsium 137 aus Tschernobyl.
Der Leiter des Zentrums für Psychiatrie in Fukushima geht davon aus, dass die Arbeit gerade erst beginne. "Im Moment leben die Menschen, die diese Katastrophe durchgemacht haben, von einem Augenblick zum anderen", so Akinobu Hata. "Doch wir erwarten, dass die Fälle von Depression und anderen seelischen Störungen bald zunehmen werden."
Lokalpolitiker Tomo Honda fürchtet, dass nicht nur die Natur und die Häuser für immer verstrahlt sein werden. "Der Fluch von Fukushima ist auch, dass der Name immer mit Radioaktivität verbunden sein wird - vielleicht in der ganzen Welt."
Mitarbeit Rosa Vollmer
mit Material von Reuters

Die Menschen, die ihre Häuser in der Nähe des AKW Fukushima verlassen haben, finden beispielsweise in einer Turnhalle Unterschlup. Mit einfachsten Mitteln versuchen sie, ein wenig Privatsphäre zu bekommen.
http://www.spiegel.de/panorama/0,1518,753807,00.html
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Ihr Tag beginnt demnach um 6 Uhr morgens. Zum Frühstück bekämen sie 30 "Überlebenscracker“ und 180 Milliliter – etwa ein Glas – Fruchtsaft. Danach gingen sie an die Arbeit, meldete die Nachrichtenagentur Kyodo. Mittagessen gebe es keines, hieß es. Bis zum 22. März hätten die Arbeiter täglich zudem nur eine Flasche mit 1,5 Liter Mineralwasser bekommen. Vom 23. März an seien dann mehr Hilfsgüter an der Atomanlage eingetroffen, sagte Yokota. Die Männer könnten seither eine Flasche mehr verlangen.
m.faz.net
Arbeiter in AKW Fukushima
Übermüdet und überfordert
Teilzitat:
Sie bekommen Cracker und Instant-Nudeln zu essen, müssen auf dem verstrahlten Betonboden schlafen: Die Männer im AKW Fukushima kämpfen unter unzumutbaren Bedingungen gegen den GAU - und suchen nach einer Lösung für das verstrahlte Wasser.
Fukushima - Seit mehr als zwei Wochen versuchen Männer in weißen Schutzanzügen und mit Atemmasken die Situation in der Atom-Ruine in Fukushima unter Kontrolle zu bekommen. Die sogenannten Helden von Fukushima machen einen lebensgefährlichen Job, mehrere wurden verstrahlt. Doch auch jenseits der radioaktiven Bedrohung sind die Arbeitsbedingungen extrem hart.
Wie die japanische Reaktorsicherheitsbehörde am Dienstag berichtete, bekommen die Männer nur zwei Mahlzeiten am Tag und schlafen in Konferenzräumen und Gängen in einem der Kraftwerksgebäude. Um sich vor radioaktiver Strahlung zu schützen, wickelten sich die Arbeiter in bleihaltige Tücher, bevor sie sich zudeckten.
Derzeit arbeiten nach Angaben der japanischen Reaktorsicherheitsbehörde (NISA) etwa 400 Techniker im AKW Fukushima Daiichi. Unter ihnen seien auch Vertragsarbeiter anderer Firmen. Nach Informationen des japanischen Industrieministers Banri Kaieda hatte die Betreiberfirma Tepco zwischenzeitlich 500 bis 600 Arbeiter auf dem Gelände des beschädigten Kraftwerks untergebracht. Keine Situation, in der "ein Minimum an Schlaf und Essen sichergestellt werden konnte", sagte Kaieda laut der Nachrichtenagentur Kyodo am Dienstag. Die Situation solle sich nun verbessern.
Arbeitstag von 6 bis 17 Uhr
Die Atomaufsicht lieferte eine detaillierte Beschreibung des Arbeitsalltags im AKW Fukushima. Der Tag beginnt um 6 Uhr morgens. Die Experten vor Ort kämpfen derzeit mit zwei Problemen, die wie die Wahl zwischen Pest und Cholera anmuten: Einerseits müssen sie die Brennstäbe mit Wasser kühlen, andererseits soll radioaktiv verseuchtes Wasser aus den Reaktorgebäuden abgepumpt und sicher gelagert werden. Das Wasser stand zeitweise bis zu einen Meter hoch in den Turbinenhäusern der Meiler in Fukushima.
Die Arbeiter wissen aber nicht, wohin mit der für Menschen hochgiftigen Flüssigkeit in den Turbinenhäusern, es fehle an genügend Tanks, berichtet die Nachrichtenagentur Kyodo am Dienstag. Tepco-Arbeiter pumpten weiter verstrahltes Wasser aus dem Reaktorblock 1 in einen Tankbehälter. Beim Wasser in den Turbinenhäusern der Blocks 2 und 3 sei dies aber wegen der Speicherfrage aktuell nicht möglich, schrieb Kyodo.
Gegen 17 Uhr - wenn es dunkel wird - kehrten die Arbeiter meist zu ihren Unterkünften auf dem Gelände zurück, berichtete Behördensprecher Yakota. Zum Abendessen gebe es wieder Notrationen: Instant-Reis und jeweils eine Dose mit Huhn oder Fisch. Die Arbeiter würden schweigend essen. Manche klagten, sie würden gern etwas Besseres zu essen bekommen.
Bis zum 22. März hätten die Arbeiter täglich nur eine Flasche mit 1,5 Litern Mineralwasser bekommen. Vom 23. März an seien dann mehr Hilfsgüter an der Atomanlage eingetroffen, so Yokota. Die Männer könnten seither eine Flasche mehr verlangen.
Um 20 Uhr gebe es immer ein Treffen, auf dem die Männer sich gegenseitig von ihrer Arbeit berichteten. Für das Ende des Treffens habe sich ein Ritual entwickelt: Da klatschen alle in die Hände und stimmen einen Sprechchor an: "Gambaro" ("Machen wir weiter!").
Industrieministers Kaieda berichtete, er habe gehört, es gebe nicht genug Bleidecken für alle Arbeiter, um sich vor gefährlicher Strahlung aus dem Boden zu schützen. Manche würden daher an die Wände gelehnt schlafen.
Die meisten Arbeiter leisten nach Angaben der Atomaufsicht eine Woche lang Schicht, bevor sie abgelöst werden. Handys könnten sie nicht benutzen, um ihre Angehörigen zu informieren. Die Telefone hätten in der Atomruine keinen Empfang. "Die Arbeiter geben ihr Bestes, während sie nicht mal Kontakt zu ihren Familien haben können", sagte der Behördenmann.
http://www.spiegel.de/panorama/0,1518,753876,00.html
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Hilfsarbeiter für AKW in Japan
Nuclear Ganza ( Englisch)
http://www.youtube.com/watch?v=92fP58sMYus
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Atomarer Notfall
Geht uns nichts an geht nicht mehr.
Nicht mehr normale Zeiten
Für Lebensmittel und Lebensmittelimporte gelten für Cäsium 134 und 137 üblicherweise Höchstwerte von 370 Becquerel/Kilogramm für Säuglingsnahrung und Milchprodukte sowie von 600 Becquerel/Kilogramm für andere Nahrungsmittel (EU-Verordnung 733/2008). Mit der Eilverordnung 297/2011, in Kraft getreten am 27. März 2011, hat die Europäische Kommission diese Grenzen für Produkte aus den betroffenen japanischen Regionen deutlich heraufgesetzt: auf 400 Becquerel/Kilogramm für Säuglingsnahrung, auf 1000 Becquerel/Kilogramm für Milchprodukte und auf 1250 Becquerel/Kilogramm für andere Nahrungsmittel. Bestimmte Produkte wie Fischöl oder Gewürze dürfen diesen Wert sogar um das Zehnfache übersteigen, also bis zu 12.500 Becquerel/Kilogramm belastet sein – ein 20-faches des bisherigen Limits.
Hintergrund für die Anhebung ist die nach der Tschernobyl-Katastrophe im Jahr 1987 erlassene EU-Verordnung 3954/1987. Demnach können im Falle eines „nuklearen Notstandes“ die Höchstgrenzen für die zulässige radioaktive Belastung von Lebensmitteln angehoben werden, um einer Nahrungsmittelknappheit vorzubeugen. „Diese Regelung jetzt in Kraft zu setzen, ist absurd, denn es gibt in Europa keinen nuklearen Notstand und erst recht keine Nahrungsmittelknappheit. Importe aus Japan spielen für die Versorgungssicherheit der europäischen Bürger überhaupt keine Rolle“, sagten Thilo Bode und Christina Hacker.
http://foodwatch.de/presse/pressearchiv ... x_ger.html
Jetzt kann mehr Milch aus Ostland beigemischt werden.
En Guete
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Presseschau
30.03
Die russische Zeitung NEZAWISSIMAJA GAZETA schreibt:"Die Lage in Japan ist möglicherweise viel ernster, als die Behörden dies gegenüber der Weltöffentlichkeit darstellen. Dieses Land kann allein nicht mit den Folgen des Reaktorunglücks fertig werden. Man müsste die Angelegenheit dem UNO-Sicherheitsrat übertragen. Die Situation in Japan hat sogar eine größere Bedeutung als die Frage über die Flugverbotszone in Libyen", findet die NEZAWISSIMAJA GAZETA aus Moskau.
Zum Krisenmanagement notiert die japanische Zeitung NIHON KEIZAI SHIMBUN:"Nach der Erdbebenkatastrophe hatte Premierminister Kan bereits sechs Experten für wichtige Aufgaben im Kabinett berufen. Dieses Misstrauen gegenüber dem Kraftwerksbetreiber Tepco und der zuständigen Atomaufsicht führt zwar zur Verstärkung des Regierungspersonals, aber auch zum Missmanagement. Dies könnte in einem Desaster enden".Mit diesem Kommentar von NIHON KEIZAI SHIMBUN aus Tokio endet die internationale Presseschau.
http://www.dradio.de/mobil1/presseschau.html
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Am Ende wird es wohl der Staat richten müssen.
Zerfall eines Atomkonzerns
Es ist absehbar, dass der japanische Atomkonzern Tepco die Katastrophe von Fukushima aus eigener Kraft nicht überstehen kann. Auf den Betreiber des havarierten Kernkraftwerkes kommen gewaltige Schadenersatzforderungen zu, die alles bisher Dagewesene übersteigen dürften. Und die Lage ist noch nicht unter Kontrolle. Inzwischen deutet vieles darauf hin, dass die Regierung Tepco unter Aufsicht stellen wird.
Gerüchte über eine Verstaatlichung machten am Dienstag an der Börse in Tokio bereits die Runde, der Kurs verfiel in Minuten. Die Börsenleitung reagierte - und setzte die Aktien des Konzerns vom Handel aus. Zu diesem Zeitpunkt war der Konzern, dessen Anteile sich zu 100 Prozent in Streubesitz befinden, nur noch ein Schatten seiner selbst. Sein Wert betrug zuletzt umgerechnet elf Milliarden Dollar (7,9 Milliarden Euro); noch vor wenigen Wochen galt Tepco mit einem Marktwert von 42 Milliarden Dollar als einer der mächtigsten Spieler in der Atomindustrie. Aus und vorbei.
Inzwischen belaufen sich die Verbindlichkeiten des Konzerns auf 100 Milliarden Dollar, einschließlich eines neuen Kredits über 22 Milliarden Dollar, den das Management in der vergangenen Woche beantragte. Der Schuldenberg wächst und wächst. Analysten zufolge muss Tepco monatlich mehr als eine Milliarde Dollar allein für alternative Energiequellen aufbringen, um den Ausfall seiner Reaktoren auszugleichen. Auf lange Sicht wird Japan wohl nicht umhin kommen, die Verantwortung für Tepco zu übernehmen.
Die Ausfuhr japanischer Lebensmittel gerät zunehmend ins Stocken. Handelsströme sind teilweise unterbrochen. Internationale Reedereien weigern sich, die Häfen von Tokio und Yokohama anzusteuern, aus Angst vor der Strahlenbelastung. Ein erheblicher Teil der Misere könnte Tepco angelastet werden, weil das Unternehmen die Sicherheit seiner Reaktoren sträflich vernachlässigt hat; eines ferneren Tages wird das die Gerichte beschäftigen.
http://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/j ... -1.1078954
Kampf gegen Trümmer und Schlamm
Im japanischen Tsunami-Gebiet sind 100.000 Soldaten seit bald drei Wochen pausenlos im Einsatz. Sie suchen Vermisste, bergen Leichen, baggern behelfsmäßige Straßen durch die Trümmer und liefern Lebensmittel sowie Wasser in die Notunterkünfte. Neben der lokalen Selbsthilfe leisten sie die wichtigste Nothilfe auf dem fast 500 Kilometer langen Küstenstreifen, den der Tsunami vom 11. März zerstört hat. Auch am havarierten AKW in Fukushima sind sie in einem lebensgefährlichen Einsatz.
Viele Gemeinden sind bisher nur von der Armee vorsorgt worden. Sie würden überall, so die Soldaten, als Retter begrüßt. In der kurzen Zeit seit dem Erdbeben hat sich das Bild der Selbstverteidigungskräfte in der Gesellschaft grundlegend verändert. Die kompetente, entschiedene Art von Verteidigungsminister Toshimi Kitazawa trägt dazu zusätzlich bei.
http://www.sueddeutsche.de/politik/japa ... -1.1079004
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Wohin mit dem verseuchten Wasser?
Ein weiteres ungelöstes Problem ist das strahlende Wasser in der Atomruine. Es stand zeitweise bis zu einen Meter hoch in den Kellern der Turbinenhäuser von vier der sechs Reaktorblöcke in Fukushima-1. Eine Hauptaufgabe der Einsatzkräfte war am Dienstag das Abpumpen des verseuchten Wassers aus dem Keller des Turbinengebäudes von Block 1. Doch die Arbeiter wissen derzeit nicht, wohin mit der hochgiftigen Flüssigkeit aus Block 2 und 3, wie Kyodo meldete. Es fehlte an Tanks.
Sorgen bereitet derzeit auch das Wetter. Am Mittwoch soll der bislang aufs Meer wehende Wind seine Richtung ändern. Dann tragen Böen die radioaktiven Partikel aus Fukushima in Richtung der Millionen-Metropole Tokio. "Dort steigt die Konzentration folglich an, allerdings deutlich verdünnt gegenüber der Ausgangsregion", hieß es von Seiten des Deutschen Wetterdienstes (DWD). Am Donnerstag werde der Wind seine Richtung aber wieder Richtung Meer ändern.
http://www.sueddeutsche.de/politik/atom ... -1.1078833
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dahin...
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Die radioaktive Strahlung im Meer vor dem Katastrophen-AKW in Fukushima hat einen neuen Rekord erreicht: Die Messungen haben ergeben, dass die Menge an radioaktivem Jod 131 im Meerwasser nahe der Reaktoren 3355-fach höher ist als erlaubt, teilte die Atomsicherheitsbehörde am Mittwoch mit.
Es ist der bisher höchste gemessene Wert im Meer vor Fukushima. Frühere Messungen hatten eine 1850-fach erhöhte Belastung ergeben. Das sei ein Beleg dafür, dass weiterhin kontaminiertes Wasser aus dem zerstörten AKW in den Ozean fließt, heißt es weiter. Der hohe Jod-Wert sei "besorgniserregend", stelle jedoch keine Gefahr für die Gesundheit dar, sagte Behördensprecher Hidehiko Nishiyama. "Wir werden den Grund ermitteln und unser Möglichstes tun, um einen weiteren Anstieg zu verhindern, sagte Nishiyama.
http://www.spiegel.de/wissenschaft/tech ... 33,00.html
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Viele Unfälle
Drei Arbeitern geht es nach dem Kontakt mit radioaktivem Wasser offenbar gut. „Wir haben sie untersucht und keine Strahlung messen können“, sagte der Sprecher der Atomsicherheitsbehörde,Yoshiyuki Tada, am Mittwoch. „Den Arbeitern geht es gut und sie mussten nicht ins Krankenhaus.“ Die Techniker hatten am Dienstag versucht, eine Pumpe außerhalb von Reaktor 3 anzuschließen.
Dabei ergoss sich radioaktives Wasser auf die Arbeiter und durchnässte ihre angeblich wasserdichten Anzüge bis auf die Unterwäsche.
http://www.faz.net/s/RubB08CD9E6B087466 ... ezial.html
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06:28 Uhr «Das ist ein multiples Desaster»
Nach eigenen Strahlungsmessungen im Umkreis des havarierten Atomkraftwerks Fukushima I hat die Umweltschutzorganisation Greenpeace heute eine Evakuierung der gesamten Region empfohlen. Greenpeace wirft den japanischen Behörden vor, viel zu zögerlich zu handeln.
Rund 30 Kilometern vom Atomkraftwerk entfernt seien Strahlungswerte von 100 Mikrosievert pro Stunde gemessen worden, sagte der belgische Atomexperte Jan van de Putte auf einer Pressekonferenz in der japanischen Hauptstadt Tokio. Menschen in der Region würden demnach die jährliche Höchstdosis von 1000 Mikrosievert innerhalb von zehn Stunden erreichen.
Auch in dem 40 Kilometer entfernten Iitate sei es für Menschen eindeutig nicht sicher zu bleiben, vor allem für Kinder und schwangere Frauen. Sie könnten die maximal zulässige jährliche Strahlendosis in nur wenigen Tagen abbekommen.
Die japanische Regierung hatte die Bevölkerung in diesem Gebiet kürzlich lediglich dazu aufgefordert, Türen und Fenster geschlossen zu halten. Im Stadtgebiet von Fukushima habe Greenpeace immer noch Werte von ein bis fünf Mikrosievert gemessen. Die Ergebnisse stünden zwar im Einklang mit den offiziellen Zahlen, sagte van de Putte. Die japanischen Behörden würden angesichts dieser Strahlenwerte jedoch zu wenig für den Schutz der Bevölkerung tun. Van de Putte nannte die gegenwärtige Situation im japanischen Erdbebengebiet ein «multiples Desaster» und forderte die Regierung zu einem entschiedeneren Vorgehen auf. So müsse die Sicherheitszone um das Atomkraftwerk ausgeweitet werden. (sda)
http://www.tagesanzeiger.ch/mobile/ausl ... index.html
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Urbi