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Starkniederschläge Montag, 21.04.08 bis Mittwoch, 23.4.08

Verfasst: Mi 23. Apr 2008, 10:33
von Joachim
Hallo

für extrem heisse Hitze-/Rekordsommer ist ein sehr trockener vorhergehender Frühling schon wichtig...im letzten Nature. "The record-breaking European heatwave of 2003 did not come out of the blue. It was preceded by an unusually dry spring during which soils dried up across the continent."

Und der (ganze) Sommer 2006 war ja nun wirklich nicht heiss

Joachim

Starkniederschläge Montag, 21.04.08 bis Mittwoch, 23.4.08

Verfasst: Mi 23. Apr 2008, 10:54
von Tinu (Männedorf)
2006 war nur der Juli geprägt von Hitze. Die restlichen Sommermonate waren zwar durchschnittlich bis leicht zu warm, aber nass. So gesehen macht @Joachims Schlussfolgerung absolut Sinn.

Hier am Zürichsee sind die Voraussetzungen für einen Hitzesommer gemäss der "dry spring"-Theorie jedenfalls mehr als schlecht. Der März steht bezogen auf die Regenmenge hier mit 127% des Durchschnittswerts, der April ebenfalls bereits mit 127% zu Buche.

2006 war es zwar etwas massiver, aber dennoch vergleichbar: März 129%, April 156%.

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Verfasst: Mi 23. Apr 2008, 12:06
von Stefan im Kandertal
Ganz nüchtern:

Juni 2006 +2,6K, -80,3mm Ns.
Juli 2006 +4,6K -37,8mm Ns.
August 2006 -1,9K +68,8mm Ns.

Sommer +1,76K, -49,3mm

Auch an der SMA in Bern gibts verkehrte Welt.
2006 der März mit 87,8mm Überschuss oder >200%, 2008 dagegen -8,3mm
2006 der April? +124,8mm, weit über 200% :-D! Und 2008 weiss ich nicht, aber bei den privaten zwischen +28mm und +2mm.

Also ausser dem August war da doch wirklich nichts ? Vielleicht die Macht der Gewohnheit. Kein anderer Monat weist seit 2000 eine grössere positive Abweichung auf als der Juni, weshalb man meint der Hochsommer beginne bereits dann und der Sommer im Mai. Da schlägt natürlich auch der bisher leicht zu kalte bis normale Frühling 2008 aufs Gemüt.

Nochmal zu 2006:
Das war doch damals, als ständig starke Niederschläge nördlich von mir vorbeizogen und die Messungen schon angezweifelt wurden [:]. Der Mai 2006 war dann auch noch viel zu nass und wieder mit dieser komischen Verteilung, so dass ich selber an meiner Messung zweifelte. Aber genau gleich gemessen hat es sich danach wieder normalisiert. Also da war wirklich etwas Sonderbares passiert im Frühling 2006.

Also die Theorie ist bestimmt nicht falsch, aber kann nicht einfach so angewendet werden. Genausowenig wie Mittelwerte. Die Niederschlagverteilung und Menge der einzelnen Monate variiert gerade die letzten Jahre extrem. Und ich kann mir kaum vorstellen, dass wegen dem Extremereignis am Jura vom 9./10. April und dem im zentralen und östlichen Mittelland 21./22. April der Sommer dort schlechter ausfällt als im Bereich dazwischen.

Meint ihr nicht auch, dass der August 2006 ins Wasser fiel weil es davor so heiss war, dass sich eine Art "Monsun" entwickelt hat?. 2003 passt dann die Theorie wieder viel besser. Ich denke, es hängt mehr von der Wetterlagenneigung im Frühling ab. Also vielleicht eher nasser Sommer nach extrem Tiefdruckdominiertem Frühling unabhängig von der Niederschlagverteilung? Oder auch anhand der Regentage. So gesehen gabs hier an 53 Frühlingstagen 30 Tage mit messbarem Niederschlag. Zählen wir auch nicht messbares, dann siehts wirklich recht übel aus ;-).

Fast schon Stoff für einen eigenen Thread :D. Ich finds spannend.

- Editiert von Stefan Wichtrach am 23.04.2008, 12:40 -

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Verfasst: Mi 23. Apr 2008, 12:09
von Philippe Zimmerwald
Generell normalisiert sich der Grundwasserpegel innert 30 Tagen - die jetzige Niederschläge haben also bis maximal Ende Mai Auswirkungen (für den Grundwasserpegel). Die bodennahe Feuchte normalisiert sich ja schon früher - mir ist also unklar wie der jetzige Bodenfeuchte Auswirkungen für den Sommer haben soll...eine Erklärung wäre wenn dadurch die Vegetation extensiver wachsen würde (mehr Transpiration) - aber das Wasser ist bei uns selten der limitierende Faktor (im Gegensatz zu Südeuropa). Deshalb erkenne ich keinen Kausalzusammenhang nasser April = gewittriger Sommer.

Grüsse Philippe

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Verfasst: Mi 23. Apr 2008, 12:36
von Uwe/Eschlikon
Hallo

Einwerfen möchte ich noch Folgendes:

Wenn ich die saisonalen Niederschlagsmengen der letzten 100 Jahre im 30-jährigen Gleitmittel für Zürich vergleiche, ergibt sich grob etwa das Bild:

Frühlingsniederschlagsänderung der letzten 100 Jahre = +18%
Sommerniederschlagsänderung der letzten 100 Jahre = +3%

-> feuchterer Frühling = +/- gleichbleibende Sommer

wobei die Sommermonate der letzten 100 Jahre sehr unterschiedlich ausfallen:
Juni = +13%
Juli = -5%
August = 0% (gleich wie vor 100 J.)

somit die Hochsommer trotz mehr Frühjahrs-NS eher trockner wurden ;-)

PS: ähnlich Studien werden übigens auch an der Uni Bern (dem heimlichen europäischen Klimaforschungszentrum) gemacht
www.unibe.ch/unipress/heft116/beitrag08.html

Grüsse, Uwe

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Verfasst: Mi 23. Apr 2008, 12:54
von Stefan im Kandertal
@ Uwe

gibts das auch für Bern? Weil ich hab das Gefühl, es entwickelt sich sehr unterschiedlich. Aber über 100 Jahre ist schon was anderes als über 8 Jahre
;-)

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Verfasst: Mi 23. Apr 2008, 13:01
von Silas
Hallo zäme
Hier sieht es wie folgt aus:
Montag, 21.4.08: Beginn 11:30, anhaltend, bis Mitternacht 15,6mm.
Dienstag, 22.4.08: Bis 21Uhr ganztags sehr regelmässig anhaltend, dann noch vereinzelt leichter Niederschlag, bis Mitternacht 32mm. Höchste Niederschlagsrate während des ganzen Tages aber nur 5mm/h!
Mittwoch, 23.4.08: Kurz nach Mitternacht der vorerst letzte Wippenschlag.
Total also in 48 Stunden 47,9mm.
Die Luftfeuchtigkeit pendelte gestern ganztags zwischen 93 und 95%, die Temperatur zwischen 4,4 und 5,6°C. Grafik Dienstag .
Gruss Silas

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Verfasst: Mi 23. Apr 2008, 13:08
von Matt (Thalwil)
@Admins
Vielleicht könnte man die letzten Posts in einen neuen Thread verschieben - spannende Fragen

@Philippe
Deine Bemerkungen sind richtig, wenn man davon ausgeht, dass die Bodenfeuchte keinen Einfluss auf die Niederschlagsmengen der nächsten 30 Tage hat. Eine positive Rückkoppelung zwischen Feuchte und Niederschlag wäre aber denkbar (im Falle, dass auch konvektive Niederschläge mit im Spiel sind). Es ist also nicht der heutige Regen, welcher den August potenziell zum "Saugust" macht, sondern der Regen der vom heutigen Regen getriggert wird.

Grundsätzlich gilt festzuhalten, dass (wenn man näherungsweise davon ausgeht, dass die Grosswetterlage nicht entscheidend durch die Bodenfeuchte in Mitteleuropa beeinflusst wird) nur Niederschläge von konvektiven Systemen überhaupt auf die Bodenfeuchte ansprechen. Ich bin mir aber nicht sicher, ob nun eine tendenziell höhere Bodenfeuchte oder höhere Temperaturen mehr/kräftigere Gewitter verursachen (über die ganze Jahreszeit gesehen).

Gruess Mat

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Verfasst: Mi 23. Apr 2008, 13:15
von nordspot
Sali@ all
was schleicht sich denn vom westen heran? Siehe ETH radar. Könnte das was präfrontales sein?
Ups,edit, das sprießt ja jetzt auch in der NW Schweiz und BW süd ganz plötzlich :-o
Gruß aus einem bewölkungstechnisch auflockerndem KN

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Verfasst: Mi 23. Apr 2008, 13:17
von Chrigu Riggisberg
Hallo @ Joachim:

Diese Graphik möchte ich in einem Monat nochmals sehen! Ich bin nämlich gespannt, wie schnell sich die Bodenfeuchtigkeit ändern kann. Da ich einen trockenen Mai erwarte (irgendwann müssen diese andauernden Tiefdrucklagen ja von ebenso anhaltendenden Hochdrucklagen abgelöst werden; in der heutigen Zeit geht es nur noch extrem... ;-) ) , könnte sich das Bild relativ rasch ändern. Eines steht fest: Wenn die Strömungslage nicht stimmt, können sich auch bei dem feuchtesten Boden keine/nur sehr wenige Gewitter ausbilden (Stichwort: Hochdruckrücken!).

Noch eine Überlegung: Auf der Bodenfeuchtigkeitskarte erkennt man auch, dass ganz Ostspanien/Südfrankreich sehr trocken ist. Und genau diese Gegenden sind für "Spanish-Plume-Wetterlagen" sehr wichtig! Wenn es dort furztrocken ist, können bei entsprechender Windrichtung nur schwer energiereiche Theta-E Felder angezapft werden! Wir wären also v.a. auf unsere "eigene" Feuchtigkeit angeweisen, falls sich da nichts ändern wird.

Hoffen wir auf viele Flachdrucklagen im Mai, damit uns diese feuchten Böden etwas nützen können ;-)

Gruss Chrigu